Quarterbacks: Top Prospects 2023

Die kommenden Tage werde ich hier in einigen Beiträgen einen genaueren Blick auf die Quarterback-Klasse werfen. Eigentlich will ich gar keine großen Worte vorab verlieren und gleich in die Materie gehen, aber ihr kennt das auf diesem Blog: Ganz ohne gehts eben auch nicht. Daher ein paar einleitende Gedanken:

Ich weiß, dass Rankings und Grades ein sehr großes, wenn nicht sogar das größte Interesse bei der Leserschaft hervorrufen. Ich werde mich dem nicht komplett verweigern, sprich: Ihr könnt euch meine Reihenfolge in etwa zusammenbasteln. Aber – und nach solchen Sätzen folgt beinahe zwangsläufig ein „aber“: Im Grunde genommen ist es mir gar nicht so wichtig, ob ich einen QB an #5 oder #7 gerankt habe, ob ich einen QB noch eine Drittrundengrade oder doch nur eine Viertrundengrade zugesprochen habe.

Warum? Ganz einfach: Ich hatte das in meinem Beitrag zu meiner grundsätzlichen Perspektive aufs (Hobby-)Scouting ausführlicher angerissen und auf diesem Wege versucht zu etablieren. Für mich bestehen Draft und Scouting primär im Identifizieren von – unterschiedlichen – Chancen. Ich versuche die Chancen eines Prospects zu erfassen: die Chancen, warum er in der NFL durchstarten wird, ebenso wie die Chancen, warum er in der NFL scheitern wird. Naturgemäß liegen die Chancen bei einem 1st round Prospect deutlich höher als bei einem 4th round Prospect. Allerdings gibt es neben dem Talent und der schematischen Passung noch so viele Unwägbarkeiten, die wir als Hobby-Scouts zum Teil nicht erkennen (qua fehlender Expertise) und zum Teil nicht erkennen können (weil uns schlicht die Informationen fehlen).

Daher habe ich mich vor einigen Jahren davon verabschiedet, meine Scouting Reports und Draft Rankings dann als gelungen zu bezeichnen, wenn sich die am höchsten gerankten Spieler allesamt mehr auszahlen als die niedriger gerankten Spieler. Sondern: Ich möchte die Chancen möglichst gut erfasst haben. Sprich: Wenn ein 1st round Prospect auf meinem Board floppt, habe ich seine Schwächen oder Fragezeichen ansatzweise korrekt ausgeführt, die ihn später daran gehindert haben, eine erfolgreiche NFL-Karriere zu bestreiten? Und wenn ein 4th round Prospect zu einem Star wird, habe ich die Stärken, die in der NFL deutlicher zum Tragen gekommen sind, als ich es vermutet habe, vernünftig identifiziert – oder die Schwächen benannt, in denen er sich innerhalb der ersten Jahren substanziell verbessert hat? Man sollte nie vergessen, wie groß die Entwicklungssprünge gerade in den ersten Profijahren noch ausfallen.

In diesem Sinne ist das Ranking der Prospects deutlich weniger aussagekräftig als die Beschreibungen der Skills, Chancen und Transferierung vom College auf die NFL.

Ein weiterer Punkt, den Leserinnen und Leser in Scouting Reports oftmals präferieren: Eine Pro- (bzw. Stärken-) und eine Contra- (bzw. Schwächen-)Liste. Auch hier muss ich euch leider enttäuschen. Ich finde es bspw. strange, durchschnittliche Fähigkeiten in dem einen oder anderen Bereich nun dichotom entweder den Stärken (weil leicht überdurchschnittlich) oder den Schwächen (weil leicht unterdurchschnittlich) zuzuordnen. Zudem geschieht das oftmals entlang der erwarteten Projection des Prospects: Ein Top-Prospect kriegt durchschnittliche Elemente seines Spiels eher auf die negative Seite gelegt, ein Fringe-Prospect auf die positive Seite – womöglich sogar bei einem vergleichbaren oder ähnlich einzuschätzenden Skill. Von daher kommt ihr leider nicht umhin, euch die Reports komplett durchzulesen – oder zum Fazit runterzuscrollen, das bei mir aber weniger ausführlich ausfällt.

Anyway, viel zu lange Vorrede, nun rein in die Quarterback-Klasse von 2023. Bei dieser Positionsgruppe habe ich die Unterteilung vom letzten Jahr gewählt: zunächst kurz die College-Karriere (teilweise gespickt mit alten Einschätzungen von mir) und die wesentlichen athletischen Tests, danach das ‚eigentliche‘ Scouting mit den Bereichen Passing (Technik, Mechanics), Pocketverhalten sowie Running/Sonstiges.

Bryce Young, Alabama (Junior)

5’10 ½, 204 / Arms 30 ½ // Hands 9 ¾

Kein Combine-Testing

  • 2020er Top Recruit (#2 overall gerankt), 5-star aus California vom Highschool Powerhouse Mater Dei, entscheidet sich für Alabama.
  • 2020 im Corona-Jahr Backup hinter Mac Jones (viele erwarteten, dass Young gleich startet, aber Jones hat dann ja mit einer fantastischen Saison überrascht). Als Backup National Champion.
  • 2021 Starter mit einer unglaublichen Saison (u.a. 66.9% Completions, 4872 Pass Yards, 47 TDs, 7 INTs). Klarer Gewinner der Heisman-Trophy für den besten College-Spieler. Ins National Championship Game gekommen, dort aber gegen Georgia verloren, die man vorher im SEC CG noch ziemlich auseinandergenommen hatte.
  • 2022 eine weitere herausragende Saison, statistisch ein leichter Abfall wegen kurzzeitiger Verletzung und schwächerem Supporting Cast (u.a. 64.5% Completions, 3328 Pass Yards, 32 TDs, 5 INTs), aber immer noch einer der Top Playmaker des Landes. Bei Heisman-Wahl immer noch Rang #6.
  • Sehr kleiner und dürrer Quarterback mit nicht idealer Armlänge. Spielte mit deutlich weniger als den 204 Pounds von der Combine (wo er vermutlich einige Liter Wasser mehr vor dem Weigh-In zu sich genommen hat). Guter Athlet.

