(Deeper) Sleeper 2024

Liebe Leserschaft,

als ich auf den letztjährigen Sleeper-Beitrag ging, um aus Zeitgründen die Einleitung zu copy&pasten, fiel mir auf, dass ich bereits im vergangenen Draft-Zyklus mich für die schlechte und späte Coverage auf den Blog entschuldigt habe. Das hatte ich mittlerweile total verdrängt, allein da es dieses Jahr noch einmal deutlich schlechter aussieht. Es macht aber auch wenig Sinn, daraus eine Gewohnheit werden zu lassen – und noch weniger Sinn, pauschal Besserung zu geloben. Ich weiß es ja nicht.

Ich werde es daher im Prinzip genauso machen wie 2023: Im ersten Teil des Beitrags werde ich euch auch ein paar Spieler kurz vorstellen, die nicht im eigentlichen Sinne Sleeper sind, aber die mir im Scouting positiv aufgefallen sind oder die ich schon seit eins, zwei Saisons auf Blog oder Twitter beworben habe. Das können durchaus mittlerweile mid-round Prospects sein. Dieser Bereich soll allerdings nicht ausarten, denn eigentlich soll es ja darum gehen, euch ein paar der tiefer vergrabenen Rohdiamanten vorzustellen, die ihr auf anderen Seiten entweder nicht oder nur sporadisch findet. Ziel ist es eben dezidiert nicht, möglichst viele Spieler aus den mittleren Regionen zu nennen, damit ich mir nachher bei einem davon auf die Schulter klopfen kann. Im Fokus werden weiterhin die späten Runden und insbesondere die designierten UDFA sein. Und glaubt mir, ihr werdet an den Beschreibungen schnell merken, wer meine wahren Sleeper sind.

Wie gewohnt werde ich den Beitrag splitten. Im ersten Teil findet sich ein bunter Mix aus wenigen mid-roundern, vielen late Roundern und UDFAs aller Positionen, die ich aus verschiedenen Gründen spannend oder erwähnenswert finde und die entweder unter dem Radar laufen oder immer noch unterschätzt sind. Die Auswahl ist also total subjektiv und nicht als Ranking zu verstehen. Natürlich haben diverse Prospects, die auf den Konsens-Boards zwischen der 5th und 6th round gesehen werden, höhere Chancen auf eine NFL-Karriere als viele ‚meiner‘ UDFAs.

Im zweiten Teil – den Deepest Sleepern – sind Prospects aufgelistet, die medial kaum oder gar nicht beachtet werden, zu denen es meist keine Scouting Reports gibt und die in der Regel nicht mal in der Nähe der 257 Draft Picks verortet werden. Natürlich wird man in den Weiten des Netzes immer eine Seite finden, die den einen oder anderen deepest Sleeper vielleicht doch höher hat. Ich orientiere mich hier grob an den Rankings in The Beast von Dane Brugler. Gerade in den vergangenen Jahren ist die Tendenz zu verzeichnen, dass (fast) jeder Prospect zumindest irgendwo mal erwähnt wurde. Größtenteils handelt es sich hierbei um Spieler, die mir in den College-Spielen irgendwann mal aufgefallen sind und zu denen es kein oder nur sehr geringes Tape gibt. Hier muss ich mich dann primär auf meine Notizen aus der Saison verlassen.

Dieses Mal wird die Unausgewogenheit zwischen den einzelnen Positionsgruppen noch größer ausfallen. Bei einigen bin ich gewohnt tief drin, bei anderen viel weniger als üblich. Das wird sich wenig überraschend besonders stark in diesem Beitrag niederschlagen. Gerade auf O-Line-Sleeper werdet ihr größtenteils verzichten müssen, da diese Positionen der Zeitnot als erstes zum Opfer gefallen sind und ich hier kaum über den zweiten Tag hinaus gescoutet habe. In der Live-Coverage werde ich mich hier auf die Expertise von Christian Schimmel verlassen müssen.

Und: Wie gewohnt finden sich gerade in den hintersten Regionen notwendigerweise mehr Spieler derjenigen Conferences, die ich intensiver beobachte. Zu den allermeisten Talenten aus der FCS kann ich wenig beisteuern – das bedeutet nicht, dass sie weniger gute Chancen auf eine NFL-Karriere haben.

Also, viel Spaß beim Streifzug durch die tieferen Draftgefilde. Wie immer positionsgetreu von Offense bis Defense.

Offense:

Bei den Quarterbacks gibt er erfahrungsgemäß wenig Sleeper. Aber wie ich im Quarterback-Beitrag bereits anklingen ließ, hat es mir einer der hinteren Spieler etwas mehr angetan.

QB Carter Bradley, South Alabama (6th year Senior, 6’3, 218): Sohn von Colts DC (und Mr. Cover-3) Gus Bradley. Längere College-Karriere, begann in der MAC bei Toledo, transferierte 2022 zu South Alabama. Quasi reiner Pocket-QB mit solidem Arm (fand ich besser als oftmals beschrieben), vernünftiger Throwing Motion. Bisschen one-speed Thrower, muss lernen Bälle underneath mehr soft in den Lauf zu legen. Footwork in der Pocket passt, grundsätzlich gutes Decision Making mit quick Trigger unter Druck. Accuracy ist on and off, aber insgesamt nicht schlechter als bei anderen late Roundern. Hat eine sehr gute Pocket Presence, steht tall und delivert den Ball, auch wenns um ihn herum enger wird. Kein mobiler QB, aber kann Druck auch mit schnellen Bewegungen ausweichen. Pocket Navigator, reagiert auf Pressure und steppt up. Ganz guter Processor, Progressions gefallen mir. Wird wenig out of structure bieten, aber ich sehe einen Weg zu einem #3 QB. Hab ein klres draftable Grade, aber wird wahrscheinlich UDFA.

Bei den Running Backs hätte ich gerne noch den einen oder anderen Spieler mehr erwähnt, aber hier standen meine vier Lieblings-Prospects der späten Runden schon länger fest (eigentlich fünf, aber Rasheen Ali ist ja ein wenig geklettert und fand Einzug in den regulären RB-Beitrag). Sind vier Spieler, die ich in den letzten Jahren doch mehr oder weniger intensiv begleitet habe. Und noch mehr ausarten wollte ich es nicht lassen. Also:

RB Kimani Vidal, Troy (Senior, 5’8, 213): Die Lebensversicherung von Troys Offense! Kleiner, sehr kompakt gebauter Power Runner, der mir die letzten beiden Jahre unheimlich viel Spaß gemacht hat. Lebt inside zwischen den Tackles mit einem North-south-mindset, hittet die Hole ohne Getänzel im Backfield. Profilierter inside Runner mit Vision (insb bei inside Zone) und einer sneaky Quickness, um Defendern kein klares Target zu bieten. Mit seiner Statur und seinem Running Style (klein, quadratisch, IMMER hinter seinen Pads!) sehr unangenehm zu tacklen. Absorbiert Kontakt wahnsinnig gut, bounces off Tacklers, teilweise mit unreal Contact Balance. Beine bleiben immer in Bewegung. Bounct Runs outside, aber schaut, schnell wieder die Schultern square zu bekommen. Ist allerdings nicht nur der kleine Bully, sondern hat Burst, underrated Speed (4.46!) und kann lateral ausweichen (sidestepping Defender, einige Shakes, gerne inklusive Stiff Arm). Kein spektakulärer, aber sehr solider WR auf kurzen Routen. Paar echte Highlights in Pass Blocking, wenn er den Defender mit seinem tiefen Schwerpunkt hittet, gehts nicht vorwärts. Braucht hier noch Konstanz, aber viel da. Vidal hat mittlerweile etwas late round Hype und das vollkommen zurecht. Ich hab ihn nochmal deutlich höher, nämlich Anfang Day 3.

RB Daijun Edwards, Georgia (Senior, 5’10, 207): Ein Georgia RB – und niemand redet über ihn? Ja, Edwards testete sehr unathletisch (4.70 Speed, maue Explosivität, durchschnittliche Agilität), aber so im Spiel kann er vieles davon kompensieren. Solide im Zone Running, presst die Line und cuttet (wenngleich bisschen one-speed Back). Ähnlich profiliert in inside Gap Running. Fand hinter einer (wohlgemerkt starken) O-Line verlässlich die richtige Lücke. Gute Contact Balance, ziemlich wendig in small spaces, kann Cuts aneinanderreihen, ohne sich dabei zu verzetteln. Windet sich um Defender herum. Wirkt Kontakt mit seinem soliden Pad Level und low to the ground Run Style sowie seiner Force wie ein schwererer Back. Gute short Yardage Plays. Solide Outlet Option aus dem Backfield. Sehr guter Pass Blocker mit passabler Technik, blieb daher viel bei 3rd down drauf. Sicher nicht der explosivste oder schnellste, Big Plays waren schon im College selten. Unspektakulärer, aber ziemlich kompletter Back auf den ersten 15 Yards. Für solche Spieler gibt es gerne mal eine NFL-Zukunft. Glaube er kann die #2 in einem Committee werden. Würd ihn ab der 5th draften, geht aber wahrscheinlich erst später oder gar nicht.

RB Blake Watson, Memphis (6th year Senior, 5’10, 200): Ich habe eh eine Schwäche für Memphis Backs, hier ist der nächste (wenngleich nur ein Jahr bei den Tigers, zuvor fünf bei Old Dominion). Undersized Runner mit Burst durch die Hole. Großartige quick Moves mit starker Contact Balance (low center of gravity hilft beim Überleben des einen oder anderen Hits). Insbesondere Jump Cuts und Spins, top lateral Moves. Jump Cuts schon im Backfield sehr effizient, schnell wieder im Downhill-Modus mit seiner Acceleration. Kein mega Burner (die 4.40 überträgt sich nicht ganz aufs Feld), aber schnell genug für Big Plays, schwer zu stellen im open Field. Herausragender WR mit über 50 Catches 2023, und zwar nicht nur aus dem Backfield, sondern hat auch außen Snaps gesehen. Screens etc. mit guter open field Vision. Ist ein paar Jahre älter und wird für NFL definitiv kein inside Runner sein. Ich mag ihn mehr als einige andere Change of pace Backs (wie bspw. Dylan Laube). Fun Player. Wird aktuell meist UDFA gesehen, Draftpick würde mich aber nicht wundern.

RB Emani Bailey, TCU (Senior, 5’7, 206): War schon Fan, als er als Freshman bei Louisiana ein tolles RB-Duo mit Montrell Johnson (nun Florida) bildete. Wartete nach Transfer zu TCU hinter Kendre Miller und Emari Demercado. Sehr klein, kompakt gebaut, wahnsinnig elusive mit schnellen Füßen und Schrittfolgen. Kann sich hinter Linern und im Kontakt noch kleiner machen, daher gute Contact Balance. Witziger Running Style, weit nach vorn gelehnt und mit teils ausladenden Schulterbewegungen, muss ein wenig kontrollierter werden. Wirkt athletischer als seine Testwerte (4.61), guter Burst durchs Hole. Ist der Mr. Jumpcut dieser Klasse, scheint einen 180-Grad-Blick im open Field zu haben. Menge Moves im Arsenal, gewisse Big Play-Ability in space. Guter pass catcher mit sicheren Händen, paar Highlights dabei. Wird sich für eine Komplementärrolle bewerben, sehe die Chancen nicht so schlecht. Hat was. Wird wohl eher UDFA gehen, aber nicht bei mir.

Wenn ich euch noch einen etwas niedriger gerankten RB ans Herz legen darf, würde meine Wahl auf Carson Steele von UCLA fallen (Junior, 6‘1, 228). Mal ganz davon abgesehen, dass der Name und die Frise (blonde Mähne) passen, ist er ein interessantes und gar nicht so unkreatives Big Back-Talent. Dominierte eineinhalb Saisons in ‚meiner‘ MAC bei Ball State, bevor er zu UCLA transferierte. Sein gemessener Speed (4.75) spiegelt nicht ganz seine Athletik auf dem Feld wider. Schießt mit solidem Burst durch Lücken, hat aber auch das Footwork und die Agilität für kleinere Adjustments nach dem Handoff oder auch recht scharfe Zone Cuts. Absoluter Power Back im Kontakt mit churning Legs, ist eh ein komplettes Kraftpaket. Solider Receiver aus dem Backfield. Mag seine Movement Skills auf dem Feld deutlich mehr als seine Testwerte, wegen denen er aber wohl undrafted gehen wird.

