Vorschau Woche 7: Von fliegenden Schlittenhunden und watschelnden Enten

Später eingefügte Vorab-Bemerkung: Leider habe ich es nicht geschafft, diesen Spieltag wie gewohnt vorzustellen. Dieses Mal kam etwas berufliches dazwischen, ausnahmsweise von der erfreulicheren Sorte. Gibts auch manchmal. Die Nachtspiele konnte ich daher nur kurz anreißen. Ich bitte um Entschudigung.

Spieltag Nummer sieben steht eindeutig unter einem Stern – ob unter einem guten oder keinem guten, wird sich je nach Fanperspektive erst erweisen müssen. Auf jeden Fall haben wir die eher ungewöhnliche Konstellation, dass die allermeisten Kracher – mit einer großen Ausnahme – erst im späten Zeitfenster, sprich für uns tief nachts, steigen werden. Das kommt davon, wenn die Pac-12 im letzten Jahr ihrer Existenz plötzlich beginnt, guten Football zu spielen, und zwar nicht nur die eins, zwei üblichen Kandidaten, sondern geradezu eine Armada an Pac-12 Teams. Aktuell sind gleich sieben der zwölf Conference-Teilnehmer gerankt, und ein weiteres Programm (Colorado) steht immerhin 4-2. Nur zwei Teams haben eine negative Bilanz. Kein Wunder also, dass sich im Conference-Spielplan nun häufiger zwei gerankte Teams von der Pazifikküste duellieren werden, und das findet nunmal meist zu ungünstigen Uhrzeiten statt. Übrigens nicht nur für uns, sondern auch für die Fans an der Ostküste.

Nun denn, beginnen wir aber erstmal mit dem frühen Time Slot um 18:00 Uhr, der auf dem Papier leider nicht wirklich viel Inspirierendes zu bieten hat, obwohl einige der absoluten Topteams hier auflaufen werden. Man könnte die Auswahl unter das Motto stellen: Welche Klatsche hättens denn gern? Wir reden hier zwar durchgängig von Conference-Duellen, doch die wirken allesamt extrem einseitig:

  • Vanderbilt Commodores (2-5) @ #1 Georgia Bulldogs (6-0): Das beste gegen das wohl schlechteste SEC-Team. Glaube jemand ernsthaft, dass das mehr als ein halbes Viertel eng bleiben wird? Nach der Galavorstellung von QB Carson Beck und der gesamten Offense gegen Kentucky befürchte ich hier Schlimmes. Georgia ist mit 31.5 Punkten Favorit.
  • Indiana Hoosiers (2-3) @ #2 Michigan Wolverines (6-0): Das womöglich aktuell beste gegen eines der schlechtesten Big Ten-Teams. Vor allem wirkt das Matchup zwischen Hoosiers Offense und Wolverines Defense so ungleich, wie es gerade nur geht. Indiana hat gegen FBS-Gegner folgende Punkteausbeute erzielt (nur reguläre Spielzeit): 3, 14, 14, 17. Das ist eher sehr wenig. Die aktuell auf einem überirdischen Niveau agierende Wolverines Defense gab bisher folgende Punkte ab: 3, 7, 6, 7, 7, 10. Könnte richtig übel werden. Michigan ist mit 33.5 Punkten Favorit.
  • #3 Ohio State Buckeyes (5-0) @ Purdue Boilermakers (2-4): Bei diesem Duell werden sofortige Erinnerungen wach an die Rondale Moore-Show. Aber nein, ähnlich wird es nicht laufen. Purdue befindet sich mit dem neuen HC Ryan Walters und einem fast diametral veränderten Defense-System (3-4 Off Man) im Umbruch. Die Air Raid-basierte Offense von OC Graham Harrell wird irgendwann sicher in Schwung kommen, doch momentan läuft das noch nicht rund. Es fehlen unter anderem dezidierte Playmaker auf Receiver. Ohio State überzeugte insbesondere offensiv weiterhin nicht trotz des auf dem Papier klaren, in real weitaus engeren Sieg gegen Maryland. Hier bleibt vieles Stückwerk. Aber man hat eben das beste WR-Duo des Landes mit Marvin Harrison und Emeka Egbuka (EDIT: Egbuka fällt aus) sowie eine bislang herausragende Defense. Ohio State ist ‚nur‘ mit 19.5 Punkten Favorit. Wir tasten uns langsam ran…
  • Syracuse Orange (4-2) @ #4 FSU Seminoles (5-0): Das klingt von den Bilanzen doch schon verlockender. Doch so richtig fesseln vermag das Duell dennoch nicht. Syracuse hat nach einem 4-0 Start zwei klare Niederlagen gegen Clemson und UNC bezogen, in denen die Offense kombiniert 21 Punkte erzielte. Langsam macht sich das Fehlen von Star-TE Oronde Gadsden wohl doch bemerkbar. Weder hat QB Garrett Shrader die gewünschte Firepower auf Receiver, noch konnte das Laufspiel um den talentierten RB LeQuint Allen die Big Plays seines Vorgängers Sean Tucker auflegen. FSU hat zwar immer mal wieder eine unkonzentrierte Halbzeit drin, aber ich sehe wenig Chancen auf ein enges Spiel – wenngleich mehr als in den vorigen Partien. FSU ist mit 17.5 Punkten Favorit.
  • Arkansas Razorbacks (2-4) @ #11 Alabama Crimson Tide (5-1): Nö, ich möchte nicht schon wieder Alabama vorstellen. Und Arkansas hatten wir jetzt schon ein paar Mal im Programm. Irgendwie kann ich mir auch genau ausmalen, wie das Spiel laufen wird: Bamas QB Jalen Milroe wird hinter seiner suspekten O-Line gegen die aggressive Front der Razorbacks um die DEs Trajan Jeffcoat und Landon Jackson sowie OLB Jaheim Thomas einige Sacks fressen, aber dennoch genug Plays mit den eigenen Beinen und mit tiefen Pässen machen. Den Rest erledigt die Bama Defense gegen eine selbst im Run Game jüngst ungewohnt strugglende Offense. Und wenn das Run Game der Tide-RBs wieder etwas in Gang kommen sollte, wird’s sogar deutlicher. Alabama ist übrigens mit 19 Punkten favorisiert.