Passing/Technik:

  • Spielte größtenteils in RPO-basierter Spread-Offense mit einigen Pro-Elementen.
  • Guter, kein super starker Arm. Wenig echte Bullets, Bälle gelegentlich etwas zu lang in der Luft (gerade bei horizontalen Pässen, gelegentlich auch gen Sideline). 2022 weniger echte deep Balls, 2021 deutlich stärker (u.a. dank Speedster-WR Jameson Williams), hier bewies er seine Armstärke. Gelegentlich leichte underthrow Tendenzen (dann wiederum bei intermediate über Mitte etwas zu viel Pfeffer drauf)
  • Sehr schöne ästhetische throwing motion, Pässe als echte Spirals mit genug Velocity.
  • Release ziemlich schnell, aber bei seiner Körpergröße notwendigerweise eher tief. Herausragende Variationen der Arm Angles, Würfe gegen die Körper- oder Laufrichtung. Insgesamt exzellente Körperkontrolle (bspw. vs. Georgia 2021: Im Fallen harter Pass über die Mitte auf TE Billingsley). Berücksichtigt sekunden- und gedankenschnell Pressure bei Throwing Motion.
  • Generell gute bis sehr gute Accuracy, allerdings etwas streaky. Gelegentlich nach dauernder Pressure nicht mehr ganz so akkurat, einige Passe hurried.
  • Gutes Ball Placement, nach Coverage verschieden. Legt Bälle gegen Man Coverage konstant hoch, um seinen Receivern das Chancen aufs Play zu geben. Legt Bälle gut über Zone Defender, übersieht hier selten einen. Gelegentlich zu tiefe Pässe. Gelegentlich etwas in den Rücken, müsste Receiver-Movement bzw. -Speed noch mehr berücksichtigen (meist allerdings sehr gut). Ball Placement away from Coverage oftmals herausragend. Wirft WR open (gerade 2022, teilweise sehr wenig Separation des jungen WR Corps, hier lag vieles an Youngs Placement)
  • Top Antizipation, kann daher auch unter starkem Druck Ball auf bestimmte Spots legen, bevor der Receiver da ist (bspw. mehrfach gegen Texas). Wirft den Ball regelmäßig schon vor dem Cut des WR (gerade über die Mitte extrem schwer zu verteidigen). Top Timing in Bezug auf Entwicklung der Routes.
  • Antizipation in Zone für offene Fenster (auch über die Mitte). Findet Fenster in der Red Zone bzw. nahe der Goal Line.
  • RPO Slants, In Routes, die Mitte ist nicht sein Feind, sondern präferiertes Gebiet zur Attacke. Insgesamt viel und erfolgreich über die Mitte – sehr positives Zeichen bei einem so kleinen QB.
  • Wenig forcierte Bälle unter Druck (wenn dann nach langen Scrambles, aber da dennoch deutlich mehr positiv als negativ).
  • Geht konstant durch Progressions, hat viel des Feldes im Auge. Surveying the field. Größtenteils schnelles Decision Making, kein zögerlicher QB trotz seiner Pocket Wizard-Fähigkeiten. Grundsätzlich entschlossen. Deceiving Eyes. Lockt Safeties auf die falsche Route, schnelle Entscheidungen im Anschluss.
  • Ganz wichtig: Kaum verspätete Würfe! Dadurch möglichst viele YAC, wenig Hospital Balls für die WR.
  • Hat Checkdowns immer im Blick, ohne ein Checkdown King zu sein (2022 mehr, weil sein größter Gamebreaker ein RB mit Jahmyr Gibbs war).
  • Throws on the move okay, aber nicht sensationell gut. Bei Rollouts Tendenz zur Slingshot-Technik, aber damit erstaunlich effektiv (und mit recht guter Velocity/Armstärke)
  • Wenig Turnover-worthy Throws.
  • 2021: Mehr tiefe Bälle mit Antizipation, aber nicht immer besonders akkurat. Gewisse Streuung.
  • Zusammenfassung: Findet Lösungen, und zwar unterschiedliche je nach Supporting Cast und Stärke/Scheme des Gegners.

Pocketverhalten:

  • Unglaublich poised in der Pocket! Erkennt Blitzes extrem schnell. Unglaubliche Instinkte, fühlt geradezu freien Raum mit seinem 360 Grad-Rundum-Blick.
  • Gerät fast nie in Panik. Alles unter Kontrolle. Super patient ohne den Ball dauernd zu lange zu halten.
  • Footwork in der Pocket herausragend. Auch unter Druck keine happy feet, sondern sparsame und dennoch sehr effiziente Bewegungen. Herausschlängeln aus Pressure auf engstem Raum. Schnelle Reaktionen, short area Quickness & Twitch.
  • Antizipation von Druck exzellent, teilweise sogar Antizipation dessen, wie Defender auf seine Reaktion auf den Druck reagieren werden. Selten in der Form gesehen.
  • Stept verlässlich in Pocket, auch in sich verengende. Keiner, der (trotz seiner Athletik) sofort nach außen ausbricht. Macht furchtlos den Schritt in den Wurf, selbst wenn er einen verbraten bekommt. Sehr effektives und kontrolliertes erneutes Backpedalling bei inside Pressure.
  • Teilweise zunächst sehr tiefe Dropbacks (Größe?), dafür weniger laterale Bewegungen als andere kleine QBs, um zwischen seinen O-Linern Sicht zu haben. Auch hier viel Antizipation.
  • Effektives Scrambling, weil Augen immer downfield. Athletisch genug, ohne dass er gerne läuft. Verlängert Plays regelmäßig und stark. Cat-like Quickness, plötzliche stops und cuts beim Rollout / unter Druck. Dabei alles im Blick: Dirigiert Receiver aus der Pocket –> Coolness.
  • Angedeutete Scrambles durch die Mitte, aber da er die Augen konstant downfield hat, sucht er immer erst eine Passing-Lösung, selbst wenn die Defense kaum noch damit rechnet.
  • Oft der step in die Pocket und dann erst der Ausbruch, entgeht damit regelmäßig Edgerushern mit zu tiefem Passrush Arc. Sehr effektiv!
  • Spins out of trouble, teilweise gegen mehrere Defender. Grundsätzlich gute Entscheidungen, innere Uhr in der Pocket vorhanden, aber muss gelegentlich aufpassen, dass er es nicht übertreibt. Gelegentlich lieber den kurzen Sack fressen als den für massig Raumverlust. Öfter Throwaway möglich (meistens hier der Bounce über die Mitte). Versucht verlorene Plays noch irgendwie zu retten (einige Beispiele etwa vs. LSU 2022, wo die Pässe ungenau werden, weil Fußstellung nicht optimal).
  • Bottom line: Verlängert Plays wie kein anderer QB

Running/Sonstiges:

  • Selten einen so athletischen QB gesehen, der IMMER pass-first denkt.
  • Könnte ein passabler Scrambler sein, aber ist dabei teils zu zögerlich. Nicht ideale Run Lanes. Scrambling hinter der Line deutlich besser als Runs, nicht immer ideales Gefühl für heranrauschende Defender. Lateral effektiver als downhill (einer der wenigen Spieler).
  • Kein besonderer Burst beim Running. Zu viele Cuts, zu wenig downhill. Nicht besonders profiliert im Kontakt.
  • Immerhin mehr und besser gelaufen als 2021 (allerdings auch nötig), nimmt dabei kaum/keine unnötigen Hits.
  • Krasser Outlier auch gegenüber anderen kleinen QBs wie Kyler Murray aufgrund seines dürren Körpers. Bisher keine krassen Verletzungsprobleme (oder deutet Schulterverletzung 2022 auf etwas hin?).  Size-Einschränkungen schon bemerkbar (Lobs über ankommende Verteidiger, Sidearm-Pässe teilweise nicht super hart). Anfälliger als größere QBs bei inside Pressure, nur kann er sich da halt bisher exzellent draus befreien.
  • Mit 21 Jahren noch ziemlich jung.
Fazit:

Ihr werdet es schon oft gehört haben: Wäre Bryce Young nur ein wenig größer und vor allem kräftiger gebaut… Nun, er hat besser als wohl jeder andere gelernt, mit diesen körperlichen Limitationen umzugehen, das beweist allein seine Klasse bei Pässen über die Mitte. Young versteht es mit seiner Spielintelligenz und Antizipation, Defenses regelrecht zu sezieren. Er hat Phasen, in denen die Genauigkeit nicht ganz überragend ist, aber er findet auch in scheinbar ausweglosen Situationen Lösungen und kann Pass Plays wie kaum ein anderer verlängern. In dieser Hinsicht eine heutige Version von Doug Flutie mit besserer Pocket Presence und stärkerem Arm. Gerade der aktuelle NFL-Trend mit verstärkten 2-deep Safety-Formationen sollte ihm entgegenkommen, weil er eben auch und gerade darunter brillieren kann. Stellt sich ein wenig die Frage, wieviel Entwicklung bei Young noch drin ist. Insgesamt Top 10-Prospect, der in der aktuellen Klasse aufgrund des Fehlens von genuinen Blue Chip-Talenten in meinen Top 5 landen dürfte. Alle Quarterbacks dieser Klasse haben ein paar größere Fragezeichen – auch Young.

C.J. Stroud, Ohio State (redshirt Sophomore)

6’3, 214 // Arms 32 5/8 // Hands 10

Kein Combine-Testing

  • Hoher 2020er 4-star QB aus California, Rancho Cucamonga, California (btw, top Name für ne Highschool), entscheidet sich für Ohio State.
  • 2020 einer von einigen Backups von Justin Fields, die aber alle nicht viel Spielzeit sehen. Die Buckeyes erreichten das National Championship Game, verlieren dort aber klar gegen Alabama.
  • 2021 setzte er sich in einer engen QB-Competition  u.a. gegen Kyle McCord durch, aber konnte schnell beweisen, dass die Entscheidung von HC Ryan Day die richtige war: fast 72% Completions, 4435 Yards, 44 TDs bei nur 6 INTs. Heisman-Finalist, am Ende springt hier Rang #4 heraus. Allerdings verliert Ohio State gegen Erzrivalen Michigan, daher zum ersten Mal seit langem kein Big Ten Sieger.
  • 2022 gabs quasi eine Wiederholung. Completions etwas runter auf 66.3%, etwas weniger Pass Yards (knapp 3700), 41 TDs gegenüber 6 INTs. Zum zweiten Mal in Folge Niederlage gegen Erzrivalen Michigan, aber dennoch in die Playoffs gestolpert, und dort nach einem dramatischen Spiel im Halbfinale gegen den späteren Sieger Georgia ausgeschieden. Dritter der Heisman-Wahl.
  • Gute QB-Größe und Gewicht. Keine athletischen Tests, aber wären wohl absolut ausreichend gewesen.

Passing/Technik:

  • Spread-Offense von HC Day mit herausragender O-Line und noch besseren Receivern (hatte 2021 die beiden 1st rounder Garrett Wilson, Chris Olave und den designierten 1st rounder Jaxon Smith-Njigba, 2022 auch nach Smith-Njigbas Ausfall mit Superstar Marvin Harrison sowie Emeka Egbuka weiterhin sensationelles Talent).
  • Guter Arm, kein Rocket Arm. Ästhetische Spirals auf allen 3 Leveln des Feldes. Keine echten Laser, aber insg. Speed Variations der besseren Sorte von Bullet bis Touch. Wenn saubere Pocket meist absolutes textbook Footwork. Hervorragende Base, in die er schnell nach seinem Dropback gelangt. Guter, kein sensationell schneller Release, sparsame Throwing Motion.
  • Top Ball Placement, auch in enge Deckung. Insbesondere bei (tieferen) Sideline Passes, Comebacks, Backshoulder etc. Sehr viele Pässe zu Spielern, die zum Ball zurückkommen. Unglaubliche Fähigkeit, den Ball so zu legen, dass der Defensive Back keinen Shot aufs Play hat. Dadurch auch ohne Rocket Arm lange Seitenlinien-Würfe von der opposite Hashmark möglich.
  • Ball Placement herausragend bei eng gedeckten Crossern gegen Man Coverage. Ebenfalls im short Passing: Swing Passes / WR Screens / quick horizontal game extrem akkurat, dadurch Maximierung der Yards after Catch des WRs.
  • Insgesamt gehen viele Bälle gen Seitenlinien, zudem durchaus auch über die intermediate Mitte (Over Routes!), aber Seitenlinien seine besten Würfe. Deep Sideline Balls fallen ins Basket des Receivers. Insbesondere Schnelle Touch-Pässe gen tiefer Sideline, unter die der WR laufen kann, ein ästhetischer Genuss.
  • Legt Pässe gegen Zone konstant und wunderbar weg von der Coverage, WR sollten dankbar sein, minimiert so harte Hits gegen unvorbereitete Passfänger. Insgesamt profiliert, die Lücken in Zone zu finden (was sehr oft gegen die Bucks WR gespielt wurde).
  • Passes vom Backfoot sehr schön in den Lauf gelegt. Kann den Throwing Speed selbst hier kontrollieren.
  • Geht bei viel Zeit gut durch Progressions, wenngleich weniger full-field Reads als bspw. Bryce Young.
  • Gefühlt etwas weniger Bereitschaft, den Ball in engere Fenster zu pressen und den WRs die Chance aufs Play zu ermöglichen (Ausnahme erneut Sideline Throws). Gelegentlich zu zögerlich, in der Regel aber gutes Processing des Plays und der Coverage. Decisiveness ausbaufähig.
  • Gelegentlich Tendenz zu Overthrows im intermediate-Bereich (zu Beginn seiner Karriere 2021 frappierend, danach weniger, aber kommt weiter auch bei cleaner Pocket vor)
  • Gelegentlich Fehler bei pre-determined Passes (insb (RPO) Slants), übersieht Linebacker oder Nickelbacks, die in die Pass Lane breaken.
  • Müsste allgemein Defender (Safeties/underneath) etwas besser weggucken vom Play.
  • Mechanics lassen unter Druck deutlich nach, teilweise keine Spiral mehr, Velocity des Wurfes sinkt.
  • Keine krassen Arm Angles um Defender herum, einige vermeidbare batted balls deswegen.