Kommen wir zu den Wide Receivern. Hier gibt es wie immer massig Auswahl. Ursprünglich wollte ich euch hier unter anderem Luke McCaffrey (Rice) und Jha’Quan Jackson (Tulane) vorstellen, die ich beide als Route Runner und Separator ziemlich interessant finde. Doch beide sind mittlerweile schon eher bekanntere Prospects, weswegen ich das hier kurzhalten werde.

McCaffrey (redshirt Senior, 6‘2, 198)  ist mir nicht nur als Bruder von CMC, sondern vor allem von seinen eher unglücklichen Auftritten als Quarterback meiner Cornhuskers bekannt. Nach seinem Transfer zu Rice wurde er zum Receiver umgeschult und hat sich mittlerweile ziemlich eindrucksvoll entwickelt. Ist ein ziemlich guter Route Runner mit gutem (aber noch nicht ganz ausgereiftem) Footwork geworden und hat dank seiner überragenden Agilitätswerte bei der Combine hier noch Potenzial für mehr. Hat ziemlich gute Hände und fängt Bälle auch unter Druck in traffic. Könnte perspektivisch einen netten Flanker/Z abgeben.

Jackson (redshirt Senior, 5‘9, 188) ist ein ganz anderer Typ: deutlich kleiner und in der NFL wohl auf den Slot beschränkt. Er bringt einen starken Mix aus vertikalen Skills inklusive starkem deep Ball Tracking mit (die man in der vertikal ausgerichteten Pass-Offense von Tulane haben muss) sowie Quickness und Dynamik im underneath Route Running. Hat starke Speed-Variationen auf dem Route Stem, aus denen er am break point explodieren kann und sich so konstant Separation erarbeitet. Im Gegensatz zu McCaffrey sollte er halt contested-Situationen weitestgehend vermeiden.

Beide werden schon in den mittleren Runden erwartet und fallen damit hier eigentlich raus. Ich konzentriere mich lieber auf ein paar Spieler, von denen ich schon lange großer Fan bin, sowie eins, zwei Entdeckungen des Scoutings.

WR Tahj Washington, USC (redshirt Senior, 5’10, 174): Einer meiner langjährigen Favoriten. Deutlich undersized, hat die letzten Jahre fast ausschließlich im Slot gespielt (vorher – auch vor seinem Transfer von Memphis zu USC – durchaus aber auch outside). Sehr dynamischer Spieler in jeder Faser, tolle Schrittfolgen auf Routes, um Separation zu kreieren. Exzellent darin, freie Spots in Zone zu finden. Nicht der schnellste (nur 4.52), aber knack for getting open. Undersized, aber tough, sehr gefährlich mit dem Ball in der Hand. Sowohl viele kurze Plays (Swings, Screens, Flats), um seine YAC-Skills auszuspielen – gute Balance als Runner mit engen Kurven und netten Cuts. Aber auch sehr prominent vertikal eingesetzt. Mini Catch Radius mit seinen kurzen Armen, aber innerhalb dessen fängt er alles – und zwar auch spektakulär (in traffic, exzellentes highpointing, laying out, hält Bälle auch bei harten Hits fest). Zudem Kick return-Erfahrung. Glaub solche Spieler gibt es eine Rolle in der NFL, auch wenn seine Size (und damit verbunden sein ‚nur‘ solider Speed) die Projektion etwas erschweren. Wird wohl Mitte des dritten Tages gehen, aber watch out.

WR Ainias Smith, Texas A&M (redshirt Senior, 5’9, 190): Einer meiner Lieblingsspieler im College in den vergangenen Jahren. Erst RB (neben Isaiah Spiller und Devon Achane), sattelte dann full-time auf Slot-Receiver um. Aber man merkt seine Vergangenheit nur zu deutlich (nicht nur beim exzellenten Bench-Wert von 21). Kleiner, durchaus kräftiger Typ ohne Top-Speed, aber mit absoluter Top-Quickness. Kann den vollen Slot Route-Tree laufen, müsste dabei noch etwas konstanter dynamisch agieren, technisch gut aber generiert nicht besonders viel Burst aus den Cuts, von daher Separation nicht immer, wie man es sich bei so einem Spieler erwartet. Versteht Zone Coverage sehr gut. Und vor allem: Hat absolute Monster-Hände. Tolle Catch-Technik, ein echter Hands Catcher in jeder Situation. Natürliches Lokalisieren, kein Nachgreifen. Pässe abseits des Frames kein Problem, einige Highlights dank seiner exzellenten Körperkontrolle. Herausragende YAC, wird sofort zum Scatback: Super shifty, Cuts on a Dime, sensationelle Jump Cuts, stop-start Quickness (bei der er das Momentum des Defenders gegen ihn nutzt), jede Art Move im open Field. Kein reiner Finesse Guy, bounces off Hits, starke Contact Balance. Bester Skill wohl der Übergang von Catch zu after Catch: Antizipiert Laufwege der (nahenden) Defender, lässt sie lässig ins Leere springen. Unfassbare Field Vision. Nur leider kein Burner, wird eingeholt. Absolut furchtlos als (Run) Blocker, nahm es nahe der Line mit Dallas Turner auf! Sehr gefährlicher Returner. Nicht so konstant wie gewünscht, zudem Verletzungsgeschichte, aber mit seiner Elusiveness und YAC-Skills ein spannender Option Route-WR und Gadget-Player in der NFL. Geht wahrscheinlich später an Tag 3, hab den eher in den mittleren Runden.

Und, beinahe prophetisch:

WR Jalen Coker, Holy Cross (Senior, 6’1, 208): Du hast genug von diesen undersized Slots, die ich hier bisher vorgestellt habe, und willst einen absurden Jump Ball und contested Catch-Receiver? Here we go. Coker ist vielleicht nicht der schnellste, dafür der schnellkräftigste Receiver. Bewies das bei der Combine mit einem im wahrsten Sinne überragenden Vertical (42.5!) – und der überträgt sich wirklich eins zu eins aufs Feld. Absurde contested Catches in Serie. Jump Ball Maestro. Smoothe over the shoulder Catches. Fantastische late Hands und ultraschnelle Reaktionen auf ungenaue oder harte Pässe. Egal was, einfach elitäre Ballskills. Typ Sideline-WR, der in der Red Zone glänzt, aber sehr viel vertikal eingesetzt wurde. Monster Ball Tracking. Setzt seinen Körper hervorragend ein, stacked den CB, wenn er auf einer vertikaleren Route einen Vorteil hat. Wie oft er den in der NFL haben wird und wie groß der Sprung aus der FCS ausfallen wird, sind entscheidende Fragen für seine Projectability. Release Quickness erscheint zumindest ausreichend. Besserer Route Runner als gedacht vom technischen Standpunkt her, ob die Dynamik ausreicht, wird das größere Hindernis sein. Aber was ein unique Spieler. Auf den sollte man wirklich einen late Round-Flyer absetzen. Mag ihn mehr als den höher gerankten FCS-WR Flournoy.

Hier gegen einen höherklassigen Gegner, Boston College (und Draft Prospect CB Elijah Jones):

WR Joshua Cephus, UTSA (5th year Senior, 6’2, 193): Es gibt jedes Jahr Spieler, bei denen ich partout nicht verstehe, warum nicht mehr über sie gesprochen wird. Das wohl beste Beispiel für diesen Draft Cycle ist Joshua Cephus – passt gut, dass das auch noch ein alter Favorit von mir ist (hab die drei WR von UTSA aus 2021/2022 alle geliebt). Megaproduktiver Receiver in der Spread-Offense der Roadrunners. Ja, er hat nicht besonders schnell getestet (4.58), nicht besonders explosiv (Vert: 32.5) und nicht einmal besonders wendig (Shuttle: 4.37), aber macht mal das Tape an! Auf dem Footballfeld wirkt das sowas von anders (v.a. die Agilität). Hat nette Releases mit genügend Foot Quickness, kann sich solide aus Press befreien (und am break point vs off um den DB herumspielen, ohne den Schwung der Route zu verlieren, extrem netter Trait!). Quicke Routes aus dem Slot mit scharfen Cuts (oft in den CB hinein!), diverser Route Tree. Extrem gute natürliche Hände, einige spektakuläre Catch Radius Catches oder sonstige Highlights. Keine Drops! Natürliche Catch-Bewegungen, verliert seinen stride nicht beim Catch. Herausragende YAC ohne besonderen Speed, selten einen ca. 4.6 Guy mit so vielen YAC gesehen, ohne Bully zu sein. Laaange raumgreifende Schritte. Exzellente Run Lanes. Antizipiert Bewegungen und Angles von Defendern really, really good. Spezialität: Slants mit massig YAC. Agil und beweglich, kann Tackles ausweichen, sieht nicht spektakulär und manchmal fast etwas hölzern aus, aber funktioniert so gut. Bekam daher auch viele designed Touches in space, die werden natürlich in der NFL nicht funktionieren. Cephus wird fast überall als UDFA gesehen, aber wenn ich auf einen Spieler wetten würde, dann auf ihn. So begeistert bei einem designierten UDFA-WR war ich das letzte Mal wohl bei Jakobi Meyers. Was übersehe ich?

Aus 2022:

Ich möchte euch aber vor allem noch einmal die Roadrunners ans Herz legen, und hier insbesondere die Passing Offense um den weiterhin grotesk unterschätzten dual-threat QB Frank Harris und seine drei hervorragenden WR De’Corian Clark, Zakhari Franklin und Joshua Cephus. Wohl eine bold prediction, aber wundert euch nicht, wenn wir mindestens zwei, vielleicht sogar drei davon künftig in der NFL sehen werden.

Ich hatte zu Beginn der Saison schon geschrieben, dass ich sein Receiving Corps unheimlich gern mag und mich nicht wundern würde, wenn wir einige davon in der NFL wiedersehen. Reden tut über diese Truppe immer noch niemand. Alle Receiver bringen Größe und Ballskills mit. […]
Dritter im Bunde ist inside WR Joshua Cephus, doch der ist kein üblicher Slot, sondern ein großer 6‘3 WR. Nicht unbedingt der Chain Mover, sondern eher eingesetzt wie die äußeren WR, viele Pässe in Schwung.

Ich möchte euch hier jetzt nicht tonnenweise WR nennen, aber wer eher nach einem großen Sideline-WR und nicht immer diesen üblichen kleinen Irrwischen in den ganz späten Runden oder nach der Draft Ausschau halten will, sollte sich mal mit WR Devaughn Vele von Utah (redshirt Senior, 6‘4, 203) auseinandersetzen. Vele ist für einen Rookie wirklich schon uralt (26!) wegen einer religiösen Mission, aber ich hatte für ihn die letzten Jahre immer eine kleine Schwäche. Spielte outside bei den Utes – und das ist nicht der primäre Fokus im Pass Game (das eher durch die Mitte und über die TEs läuft). Vele ist ein lanky WR, der überraschend schnell getestet hat (4.47), mich beeindruckt er vor allem aber mit einer unterschätzten Agilität und Wendigkeit. Kein schlechter Route Runner, sehr guter Catch Radius mit seinen sehr langen Armen. Muss an Kraft zulegen für Releases gegen Press und den Catch Point – und hat aufgrund seines Alter dafür schlicht weniger Zeit. Ungewöhnlicher Spielertyp.

Bei den Tight Ends habe ich ebenfalls einen echten mid/late Round-Liebling, über den viel zu wenig gesprochen wird.

TE AJ Barner, Michigan (Senior, 6‘6, 251): 2023 Transfer von Indiana, hatte ich im Summer Scouting auf dem Notizzettel. Ging in der Run-lastigen Offense der Wolverines neben Star-Receiving TE Colston Loveland ein wenig unter, aber war in Base 12-Personnel sehr viel auf dem Feld. Großer TE mit vernünftiger Masse und langen Armen. Alles andere als ein Speedster, aber Agilitätswerte ziemlich okay. Ist ein klassischer Typ in-line TE und meiner Ansicht nach der beste Blocker der Klasse. Könnte noch ein paar Pfunde mehr vertragen, aber die Technik ist exzellent. Generiert Kraft aus dem Stance, geht tief in den Block und stellt den Gegner auf. Knee-bender. Guter erster Punch. Kann Gegner nicht spektakulär aus Lücken schieben, aber kontrolliert und neutralisiert mit starkem Grip (trotz eher kleiner Hände). Braucht noch etwas mehr Core Strength und Anchor. Als Receiver weniger eingesetzt, aber fand ihn erstaunlich dynamisch auf seinen Routes, hat gewisse Quickness in & out of Breaks. Limitierter TE Route Tree, sichere Hände, fängt das, was möglich ist. Kein besonderer Burst nach dem Catch, aber auch hier erstaunlich nifty mit ein paar Moves. Lacht ruhig, aber für mich mit ein paar Pounds mehr ein in-line TE mit Starterpotenzial. Wird Mitte des dritten Tages gehen, bei mir zu Beginn.