Auch wenn ich die Tendenz meiner Leserschaft kenne (bzw. erahne), eher bei den Spielen mit den größeren Teams einzuschalten, wäre dieser frühe Slot doch wirklich mal die Gelegenheit, sich etwas mehr in die Untiefen des College Footballs zu begeben. Warum nicht einfach stattdessen mal das Spitzenspiel der Sun Belt West, James Madison Dukes (5-0) vs. Georgia Southern Eagles (4-1), ausprobieren? In den Mid Majors wird guter Football gespielt. Die Dukes haben eine geniale Defense Front mit gleich vier exzellenten Linern (EDGEs Mikail Kamara und Jalen Green, dazu DT Jamree Kromah und insbesondere James Carpenter) und spielen volles Risko. Top Run Defense und Sack-Könige, hinten allerdings ziemlich anfällig. Genau da dürfte die Air Raid-artige Offense der Eagles mit unserem guten alten Bekannten HC Clay Helton (Ex-USC) ansetzen. QB Davis Brin ist der Trigger Man, die vielen Receiver um Khaleb Hood und Devin Burgess sind mindestens solide. Könnte eine witzige Partie werden.

So oder so, das Highlight folgt dann erst nach diesen Spielen…

#8 Oregon Ducks (5-0) @ #7 Washington Huskies (5-0)
(21:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit)

Alle anschnallen, hier wird Vollgas gegeben und aus allen Rohren gefeuert. Das Duell der beiden alten Pac-12 North-Kontrahenten hat in der nun Divisions-losen Conference endlich wieder die Bedeutung, die ihm zusteht. Und was es für ein Aufeinandertreffen wird: Oregon ist nach Punkten die #2 Offense des Landes, Washington rangiert nur einen Platz dahinter. Spektakel wird geboten, da können wir uns absolut sicher sein. Das Over/Under ist mit 67 fast schon konservativ platziert, allerdings ist dabei zu bedenken, dass eben auch eine bislang sehr gute Defense (Oregon) auf eine mindestens überdurchschnittliche (Washington) trifft. Machen wir uns aber nichts vor: Das Hauptaugenmerk wird auf den Angriffsreihen liegen – und das absolut zurecht.

Oregon gegen Washington ist keine der klassischen Hardcore-Rivalitäten, allerdings spielen diese beiden Universitäten bereits seit 1900 gegeneinander, insgesamt 102 Mal, so dass sich im Laufe der Zeit durchaus einige Animositäten angesammelt haben. Von der Nachkriegszeit bis in die 1990er Jahre war Washington meist obenauf (und allgemein auch das erfolgreichere Programm). Wenn es einen klar definierbaren Wendepunkt gab, dann wohl „The Pick“, eines der wichtigsten und ikonischsten Plays in der Geschichte der Ducks. 1994 lagen die favorisierten Huskies kurz vor Schluss mit 20-24 zurück, doch QB Damon Huard führte sie bis innerhalb der 10 Yard-Line der Ducks. Doch dann geschah folgendes:

Kenny Wheaton is gonna score! Kenny Wheaton is gonna score!

Oregon gewann im Anschluss nicht nur die Pac-10 (zum ersten Mal seit den 1957, damals noch die Pacific Coast Conference), sondern auch 16 der nächsten 20 Duelle gegen die Huskies, darunter von 2004 bis 2015 zwölf Partien in Folge. Die Kräfteverhältnisse hatten sich verschoben. Erst in den letzten Jahren wurde die Series zwischen Huskies und Ducks wieder ausgeglichener. Und übrigens auch schärfer: Die Kommentare von Ex-Washington HC Jimmy Lake über die akademische Überlegenheit der University of Washington kamen in Autzen eher so mäßig an.

Das hiesige, 103. Duell zwischen diesen beiden nördlichen Pac-12 Aushängeschildern ist übrigens das erste, in dem beide Teams in den Top 10 gerankt sind. Es wird also in jedem Fall historisch werden. Schauen wir uns die Matchups der gegnerischen Units also einmal genauer an.