Pocketverhalten:

  • Wenn viel Zeit, steht ruhig in Pocket. Hat dank O-Line viele cleane Pockets gehabt und daraus nicht immer genug gemacht (letztlich oft der Dump Off / Safety Valve zur Sideline)
  • Antizipation & Gedankenschnelligkeit bei Blitzes fehlt teilweise. Druck resultiert zu oft in Sacks oder ungenauen bis gefährlichen Pässen.
  • Nicht immobil, aber gelegentlich clunky Movement in der Pocket (lateral Quickness nicht ideal?)
  • Müsste konstanter in Pocket steppen! Verlässt diese teilweise zu schnell – und dafür reicht die Athletik nicht. Nimmt dann viele weite Wege um Defender herum, daher viele throw aways from backfoot. Nimmt sich bei Rollouts oft selbst lange aus dem Spiel, bis er wieder square zur LOS steht. Nah an der Sideline ein paar zu viele riskante Bälle.
  • Bei Rollouts weniger effektiv, wenngleich keine klare Schwäche. Accuracy wird schwächer (mit Ausnahme Sideline Passes auf relativ statische Targets, da weiterhin exzellent).
  • Pocket Movement & Antizipation von Pressure gegen Georgia deutlich besser. War das sein eigentliches Potenzial? Wenn ja, watch out!
  • Deutlich besser bei angedeuteten bzw. kurzen Rollouts, wenn er die Pocket bewegt/manipuliert und seinen Release Point leicht verändert (v.a. sehr gefährlich bei Würfen back across the field / Leak Plays etc., legt die Bälle wirklich butterweich rein)

Running/Sonstiges:

  • Primär Pocket Passer, nicht aus freier Entscheidung (wie Bryce Young), sondern weil das mit Abstand seine beste Option ist.
  • Über seine gesamte Karriere diszipliniert in der Struktur des Plays geblieben. Fast zu diszipliniert. Dadurch wenig Improvisation, wenig Überraschendes (und wenn, ging das schief, s. Michigan 2022). Im Halbfinale gegen Georgia dann aber mehrere überragende Impro-Plays. Was ist da noch drin?
  • Als Läufer unterschätzt, mehr Skills als erwartet (insb. was die Vision betrifft), aber weder besondere Moves noch strong im Contact. One speed runner.
  • Wenn wenig zusammenlief im Passing, immerhin Möglichkeit zu Scrambles und ein paar designed Runs (s. Northwestern 2022). Nicht super effektiv, hat aber weniger mit Speed zu tun (short area quickness, Burst?)
  • Überragende Leistung gegen die Top-Defense von Georgia, die keinerlei Zugriff gegen ihn fand. Hier zeigte er, dass er auch abseits des Play Designs Lösungen finden kann – und wie! Frage: Wieviel ist das letzte Spiel in der Evaluation wert?
  • Erst 21 Jahre alt.
Fazit:

C.J. Stroud ist ein Pocket Passer mit gutem Arm, hervorragender Technik, Genauigkeit und insbesondere Ball Placement und in diesem Sinne der beste pure Passer der Klasse. Die große Frage der letzten Monate lautete: Wieviel des Erfolgs der Buckeyes Offense war bei seinem Supporting Cast mit starker O-Line und herausragenden Receiving-Waffen genuin sein Verdienst? Die Frage ist grundsätzlich berechtigt, ist aber im Verlauf der 2022er Saison etwas entgleist. Stroud ist kein Verwalter, sondern ein Spieler, der seine Receiver besser macht – egal wie gut die bereits sein mögen. Seine Upside schätze ich höher ein als von vielen vermutet, wie er selbst eben auch in dem mehrfach erwähnten Spiel gegen Georgia eindrucksvoll unterstrich. Dennoch lässt sich eine gewisse Korrelation mit seiner guten O-Line wohl nicht von der Hand weisen. Stroud ist ein idealtypischer Timing & Rhythmus-Passer, der etwas konstanter als Playmaker außerhalb der Struktur in Erscheinung treten muss. Wenn er da zulegt, hat er eindeutig das Potenzial zum besten QB der Klasse – auch wenn er ‚langweiliger‘ wirken mag als die anderen Top-Talente. Top 10, wenn überhaupt nur minimal hinter Young gerankt. Insbesondere wenn ein Team bereits eine halbwegs funktionale O-Line hat, sollte es sich intensiv mit Stroud auseinandersetzen. Ein Quarterback für (beinahe) jede NFL-Offense.

Anthony Richardson, Florida (redshirt Sophomore)

6’4, 244 // Arms 32 ¾ // Hands 10 ½

40: 4.43 // Vert: 40.5 // Broad: 129

  • 4-star QB aus Gainesville, Florida, der der Einfachheit halber in Gainesville bei den Florida Gators geblieben ist.
  • Zunächst 2020 in seinem ersten Jahr 3rd string hinter Kyle Trask und Emory Jones. 2021 Backup von Jones mit einigen Einsätzen, da der nicht immer überzeugen konnte.
  • 2022 dann klarer Starter (auch da Jones zu Arizona State transferiert). Saison der Gators allerdings insgesamt enttäuschend (auch wegen neuem Coaching Staff). Richardsons Zahlen im Passing insgesamt wenig berauschend: 53.8%, 2549 Pass Yards, 17 TDs, 9 INTs, allerdings 654 Rush Yards (6.3er Schnitt) und 9 Rush TDs.
  • Unglaubliche Size-Speed-Explosivitäts-Kombination! Körper von Cam Newton mit sensationellem (long) Speed und noch besseren Werten in den Jumps (mit denen eben die Explosivität erfasst wird). Sowohl Vertical Jump als auch Broad Jump bei der Combine neue Rekorde für Quarterbacks. Überragender Athlet, einer der besten, den die NFL je auf QB gesehen hat.