TE Brevyn Spann-Ford, Minnesota (6th year Senior, 6’7, 260): Ein echter XXL-TE: riesig, schwer, lange Arme, große Pranken. Spielte eine herausragende 2022er Saison, war einer meiner Breakput-Kandidaten in der Big Ten West-Preview und wirkte wie ein early round TE. Ehemaliger Basketballer, und so behende bewegt er sich auch. Solide Routes, kein toller Separator, aber dafür hat er ja auch noch seinen Körper. Riesiger Catch Radius, fängt jeden ungenauen Pass. Keine krassen Skills nach dem Catch, aber eins, zwei athletische Moves im Arsenal. Zudem ziemlich guter und tougher Blocker (musste er bei Minnesota traditionell viel tun, s. heutiger Bucs TE Ko Kieft). Viel Power im Oberkörper, wenngleich gelegentlich zu hohe Pads. 2022 einer der besseren Passblocker der TE-Klasse.
Und dann kam 2023: Unfassbare Drops-Probleme. Unfokussiert. Wirkte wie ein Plodder, wo war die Beweglichkeit hin? Keine Ahnung, was da passiert ist, aber ich würde gern auf 2021 (insb. Blocking) und 2022 (plus Big Plays im Receiving) wetten. Irgendwer sollte spät einen Flyer setzen.

TE Isaac Rex, BYU (redshirt Senior, 6‘5, 247): Gehen wir zurück ins Corona-Jahr 2020. BYUs Offense passt mir Zach Wilson alles in Grund und Boden, und die beste Waffe nach dem späteren NFL-WR Dax Milne ist ein unbekannter Freshman-TE namens Isaac Rex, der sich vor allem in der Red Zone einen Namen macht. Das Niveau konnte er danach nicht halten, ein produktiver Receiving-TE blieb er dennoch. Solide Size, könnte noch ein paar Pfunde mehr vertragen, spielte in-line und H-Back, wurde bei Seams, Leaks und schnellen Pässen in die Flat eingesetzt – uns natürlich nahe der Goal Line, wo er seine contested Catch-Skills (Positionierung, Aufposten, Elevating/Highpointing) einsetzen konnte. Problem: Er testete extrem langsam (4.91), und das sieht man leider auch auf dem Feld. Wenig Burst, wenig Dynamik. Kein so schlechter (Zone) Run Blocker, wie man erwarten könnte, gerade Move und Drive Blocks sitzen. Sogar etwas Pass Pro-Erfahrung, hier nicht überfordert. Ein sicherer UDFA, würde ich mich nach der Draft aber mal drum bemühen.

Bei der O-Line werde ich mich kurzhalten, da ich die Spieler größtenteils nicht noch einmal gescoutet habe, sondern mich auf meine leicht veränderten Notizen aus dem Sommer verlassen muss. Zudem sind es größtenteils eher klassische Day 3-Picks und nicht unbedingt Sleeper.

OT Walter Rouse, Oklahoma (5th year Senior, 6’6, 314): 2023 Transfer von Stanford, an dem auch Nebraska sehr interessiert war, daher habe ich ihn mir mal angesehen. Langer schwerer Tackle mit überlangen Armen daher großer Wingspan. Hat nicht die ideale Beweglichkeit und spielt nicht immer über seinen Füßen, aber die guten Plays verraten weiteres Entwicklungspotenzial. Power-Rusher hatten wenig Freude mit ihm, er ploppt nach dem Snap nicht zu hoch. Kann im Run Game Defender bewegen. Schwierig wird es für ihn gegen schnelle fluide Gegner, doch hat er mit seiner Länge einen gewissen margin for error. Könnte sich zu einem brauchbaren Swing Tackle entwickeln. Wahrscheinlich irgendwo 5th/6th.

OG Delmar Glaze, Maryland (redshirt Junior, 6’4, 315): Spielte RT und LT bei den Terrapins, hat theoretisch die Größe und Armlänge für einen Verbleib auf Tackle, wird aber wegen seiner mangelnden Foot Quickness nach innen wechseln müssen. Hat dafür ein paar nette Anlagen: Solide Base, vernünftiger Anchor, ziemlich guter Punch mit seinen großen und heavy Hands. Trotz der traditionell größeren Probleme des Terps Run Games fiel er mir wiederholt positiv auf mit Leg Drive, kann bei gutem Pad Level D-Liner bewegen. Jüngerer, noch nicht ausgereifter Kandidat für die mittleren Runden.

OG KT Leveston, Kansas State (6th year Senior, 6’4, 326): Ist mir beim Scouting von Wildcats OG Cooper Beebe mehrfach positiv aufgefallen, so dass ich ihm ein wenig Zeit gewidmet habe. Zwei Jahre Starter auf LT mit seiner Masse und genügend langen Armen, wird wegen mangelnder Athletik aber nach innen wechseln müssen. Das sind schlechte Nachrichten für DTs, denn hier sollte Leveston seine krassen Mauler-Tendenzen noch besser ausspielen können. Brachiale Power in seinen Punches, ein echter People Mover mit ordentlich Leg Drive. Hat im Pass Set eine weite Base ohne zu viel Overextension, sollte also innen ganz gut geschützt sein gegen Bullrushes. Lateral Quickness sollte ausreichend sein (war als OT in small spaces keine ganz große Schwäche), wenngleich ich ihn lieber in einem Gap Scheme sehen würde. 5th/6th.

OG Trevor Keegan, Michigan (redshirt Senior, 6’5, 310): Zak Zinter ist der deutlich bessere Prospect (den ich auch noch etwas positiver als die meisten Analysten sehe), aber der anderen Wolverines OG verdient ebenfalls ein wenig Beachtung. Ein typischer Michigan Power-OG, die interessanterweise ja selten die ganz große Masse auf die Waage bringen. Keegan ist athletischer als vermutet, hat gelegentlich ein inkonstantes Pad Level, aber nicht so schlimm oder regelmäßig, wie teilweise beschrieben (vor allem nicht unbedingt im Run Block, wo er schön von unten kommt). Er bewegt sich okay, gewinnt mit seinen Blocks an der Line und on the Move keinen Schönheitspreis, aber hat dabei eine hohe Rate an gelungenen Plays – und ist es nicht das, was zählt? Nicht unbedingt violent Hands, aber gute Hände. Grundsolider OG-Prospect ohne große Upside, aber sehr gut geschult, gerade für Gap Schemes. Geht nach den meisten Seiten wohl spät, aber würde mich nicht komplett wundern, wenn ein Team schon in der 5th zugreift.

Defense:

Kommen wir zu den Edgerushern – eine Gruppe, in der ich sehr tief drin bin und die auch in den hinteren Runden ein paar interessante Talente zu bieten hat. Aber ich muss hier mit einem meiner ganz harten Crushes beginnen, der – eigentlich – kein Prospect für die hinteren Runden ist.

EDGE Javon Solomon, Troy (redshirt Senior, 6’1, 246): Ich verstehs nicht. Solomon galt vor einigen Monaten als interessanter mid-rounder. Ich vermutete, er würde eher noch steigen, aber das Gegenteil war der Fall. In Bruglers The Beast ist er nun als 6th rounder gegradet. Ist wohl der Spieler mit der größten Diskrepanz auf meinem Board. Solomon ist klein und leichter, aber er hat sehr lange Arme (33 7/8) und sehr große Hände (10 ¾). Hätte mir athletischere Testwerte gewünscht (nur 4.72), aber er ist genau der Typ undersized outside Rusher, auf den ich so stehe. Super produktiv in der Sun Belt (16 Sacks!). Guter Getoff, schnelle Füße dank geringer Übersetzungen, niedriger Schwerpunkt (große OTs hassen das!) und vor allem exzellente Fluidität. Kommt über außen mit starkem Bend zum Quarterback, dabei tiefer Dip, starker Rip Move und gelegentlich Ghost Rushes. Kann den Rush Arc so flatten, tolles Cornering. Hat noch ein paar mehr Passrush Moves im Arsenal (Cross Chop, Stab, double hand Swipe). Nette inside Counter mit profiliertem Handeinsatz. Limitiert, wenn O-Liner seine Hände an ihn bekommt. Starker Einsatz im Run Game und als Edgesetter, aber von Masse her natürlich im Nachteil. Dennoch auch hier erstaunlich produktiv gewesen, u.a. dank Augen im Backfield und der langen Arme (58 Tackles). Für mich ist Solomon ein Day 2-Prospect – kann sein, dass ich ihn gewaltig überschätze, aber 6th finde ich unverständlich. Könnte eine längere Karriere als Passrush Specialist haben. Die Tools zum Entwickeln sind reichlich vorhanden.

EDGE Brennan Jackson, Washington State (6th year Senior, 6’4, 264): Kein echter Sleeper mehr, aber ein immer noch unterschätzter mid-round Prospect. Schwerer DE mit genügend langen Armen und solider Athletik (insb. starker Explosivität). Einer der krasseren Motor- und Effort-Player dieser Klasse, gibt wirklich kein Duell zu keiner Sekunde verloren. Guter Antritt und nette Schrittfolgen (Euro / Jab Steps) für 260+ Pounder, richtig starker Jolt in den Händen beim ersten Kontakt. Erschüttert den O-Liner, kann exzellent Speed in Power konvertieren (sein bester Rush!). Ansonsten nicht das besondere Arsenal an Moves (guter Stab, effektiver Push-Pull, einige nette inside Counter), hat im Block nicht immer die Mittel, aber hard-charging, schmeißt alles rein, never stops, gelegentlich spätes Befreien durch Handwrestling, Spin oder Arm Over am Ende. Ihn trägt vor allem sein Momentum. Gap Shooting auch durch Minifenster, weil er full throttle durchballert und genug Power und Balance hat, um es auch mit zwei Spielern aufzunehmen. Verfolgt das Play (daher auch einige batted Balls), sehr guter Run Defender und Tackler mit gewisser Range, herausragender closing Speed. Leider ein wenig stiff, nicht der wendigste, eher ein straight-liner. Dennoch, der wird mit seiner „never say die“-Attitude eine Rolle in der NFL bekommen. Für mich sogar Borderline Top 100.

EDGE Xavier Thomas, Clemson (6th year Senior, 6’2, 253): What could’ve been? In seiner Freshman-Saison 2018 dachte ich, wir sehen hier den nächsten D-Line 1st rounder von Clemson. Doch danach folgte eine holprige Karriere mit hartnäckigen Nachwirkungen von Covid, Depressionen und Verletzungen. 2018 ist lange her, mittlerweile ist Xavier Thomas ziemlich alt geworden, aber ein spannender Prospect bleibt er für mich. Etwas klein, etwas undersized, dafür mit gutem bis teils sehr gutem Getoff. Hat einen guten outside Rush Arc mit langen Schritten und zumindest solidem Bend und gutem Dip, um um die Ecke zu kommen. Schafft das öfter mit erstaunlich gutem Cornerning für einen nicht super-wendigen Rusher und versucht mit langem Arm den QB in Pocket zu beeinträchtigen. Findet (auch durch seine Hand Moves) wesentlich öfter die Außenseite als gedacht – da ist was rauszuholen! Agiert viel mit Swipes und Chops, gelegentlich Cross Chop, dazu ein netter long Arm. Etwas unkoordiniert und frantic wirkender Passrush-Style mit en Schrittfolgen und Jab/Euro Steps, will OT damit im Unklaren lassen. Produzierte so jede Menge Pressure, aber nur wenige Sacks. Hat gegen Power Probleme, weniger wegen Masse und Kraft als vielmehr wegen Länge und hohem Pad Level. Hohe Awareness gegen den Run, solider Tackler. Projectet als undersized outside Rusher in 3-4. Passrush Specialist mit Explosivität und genug Dip/Bend für außen sowie einer halbvollen Toolbox. Würde ich mir in den mid Rounds holen, könnte aber eher auf die späteren Runden hinauslaufen.

Gehen wir mal etwas tiefer rein.