Huskies Offense vs. Ducks Defense:

HC Kalen DeBoer hat eine Pass-Offense geschaffen, die aktuell kaum zu stoppen scheint. QB Michael Penix spielt wie von einem anderen Stern, so dass DeBoer nicht einmal auf den Gedanken kommen muss, ein komplementäres Run Game zu entwickeln. 446 Pass Yards pro Spiel bei fast 75% Completions und 11.2 Yards pro Pass Attempt (richtig gelesen, Passversuch). Penix hat einen starken Arm, doch gerade bei den vertikalen Pässen besticht er aktuell mehr mit Genauigkeit, Ball Placement und Antizipation. Er legt den Ball (mit dieser unglaublichen Ästhetik und Velocity) an Spots, zu denen nur seine Receiver gelangen können. Gerade die Fades und Backshoulders sind kaum zu verteidigen, da Penix durch die Spot Throws meist etwaige Safeties komplett aus dem Spiel nimmt. Hier ein schönes Beispiel:

Schadet natürlich erstens nicht, dass er über eines der besten Receiver-Trios des Landes verfügt. Rome Odunze habe ich hier schon mehrfach vorgestellt: ein echter outside/X-WR mit Size und contested Catch Skills, zudem aber ein wirklich dynamischer Route Runner und allgemein viel beweglicher, als es Receiver seiner Größe sein dürften. Aus meiner Sicht klares 1st round Talent. Mal ehrlich, welcher 6‘3, 215 Typ versucht sich ansonsten als Punt Returner – und vor allem auf diese Weise mit solchem Erfolg?

Jalen McMillan ist ein echter Slot-Playmaker, der nach Verletzung nun wieder voll auf dem Damm sein sollte. Der dritte im Bunde ist der unterschätzte Ja’Lynn Polk, ein eher großer Typ, der extrem physisch spielt und daher am catch point und after Catch einige besondere Skills bietet. Polk hat sich im Schatten von Odunze zu einem der besten Receiver im College Football entwickelt (und besticht zudem mit Highlight-Blocks). Werft mal ein Auge auf ihn – auch für die Draft.

Schadet zweitens nicht, dass Penix über eine sensationelle pass-blocking O-Line verfügt, die ihm oft extrem viel Zeit in der Pocket verschafft. Gerade die beiden OTs Troy Fautanu und Roger Rosengarten (All-Name!) lassen bisher fast nichts zu. Und weil das alles nicht genug ist, hat sich nun auch noch RB Dillon Johnson nach seiner Rückkehr von Verletzung als Belebung des Run Games und insbesondere weitere kurze Option im Passing erwiesen. Johnson ist ein kräftiger Back, vor allem aber aus seiner Air Raid-Zeit bei Mississippi State als exzellenter Receiver bekannt. Wie soll man diese Angriffsmaschine stoppen?

Wahrscheinlich gar nicht. Aufgabe für Oregons Defense wird es ein, ein paar der Big Plays zu verhindern und das Pass Game der Huskies zumindest ab und zu etwas zu verlangsamen sowie ein paar Punts zu forcieren. Die Unit von HC Dan Lanning ist dabei auf dem Papier durchaus als Hürde zu begreifen, denn wenn man sich die bisherigen Gegner der Huskies anschaut, war da noch keine wirklich vernünftige Defense dabei. Die Ducks dagegen sind nach zugelassenen Punkten mit 11.8 die #5 des Landes und haben gerade gegen den Pass extrem wenig zugelassen (nur 153 Yards pro Spiel).

Lanning lässt eine Abwandlung des Saban/Smart-Systems spielen mit einer etwas leichteren hybriden 3er Front und vielen Nickel und sogar Dime-Looks in der Secondary, die viel der üblichen Zone Pattern Match Coverage (meist aus Cover 3) spielt, aber durchaus öfter in klassische Mannverteidigung wechselt. Auch in diesem Spiel? Tief haben die Ducks nichts zugelassen, underneath waren zumindest einige Completions mehr möglich.

Die erste Frage ist, ob man die O-Line der Huskies verstärkt unter Druck setzen will. Oregon ist – wie die Georgia-Defenses unter Lanning – kein klassisches Passrush-Team, hat in der Line allerdings ein paar gefährliche Spieler, allen voran DL Brandon Dorlus, den ich hier vor ein paar Wochen in den Miszellen mal genauer vorgestellt habe.   Dorlus ist ein DE/DT-Hybrid, den man überall an der Line positionieren kann und mit seiner Power und seinen Händen (plus unterschätzter Athletik) sehr viele Plays macht. Zieht man ihn öfter auf DT für inside Pressure? Kriegt man nun noch ein wenig mehr aus dem hochveranlagten South Carolina Transfer DE Jordan Burch, könnte man Penix eventuell ein paar Mal vom Spot bewegen oder aus der Pocket flushen.

Oder sollen es doch Blitzes sein? Lanning hat in den letzten Wochen ein paar Inside Blitzes eingebaut (vor allem ILB Jamal Hill und SS Evan Williams) – könnte ein Mittel sein, gerade mit den Linebackern hier zu agieren, da man die Laufverteidigung relativ weit vernachlässigen kann. ILB Jeffrey Bassa hat sich als Tackler in der Mitte der Box stark gesteigert, er könnte eventuell diese Rolle als primären Key übernehmen, während der Rest eher gen Line of Scrimmage unterwegs ist. Zu bedenken ist aber, dass Lannings Defense normalerweise keine wirklich Blitz-happy Units sind. Nur ist Washingtons Offense eben auch nicht dein üblicher Gegner. Ich bin extrem gespannt, was er sich da austüfteln wird.

Oder doch eine engmaschige Zone? Bisher überzeugen die beiden outside Corner ziemlich, interessanterweise aber nicht die, die man erwartet hat. Alabama Transfer CB Khyree Jackson und der junge Jahlil Florence haben die beiden erwarteten Starter Dontae Manning und Trikweze Bridges vorerst verdrängt – was auf eine sehr tiefe CB-Unit hindeutet. Versucht man diese aufs Feld zu bringen? Jackson und Florence sind beide größere Corners und eignen sich daher auf dem Papier für Odunze und Polk außen. Und: Beide sind ziemlich physische Tackler – vielleicht erweist sich das ja doch als besonders wichtig? Das vielleicht größte Mismatch sitzt innen, wo WR McMillan entweder auf NB Nikko Reed oder S Tysheem Johnson treffen wird. X-Factor ist der bereits angesprochene variable Safety Evan Williams, von dem ich einiges halte. Kann jede Position bekleiden und würde sich so für ein paar Coverage-Disguises besonders gut eignen.