Passing/Technik:

  • Sensationeller Rocket Arm, wirft absolute Ropes. Ball ist SOFORT beim WR. Damit unterminiert Richardson den Recovery Speed von Defensive Backs, diese kommen bei einem falschen Schritt nicht zurück ins Play. Ball in der Luft bedeutet Ball beim Target.
  • Exzellente harte Pässe on the move, kann sich hier verschiedener Arm Angles bedienen.
  • Allerdings einige Schwächen in den Pass Mechanics: Stellt die Beine nicht immer gut (teilweise sogar gar nicht!), agiert zu viel aus dem Oberkörper und insbesondere Arm. Wenn Füße aber richtig gestellt sind, wunderschöne tiefe Bälle. Wow. -> Potenzial!
  • Bei einigen Pässen steht er zu flat footed, zu wenig auf den Ballen/Zehen. Richtet seine Füße nicht immer neu aus (hieran merkt man aber gut seine Progressions, s.u.)
  • In punkto Fußarbeit fast Regression im Verlauf der Saison, nimmt sich gerade bei schnellen Pässen viel Effizienz (selbst wenn der Ball komplettiert wird, reduzieren sich die YAC-Möglichkeiten durch nötige Adjustments des WR). Ball Placement bei diesen horizontalen Swings etc. verbesserungswürdig. Erneut: Fußstellung? In einigen Spielen Swing Passes oder WR Screens 50-50 Chance, das kanns echt nicht sein.
  • Accuracy bei seinen Laser Throws hit & miss. Nicht unbedingt je nach Coverage gelegt, Motto eher Hauptsache schnell beim Mann.
  • Viel zu viel Streuung. Side Arm inakkurat (bspw. INT vs. FSU)
  • Kein reiner one-speed Thrower, aber insgesamt zu wenig Touch Pässe, legt Pässe nicht konstant bzw. gut über intermediate Zone Defender. Lob-Pässe fast nur bei tiefen Sideline Shots. Gelegentliche Flashes verraten Potenzial. Aber auch hier: Dicke Accuracy-Fragezeichen.
  • Field Vision nicht immer gut, übersieht freie WR zu oft. Frage der Antizipation? Könnte mit Erfahrung verschwinden. Nimmt zu viele späte Würfe. Nicht immer ideales Timing/Antizipation gegen Zone Coverage.
  • Sucht eher den tiefen Ball (auch und gerade über die Mitte), nicht der short yardage-Sezierer
  • Noch kein konstanter full field Reader, aber starrt sein primäres Target nicht zu lang an. Nimmt Progressions wahr -> erneut dickes Potenzial! Aber noch nicht genug Manipulieren der Coverage gesehen.
  • Trifft noch zu oft die falschen Entscheidungen, übersieht freie WR (evtl liegt an fehlender Schnelligkeit der Progressions), gelegentlich WTF-Bälle, die in der NFL einfache Interceptions werden.
  • Bei keinem QB konnte man so gut nur aus seinen Mechanics erahnen, wie erfolgreich das Play wird. Große Inkonstanz, turmhohes Potenzial.

Pocketverhalten:

  • Kein schlechtes Pocket Movement, quick Feet ohne happy Feet, gelegentlich exzellentes Manövrieren in der Pocket (bspw. TD vs. Tennessee auf TE Zipperer).
  • Längst nicht so quick wie Young, aber verwendet seine Tools für effektives Pocket Management. Wenn Pocket halbwegs sauber, erstaunlich wenig run-first, denkt zuerst an den Pass.
  • Bei Pressure nicht unbedingt besonders viel Panik, bleibt meist ruhig in der Pocket. Quickes Ausweichen von Blitzern, wird nicht oft Blindside getroffen (im Gegensatz etwa zu Will Levis).
  • Verwendet immer wieder effizient seine Size und insbesondere einen exzellenten Stiff Arm, um sich Pressure zu entledigen (Stiff Arm etwa bei erzwungenen leichten Rollouts, aber auch nahende outside Pressure). Flashes von exzellenter Antiziption.
  • Steppt recht verlässlich in die Pocket, keiner der sofort nach außen ausbricht trotz seiner überragenden physischen Tools.
  • Nicht nervös mit Druck im Gesicht (da selber ähnlich groß & kräftig wie LBs und Edgerusher), aber teilweise hanebüchene Entscheidungen, Pässe spät & gefährlich über die Mitte oder in double Coverage. Muss lernen, gelegentlich einen Sack mehr zu nehmen.
  • Hält Plays hervorragend am Leben, lässt sich sehr schwer sacken, aber Ball muss ab und an früher raus.

Running/Sonstiges:

  • Sensationeller Runner (Typ Cam Newton mit Top-Speed). Cuts und Burst daraus kaum zu stoppen. Fantastische Moves im offenen Feld. Allgemein extrem beweglich mit jeder Faser dank überragender Body Control.
  • Fällt im Kontakt immer nach vorne, herausragende Balance, sehr gute Contact Balance. Schwer von einzelnem Defender zu Boden zu bringen – und das nicht unbedingt nur wegen seiner Statur: Gewinnt interessanterweise weniger mit Power als mit Shiftiness/Beweglichkeit. Wenn dann im Momentum mit Power schwer zu tacklen, nicht unbedingt bei short Yardage.
  • Nicht so anfällig gegen viele oder harte Hits wie erwartet. Läuft sehr smart.
  • Starke Vision bei designed Runs, müsste aber Körper & Power noch mehr north-south einsetzen.
  • Effektiv und geduldig bei Zone Read Runs. Sehr profiliert, verlässt sich hier nicht nur auf seine Tools. Immer wieder überraschende Speed-Variationen, überrascht damit Defender oder wendet deren Momentum gegen sie.
  • Hervorragende Play Fakes! Playaction Passes, Rollouts, Jet Sweeps, egal ob er den Ball in der Hand behält oder nicht, sehr ähnlich und sehr echt wirkend. Klingt unwichtig, hat aber beträchtlichen Einfluss auf Reaktionen der Defense
  • Abstruse Playmaker Plays (bspw. 2-point vs. Utah: Täuscht Jump Pass unter Druck an, provoziert den Defender damit ebenfalls zu Sprung, aber behält den Ball, rollt raus, easy Pass in Endzone.
  • Eindeutiges Improvisations-Talent (again, leider mit zwei Seiten der Medaille)
  • Beeindruckte bei Combine mit intelligenten und sehr erwachsenen Interviews, besitzt angeblich extrem hohes Spielverständnis. Entscheidender Punkt für die Projection, insbesondere bei seinem Profil.
  • Wird dieses Jahr erst 21 Jahre alt, allerdings im Vergleich mit Young und Stroud sehr unerfahren.
Fazit:

Was tun mit Anthony Richardson? Ein physisch gesegneter dual-threat Quarterback mit unglaublichen Tools, zudem gerade in punkto Pocket Management wesentlich weniger roh als vielerorts beschrieben. Hat das Potenzial zu einem absoluten Superstar, aber auch noch einen extrem weiten Weg zu gehen. Mechanics, Accuracy und teilweise auch Decision Making sind schreiend inkonstant, allerdings blitzen seine enormen Fähigkeiten dabei immer wieder hervor. Ein Spieler, bei dem die Interviews und hier insbesondere Lernbereitschaft und Football-IQ enorm bedeutend sein werden. Ich kann sehr gut verstehen, wenn ihn jemand als QB1 rankt, und ich kann ebenfalls sehr gut verstehen, wenn jemand ihm keine 1st round Grade gibt. Einer der krassesten Fälle zwischen Floor und Ceiling der jüngeren Zeit – was wiederholt Parallelen zu Josh Allen evoziert hat. Eine andere Referenz wäre Daunte Culpepper (ehemals UCF), der allerdings deutlich mehr Erfahrung auf College-Ebene sammeln konnte und sich in seinem Senior Year substanziell verbesserte. Ich bin irgendwo in der Mitte der Einschätzungen anzutreffen: skeptisch ob der groben technischen Unsauberkeiten, begeistert von den Möglichkeiten. Im Bereich Top 15.

Will Levis, Kentucky (Senior)

6’4, 229 // Arms 32 // Hands 10 5/8

Vert: 34 // Broad: 124

  • 3-star Recruit aus Middletown, Connecticut, der sich für Penn State entschied. Verdingte sich dort zwei Jahre als Backup von Sean Clifford, vor allem in QB Run-Situationen eingesetzt (oder wenn Clifford sich zu viele Böcke leistete). Konnte dabei zunächst nur bedingt überzeugen.
  • 2021 Transfer zu Kentucky, und da nahm die Karriere dann ein wenig Fahrt auf. Wildcats spielten eine sehr erfolgreiche Saison (10-3 Bilanz), Levis hatte großen Anteil daran mit 66% Completions für 2826 Yards, 24 TDs, 13 INTs, zudem knapp 400 Yards Rushing und 9 TDs
  • 2022 konnten das Team und auch Levis das Niveau nicht ganz halten. Seine Stats u.a.: 65 %, 2406 Yards, 19 TDs, 10 INTs – und Minus-Yards im Rushing (im College wie immer inklusive Sacks).
  • Großer, kräftiger Quarterback mit großen Händen. Testete nicht in den Geschwindigkeits-Drills, ist aber zweifelsohne ein sehr guter Athlet.

Passing/Technik:

  • Spielte in der eher konservativ und lauflastig angelegten Offense von HC Mark Stoops, daher sind seine Zahlen schwer vergleichbar. Dafür viel Erfahrung mit NFL-nahen Passkonzepten und QB Play under Center.
  • Herausragender Arm. Hat echte Laser Throws im Arsenal, aber kann die Wurfstärke durchaus anpassen. Speed Variations (besser als bei den anderen drei Top-QBs), setzt Arm wirklich sinnvoll nach Gegebenheit ein.
  • Base bzw. throwing Platform nicht konstant, mal recht eng, mal Füße weiter auseinander. Bedingt wohl ein paar der unten aufgeführten Probleme in punkto Konstanz und Accuracy.
  • Throwing Motion okay, Release recht schnell. Ball bei kurzen und mittleren Pässen in der Regel sofort beim Spieler. Gelegentlich Sidearm Slingers nach außen, nicht immer akkurat, aber an Schnur gezogen.
  • Attackiert vor allem die Flats, die kurze Mitte sowie vertikal, vgl. wenig dagegen die Seitenlinien/den Perimeter. Seine besten Würfe: Echte Rifles über die Mitte in enge Fenster und ein extrem schöner deep Ball. 2021 einige überragende Plays (insb. auf Wan’Dale Robinson, der ihm 2022 deutlich gefehlt hat). Tiefe Bälle mit idealem Mix aus Armstärke (hängen nicht lange in der Luft) und Genauigkeit (WR hat Chance sich zum Ball zu orientieren).
  • Hatte full-field reads in seiner Offense drin, aber schon auch sehr viele quick Passes, sehr viel schnelle klare Reads.
  • Armstärke kaschiert allerdings einige Unsauberkeiten. Leider immer wieder deutliche Accuracy-Wackler. Ball Placement inkonstant. Immer wieder Bälle bei Crossern o.ä. nicht in den Lauf gelegt. Viele unnötige Adjustments der WR, aus tipped Balls resultierten einige Interceptions, an denen die Passfänger nicht unbedingt die Hauptschuld trugen.
  • Kein konsequentes Steppen in den Wurf, dadurch selbst erstaunlich viele schnelle horizontale Pässe ungenau, erschwert YAC.
  • Offense hat ihm allerdings mit der Menge an schnellen horizontalen Pässen und quick Screens auch nicht geholfen, Defense konnte sich darauf einstellen (bspw. der Pick-6 von Emmanuel Forbes vs. Mississippi State). Mehrere riskante Würfe bei pre determined plays. Aber eben schon schematisch zu wenig Bälle im intermediate-Bereich.
  • Progressions gut, aber teilweise zu späte Entscheidungen, auch beim Pullen des Triggers. Passiert zu oft, dass der WR frei in einer Zonen-Lücke ist, der Ball aber zu spät kommt und daher der Defender ‚closen‘ kann und ins Play zurück kommt.Wirft offene Receiver an (die dann nicht mehr offen sind), wirft keine WR offen. Großer Unterschied. Daher auch ein paar „Hospital Balls“ zu viel, führte seine Receiver wiederholt in die Coverage rein.
  • Armstärke verleitet ihn gelegentlich zu zu optimistischen Würfen in sehr kleine Fenster oder in (double) Coverage. Ging öfter auch gut, wird in der NFL deutlich schwerer werden.