EDGE Ron Stone, Washington State (6th year Senior, 6’3, 247): Ihr kennt das Spielchen ja schon. Ich suche mir jedes Jahr einen oder zwei UDFA/late Round-Kandidaten, die ich wegen ihres Bends interessant finde. Dieses Mal habe ich mich dabei etwas schwerer getan, aber doch noch einen gefunden. Stone ist der Counterpart von Brennan Jackson in der Cougars-D gewesen, wundere mich, dass der eigentlich überall nur als UDFA gehandelt wird. Undersized, meist als Standup-Rusher unterwegs. Sehr gefährlicher Speedrush mit gutem Getoff, starker Balance und Bend around the Edge. Kommt mit gutem Dip unter dem OT in die Pocket zurück. Sehr aktive Hände, daher auch innen mir Erfolg. Einige nette Passrush- und v.a. Block Shedding-Moves/Kombinationen mit seinen quick hands (Push-Pull-Swim). Gap Shooter. Alles andere als ein Power Player, wirkt etwas high-cut mit längeren Beinen. Wie sein Kollege Jackson all-out Effort, daher mehr Plays gegen den Run als erwartet. Wird wohl UDFA gehen, ich würde auf jeden Fall einen late Round-Flyer setzen.

EDGE Jalen Green, James Madison (redshirt Senior, 6’1, 245): Noch ein Spieler, der vollkommen unter dem Radar läuft (von der positiven Ausnahme PFF einmal abgesehen). Kleiner Edge mit nicht idealer Länge, wird in der NFL Passrush-OLB spielen müssen (und selbst dafür ist er etwas undersized). Mega-produktiver Spieler vor seinem Kreuzbandriss. Green gewinnt über außen zum einen durch seine konstanten Leverage-Vorteile und seiner starken Balance & Contact Balance. Kommt in einem engen Bogen mit nettem Rip Move am OT vorbei. Wirkt ziemlich beweglich, kann Vorblockern/Pass Pro im Backfield stark ausweichen. Mag sein, dass er keinen exzellenten Bend hat, aber er macht sich so verdammt klein im Rush und bietet keine Angriffsfläche. Hat ein paar Moves (Spin, Club-Swim beim outside Rush, Push-Pull, Stab), die alle erfolgreich eingesetzt werden. Slantet von außen ins Backfield für einige Tackles for Loss (auch hier hilft sein niedriger Körperschwerpunkt). Weitere Spezialität: Sehr guter Stunt-EDGE mit koordinierten und intelligenten Loops nach innen. Spielte Spy hinter der Line. In Run Defense inkonstant, Highlights und verpasste Tackles wechseln sich ab. Hat natürliche Limitationen und eine Verletzungsgeschichte, aber würde ich mir unbedingt mal einladen (gerade als 3-4 Team). Ziemlich sicher UDFA.

EDGE Richard Jibunor, Troy (6th year Senior, 6’2, 232): Noch einmal ein Passrush-Partner, dieses Mal der von Javon Solomon. Jibunor wird ziemlich sicher undrafted gehen, da er mit seiner zu geringen Size & Masse keine feste Position in der NFL haben wird, aber ich könnte ihn mir erstmal zumindest als Special Teamer vorstellen, der vielleicht irgendwann in Subpackages Einsätze sieht. Jibunor ist ein guter Athlet mit Explosivität und Quickness und hat sehr lange Arme, die er gewinnbringend gegen Blocker einsetzt. Herausragender Stab Move, mit dem er OTs regelmäßig in die Pocket zurückgedrängt hat, aber auch schnelle Hände, um sich den Armen des Blockers zu entledigen, bevor sie ihn neutralisieren können. Jibunor hat ein physisches Mindset, ist ein harter Tackler und geht beim Sack des QBs konstant auf den Ball (Menge Forced Fumbles!). Hat auch etwas in Space gespielt, vielleicht kann man aus ihm einen Passrush/Off-Ball-Hybrid entwickeln? Allgemein ein Spieler, dem ich aufgrund seiner Intensität sehr gern zugeschaut habe. Älterer Prospect, aber extrem produktiv über viele Saisons. Weg in die NFL wird länger sein, aber hat einfach was.

Ich mag die DT-Klasse vorne abseits von den beiden 1st round Guys Johnny Newton und Byron Murphy nicht besonders, habe danach auch ein Gap von eineinviertel Runden zum nächsten Spieler (Grade-technisch, nicht Big Board). Aber was ich sehr interessant finde, sind die vielen spannenden NT-Prospects in den hinteren Regionen. Da gab es sonst nicht so viel Auswahl. Aber ich muss hier mit einem meiner absoluten Lieblinge beginnen:

DT Jowon Briggs, Cincinnati (5th year Senior, 6’2, 313): Kriminell underrated. 310+ Pound DT, der inside oder in 3er Lines outside gespielt hat (und gerade in letzterem 2022 enorm produktiv war, bevor er 2023 auf DT/Nose rückte). Einerseits ein echter Power-Spieler, um in der Mitte zu halten und two-gapping zu spielen. Top upper Body Strength, kräftige Arme und violent Hands. Geht mit tiefer Leverage in Blocks, generiert kraft aus den Knien, stellt OTs einfach auf. Auf diese Weise auch ein Monster Bullrush! Andererseits bringt er eine seltene lateral Quickness und upfield Burst für einen so massigen Spieler mit (lief eine 5.00 flat auf 40, Wahnsinn!). Profilierter Gap Shooter. Wirklich quick für einen big DT, kommt an Blockern mit schnellen Schritten und einem Club Move  seitlich vorbei. Leider sehr kurze Arme (sub 32), aber kriegt die oft genug mit seiner Handarbeit frei und besorgt einige Tackles (2022 viel auf 4i/5T DE mit 60 Tackles!). Variabel einsetzbare Power D-Liner mit Beweglichkeit sind doch sonst hoch im Kurs. Wird als borderline Draftpick gehandelt, ich sehe im günstigsten Fall sogar Starterpotenzial. Weird.

DT Khristian Boyd, Northern Iowa (6th year Senior, 6’2, 329): Ein absoluter Bulle! Boyd kommt aus der FCS, daher wird das Level of Competition natürlich ein Fragezeichen sein, aber bei den Shrine Bowl-Practices sah er aus, als ob er dazugehört. Perverse, absolut perverse Power in seinem gesamten Körper und seinen – leider sehr kurzen (sub 32) – Armen. Fährt mit O-Linern Schlitten, hat aber nicht nur den Bullrush mit heavy Hands Leg Drive im Arsenal, sondern einige sneaky Moves, etwa Push-Pull mit anschließendem Swim. Überhaupt nutzt er den Swim/Arm Over immer wieder spät im Rep, um seitlich am Blocker vorbeizukommen. Hat einen starken Anker auch gegen double Teams, lässt sich kaum bewegen. Muss aufpassen, dass ihn langarmige O-Liner nicht zu schnell nach dem Snap kontrollieren, aber ist ein absoluter Fighter. Alter, Small School, Armlänge sowie geringere Upside (für die NFL) als Passrusher werden ihn etwas fallen lassen, aber so einen Typen willst du im Zentrum deiner Defense stehen haben. Im Bereich 5th/6th.

Es gäbe in diesen Regionen noch andere spannende big DT-Kandidaten, die ich nicht alle vorstellen kann. Wer eher auf Prospects größerer Schulen steht, sollte sich mal mit Jordan Jefferson von LSU beschäftigen (redshirt Senior, 6‘3, 316). WVU-Transfer, war eigenlich der Backup von Maason Smith und Mekhi Wingo, hat wegen der Verletzung des letzten viel gespielt und dabei ziemlich überzeugt. Schwerer DT mit gutem Getoff, starke Arme und wuchtige Hände, mit denen er den O-Liner kontrollieren oder zurückschieben kann. Ganz gute Tackling Range, für die NFL aber wohl limitiert im Passrush, da nicht genügend Quickness. Hat am Ende aber mehr Plays gemacht als die beiden höher eingeschätzten Tigers-DTs. Interessanter late Rounder.

Gehen wir aber nochmal tiefer:

DT Evan Anderson, FAU (Senior, 6‘1, 320): Echte Nose Tackle-Typen haben in der NFL zwar an Wert verloren, aber in einigen Situationen sind sie weiterhin wichtig – insbesondere, wenn sie es mit zwei O-Linern aufnehmen können. Evan Anderson ist so ein Fall: Neben einer durchaus kreativen Frisur bringt er einen idealen Körper dafür mit: klein, stocky, sehr breite Base, viel Masse und genügend lange Arme. Anderson war bei den Owls überraschend produktiv (57 Tackles), auch im Backfield (5.5 TFL, 3.5 Sacks), das sollte man eine Ebene höher nicht unbedingt erwarten, allein da er eher unathletisch ist (was ihn wahrscheinlich auch abhalten wird, gedraftet zu werden). Aber er versteht eben sehr gut, in der Mitte die Tür zuzumachen – und kann halt Ballträger zu Boden bringen mit seiner Range und seinen kräftigen Armen. Hat immerhin eine gewisse Quickness, ist nicht nur ein stationärer Anker. Würde ich Khristian Boyd oder Jordan Jefferson verpasst habe, würde ich ihn mir mir nach der Draft mal einladen. Könnte sich mittelfristig zu einem Backup/Role Player entwickeln. UDFA.

Bei den Linebackern fiel es mir aus unterschiedlichen Gründen etwas schwer.

LB Tyrice Knight, UTEP (6th year Senior, 6’1, 233): Die Tacklemaschine von UTEP! Ziemlich athletisch und explosiv, daher auch gut als Downhill-Linebacker zu gebrauchen (15.5 TFL letzte Saison), aber das beeindruckendste an ihm finde ich sein Diagnosing und Processing hinter der D-Line. Bewegt sich flüssig lateral von Gap zu Gap, liest das Movement im Backfield herausragend – und steht dann einfach da, wo der Runner lang will. Weicht proaktiv Pullern und 2nd level climbing O-Linern aus. Befolgt seine Keys ultra-diszipliniert, ohne dadurch zu langsam oder zu zögerlich zu sein. Wenn er den Weg downhill zum Runner sieht, nimmt er ihn ebenfalls sofort wahr. Starker Blitzer sowohl gegen den Lauf als auch gegen den Pass. Starker closing Burst. Zudem kein eindimensionaler Linebacker, sondern in Coverage durchaus mit einigen Plays, sowohl instinktiv in short Zone als auch solide in Man Coverage gegen TEs und Backs – sogar mit Ballskills (Menge PBUs für einen Off Ball LB). Knight hat inside/outside Variabilität, muss aber hinter einer schweren Line spielen, da er schnell von Blockern aufgefressen werden kann und noch nicht über gutes Block-shedding verfügt (daher rennt er sich gelegentlich aus dem Play beim Umgehen von Blocks). Aber interessantes Profil zum Entwickeln. 5th/6th.

LB Darius Muasau, UCLA (5th year Senior, 6’0, 225): Produktiver Starter bei Hawai’i und dann nach seinem Transfer zwei Saisons bei den Bruins. Undersized, hätte gehofft er testet noch etwas athletischer, aber instinktiver Linebacker mit einem ziemlich variablen Profil. Gerade 2023 mehr als aktiver Downhill-Backer mit einiger Force eingesetzt, als Gap Shooter, Blitzer und auch mal an der Edge. Tougher Spieler, der über seiner Gewichtsklasse agiert. 2022 in D’Anton Lynns Defense mehr Off-Ball und vor allem in Zone Coverage überzeugt – die Bruins spielten sogar einige Tampa-2 mit Muasau als tiefem Dropper. Hat leider nicht die ideale short-area Quickness, was sowohl gegen den Lauf (gerade im Tackling gegen wendige Ballträger, hieraus entstanden einige missed Tackles, nicht wegen fehlender Technik) als auch in Man Coverage etwas limitiert, aber hat sowohl hinter der Line lateral eine gute Sideline Range als auch das Gefühl für Raum und Spacing in Zone Coverage (regelmäßige Plays auf den Ball!). Wahrscheinlich keiner, der schnell in der NFL irgendeine Rolle einnimmt, aber mit seinem recht kompletten Skillset einer fürs Development. Schätze jemand greift in den späten Runden zu.

LB Nathaniel Watson, Mississippi State (6th year Senior, 6’2, 233): In den letzten beiden Saisons mega-produktiver SEC-Linebacker mit jeweils deutlich über 100 Tackles und 10 TFL, 2023 zudem mit 10 Sacks. Spielte meist MLB in 3-3-5 Defense, aber interpretierte die Rolle stark downhill zut Line of Scrimmage. Aggressiver Gap Filler, der den Runner in der Hole aufnimmt. Kann aber auch geduldig hinter der Line spielen und von Gap zu Gap flowen, um dann blitzschnell zuzuschlagen. Starker Gap Shooter, exzellenter Blitzer mit Timing und Lanes. Wenn außen aufgestellt, gutes Slanting. Mit seinen längeren Armen in Blocks im Vorteil im Vergleich zu anderen Linebackern, kann sich solide befreien. Sehr sicherer und guter Tackler. Liest das Play leider nicht konstant gut und nimmt falsche Schritte oder trifft falsche Entscheidungen. In Coverage und allgemein in Space deutlich limitierter, schon ein primärer Downhill-Backer. Sehr viel Special Teams-Erfahrung, die ihm helfen könnte. Sollte in den späten Runden gehen.