Doch wie mans dreht und wendet: Penix und seine Receiver werden ihre Plays machen – und das nicht zu knapp.

Key Matchups:

RT Roger Rosengarten vs. DL Brandon Dorlus

LT Troy Fautanu vs. DE Jordan Burch

WR Rome Odunze vs. CB Khyree Jackson

WR Ja’Lynn Polk vs. CB Jahlil Florence

SWR Jalen McMillan vs. NB Nikko Reed

Ducks Offense vs. Huskies Defense:

Die Ducks Offense steht der der Huskies kaum nach, vor allem feuert sie wirklich aus allen Rohren: durchschnittlich über 330 Yards pro Pass und 225 Yards pro Lauf sind unfassbare Werte. Die Truppe des neuen OC Will Stein kann dich also auf jedem möglichen Weg schlagen. Schlüssel ist natürlich QB Bo Nix, der vielleicht etwas im Schatten von Penix steht, aber ebenfalls eine außergewöhnliche Saison bis dato spielt – und das unter seinem x-ten OC in einem mal wieder neuen System.

Oregons Offense sieht schon von außen ganz anders aus als Washingtons: Öfter gedrängt, viel Pre-Snap Motion in und aus dem Backfield, viele Moving Parts und Misdirection, um im Run Game die entscheidenden Lücken zu finden. Einige Zone Read Plays, um die Mobilität von Nix miteinzubeziehen. Und das funktioniert bisher exzellent: RB Bucky Irving ist ein echter Big Play Runner mit Top Beschleunigung und Speed, aber auch einigem Wiggle, um Tackles zu brechen bzw. zu umgehen – sowie ein zuverlässiger Receiver aus dem Backfield.

Der wichtige Backup Noah Whittington hat sich verletzt und fällt wohl für die Saison aus, daher spielt nun Jordan James die zweite Geige. James bringt ein wenig mehr Size und Power mit als Irving und Whittington und könnte sich daher als nette Ergänzung gerade in diesem Spiel erweisen. Ich erwarte aber vor allem mehr Läufe von Nix selbst, den man bisher sparsamer eingesetzt hat und nun im Gameplan etwas mehr featuren könnte – so als halber Überraschungseffekt.

Im Passspiel kann sich Nix – wie Penix – auf eine hervorragende Passblock O-Line verlassen, die ihm oftmals sehr viel Zeit und eine runde Pocket bietet. Im Gegensatz zu Washington hat Oregon kein Trio mehr oder weniger gleich häufig eingesetzter Receiver, sondern einen klaren go-to-guy mit Troy Franklin, der im nationalen Vergleich (und auch im Vergleich zu den Huskies Guys) viel zu sehr untergeht. Franklin ist ein großer dürrer outside WR mit Weltklassse-Speed und hervorragenden Ball Tracking und vertikalen Catch-Skills (insbesondere die over the shoulders sind a thing of beauty). Dabei gewinnt er nicht nur mit seiner Geschwindigkeit, sondern auch mit guten set-ups des Cornerbacks.

Mit Mini-Slot Tez Johnson ist eine weitere potenzielle vertikale Waffe vorhanden, doch anders als Washington ist Oregon kein ausgeprägtes deep Passing Team, sondern bedient sich gerne underneath mit den Flankern Gary Bryant (USC Transfer, kleinerer Typ mit guten Routes und sicheren Händen) und Traeshon Holden (Alabama Transfer, eher big Possession WR). Mit diesem Spielern attackieren die Ducks gerne die Mitte des Feldes (insbesondere ist auf die vielen Crosser zu achten). Es gibt also Optionen, aber der erste Blick wird häufiger zu Franklin outside gehen.

Das schwierige dieser Offense ist also eher, dass du nicht weißt, wo und womit du attackiert wirst.

Ich hatte es ja schonmal auf dem Blog näher ausgeführt: Washingtons Defense hat sich unter den Co-DCs William Inge und Chuck Morrell stark verändert gegenüber dem, was wir über Jahre von den Huskies gewohnt waren. Nun spielen sie eher eine klassischere 4-2-5 mit variablem Coverage-Mix hinten, haben in den letzten Wochen jedoch zudem die Tendenz gezeigt, vorne mit mehr Spielern an der Line zu stehen und einige Blitze (und auch simulated Pressures) zu callen. Vielleicht eine Variante, um die Ducks O-Line zu verwirren?

An und für sich bietet die Line selber genug Passrush-Expertise mit dem herausragenden big DE Bralen Trice und seiner schier unmenschlichen Power in Oberkörper und Händen sowie dem eher explosiven outside Rusher Zion Tupuola-Fetui, doch der als ZTF bekannte Spieler hat nach seiner Verletzung noch nicht ganz den erwarteten Impact gehabt. Nun vielleicht? Innen verfügen die Huskies über eine tiefe Rotation, die sich gegen die erwartbar vielen Runs der explosiven Backs als wichtig erweisen könnte.