Pocketverhalten:

  • Levis hatte 2022 keine gute O-Line (sah 2021 deutlich besser aus), zeigte aber wiederholt auch wenig Gefühl für nahenden Passrush.
  • Hält Ball viel zu lange. Innere Uhr größeres Problem als bspw. bei Stroud (dem man das ja auch nachgesagt hat). Insgesamt zu viel Zögerlichkeit, gerade wenn er den Rush wahrnimmt.
  • Sieht Pressure teils zu spät, keine besonders schnellen Reaktionen darauf. Zu oft überrascht von Blindside Pressure (Awareness?). In anderen Plays steht er in der Pocket und wirft furchtlos in den Blitz rein, während er einen harten Hit kassiert. Wirklich gute und maue Plays wechseln sich hier ab. Inkonstanz.
  • Setzt seine Füße nicht neu bei/nach Pressure, wirft von einer beliebigen Base, resultiert in zu vielen Incompletions.
  • Effizient, wenn er lateral in der Pocket driftet bzw. nach außen slidet, hier beweist er seine Beweglichkeit. Sollte er öfter machen.

Running/Sonstiges:

  • Starker Athlet, sehr mobil. Eher der Power Runner im Vergleich zu Richardson. Nimmt die Schulter runter in den Kontakt, springt Kopf voran, kämpft um jeden Inch. Aber nicht auf Power zu beschränken, hat ein paar Moves und beweist wiederholt seine Athletik und Beweglichkeit (bspw. bei Hurdles). Muss in der NFL evtl. aufpassen, nicht zu viele Hits zu riskieren.
  • Super effektiv bei Sneaks mit seinem Frame und seiner Kraft. Quasi automatischer Erfolg.
  • Versteht NFL-Passkonzepte, könnte seine Akklimatisierung beschleunigen.
  • Bereits 23 Jahre alt, wird in der Saison 24.
Fazit:

Will Levis ist zweifelsohne ein spannendes QB-Talent mit einigen hervorragenden Tools: ideale QB Size, starke Athletik, exzellenter Arm, wunderschöne deep Balls und Pässe in sehr kleine Fenster. Dennoch muss ich ihn ein wenig unter den anderen drei designierten Top-Prospects ranken, da mir einige gravierende Schwächen aufgefallen sind, bei denen ich nicht weiß, wie schnell die korrigierbar sind. Die Mechanics (und hier insbesondere die Fußarbeit) brauchen eine Überholung, unter Druck geht es mit seiner Technik und Genauigkeit rapide bergab, hier findet er mir schlicht zu wenig Lösungen, für die er allein mit seiner Athletik eigentlich prädestiniert wäre. Bei ihm bin ich etwas skeptischer als bei Richardson, wie stark und wie schnell diese Limitationen behebbar sind (allein, da es sich um mehrere in unterschiedlichen Bereichen des QB Plays handelt). Das soll allerdings nichts davon nehmen, dass Levis einiges mitbringt, um mehr als ein solider Starter in der NFL zu werden. Late 1st / early 2nd.

Hendon Hooker, Tennessee (redshirt Senior)

6’3, 217 // Arms 33 // Hands 10 ½

Kein Combine-Testing

  • 4-star dual-threat QB aus Greensboro, North Carolina, der zu Virginia Tech committete. Karriere kam dort zunächst etwas schwer in Gang: 2017 Redshirt, 2018 quasi gar keine Spielzeit. 2019 rettete er dem unter Druck geratenen HC Justin Fuente ein wenig die Saison (und vorläufig den Job), als er für Ryan Willis reinkam und richtig gut aussah: u.a. 13 TDs, 2 INTs und vor allem einige spektakuläre Runs
  • 2020 in der Corona-Saison dann unumstrittener Starter (65.3% Completions, 9 TDs, 5 INTs), und vor allem noch einmal deutlich verbessert zu Fuß: 620 Yards und 9 TDs in 8 Spielen. Am Ende allerdings erneut verletzt.
  • 2021 Transfer zu Tennessee in die explosive Offense von HC Josh Heupel. Erst (IMO völlig unverständlicherweise) Backup von Michigan-Transfer Joe Milton. Als Hooker nach kurzer Zeit übernahm, zeigte er fantastische Leistungen 68% Completions, 31 TDs, 3 INTs, 616 Yards Rush Yards, 7 RushTDs)
  • Entschied sich zu Transfer zu Tennessee und explosiver Offense von Josh Heupel. Erst völlig. Aber als er nach kurzer Zeit übernahm, ne Supersaison (68% Completions, 2945 Pass Yards, 31 TDs, 3 INTs, 616 Yards Rush mit 7 TDs).
  • 2022 dann nochmals eine Steigerung: Fast 70% der Pässe, 3135 Yards, 27 TDs, 2 INTs, Rushing dagegen etwas runtergegangen. Schlug Alabama in sensationellem Shootout, aber dann Kreuzbandriss bei übler Niederlage gegen South Carolina. Rang #5 im Heisman-Voting, hätte eigentlich Finalist sein müssen.
  • Gute QB Size mit langen Armen und großen Händen. Herausragender Athlet, aber nach Kreuzbandriss natürlich keine Zahlen.
  • Grundsätzlich einer der Quarterbacks, für die ich seit Beginn seiner Spielzeit im College eine ziemliche Schwäche habe. Von 2019:

Fuente behielt jedoch die Ruhe und nahm einige Adjustments vor. Das entscheidende war der Tausch des QBs: Statt dem inkonstanten und fehleranfälligen Sr. QB Ryan Willis installierte er So. QB Hendon Hooker, und der große, kräftige dual-threat schlug ein wie eine Bombe: 10 TDs, keine INT, 10.3 Yards/Attempt, zudem immer wieder Gefahr als Läufer (262 Yards, 4 TDs.). […] Mit Hooker ist die ganze Offense unberechenbarer geworden. Er präferiert den tiefen Ball, was man auch daran sieht, dass fast sein gesamtes Receiving-Corps einen Schnitt von mindestens 15.7 Yards/Catch aufweist.

https://tripleoptionblog.wordpress.com/2019/11/28/vorschau-rivalry-week-i-freitag-2/
  • Zu Beginn der letzten Saison wunderte ich mich in der Triple Coverage-Rubrik bei Lead Blogger immer noch, warum er denn vergleichsweise so wenig auf dem Radar ist: „Ein interessantes Team sind die Vols unbestritten. Hauptgrund ist QB Hendon Hooker, für den ich seit seiner Zeit bei Virginia Tech eine ziemliche Schwäche habe. Ein dual-threat Playmaker allererster Güte mit jeder Menge spektakulärer tiefer Plays und vergleichsweise wenig Fehler. Wundert mich, warum er in der allgemeinen Diskussion seit Jahren so untergeht.“

Passing/Technik:

  • Spielte in einer Hyperspeed Spread Offense von HC Heupel, die WR in den freien Raum schickt dank weit auseinandergezogener Formation (oft double stacked WR outside the numbers) und (vertikale) Option Routes. Hooker musste in den Plays meist nur eine Hälfte des Feldes beachten. Viele weit offene Receiver aufgrund des Schemes.
  • Starker Arm, mit dem er jeden Bereich des Feldes adressieren kann (allerdings nicht ganz im Regal von Richardson oder Levis). Grundsätzlich decisive, wartet nicht ewig, sondern wird den Ball los. Quick trigger. Zwar meist half-field Reads, aber kommt von primärem Target recht schnell runter. Progressions in der Regel ziemlich gut.
  • Accuracy grundsätzlich gut, allerdings etwas streaky oder on-off. Hat Phasen, in denen die Bälle mehr streuen.
  • Gelegentlich mit zu viel Kraft bei kurzen und mittleren Pässen, aber beweist auch nette Touch Throws, bei denen er den Ball weich in die Arme des Receivers legt.
  • Extrem ästhetische tiefe Bälle. Go und Post Routes oft genau (allerdings auch hier etwas streaky). Dieser Bereich seines Spiels war nicht ganz so stark, wie ich nach der Saison erwartete. Tiefe Touch Balls a thing of beauty, Spieler können unter den Pass laufen. Frage: Wird das in der Form gegen two-deep Safety Looks in der NFL funktionieren? Profitierte von viel Speed auf der Position (insb. Jalin Hyatt).
  • Im kurzen Bereich grundsätzlich akkurat. Swing-Pässe meist sehr genau und mit der richtigen Velocity, dadurch viele YAC des Passfängers möglich. Slants okay, wenngleich gewisse Tendenz zu zu hoch gelegten Bällen, Receiver müssen zu oft adjusten. Sideline Passes gegen Man Coverage nicht immer ideale Platzierung. Teilweise mehr Backshoulder nötig, um WR die Chance aufs Play zu geben. Auch hier leichte Tendenz zu Overthrows.
  • Grundsätzlich viele großartige und genaue Pässe, aber eben auch zu viele Misses in allen Bereichen. Liegt evtl. daran, dass er die Füße nicht konsequent zum Target ausrichtet.
  • Generell gutes Decision Making, wenngleich eben viele half-field Reads. Bewies bei den Option Routes, dass die Abstimmung mit den WRs sitzt.
  • Attackierte viel zu wenig Mitte des Feldes, was aber am Design der Offense lag. Hier ersetzte das Run Game (der RBs und vor allem von ihm selbst) und der gelegentliche Hook/Dumpoff auf TE Fant das reguläre intermediate Game. Könnte eine red flag sein – ohne dass er dafür was kann.
  • In seiner gesamten Karriere extrem wenig Interceptions (12 in vier Jahren als Starter, bei Tennessee in den letzten beiden Saisons insgesamt nur fünf!).

Pocketverhalten:

  • Vertraut Pocket, oftmals ungewöhnlich wenig Dropback aus Shotgun, bleibt nach Aufnahme des Snaps quasi stehen.
  • Das Gegenteil von happy feet, steht oft in Pocket und wartet. Tendenz zu flat footed, aber noch im Rahmen. Fast etwas zu statisch, wenn keine sofortige Pressure kommt, bis es wirklich eng wird. Bisschen mehr Fußarbeit bzw. Füße je nach Progressions neu aussetzen wäre sinnvoll.
  • Bleibt für derart mobilen QB lange in Pocket. Steht groß in der Pocket und haut den Ball raus.
  • Pocket Movement schätze ich komplett anders ein als der Großteil der Analysten, nämlich als klare Stärke. Sparsam und sudden zugleich. Schnelle Schritte / step up in die Pocket gegen Pressure. Kann in engen Pockets navigieren, ohne in Panik zu geraten oder den Throwing-Prozess über Gebühr zu beschleunigen. Bleibt poised und confident. Kräftig und balanciert genug, um sich aus möglichen Tackles und Sacks zu befreien. Schätze die kolportierte hohe Pressure to Sack-Rate als etwas misleading ein.
  • Passing on the move / bei Rollouts nicht ganz so effizient wie aus Pocket, vor allem tut er es kaum. Hier wird dann oft der eigene Run präferiert.

Running/Sonstiges:

  • Herausragender explosiver Runner, hat damit viel das kurze mittlere Passing ersetzt. Regelmäßig big Plays zu Fuß, hat eine Reihe teils spektakulärer Moves im offenen Feld, schnelle Richtungswechsel und überraschende Cuts.
  • Wendig genug, um einer kollabierenden Pocket durch eine kleine Lücke zu entweichen und selbst Yards zu generieren.
  • Gefährliche Zone Read-Runs, unter anderem dank seiner guten Vision.
  • Scheut sich nicht Kopf runter zu nehmen und im Kontakt dank leg churning Extra-Yards rauszuholen. Frage ist eher, wieviel er das in der NFL mit seiner Verletzungshistorie tun sollte.
  • Muss NFL-Passkonzepte erst lernen, hat wahrscheinlich einen weiteren Weg vor sich.
  • Älterer Prospect, wird in seiner Rookie-Saison 25 Jahre sein.
  • Bereits Verletzungen in seiner Karriere, vor allem der Kreuzbandriss macht Sorgen.
Fazit:

Wäre Hendon Hooker ein paar Jahre jünger und würde keine Verletzungshistorie mitbringen, wäre es nicht vermessen, von einem borderline 1st round Prospect zu sprechen. Hooker bringt eine Menge mit: Leaderfähigkeit, starker Arm, herausragender deep Ball, verdammt gefährlicher und teils spektakulärer Läufer, der dennoch klar Pass-first denkt – und einer, der sehr gut auf den Ball Acht geben kann und extrem wenig unnötige Ballverluste produziert. Allerdings wird für ihn die Umstellung auf das Lesen von NFL-Defenses eine größere Hürde sein als für die vier designierten Top-Prospects. Zudem stimmt mich die Genauigkeit auf allen Ebenen des Feldes etwas skeptisch. Eine risikofreudige, vertikal ausgerichtete Offense sollte dennoch ihren Spaß an ihm haben können. Hooker hat ein gewisses Boom-or-Bust-Potenzial, wenngleich man diesen Begriff nur schwerlich außerhalb der ersten zwei Runden anwenden kann. Dort gehört er für mich aufgrund seiner interessanten und vielseitigen Tools aber (gerade noch) hin. (Late) 2nd.

2 Gedanken zu „Quarterbacks: Top Prospects 2023

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