LB Dallas Gant, Toledo (6th year Senior, 6’3, 228): Irgendwie hätte ich erwartet, dass durch das ganze Quinyon Mitchell-Tape Dallas Gant ein wenig mehr Aufmerksamkeit bekommt. Dem war aber nicht so – und das halte ich für einen Fehler. Ich bewerbe Gant schon seit zwei Jahren als potenzielles NFL-Talent und stehe weiterhin dazu. Ehemaliger Ohio State-LB, der vor zwei Saisons zu Toledo transferiert ist, um mehr Spielzeit zu erhalten. Großer Box Linebacker mit guter straight-line Athletik (aber etwas fehlender Agilität). Bewegt sich flüssig in der Box zum Play, muss hier allerdings noch etwas disziplinierter werden. Vor allem aber ist er ein absolut überragender Tackler – und damit meine ich weniger seine Anzahl (beide Jahre bei den Rockets über 110), sondern seine Technik – und vor allem, dass er kaum einen Tackle verpasst. Viele Form Tackles, viel mit den Armen, auch mal ein deftigerer Hit. Gute Angles, guter Purduit mit einiger Range. Zweite große Stärke ist das schnelle und punchy Block-shedding mit seinen langen (über 33er) Armen. Ist eher solide als gut in Coverage, nimmt seine Aufgaben zuverlässig wahr, aber wird in Man gegen dynamische Gegner auf Probleme stoßen. Muss seine Keys etwas mehr befolgen und darf sich nicht von Movement auf die falsche Fährte führen lassen, aber Anlagen finde ich sehr gut. Wer tacklen kann, bleibt oft länger in der Liga. Wird UDFA, für mich late Rounder.

Wer in den UDFAs noch einen Passrush/Off Ball-Tweener sucht, sollte sich näher mit Bo Richter von Air Force (redshirt Senior, 6‘1, 245) beschäftigen. Top Speed (4.56), sensationelle Explosivität (40er Vert!), leider ziemlich stiff und kurze Arme, was seine Projection als echter Passrusher ziemlich reduziert. Kann er sich zu einem Downhill-Linebacket entwickeln? Zumindest ist er mit dem Profil sicherlich ein Kandidat für erweiterte Special Teams-Aufgaben. Witziger Spielertyp.

Kommen wir nun zu meiner Paradisziplin, den late round Cornerbacks. Ich beginne aber mit den späten mittleren Runden, denn dort sitzt einer meiner Top 5 Sleeper überhaupt.

CB Dwight McGlothern, Arkansas (Senior, 6’2, 185): Es gibt Spieler, die dir jedes Mal gefallen, wenn du sie siehst. So ging es mir mit McGlothern, der mir zum ersten Mal als Freshman Backup-Corner bei LSU auffiel und dem ich seitdem immer weiter verfolgt habe. McGlothern ist lang, dürr und nicht der wendigste, von daher sicherlich nicht für jedes System geeignet. Aber er brilliert in Zone und insbesondee Off Zone dank seiner unfassbaren Instinkte und superschnellen Play Recognition. Er hat nicht einmal den explosivsten Break nach vorne aus Off, aber durch seine Antizipation ist er dem Play konstant eins, zwei Schritte voraus. Erkennt Pass-Konzepte und bewegt sich in ‚fremde‘ Pass Lanes oder ‚sinkt‘ von kurzen Zonen unter tiefere Pässe. Hinzu kommen 1a Ballskills: Hat den Blick viel beim Quarterback (oder dreht sich schnell zurück), lokalisiert den Ball und hat fast Receiver-Hände für einige spektakuläre Interceptions (in traffic, Jump Balls etc.). Nicht komplett aufgeschmissen in Man, hier durchaus physisch unterwegs. Zudem ist er ein ziemlich sicherer Tackler, auch wenn er oftmals zu hoch reingeht, aber spielt mit vollem Einsatz und Physis. Wrestlet mehrfach den Ball aus dem Griff des Ballträgers. Hat gewissen Swag, wird den Gegner belabern. McGlothern wird bei seiner nicht idealen Agilität Separation abgeben, aber ist ein Playmaker vor dem Herrn und einfach ein BALL-er – der Ball steht bei ihm immer im Mittelpunkt. Für mich mit Starterpotenzial, spätestens früher Tag 3, wird aber eine Ecke später gehen.

Das war übrigens dieses Play, und das hat fürs Vergucken gereicht.

CB M.J. Devonshire, Pitt (redshirt Senior, 5’11, 186): Etwas undersized Corner mit elend langen Armen, gutem Speed (4.45) und sehr gutem Burst. Hat sehr viel Zone gespielt, aber Achtung, das ist die Cover-4 Press Zone der Pitt- und Michigan State-Schule, die je nach Rote viele Man-Elemente beherbergt. Press mit viel Armeinsatz, versucht den WR von der Route abzubringen. Footwork braucht noch Feinschliff, lässt sich manchmal beim Release oder am break point zu leicht verladen, Transition wirkt etwas clunky, dafür überragendes Verhalten am Catch Point. Sehr gute Ballskills, hier hilft auch die Armlänge, vor allem aber Timing und Physis. Klaute dem WR mehrfach den Ball. Darüber hinaus ein sehr aggressiver und ziemlich guter Run Defender. In einer Klasse voller fluider Cornerbacks ohne Ballskills ist er gewissermaßen das Gegengewicht. Hat Erfahrung als Punt Returner. Kein ganz junger Prospect mehr mit 23 Jahren, würde ich dennoch gern entwickeln. Könnte in verschiedenen Schemes reüssieren. 5th.

Gehen wir mal tiefer rein.

CB Beanie Bishop, West Virginia (6th year Senior, 5’9, 180): Warum ist es derart still um Beanie Bishop? Spielte eine überragende Saison mit sensationeller Ball Production (24 PBU, 4 INT), wurde zum Consensus All-American gewählt – und ist nun unter ferner liefen in der Nähe von irgendwelchen obskuren UDFAs. Dabei hat er auch noch gut getestet mit einer 4.39 40 und guten Agilitätswerten. Ja, er ist klein, ja, er hat letzte Saison outside Corner gespielt und wird das in der NFL nicht tun. Aber schauen wir uns seine Skills an: Er ist schnell, sehr quick, hat ein überragendes Gefühl für Zone Coverage. Ballskills stehen außer Frage, untercuts Routes, schießt in Pass Lanes. Limitiert durch seine Size, aber aggressiv im Run Support. Na, wonach klingt das? Richtig, nach einem interessanten Nickel-Profil. Und Surprise, Bishop hat Erfahrung als Nickel gesammelt bei seinen vorigen Stationen, insbesondere bei Western Kentucky, aber auch etwas bei Minnesota. Zudem bringt er herausragende Return-Skills bei Kicks und Punts. Wahrscheinlich wird er wirklich undrafted gehen, aber Tape und Profil sagen mir was anderes.

CB Tarheeb Still, Maryland (Senior, 6’0, 188): Sehr interessanter Kandidat, einfach weil er in seiner Karriere bereits alles mögliche gespielt hat: outside und Slot, Press und Off, nicht nur Zone, sondern auch überdurchschnittlich viel Man Coverage für College-Verhältnisse. Bei ihm sind potenzielle Wechsel in Position oder System also keine reine Projektion. Wechselte 2023 wieder primär nach außen, nachdem er die Saisons zuvor gleichermaßen viel Slot gespielt hatte. Still ist erstaunlich profiliert in Press Man trotz mäßiger Size und geringer Armlänge (sub 30), weil er über ein sehr schnelles Footwork und gute Transition verfügt, kommt dadurch nicht aus der Balance. Bearbeitet den WR auf der Route, dabei etwas zu grabby, immer in Gefahr eine Flagge zu ziehen. Problem ist da auch sein nicht ganz idealer Speed (4.52), doch mit etwas Antizipation und Disziplin wäre das eventuell zu beheben. Sehr gute Ballskills (5 Picks letzte Saison), undercuttet Routes, attackiert den Ball mit den Händen. Guter Football-IQ in Zone, aber in Off etwas zu viel Cushion underneath. Mag ihn in Man und im Slot lieber. Physisch im Run Support mit den natürlichen Limitationen. Erfahrung (wenngleich nicht unbedingt viel Erfolg) als Punt Returner. Braucht Finetuning, aber ist für verschiedene Systeme ein interessantes Prospect.

CB Ja’Quan Sheppard, Maryland (5th year Senior, 6’2, 199): In den ganz späten Runden oder UDFA findet man in der Regel undersized Corner oder unerfahrenere Spieler von kleineren Colleges, aber seltener Projekte für die outside-Positionen – und wenn, dann haben sie meist ein großes Fragezeichen. Dazu gehört auch Ja’Quan Sheppard, dennoch rechne ich ihm etwas höhere Chancen aus. Er ist ein langer, recht kräftiger Corner, der nach vier Jahren Cincinnati letzte Saison zu Maryland transferiert ist und dort dann Teamkollege von Tarheeb Still wurde. Er ist ein klassischer Press Bump&Run-Corner, der den Receiver vom Release an stört und nicht auf die Route kommen lässt. Er hat einen gewissen short-area Burst, um kleine Separation auszugleichen, sein riesengroßes Fragezeichen ist der mangelnde Long Speed (4.62), der wahrscheinlich verhindern wird, dass er gepickt wird. Am Catch Point ist er mit seiner Länge und dem Timing der Attacke auf Gegner und Ball gar nicht so schlecht (plays through WR hands), allerdings hat er Steinhände (kein einziger Pick am College). Run Defense ist eine größere Stärke, hier agiert er aggressiv und determined. Chancen auf eine Karriere sind sicherlich nicht hoch, aber in einer Cover-4 könnte er sich vielleicht zu einem Backup entwickeln. Ich sehe irgendwas in ihm. Sicher UDFA.

Und wo wir gerade bei langen und langsamen outside Cornern sind, muss ich zumindest mal kurz CB Jarius Monroe von Tulane (redshirt Senior, 6‘1, 201) einwerfen: langer Corner mit sehr langen Armen, stark in Press mit gutem Armeinsatz, extrem physisch und zu physisch im Wechselspiel. Keine ideale Quickness, sehr mauer long Speed (4.64), aber nettes Footwork. Sehr gute Ballskills, attackiert den Ball meist genau richtig. Interpretiert seine Rolle wie ein Cornerback aus den 80ern, aber Speed und Flaggen werden wohl ein Problem werden. Ich mag ihn dennoch.

Da es wieder zu viele Cornerbacks werden, ein paar im Schnelldurchlauf:

CB Tyrek Funderburk, Appalachian State (6th year Senior, 5’11, 186): Bin auf ihn mitten in der Saison aufmerksam geworden, hat mir sofort gefallen. Transfer von FCS Richmond, nur ein Jahr auf FBS-Level, aber was für ein Jahr (12 PBU, 4 INT). Spielte outside Corner in der extrem (Off) Zone-lastigen Mountaineers-Defense, die ja schon einige CBs in die NFL gespült hat. Funderburk ist etwas undersized, aber sehr schnell (4.39 Speed) und hat ziemlich fluide Hüften, die ihm schnelle Richtungswechsel ermöglichen. Sein Footwork ist noch nicht ganz da, aber die Voraussetzungen passen – könnte auch in stärker Man-lastigen Schemes spielen. Explosive Breaks nach vorne und gute Ballskills, hat leichte Probleme mit Physis und auch im Run Support. Aber mit dem Skillset dürfte er nicht so sehr unter ferner liefen sein. Könnte überraschen.

CB Keni-H Lovely, Western Michigan (6th year Senior, 5’10, 182): Nein nein, nicht nur wegen dem Namen, wirklich nicht! Lovely spielte ebenfalls in einer sehr Zone-lastigen Defense, die ihm Drive auf Ball und Gegner ermöglichte. Herausragender Athlet, nicht nur Speed, sondern Explosivität und Quickness. Spielt wie ein deutlich größerer Cornerback dank seines feisty Mindsets (so kommen auch die Forced Fumbles zustande – schlägt ohne Rücksicht auf seinen Körper ein). Recht physischer Tackler für seine Size. Sein Hauptproblem liegt meiner Ansicht nach in der Coverage-Technik: Hat nicht die nötige Fußarbeit, sondern hat viel aus Off agiert und seiner Athletik vertraut. Hat daher einen etwas längeren Weg vor sich, aber alle Tools sind da. Definitiv UDFA.