Mittlerweile würde ich fast soweit gehen, dass das bisherigen Prunkstück die Linebacker sind. Edefuan Ulofoshio ist nach seiner Rückkehr nach Verletzung 2022 die erwartete Präsenz in der Mitte, hat aber zudem Range zu den Seitenlinien, nun gelangen ihm auch noch ein paar Plays in unerneath Coverage. Könnte mir vorstellen, dass die Huskies gelegentlich nicht nur mit ihm und Nebenmann Alphonzo Tuputala, sondern in einer 4-3 mit Edel-Backup Carson Bruener (Sohn von Mark Bruener, falls sich jemand erinnert) auflaufen. Anyway, Disziplin und Gap-Treue sind gegen diese Offense das erste und oberste Gebot. Plus Tackling natürlich, versteht sich von selbst.

Bei der Secondary bin ich noch ein wenig skeptisch. Das ist keine schlechte Unit – und verbessert gegenüber 2022 – aber eben doch ein wenig von den großen Zeiten der 2010er Jahre entfernt. Ich vermute, dass sich der beste Corner, Jabbar Muhammad, exklusiv um WR Franklin kümmern wird. Auch hier habe ich allerdings ein Mismatch innen ausgemacht. Der megaflinke WR Johnson gegen den größeren Nickel/HUSKY Mishael Powell. Oder kann letzterer mit seiner Physis den mega-undersized Irrwisch dauerhaft von seinen Routes abbringen? Würde ich an Stelle von OC Stein durchaus mal versuchen auszunutzen.

Falls der starke Tackler SS Dominique Hampton verstärkt nahe der Line oder in der Box spielen sollte (gerade in 4-2-5 Alignments ohne den dritten Linebacker), wird Centerfielder Kamren Fabiculanan eher die Seite von WR Franklin als tiefe Absicherung im Auge behalten müssen. Gelingt ihm (oder CB Muhammad) hier ein Big Play bei einem zu weit nach innen gelegten Ball von Nix?

Key Matchups:

RT Ajani Cornelius vs. DE Bralen Trice

RB Bucky Irving vs. MLB Edefuan Ulofoshio

WR Troy Franklin vs. CB Jabbar Muhammad

SWR Tez Johnson vs. NB Mishael Powell

QB Bo Nix vs. FS Kamren Fabiculanan

Fazit: Egal wie talentiert die beiden Defenses in einzelnen Positionsgruppen sind: In diesem Spiel wird es Punkte hageln. Alles andere als ein Shootout würde mich schon ziemlich überraschen. Ich sehe die explosive Passing Offense von Washington als ein wenig zuverlässiger und konstanter an als die etwas vielseitigere Offense der Ducks, daher tippe ich auf einen Sieg des Heimteams. So oder so: Penix gegen Nix, Odunze, McMillan und Polk gegen Franklin und Irving, zwei exzellente Lines – das wird ein Fest für Offense-Liebhaber.

Weitere Optionen für den mittleren Time Slot:

Texas A&M Aggies (4-2) @ #19 Tennessee Volunteers (4-1) (21:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit): In aller Kürze: Trotz der knappen Niederlage gegen Alabama bleiben die Aggies auch mit Backup-Qb Max Johnson ein gefährliches Team. Das Receiving Corps um Evan Stewart und Ainias Smith ist das beste, das die Aggies seit Jahren haben, und die Defense hat sich als Ganzes deutlich gesteigert. Das ist alles andere als eine leichte Aufgabe für die Vols, die mit QB Joe Milton und seinen  Receivern noch nicht die unfassbare Passstärke des letzten Jahres erreichen, aber erstens ein deutlich gefährlicheres Run Game um Big Play Guy Jaylen Wright haben und auch in der Defense dank einer aggressiven Front um DE Tyler Baron, Entdeckung DE James Pearce und OLB Aaron Beasley gegnerischen O-Lines und QBs das Leben stark erschweren können. Ich weiß daher nicht, ob es von A&M Top-DT Walter Nolen so klug war, das gesamte Team seines Heimatstaates Tennessee zu dissen. Sowas geht gerne mal nach hinten los, dennoch rechne ich den Aggies hier Chancen für eine Überraschung aus.

Iowa Hawkeyes (5-1) @ Wisconsin Badgers (4-1) (22:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit): Keine gerankten Teams, aber das Spitzenspiel in der Big Ten West. Mehr muss man zur Qualität dieser Division wohl nicht sagen. Iowa ist nach dem Ausfall von QB Cade McNamara und TE Luke Lachey in der Offense noch erbärmlicher geworden und muss sich quasi komplett auf Plays von RB Kaleb Johnson oder TE Erick All verlassen. Receiver spielen keine Rolle mehr (und fingen beim Sieg gegen Purdue wirklich keinen einzigen Pass). Die Defense spielt weiterhin auf überirdischem Niveau und übernimmt gemeinsam mit den Special Teams eben auch noch das Scoring. Wisconsin hat sich in den letzten Wochen ein wenig an die neuen Systeme von HC Luke Fickell in der Defense und OC Phil Longo in der Offense gewöhnt, allerdings hat Longo ein wenig von seiner Spread abstrahiert und ein wenig mehr Fokus auf Star-RB Braelon Allen gelegt. QB Tanner Mordecai ist sicherlich der beste Passer, den die Badgers in den letzten Jahren hatten, er muss aber gerade gegen diese extrem opportunistische Iowa Zone-Defense um CB Cooper DeJean dringend seine Gunslinger-Tendenzen reduzieren, die zu oft zu Picks führen. Wenn Mordecai clean spielt, sollten die Badgers ein voraussichtlich unansehnliches Spiel gewinnen.

Leider fehlt mir wie oben angesprochen die Zeit, um die Nachtspiele in der gebotenen Ausführlichkeit zu besprechen, daher nur in kurz:

#10 USC Trojans (6-0) @ #21 Notre Dame Fighting Irish (5-2) (01:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit): Eine der härtesten und zugleich qua nicht vorhandener Regionalität ungewöhnlichsten großen Rivalitäten im College Football. Für Notre Dame geht es nach der enttäuschenden Niederlage gegen Louisville schon um die allerletzte Chance für einen großen Bowl. USC überzeugte bisher nicht wirklich (und selten weniger als bei dem wackligen 3-Overtime-Sieg gegen Arizona), aber behielt seine reine Weste. Das Duell wartet mit einer ganzen Menge spannender Matchups auf: Kann die gerade im Tackling maue Defense der Trojans das Power Run Game der Irish mit RB Audric Estime hinter einer dominanten O-Line stoppen? Sowohl Estime als auch die Line enttäuschten gegen Louisville und werden auf Wiedergutmachung aus sein. Und wie schlägt sich die Secondary gegen das Pass Game von QB Sam Hartman und seinem variablen und tiefen Receiving Corps, in dem TE Mitchell Evans sich als Waffe über die Mitte in den letzten Wochen in den Vordergrund gespielt hat. Auf der anderen Seite werden QB Caleb Williams und sein noch einmal tieferes WR Corps um X-WR Brenden Rice, Tahj Washington, top true Freshman Zachariah Branch und Co. die herausragende Secondary der Irish um Star-CB Benjamin Morrison extrem fordern. Wird HC Marcus Freeman gegen diese explosive Offense weiter auf (Press) Man Coverage setzen oder mit etwas weniger Risiko spielen? Gegen Ohio State hatte die Mannverteidigung gegen Harrison/Egbuka insgesamt ja durchaus Erfolg, doch diese Offense bringt aktuell allein aufgrund des Schemes von HC Lincoln Riley noch etwas mehr Firepower mit. Trotz des oberflächlichen Previews absolut must-watch! Wer wird sich den Jeweled Shillelagh, die Trophäe der Rivalität, diese Saison sichern können?

#18 UCLA Bruins (4-1) @ #15 Oregon State Beavers (5-1) (02:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit): Wer auf kreatives Laufspiel steht, ist in dem Pac-12-Verfolgerduell genau richtig. UCLA hat unter HC Chip Kelly eine der aufregendsten Rush Offenses des Landes geformt, von der die beiden starken RBs Carson Steele und TJ Harden enorm profitieren. Oregon States Laufangriff ist vielleicht ein wenig konventioneller und besticht mit einer herausragenden O-Line und dem vielleicht unterschätztesten RB des Landes, Damien Martinez. Im Passspiel sehe ich die Beavers dank QB DJ Uiagalelei etwas vorn, auf der anderen Seite stellt UCLA momentan eine der besseren Defenses des Landes, die nicht nur mit dem Passrush von Laiatu Latu und den Murphy-Zwillingen begeistert. Die Linebacker Darius Muasau und Kain Medrano spielen gegen den Lauf auf überragendem Niveau, und die aggressive Secondary überrascht mit den no-name CBs John Humphrey, Alex Johnson und Co. Auch wenn ich es den Beavers gönnen würde, setze ich hier eher auf die Bruins.

Miszellen
  • Über LSUs WR Malik Nabers wird genug gesprochen, er gilt als potenzieller 1st round pick. Aber wie gut ist sein WR-Kollege Brian Thomas bitte gerade drauf? Thomas bringt ein extrem leckeres Skillset mit: groß, ziemlich schnell, ziemlich beweglich, verlässliches vertikales Ball Tracking, herausragende Skills am Catch Point und erstaunlich twitchy bei Yards after Catch. Das schreit geradezu nach einem X-WR-Prospect für die NFL. In fast jedem Tigers-Spiel habe ich eins, zwei Szenen gefunden, die nicht unbedingt typisch für einen 6‘4, 205 Passempfänger sind. Das begann schon beim ersten Spiel gegen FSU, siehe hier:

Orientierung zum Ball bei tiefen Bällen einfach konstant gut (hier deutet sich zudem die starke Acceleration auf der Route an):

Der Bewegungsablauf wirkt einfach wahnsinnig flüssig, wie auch gegen Missouri zu sehen war:

Allein das deutet auf weiteres Potenzial in punkto Route Running hin. Thomas hat bereits 9 TDs diese Saison erzielt. Für mich ein klarer Riser.