Bei den Safeties habe ich ein paar tiefere UDFA im Gepäck, aber damit wir auch die mittleren Runden etwas befüllen, kommt hier erstmal einer meiner diesbezüglichen Favoriten:

Kitan Oladapo, Oregon State (6th year Senior, 6‘2, 216): Großer, kräftiger Safety mit halber Linebacker-Size und langen Armen (32 3/8). Speed ist zumindest okay, Explosivität besser als das. Oladapo ist ein sehr erfahrener Safety, der nicht nur in der Box, sondern auch als Slot, in split-field Cover-4 oder sogar als Free Safety eingesetzt wurde. Seine große Stärke bleiben aber Run Defense und Tackling. Gute Instinkte, Positionierung und Leverage, einige harte Hits in der Box. Viele form Tackles, einige sling shots. Hat Quickness beim Umgehen von climbing Blocks. Pursuit und Angles in die Flat stimmen meist. Erstaunlich gute Reaktion auf Cuts & Moves in small spaces – Armlänge hilft dabei, Ballträger zumindest noch an Ankles zu erwischen. In Coverage etwas steife Hüften bei schnellen Richtungswechseln, aber solider Pedal, quicke Füße, vergleichsweise große Range und schnelle Reaktionen lassen ihn 1-2 Schritte Separation teilweise wieder ausgleichen. Hohes Verständnis von underneath Routes & Routekombinationen. Spielt viel over the top, lässt in Zone nichts hinter sich. Erstaunlich viele Plays auf den Ball für einen klassischen Strong Safety-Typ, ohne dass er jetzt die besonderen Ballskills hat. Tougher Football Player, selten out of position. Kein spektakulärer Propsect, aber sehe mittelfristig einen ziemlich klaren Weg zum Starter. Wird meistens in der 5th gesehen, bei mir noch ne Runde höher.

S Sione Vaki, Utah (redshirt Sophomore, 5’11, 211): Geht mir viel zu sehr unter, vermute primär, weil keiner weiß, was er spielen soll. Ich würde sagen: Alles! 2022 als Slot-DB eine absolute Offenbarung nahe der Line of Scrimmage mit seinem schnellen Trigger und harten (leider nicht immer kontrolliertem) Tackling im Backfield oder am Perimeter. Fand ihn instinktiver als viele andere. 2023 mehr als tiefer Safety neben Cole Bishop gespielt, aber wirklich jede denkbare Aufgabe in jeder denkbaren Formation wahrgenommen (Utes HC Kyle Whittingham und DC Morgan Scalley lassen ihre Safeties sehr viel rotieren). Vaki hatte nicht ganz so viel Impact wie vorne, aber da all diese Variabilität eh noch nicht genug war, sprang er auch wegen diverser Verletzungen als RB ein und überzeugte da mit Big Plays zu Fuß und im Passspiel – von Wildcat QB bis tiefe Wheel Routes war da alles dabei. Kann Tackes brechen mit seiner Statur. Ein echter Football Player! Die NFL fragt dann gerne: Aber was kann er wirklich gut? Ich mag ihn als Slot-S dank seiner schnellen Breaks upfield und kann ihn mir in der Box oder in split-S Formationen vorstellen, wenn er nicht zu viel (lateralen) Ground covern muss. Mit seinem Body Type und der nicht ganz idealen Quickness wird er nie der krasseste Man Cover-Guy sein, aber einige Analysen fand ich auch hart übertrieben. Und dann wären da ja noch ein paar Pakete in der Offense möglich… wird wohl ein späterer late Rounder, wenngleich ein interessanter. Ist btw trotz seiner Unerfahrenheit am College wegen einer religiösen Mission schon etwas älter.

Bei den Safeties gibt es einige weitere spannende late Round-Optionen, ich bewege mich aber gleich mal Richtung UDFAs:

S Sanoussi Kane, Purdue (Senior, 6’0, 207): Sanoussi Kane, von mir auch gerne Chaos-Kane genannt. Ein Spieler, der gleichermaßen frustrieren und begeistern kann. Spielte meist tief oder in der Box bei Purdue in Split-Safety Alignments 2022, in der letzten Saison im neuen Man-System auch häufiger im Slot. Inkonstante Instinkte und daher ein wenig ein Gambler – führt zu sensationellen Plays und zu fürchterlichen Misses, aber hat ein gewisses Playmaker-Gen. Hat Stärken in der Run Defense, spielt hier mit vollem Einsatz und versucht wie ein Linebacker zu hitten. War eine Zeitlang für die Coverage von gegnerischen TEs in Man zuständig und hat diesen Job recht gut erfüllt inklusive Physis am Catch Point – hier liegt also gewisses Potenzial. Zudem massig Erfahrung in Special Teams, könnte einen guten Gunner abgeben. Wenn man seine undisziplinierten und v.a. unkontrollierten Tendenzen in den Griff bekommt, sehe ich eine gewisse Zukunft. UDFA.

S Omar Brown, Nebraska (5th year Senior, 6‘1, 205): Ohne Huskers-Spieler gehts nicht. Omar Brown ist ein Transfer von FCS Northern Iowa, der nach einem Jahr Backup bei Nebraska in der letzten Saison richtig beeindruckende Leistungen zeigte und zurecht auf dem entfernteren Draft-Radar auftauchte. Testete recht athletisch. Spielte 2-high Safety oder Slot in Off, bewegt sich recht flüssig mit solidem Pedal. Zeigte gute Breaks auf underneath Action und solide Ballskills. Gleichermaßen Man und Zone Erfahrung, hat in Man gegen quicke Receiver ein paar Nachteile, ihm fehlt so ein wenig der make-up Burst. Gute Man aus Off, sehe ihn daher eher als Nickel-S oder SS denn als echten Slot-Corner. Kommt auch aus tieferer Zone schnell nach vorne, setzt solide Tackles. Irgendwie ein steady Eddie mit keinen besonderen Stärken oder dauenden spektakulären Plays, aber auch keinen großen Lücken oder Fehlern. Also ein ganz anderer Typ als der oben genannte Sanoussi Kane. Wohl UDFA.

S Kenny Logan, Kansas (5th year Senior, 5’11, 209): Wer einen Depth-Safety benötigt, der es ordentlich krachen lassen kann, sollte sich ausführlicher Kenny Logan widmen. Logan ist am besten in der Box oder in middle Zone, wenn er nach vorne kommen kann und bemitleidenswerte Ballträger in den Boden rammen kann. Eine physische Präsenz, die für massig Tackles und Stops sorgt. Wie viele andere big Hitter ist Logan dabei nicht immer der disziplinierteste Tackler und zu oft auf das Highlight aus, so dass ihm der eine oder andere Spieler entfleucht. Dabei hat er grundsätzlich gute Angles zum Play und auch das richtige Timing, so gelingen ihm auch regelmäßig Plays in Coverage. Wenn er etwas disziplinierter spielt, wäre also noch mehr drin. Hat leider sehr langsam getestet, was ihn aus der Draft spülen dürfte. Kann einiges davon mit seinen Instinkten kompensieren, aber wird in der NFL eher ein Uphill Battle. Fun Player.

Deepest Sleeper:

Hier also nun die ganz tief vergrabenen Talente, die in den wenigsten Reports auftauchen. Größtenteils leicht aktualisierte Kurznotizen über Spieler, die mir in den vergangenen Saisons hier oder da – oder immer wieder – ins Auge gesprungen sind. In der Defense habe ich deutlich mehr – und deutlich interessantere Spieler gefunden, daher sind die Beschreibungen teils ein wenig länger ausgefallen.

Info vorab: Zwei, drei Spieler dieser Liste haben in den letzten Tagen ein wenig Aufmerksamkeit bekommen. Ich habe sie dennoch hier dringelassen (und entsprechend markiert), da sie nicht wirklich unter die regulären Sleeper gefallen wären.

QB Darren Grainger, Georgia State (6‘3, 209): Spaßiger dual-threat mit Backyard-Football-Tendenzen in der Pocket, kann sich aus unmöglichen Situationen befreien. Ganz guter Arm, aber kein konstanter Passer, Mechanics und Accuracy on/off.

RB Deshaun Fenwick, Oregon State (6‘1, 223): Backup von Star-RB Damien Martinez bei den Beavers und so ein wenig die 1B-Version. Kräftiger Power Runner mit solidem Antritt, viel Zone Running mit vernünftigen Cuts. Solide Quickness, läuft manchmal nach dem Cut zu aufrecht. Stark im Kontakt, gibt Defendern physisch einen mit. Wenig Erfahrung als Receiver außerhalb vom gelegentlichen Dumpoff. Könnte eine nette Big Back-Option fürs Camp sein. Mag ihn bspw. mehr als den vorigen Starter B.J. Baylor.

RB Kobe Lewis, FAU (5‘9, 208): Agiler quicker Back mit kompaktem Frame. Hat eine lange Reise hinter sich von CMU über Purdue bis FAU. War damals Backup/Co-Starter von Chips RB Jonathan Ward. Läuft halbwegs tough inside, kann in space etwas kreieren mit seiner schnellen Übersetzung. Solide Receiving-Option aus dem Backfield.

RB Lorenzo Lingard, Akron (6’1, 202): Ehemaliger 5-star Recruit, der über Miami und Florida bei Akron landete. Schneller, schmaler Slasher-Typ mit Big Play-Ability, die selbst hinter Akrons mieser O-Line leicht zum Vorschein kam. Richtig guter Receiver. Könnte in einer Practice Squad daran feilen, ein change-of-pace Back zu werden.

WR Jeshaun Jones, Maryland (6‘1, 186): Überrascht mich ein wenig, dass ich seinen Namen wirklich nirgends gefunden habe. Jones spielte meist im Slot sowie als Returner. In seinem ersten Spiel stürmte er (damals zeitgleich mit Rondale Moore – so lang ists her!) auf die College-Bühne. Ist speedy und quick, läuft dynamische Routes (nicht nur underneath), erarbeitet sich Separation, hat Skills mit dem Ball in der Hand, weswegen er auch ein guter Returner ist. Er ist irgendwie kein wirklicher deepest Sleeper, aber wird größtenteils so behandelt. Mal schauen.

David White, Western Carolina (6‘2, 201): Sehr spaßiger FCS-Spieler, der seit seinen Auftritten beim Hula Bowl eigentlich kein deepest Sleeper mehr ist. Großer, durchaus physischer Spieler, der überraschend dynamische Routes läuft und Defensive Backs am Catch Point kaum Chancen ließ. Kein Burner, aber recht agil (gerade für größeren Receiver) und mit Größe und Sprungkraft, wenn der Ball in der Luft ist. Wird definitiv eine Camp-Einladung bekommen, einige Tools zum Entwickeln.

WR Sam Wiglusz, Ohio (5’11, 189): Ehemaliger Ohio State-WR, der im Bundesstaat blieb und bei den Bobcats gute Zahlen auflegte. Idealtypischer Slot mit Quickness beim Release und auf der Route, konnte sich in der MAC konstant aus seinen Cuts einen Vorteil verschaffen. Ziemlich gute Hände auch abseits seines Frames. Wurde fast ausschließlich als underneath-Waffe eingesetzt. Ist in seiner potenziellen Rolle für die NFL sehr limitiert – da muss schon alles passen.

WR Sam Pinckney, Coastal Carolina (6’3, 223): Noch ein Spieler, der trotz sehr guter Production seltsamerweise vom Radar verschwunden ist. Transfer von Georgia State, da fiel er mir erstmals auf. Spielte Possession WR outside und im Slot, aber jeweils auch mit einigen vertikalen Plays. Hat fast H-Back-Größe und ist nicht sehr schnell, von daher wird Separation ein konstantes Problem sein. Dafür hat er überragende Hände und contested Catch-Skills, bringt sich oftmals in die beste Position für das Play. Physisch wie ein RB nach dem Catch. Könnte sich zu einem Big Slot/H-Back-Typ entwickeln.

WR Devin Carter, West Virginia (6’3, 207): Ich trauer immer noch der 2021er Saison hinterher, als bei NC State QB Devin Leary mit Emeka Emezie und Devin Carter die ACC in Schutt und Asche passten. Danach wurde es still um Carter, der letzte Saison transferierte. Carter ist ein vertikaler Sideline-WR mit nicht idealem Speed, aber soliden Routes, (eigentlich) weichen Händen und guter Körperkontrolle. Würde ihn mir mal ins Camp einladen.

Bisschen mehr MAC geht noch, oder?

WR Tanner Knue, Eastern Michigan (5’10, 179): Der krasseste Overachiever. Klein, leicht, geringer Catch Radius, aber tough as nails. Spielte entgegen der klassischen Vermutung weniger im Slot, sondern als Flanker – und die ersten Jahre sogar eher im intermediate Bereich. Hat genügend Quicks, fängt fast alles, was in seine Richtung kommt, aber sein Frame spricht einfach gegen ihn.

WR Odieu Hiliare, Bowling Green (5’11, 182): Physisch wenig eindrucksvoller Receiver, hat aber das gewisse Etwas. Große Menge Highlight-Catches (immer wieder one-hander oder andere krasse Dinger), mehr Play Strength als vermutet und daher in Verbindung mit seiner Agilität nicht so leicht zu Boden zu bringen. Schon eher der Possession WR, der dir underneath die Bälle aus der Luft pflückt, aber mit Bonus.

WR Corey Crooms, Minnesota (5’11, 186): Kein MAC Guy (mehr), Transfer von WMU zu Minnesota hat sich nicht so ausgezahlt. Crooms ist ein dynamischer Route Runner, der sich on top of the Routes Vorteile verschaffen kann. Glänzt im RPO Game bei Slants und Posts, hat eine vertikale Ausrichtung. Leider für einen dürren Spieler ungewohnt langsam getestet.

TE George Takacs, Boston College (6’6, 260): Ihr kennt das Spiel, ein Blocking TE muss immer dabei sein! Takacs stammt aus der TE-Schmiede Notre Dame, wurde da quasi als Extra-OL eingesetzt. Nach dem Transfer zu Boston College zeigte er einige gute Ansätze als underneath Receiving-Option, bevor er 2023 wieder in die alte Rolle zurückrutschte.

TE/FB/Wildcat Johnny Langan, Rutgers (6’3, 232): Genannt „Johnny Offense”. Spielte bei den Scarlet Knights alles: erst Quarterback, dann running und Wildcat QB, dann Fullback, später sattelte er auf TE um, wechselte aber bei Bedarf immer mal wieder auf eine der anderen Positionen. Hard worker und Leader, kleiner Folk Hero. Wer weiß, ob er nicht doch zumindest in einem Camp unterkommt und irgendwie in den Special Teams überzeugt, um zumindest perspektivisch in eine Practice Squad zu kommen.

OT Nolan Potter, NIU (6’6, 310): Drei Jahre All-MAC und eine der Schlüsselfiguren für die lauflastige Offense der Huskies. Großer OT mit durchschnittlicher Armlänge, genügend Athletik, guter Power im Runblock, kann sich einigermaßen bewegen bei Outside Zone, Pulls und Drive Blocks. Kann nicht einschätzen, ob er auf OG muss, aber ein erfahrener, battle-tested sowie erfolgreicher O-Liner schadet als Competiton nie.

C Mike Novitsky, Kansas (6‘4, 309): Vor einiger Zeit dachte ich, dass er ein interessanter Draftpick werden würde. War vielleicht der beste Center, den ich bei den Bulls je erlebt habe, wechselte dann mit HC Lance Leipold zu Kansas. Typ Zone Center mit starken lateralen Movement Skills und genügend Beweglichkeit für Reach Blocks, spielt sehr diszipliniert. Für eine NFL-Karriere scheint es ihm aber doch an Kraft und Core Strength zu mangeln.

DE(/FB) Joe Evans, Iowa (6‘1, 246): Joe Evans war in den letzten Jahren ein sehr produktiver outside Speedrusher für die Hawkeyes, größtenteils von der DE-Position. Nun ist er nicht nur undersized, sondern hat die Arme eines T-Rex – damit wird ein Verbleib auf der Position merklich erschwert. Was tun mit einem athletischen und physischen Football Player, der wohl nicht auf seiner Position bleiben kann? Beim Pro Day der Hawkeyes wurde er auf Fullback getestet und überzeugte wohl auf den ersten Blick. Spannend, mal abwarten…

DL Jamree Kromah, James Madison (6‘4, 274): Eigentlich kein deepest Sleeper, aber wird kaum irgendwo prominent erwähnt. War Backup bei Rutgers, spielte nach seinem Transfer zu JMU sowohl DE als auch DT und explodierte 2023 in einer sensationellen Line (neben dem bereits oben besprochenen Jalen Green noch DE Mikail Kamara und DT James Carpenter). Kann mir seine Rankings (bei Brugler Edge #42) nicht ganz erklären, denn weder die körperlichen noch die athletischen Werte sind Red Flags. Hat elend lange Arme, mit denen er sich den O-Liner vom Leib halten kann, dadurch ein sehr guter Edgesetter und Run Defender außen. Setzt sich regelmäßig im Block durch. Quicker Getoff, der gerade innen unbeweglichen OGs Probleme bereiten kann. Inside Gap Shooter. Kann sich aus Blocks winden, hat Beweglichkeit und behält dennoch recht konsequent das Play im Auge, daher viele Tackles. Ist es die unklare Position? Warum nicht als developmental LDE, den man bei Pass Downs nach innen bewegt? Sehr spannender Spieler, kriminell underrated.

DE Rondell Bothroyd, Oklahoma (6’3, 277): Großartige 2021er Saison mit Wake Forest, in der ich mich in ihn verguckt habe. Solide 2022, nach seinem Transfer zu Oklahoma 2023 aber ziemlich versandet. Power Edge mit marginaler Athletik und heavy Hands, die seine Waffe #1 sind. Ist ein ziemlich guter Edgesetter und Run Defender. Hat kein schlechtes Arsenal an Handtechniken, aber wohl nicht die nötige Explosivität für einen Passrush in der NFL (wenngleich mir sein 1st step durchaus gefällt). Ist so ein Spieler, bei dem man etwas zu sehr auf die Werte und die letzte Saison geschaut hat.

DE Tre’Mon Morris-Brash, UCF (6‘3, 246):  Super produktiver Edgerusher bei UCF, der mir viel Spaß bereitet hat die letzten Jahre. Hat ein ziemlich gutes Arsenal an Pasrush Moves, ist sehr balanciert für Dips und Ghost Rushes. Sehr guter Effort, starker Run Defender, an der Line nicht überfordert, einige tolle (Backside) Pursuit-Plays. Sein größtes Problem: Er fällt unter jegliche Athletik-Grenze mit einer 4.96 auf 40. Bei ihm glaube ich mehr als bei vielen anderen dieser Liste, das Platz für ihn in der NFL ist, aber wird schwer. Fun Player, schade.

DL Pheldarius Payne, Virginia Tech (6’2, 286): Ehemaliger JUCO und später Backup bei Nebraska, der immer wieder einzelne Splash Plays hatte. Daher fand ich es schade, als er transferierte. Lange verletzt, verpasste die komplette 2022er Saison. Starke Saison bei den Hokies, größtenteils inside als undersized 3-tech. Kommt sehr schnell aus dem Stance, slantet in Lücken, kann aber auch seine langen Arme gegen interior O-Liner einsetzen. Masse ist grenzwertig, aber immerhin auf geringe Größe verteilt, daher seltener Balance-Probleme. Könnte sich sehr perspektivisch zu penetrating DT entwickeln. Bei Brugler Edge #115 – sorry, aber das glaube ich einfach nicht.

DL Darius Hodges, Tulane (6‘1, 286): Hat bei der Green Wave außen gespielt, muss bei seiner Size (und dem sehr mauen Speed von 5.02) eventuell nach innen – wenn er denn überhaupt eine Chance erhält. Hodges gewinnt als DE aber nicht nur mit Force und einem starken Bullrush mit natürlicher Leverage und Balance, sondern auch mit ein paar Moves (insbesondere der Rip wird außen wie innen bei Counters eingesetzt, dazu der Stab mit seinen starken Händen). Drei Saisons produktiv, hatte eine sehr hohe Passrush-Win Rate. Ich bin daher nicht sicher, ob man ihn nicht eher erstmal weiter auf DE probieren sollte. Spannender Spieler.

DT Branson Deen, Miami (FL) (6‘1, 298): Deen mochte ich bei Purdue in der D-Line um Karlaftis als potenziellen Geheimtipp. Der Transfer zu den Hurricanes 2023 hat sich leider überhaupt nicht ausgezahlt. Eigentlich ein leicht undersized disruptive 3-tech: Hat ne gewisse lateral Quickness und vor allem schnelle Hände, die ihm einen Vorteil um Duell mit dem O-Liner verschaffen. Solide Leverage, paar wirklich nette Moves (Club, Push-Pull, Rip), wirkt auch einigermaßen wendig für Plays (zurück) zum Quarterback. Hat aber unfassbar langsam (5.40) und unathletisch (Vert: 24) getestet, wirkte zumindest bei den Boilermakers deutlich flinker und auch schnellkräftiger. Vielleicht erhält er ja zumindest einen UDFA-Vertrag irgendwo.

Dann nochmal der Blick in die MAC:

DT Judge Culpepper, Toledo (6‘4, 290): Was für eine Geschichte! Der ehemalige Penn State-Transfer spielt 2023 für die Rockets die beste Saison seiner Karriere, bekommt nach dem MAC Championship Game eine Hodenkrebs-Diagnose, die Behandlung schlägt aber so an, dass er beim Bowl Game schon wieder am Start ist. Culpepper ist ein großer, nicht besonders schwerer, aber ziemlich kräftiger DT, der einen riesigen Sprung in punkto interior Passrush gemacht hat. Effort Rusher mit gutem Getoff und viel Hand Wrestling sowie ein paar Passrush Moves. Leider testete er nicht sehr athletisch und hat zudem sehr kurze Arme, was seine NFL-Zukunft beeinträchtigt.

DT James Ester, Northern Illinois (6’3, 289): Undersized penetrating 3-tech, der MAC interior O-Liner wiederholt vor Probleme stellte (gemeinsam mit seinem noch stärer undersized DT-Kollegen Devonte O’Malley). Schneller Antritt, quicke Hände, gewinnt viel mit lateral Steps und dem Swim Move (oder Club-Swim-Kombis). Durch seine Quickness ein besserer interior Run Defender als erwartet, O-Liner kriegen schwerer Zugriff. Direkt am point ot attack aber schon unterlegen, kann aber dank seiner Armlänge einigermaßen drumherum spielen.

DT Daymond Williams, Buffalo (6‘0, 301): Tjoa, da bewerbe ich Williams die letzten Jahre als möglichen NFL-Prospect, aber scheint nicht so zu sein. Kaum überhaupt mal genannt, bei Brugler der DT #84, sieht also eher mau aus. Kurzer, recht kräftig gebauter Tackle mit netten Disruption Skills dank guter Beweglichkeit und Quickness, häufiger Gast im Backfield, nur leider kommen die Plays etwas zu inkonstant und haben 2023 ziemlich nachgelassen. Ist nicht so leicht zu bewegen, bringt sich oft in die richtige Position, hat aber seit Jahren ein paar Probleme beim Tackling. Wäre schade, war einer der wenigen bright spots in den letzten beiden Saisons.

LB Amari Gainer, UNC (6’3, 236): Irgendwie frustrierender Spieler. Nach seiner Freshman-Saison bei FSU 2019 dachte ich, dass er mal ein Star werden könnte. Doch dann gab es Rückschritte und Systemumstellung, die ihm nicht lag. 2023 Transfer zu UNC, dort aber nicht den gewünschten Impact gehabt. Gainer ist ein absoluter Top-Athlet (und hat auch so getestet), der am besten als OLB in einer Downhill- und Blitzing-Rolle funktioniert. Hat die Explosivität und auch den Bend, über außen zum Erfolg zu kommen, aber auch die Slants ins Backfield sind top. Hat mir in Man Coverage besser gefallen als gedacht, hier – wie auch bei Sideline Pursuit Plays – hilft ihm seine superbe Athletik. Instinkte (insbesondere gegen den Run) brauchen Verbesserung. Sehr viel Talent, zu wenig draus gemacht – vielleicht hilft noch eine Luftveränderung?