  • Bleiben wir noch einmal bei den Bayou Bengals. Obwohl die Defense extrem enttäuscht, gibt es auch hier Lichtblicke, und keiner scheint heller als DT Mekhi Wingo. Vor der Saison stand er medial etwas im Schatten vom anderen DT Maason Smith, aber in den ersten Spielen war kein Tigers Defender annähernd so beeindruckend, selbst Star-LB Harold Perkins nicht. Wingo ist ein kleinerer DT mit angegebenen 6‘1, 295, doch diese Statur verwendet er unglaublich gut zu seinem Vorteil. Getoff und first steps sind beinahe elite, ist ein hervorragender Gap Shooter, findet sich konstant im Backfield wieder und sorgt für konstante inside Pressure – und bekanntermaßen hassen Quarterbacks nichts mehr als das. Zudem besitzt er mit seinem kompakten Körperbau und seiner hervorragende Leverage eine sehr gute Balance, lässt sich also nicht schnell vom O-Liner von seiner Rush Lane abbringen. Was Wingo von klassischen 3-tech Passrushern abhebt, ist seine hervorragende Laufverteidigung: sehr kräftiger Oberkörper, starke Hände, allgemein hat sein Spiel erstaunlich viele Power-Elemente. Lässt sich nicht leicht kontrollieren oder gar zurückschieben. Ich bin total beeindruckt von ihm, auch weil er meist bei wirklich vielen Plays nicht nur auf dem Platz steht, sondern echten Impact hat, und damit eine exzellente Kondition beweist. Warten wir mal ab, in welche Regionen es ihn noch verschlagen wird…
  • Ist irgendein Spieler eines großen Programms gerade mehr underrated als Ohio State TE Cade Stover? Ist schon verständlich, dass die gesamte Aufmerksamkeit (und auch das Gameplanning) auf Marvin Harrison und Emeka Egbuka gerichtet ist, aber Stover schreit für mich geradezu nach NFL-Starter. Stover ist einer dieser Buckeyes-typischen Positionswechsler (von DE auf TE zu LB zurück zu TE). Stover hat sich in Route Running und Pass Catching deutlich verbessert (gerade bei ersterem ist sicher noch Raum nach oben) und ist mit seiner Athletik und Speed nicht nur ein Kandidat für die underneath Routes. Besonders beeindruckend finde ich aber, was für ein starker Blocker er geworden ist. Diese Rolle musst du halt annehmen mit einem Duo Harrison/Egbuka, das logischerweise den Großteil der Targets sehen wird. Seine Seal Blocks fand ich gegen Maryland erneut exzellent, Split Zone und Blocks aus Motion gefallen mir ebenfalls, dazu sitzen seine Blocks im freien Feld als Vorblocker und nach kurzen Pässen. Hier zeigt er auch regelmäßig exzellenten Effort, das Play noch irgendwie positiv beeinflussen zu wollen. Grundsätzlich hervorragendes Verständnis von Body Positioning und Blocking Angles. Ein sehr guter und ziemlich variabler Footballspieler, dessen Potenzial noch nicht ausgeschöpft ist.
  • Mal was ganz anderes: Ich habe keine belastbaren Daten, aber wenn ich mich im College Football so umschaue, fällt mir auf, dass diese Saison bisher erstaunlich viel auf Man Coverage-Konzepte zurückgegriffen wurde – und das nicht nur bei den üblichen Verdächtigen (Illinois, nun wegen Coaching Changes auch Purdue und Wisconsin). Während wir die vergangenen Jahre insbesondere in der NFL den Trend zu 2-high Shells hatten (die notwendigerweise mehr Zone Coverage nahelegen, da Cover-2 Man weiterhin eher für spezielle Situationen vorgesehen ist), scheinen diese Saison einige DCs das Heft des Handelns wieder stärker in die eigene Hand nehmen zu wollen, indem in neuralgischen Situationen eher mit Mannverteidigung außen und Pressure vorne agiert wird. Gerade Off Man begegnet mir häufiger, womit Cornerbacks das Play mehr im Auge haben, als wenn sie einem WR direkt an der Line gegenüberstehen und so die Breaks auf Ball und Spieler ermöglichen. Ist das alles nur eine Momentaufnahme oder hat Mannverteidigung – zumindest für einige Teams mehr – eine vielversprechende Zukunft? Schaden tut es sicherlich nicht, diese Option in der Hinterhand zu haben. Wir werden sehen, ob die Defenses davon nicht abweichen, selbst wenn sie auf die ganz explosiven Offenses treffen. Aber Beispiele wie Arizona letzte Woche gegen USC zeigen, dass es für den einen oder anderen klaren Underdog eben auch ein Mittel sein kann, den Favoriten aus dem Rhythmus zu bringen und nicht nur mit soft Zone darauf zu hoffen, dass irgendwann die Geduld für die Execution von dauernden underneath Passes reißt…
  • Ich kann kaum in Worte fassen, wie begeistert ich von Nebraskas DC Tony White bin – und wie sehr jetzt schon meine Hände schwitzen, weil ich Angst habe, dass er bereits nach dieser Saison abgeworben wird. White übernahm eine unterdurchschnittliche Defense und formte sie ohne eine substanzielle Menge Transfers zu einer echten Top-Unit um, die den Namen Blackshirts verdient. Und das alles mit einem komplett anderen System, dem 3-3-5 aus der Rocky-Long-Schule, bei dem viele skeptisch waren, ob es für die Big Ten geeignet ist. Dabei wurde gerne übersehen, dass diese 3-3-5 nicht mit vergleichsweise leichten Boxes agiert, sondern lediglich Spieler aus der ersten Reihe zurückzieht, um mehr Pressure-Varianten zu besitzen. Vor allem aber überzeugen Disziplin und Tackling.