LB Deion Jennings, Rutgers (6‘0, 225): Jennings ist bei Brugler als #133 Linebacker gelistet, wird also wahrscheinlich nicht mal einen UDFA-Vertrag ergattern – oder? Ich mochte die gesamte LB-Unit der Scarlet Knights eigentlich recht gerne. Jennings ist undersized, bringt aber zumindest passable Athletik mit. Spielte OLB in der 4-3 Defense. Typ Chase & Hit-Linebacker mit guter Range zu den Sidelines, zumindest solide in Coverage gegen TEs und RBs. Sein bestes Trait ist aber wohl sein sicheres Tackling mit den Armen, hat eine sehr geringe Miss-Rate, und das ahnt man bereits bei der Art der gelungenen Tackles. Bin gespannt, ob den irgendwer zumindest etwas höher sieht.

LB Luke Reimer, Nebraska (6‘0, 223): Noch ein undersized Big Ten-Linebacker, dieses Mal von meinen Huskers. Sehr erfahren, knapp vier Jahre Starter, hat in der 4-2-5 einen von zwei LB-Posten übernommen und 2023 in der Base 3-3-5 inside und outside gespielt (und wurde mehr Downhill auf (Run) Blitzes geschickt). Reimer ist kein schlechter Athlet und testete sehr explosiv, hatte aber jahrelang gewisse Inkonstanzen als Tackler, die er allerdings sichtbar reduzieren konnte. 2021 und 2022 einige Plays in underneath Zone Coverage, im neuen System hier weniger effektiv. Könnte sich für einen Special Teams-Job bewerben – für mehr fehlt mir ein wenig der Glaube.

LB Jamoi Hodge, TCU (6’1, 231): Hodge steht hier nur wegen einem Skill in der Liste: Seiner brachialen, gelegentlich die Grenze der Unfairness überschreitenden Hits. Wenn er anrauscht, ziehen alle den Kopf ein. Tougher Player, der vielleicht eine Special Teams-Zukunft hat, allerdings hat er recht langsam getestet.

In der MAC gabs die letzten Jahre so viele gute Linebacker – einer muss es schaffen. Eine kleine Auswahl unterschiedlicher Typen:

LB Joe Andreessen, Buffalo (6’1, 240): FCS-Transfer 2023, einer der wenigen bright spots in einer unterirdischen Bulls-Saison. Stellte den vorigen Top-LB Shaun Dolac klar in den Schatten. Andreessen hat einen Oldschool Thumper-Körperbau, ist aber deutlich athletischer als erwartet (was auch seine Top-Werte in Explosivität und Quickness zeigen). Hat größtenteils ILB gespielt. Liest das Play solide, kommt schnell downhill und macht einige Plays im Backfield. Guter Gap Filler an der LOS. Vor allem aber ist er ein exzellenter sicherer Tackler innerhalb seiner Range – hat aber leider recht kurze Arme. Muss lernen antizipativer um Blocker zu spielen und ist in Coverage außerhalb von basic middle-hook Zone limitiert, aber für die ersten zwei Downs und die Special Teams vielleicht zu entwickeln. Wohl der Bulls-Spieler mit dem besten Shot auf die Pros.

LB Bryce Houston, Ohio (5’11, 240): Bryce Houston ist zuallererst ein ultraproduktiver Football Player, der eine etwas unklare Positions-Projection hat. Spielte bei den Bobcats 4-3 OLB, primär in einer Downhill- und Blitzer-Rolle, zuvor auch schon als designated Passrusher eingesetzt. 2023 wechselte er full-time in die Mitte und war dort vielleicht noch einmal mehr Difference Maker. Houston ist klein und hat kurze Arme, dafür extrem kräftig gebaut, testete aber leider eher durchschnittlich. War eine absolute Tacklemaschine außen mit starken Pursuit Plays – vor allem aber sehr viel schnelles Slanting & Shooting ins Backfield. Macht massig Plays und war einer der Hauptgründe für die Renaissance der Bobcats Defense 2022 & 2023. Fun Player auf College Level, der mich jahrelang begeistert hat. Drück ihm wirklich die Daumen. Mal schaun.

LB Clayton Coll, Ball State (6’3, 234): Nach seinem frühen Saisonaus gar nicht mehr auf dem Radar. Ehemaliger Safety, der zum Linebacker umgemodelt wurde und entsprechende Movement-Skills besitzt (die sich beim Pro Day aber nicht zeigten – Verletzungsnachwirkungen?). Spielte ILB in der 3-4 Defense der Cardinals und war ein Playmaker auf allen Ebenen. Starker Run Defender und Tackler nahe der Line of Scrimmage (muss Blocks aber noch besser lesen & umgehen), solider Blitzer (hat sogar Erfahrung auf EDGE) und ganz gute Coverage (einige Zone-Plays, in denen er richtig Range bewies). Gutes Erkennen des Spielzugs und entsprechende Reaktion darauf. Könnte sich für einen Special Teams-Job bewerben.

LB Chase Kline, Eastern Michigan (6‘3, 225): Langer, etwas schmaler Linebacker, der in der Base 3-3-5 der Eagles innen und außen spielte und mit seinem Kollegen Joe Sparacio ein kongeniales Duo bildete. Ex-Michigan State Transfer, der in der letzten Saison komplett explodierte (143 Tackles, 5 TFL). Leider nicht sehr athletisch getestet, und seine mangelnde Masse tut ihm auch keinen Gefallen – wenngleich er mit 10 Pounds mehr spielte. Instinktiver Typ mit hervorragendem Tackling (vor allem wenig verpassten Tackles), hatte früher auch Einsätze als Blitzer und Passrusher, abseits davon jedoch leider nicht mit den besonderen Traits. Wird es (noch) schwerer haben als die anderen MAC-Linebackers.

CB Quinton Newsome, Nebraska (6’0, 185): Einer der ersten Spieler, die ich mir für die deepest Sleeper notiert habe. Doch jüngst bekam er sogar etwas Aufmerksamkeit (von den Teams, nicht den Medien), daher gehört er nicht mehr wirklich hierher. Newsome ist ein genügend langer Corner, der fast ausschließlich outside gespielt hat. Hat durchschnittlichen Speed, ist aber einigermaßen explosiv aus Off und hat quicke Füße und schnelle Reaktionen für Man (Press oder Off) mit ganz guter Beschleunigung nach dem Cut. Drei Jahre Starter, hat ausgiebige Erfahrung in verschiedenen Coverages. Kein INT-Monster (nur ein Pick in seiner College-Karriere), aber stört aggressiv den Catch Point – manchmal ein wenig zu sehr (und müsste sich öfter zum Ball drehen, sonst Penalty). Ziemlich solider Tackler. So viele erfahrene outside Guys mit zumindest Speed unter 4.6 findest du in den Regionen nicht mehr.

CB Josh DeBerry, Texas A&M (5’11, 184): Erstaunlicherweise nach seinem Transfer von Boston College zu Texas A&M etwas vom Radar verschwunden. DeBerry ist ein kleinerer Corner mit nicht ganz idealem athletischen Profil, der sehr große Positions-Variabilität mitbringt: Hat bei den Eagles meist Slot gespielt und nur gelegentlich außen, bei den Aggies dann primär außen – und wurde zwischendurch immer mal wieder als Box Safety eingesetzt. DeBerry ist meiner Ansicht nach am besten, wenn er den Gegner vor sich hat, also in Man (Press) oder im Slot, weniger effektiv als Off Corner (Off Slot gefiel dagegen, keine Ahnung). Er ist genügend quick underneath, findet den Ball und ist vor allem ein exzellenter Run Defender. Allein deswegen liegt seine Zukunft wohl primär als Slot-Defender.

CB Reddy Steward, Troy (5’11, 184): Euch fällt schon auf, dass ich *dieses* Trojans-Team letztes Jahr gemocht habe, oder? Steward ist ein kleiner unangenehmer feisty Corner mit durchschnittlichem Speed und Agilität, der extrem viel Erfahrung in Off Zone hat. Hier kann er seine starken Instinkte und vor allem Ballskills ausspielen. Steward hat ein „knack“ fürs Big Play, bevölkert Pass Lanes von anderen Receivern und jumpt Routes mit seinem explosiven click&close – und kann den Ball dann eben auch abfangen. Technisch und vom Footwork absolut solide, kommt schnell aus Pedal oder Shuffle raus. Muss höchstwahrscheinlich nach innen rücken, wäre ein interessanter Developmental NCB für ein Team, das seinen Slot eher Off spielen lässt.

NB Daquan Evans, USF (5’11, 197): Evans wird nur sehr schwer überhaupt einen Vertrag für die NFL bekommen, da er sehr langsam, unexplosiv und wenig wendig getestet hat. Aber alle Alabama-Fans werden sich auf ewig an ihn erinnern als den blitzing Nickel, der der O-Line so unfassbar große Probleme bereitet hat. Also, wenn jemand für einen der letzten Plätze im Roster einen gut tacklenden DB braucht, der beim kleinsten Anzeichen ins Backfield schießt und dort massig Tackles for Loss und Sacks produziert…

S Michael Dowell, Miami (OH) (6’0, 217): Wenn ich einen Spieler unter allen deepest Sleepern wählen müsste, für den ich die Hand ins Feuer legen würde, dann wäre es Dowell – selbst wenn wir die oben erwähnten Borderline-Kandidaten (die eigentlich keine deepest Sleeper mehr sind) dazuzählen. Dowell hat so ein cleanes Spiel, dass ich ihn ohne Probleme spät draften würde. Ex-Michigan State Safety, der zwei Saisons bei den RedHawks den Slot-DB gegeben hat. Sehr kräftig gebaut, aber dabei ziemlich agil, keine schlechte Man Coverage, deutlich besser allerdings in Zone, wenn er das Spiel lesen und seinen superben Football-IQ ausspielen kann. Könnte jedoch noch ein paar mehr Plays auf den Ball machen. Ist immer in der Nähe des Geschehens und ein überragender Tackler – keine Übertreibung. Tolle Technik, verpasst so gut wie nie einen. Ein Schlüsselspieler für den Erfolg der RedHawks-Defense in den letzten beiden Jahren. Entweder liege ich hier komplett falsch oder die Draftanalysten haben nicht gründlich genug gescoutet. Ich bin sehr gespannt, wie die NFL das sieht.

S Cam Allen, Purdue (6’1, 200): Ein vergessener Spieler, der vor einigen Jahren mal kurz vor dem Breakout stand. Allen war einer der besten tiefen Safeties der Big Ten, wurde dann aber mehr und mehr in den Slot gestellt – 2023 dann fast ausschließlich wegen dem kometenhaften Aufstieg von Fr. S Dillon Thienemann. Allen nahm die neue Position an und spielte dort solide, ich würde ihn aber wieder nach hinten stellen (meinetwegen in split-S Formationen). Hat genügend Athletik und testete sensationell agil, liest das Spiel gut und hat gute Angles zu den Sidelines, daher auch einige tiefe Interceptions. Kann den Ball tracken und hat gute Hände. Problem ist sein Tackling, dass sich nie grundlegend verbessert hat. Würde ihn daher lieber hinten ‚verstecken‘, wo seine sonstigen Fähigkeiten eh eher zum Tragen kommen.

S Chelen Garnes, Wake Forest (5’10, 199): Einer der wenigen deeper Sleeper, die ich nicht vorab auf dem Schirm hatte und über die ich auch nicht irgendwo was Interessantes gelesen habe, sondern der mir beim Scouting selbst ins Auge geschossen ist. Beim Sichten der Deman Deacons DBs Caelen Carson und insbesondere Malik Mustapha fiel mir wiederholt ein kleiner tougher Safety auf, der meist aus split-Alignments nach vorne schoss und ein paar harte Hits verteilte. Kurze Recherche: Es ist Chalen Garnes. Navy-Transfer, der zwei Jahre lang für Wake Forest startete und sich vor allem durch eine Menge Tackles auszeichnet. Oft in der Nähe des Geschehens, scheint gute Instinkte zu haben, einige nette Angles nach vorne oder in die Flat zum Ballträger. Solide Athletik, physisches Mindset, spielt mit einer gewissen Edge. Zudem ein paar nette Plays auf den Ball, meist aus tieferer Zone. Bei Brugler nur unter ferner liefen gerankt, aber fand ich auffällig, würd ich mal einladen.

S Derek Slywka, Ithaca (6‘2, 215): Zum Abschluss noch einen Kandidaten aus der Division III, auf den ich vor ein paar Tagen bei Twitter gestolpert bin. Ich kenn mich weder mit Slywka noch mit den Ithaca Bombers (wasn Name!) aus, aber manchmal ist das auch gar nicht so wichtig:

Willste einen solchen Safety (der letzte Saison zudem DIII All-American war und 6 Picks gefangen hat) im Camp haben oder nicht? Siehste.

Das wars.

Ich hoffe der kleine Streifzug durch die Niederungen des College Footballs hat Spaß gemacht.

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