  • Wo wir gerade bei der Huskers Defense sind: Die Tiefe auf Safety ist einfach enorm – und damit meine ich nicht einmal Rovers oder Nickel-Safeties, sondern wirklich klassische Positionen: Vor der Saison brachen die beiden designierten Starter weg (Marques Buford noch verletzt, Myles Farmer suspendiert, mittlerweile transferiert). Die beiden eigentlichen Backups Omar Brown und DeShon Singleton waren die Entdeckungen der ersten Spiele, bis sich nun auch noch Singleton verletzte und länger ausfällt. Dann kommt eben der fünfte Mann, Special Teams-Ass Phalen Sanford, rein und spielt hervorragenden Football. Ebenfalls ein Indiz für einen exzellenten defensiven Coaching-Staff.
  • Bleiben wir doch bei den Safeties und meinen Teams: Letztes Jahr war S Marcus Fuqua mit seinen massigen Interceptions der Schlüsselspieler der Bulls Defense (weswegen er sogar zum 3rd team All-American ernannt wurde). Fuqua spielt bisher eine eher unauffällige Saison, dafür brilliert sein junger Nebenmann Devin Grant in den letzten Wochen auf unfassbare Weise. Grant ist ein sehr großer Safety (6‘4), meist näher am Geschehen positioniert, mit starker Athletik und Range, deftigen Hits und vor allem einer Nase für Ball und Big Play. Nach dem fürchterlichen 0-4 Auftakt war Grant in den letzten beiden Spielen der entscheidende Mann: Beim hässlichen 13-10 Overtime-Sieg war er bester Tackler und blockte das entscheidende Field Goal der Zips in der Verlängerung. Beim überzeugenden 37-13 gegen Central Michigan gelangen ihm neben einigen spektakulären Hits gleich drei Interceptions, von denen er zwei zum Pick-Six zurücktrug. Der erste davon nach wenigen Minuten bestimmte gleich die gesamte Dynamik des Spiels. Ich hatte vor der Saison hohe Hoffnungen für Grant, die dieser bisher bei Weitem übertroffen hat. Könnte sein, dass er eigenhändig die Saison der Bulls gerettet hat. Wissen wir in ein paar mehr Wochen. Von ihm werdet ihr noch hören, da bin ich mir absolut sicher.
  • Machen wir doch heute einfach eine Safety-Watch. Gibt es aktuell einen größeren all-around Safety-Playmaker als Washington States Jaden Hicks? Ich schaue sonst nicht viel von den Cougars, doch von diesem Spieler kann ich kaum die Augen lassen. Er ist einfach überall. Hervorragender Zone-Safety tief mit superben Instinkten und schnellem Trigger downhill, der Receiver über die Mitte mit harten Einschlägen bestraft (und so einige Bälle freischlägt bzw. Incompletions forciert). Spielzugerkennung bei Run plays ebenfalls ausgezeichnet, kommt in meist exzellenten Angles schnell runter, zeigt gutes Timing bei Blitzes oder nimmt es in der Box mit jedem Gegner auf. Enorm physisch mit jeder Faser seines Körpers, aber dabei nicht reckless. Und weil das nicht genug ist, bewies er nun auch noch in den Special Teams mit einem FG Block gegen UCLA seinen Wert. Wer fast immer an der richtigen Stelle ist, macht enorm viel richtig. Wäre Hicks bei einem anderen Team, würden die medialen Drähte längst glühen.
  • Und noch ein letztes Mal: In Purdues Defense läuft gerade noch nicht alles nach dem Geschmack vom neuen HC Ryan Walters, doch die schematische Umstellung auf seine 3-3-5 Blitz-heavy Man fällt einfach enorm aus. Es gilt also, etwas Geduld zu zeigen. Ein bright spot sind allerdings die Safeties: Da wäre zum einen SS Sanoussi Kane, ein Spieler, der absoluten Einsatz verkörpert. Unglaublich spaßiger Spieler, der längst noch nicht alles richtig, aber alles zu 1000% macht. Exzellent in der Box und gegen den Lauf, muss im Tackling noch etwas disziplinierter und weniger reckless werden, dieser extreme Effort führt allerdings eben auch zu positiven Plays für die Defense. Aggressiver Pass Defender selbst gegen größere TEs, macht Routes mit Körper und Händen echt unangenehm. Guter Hitter. Kane spielte letztes Jahr zunächst viel im Slot, rückte dann wegen des bedauerlichen Ausfalls von Chris Jefferson wegen mentaler Probleme auf Box Safety. Hier kommt sein Spielstil eindeutig am besten zur Geltung. Ein ekliger Gegenspieler. Die große Überraschung ist daneben true Fr. S Dillon Thieneman; nicht der erste Thieneman bei den Boilermakers, aber zweifelsohne der talentierteste. Spielt oft schematisch einen sehr tiefen Centerfielder und hat dafür erstaunlichen Impact aufs Spiel. Enorm instinktiv und mit schnellen Reaktionen gegen Lauf und Pass, gute Reichweite im Backend, und vor allem ein herausragender und häufiger Tackler trotz tiefem Alignment. Thieneman ist kein Overachiever, sondern ein wirklich guter Athlet, der bislang kaum Lücken in seinem Spiel offenbart hat – wie gesagt, als true Freshman (auch nur 3-star, der #74 Safety dieser Recruitingklasse). Man sollte nach ein paar Wochen vorsichtig sein, aber Thieneman wirkt schon jetzt wie ein kommender Star. Er war wohl bereits im Trainings Camp so gut, dass HC Walters entschied, den primären Centerfielder der letzten Jahre, Cam Allen, eigentlich der beste Spieler der Defense, full-time auf Nickel zu schieben. Allen hat diese Position bereits vorher regelmäßiger bekleidet, seine klaren Stärken lagen allerdings hinten. Doch Thieneman brillierte in den ersten Wochen, daher nahm man diese kleine Schwächung in Kauf, um alle drei Safeties dauerhaft auf dem Feld zu haben. Achtet bei Gelegenheit mal drauf. Ich bin mir sicher, dass wir gegen Ende der Saison – auf jeden Fall aber in der nächsten – eine klar verbesserte Boilermakers Defense bewundern können…

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