Das große Draft Recap 2024 (II)

Moin liebe Leserschaft,

hier nun der zweite Teil des Draft Recaps, in dem es vor allem um eure Fragen gehen wird (Part I mit meinem Rückblick auf Draft, Positionen, Spieler und Klassen findet ihr hier). Ich habe die Fragen nach bestem Wissen und Gewissen in mehrere Kategorien sortiert, um einen einigermaßen angenehmen Lesefluss zu ermöglichen. Zunächst wird es um Allgemeines zur Draft, zu Positionsgruppen, Colleges und womöglich auch einzelnen Spielern gehen, danach werden die Fragen zu spezifischen Teams behandelt: von AFC East zu AFC West, von NFC East bis NFC West. Am Schluss findet ihr abschließende Fragen sowie einen kurzen Absatz zur Zukunft des Blogs.

Viel Spaß beim Stöbern!

Allgemeines, Positionsgruppen und Colleges:

SveMon_31: 1. Jeder Draft ist natürlich individuell, aber gibt es etwas was du aus diesem Draft mitnimmst für die nächste Draftklasse 2025? (z.B beim Vorgehen von Teams, etc)
2. Wer sind deine [Steals] dieses Drafts? (Außerhalb 1. Runde je 1x Offense & Defense)

1) Die erste Frage könnte ich in einem halben bis dreiviertel Jahr besser beantworten, da ich leichte Modifikationen in der Herangehensweise und im detaillierten Scouting vor allem nach den (ersten) Leistungen der Rookies vornehme. Ich habe als Hobbyscout natürlich über die Jahrzehnte so meine Herangehensweisen und vor allem Präferenzen (bezüglich der Gewichtung der Traits der Prospects) entwickelt, die ich allerdings immer wieder auf den Prüfstand stelle und leicht anpasse. Doch das funktioniert frühestens mit den ersten Eindrücken aus der NFL, nicht zuvor durch die Diskrepanz der unterschiedlichen Bewertung und Einordnung zwischen mir und den NFL-Teams.

Unabhängig vom Scouting gibt es natürlich Tendenzen, die ich versuche zu identifizieren und in das Gesamtkonstrukt Draft (wenngleich weniger ins konkrete Scouting) aufzunehmen. Diese habe ich bereits im ersten Teil mehr oder weniger ausführlich diskutiert. Größtenteils sind dies keine innovativen Erkenntnisse, sondern eher Annahmen, die ich bereits länger beobachte und die sich sukzessive verfestigen. Ein gutes Beispiel ist der Wert von großen Talenten auf der OT-Position, der in den vergangenen Jahren bei den NFL-Teams gestiegen ist – meiner Ansicht nach vollkommen zurecht: nicht nur, weil das eine so entscheidende Position in der Offense ist, sondern auch, weil es weniger als bei anderen besonders wichtigen Non-QB-Positionen (WR, EDGE, CB) halbwegs konstant viele Tier 2- und Tier 3-Prospects für den groben zweiten Tag gibt. Genügend große, lange, massige, starke und zugleich bewegliche Menschen gibt es nun mal nicht eher selten. Hier sind die Thresholds – auch für mich – noch einmal fixer, die Auswahl noch einmal geringer. Von daher gilt umso mehr: Wenn nötig lieber in der ersten Runde zugreifen – die anderen Positionen lassen sich besser am zweiten Tag adressieren.

2) [Info für die Leserschaft: Es war ein Verschreiber, er meinte „Steals“]
Ich verwende den Begriff Steal ja eher ungern, da es gerade nach Runde 1-2 oftmals eben kein Zufall ist, wenn Spieler über Gebühr droppen, und präferiere den Begriff Value-Pick. Möglicherweise nit-picking, aber jeder hat da ja so seine Eigenheiten. Ich habe deine Frage mal ausgeweitet bzw. aufgeteilt in Value-Picks an Tag 2, an Tag 3 und Value-UDFAs, um das Ganze etwas ergiebiger zu machen. Es liegt dabei in der Natur der Sache, dass ich dies anhand meiner eigenen Boards abgleichen muss, ansonsten würde darin kein besonderer Gewinn bestehen (etwa bei einem Vergleich mit dem Consensus Board. Also:

Tag 2:
C Jackson Powers-Johnson (Raiders)
DT Johnny Newton (Commanders)

Tag 3:
WR Javon Baker (Patriots)
EDGE Austin Booker (Bears)

UDFA:
WR Joshua Cephus (Jaguars)
CB Dwight McGlothern (Vikings)

Zwei Dinge sind hieran auffällig: Die aus meiner Sicht größten Value-Picks vom zweiten Tag sind zumindest auch wegen medizinischer Fragezeichen gefallen. Da ich diesen Bereich nicht gewichte (bzw. nicht gewichten kann), kommt es relativ häufig vor, dass hier Injury Concerns vorliegen, die die Chance auf einen Erstrundenpick zumindest reduziert haben. Bei den UDFAs war dieses Jahr die Diskrepanz zwischen Offense und Defense besonders krass: Nach McGlothern gab es noch einige weitere Defense-Prospect, die ich höher gerankt habe als den bei mir besten Offense-UDFA Cephus.

Nanik: Es gab ja auch dieses Jahr wieder einige Up- und Down Trades. Welche davon fandest du gerechtfertigt bzw. für welche Positionen außer Quarterback würdest du hochtraden?

Ich tue mich schwerer als andere, von „gerechtfertigten“ Uptrades zu sprechen, da ich die Boards der Teams nicht kenne – und ein reiner Abgleich mit meinem Board ist irgendwie auch nicht besonders ergiebig. Ich kann aber dennoch beispielhaft ein paar der Uptrades am ersten und zweiten Tag nennen, die ich nach Value des Spielers (nicht unbedingt: des Trades) und idealerweise Need gerechtfertigt fand:

  • Lions für CB Terrion Arnold: Hätte nie gedacht, dass die Lions mit ihrem krassen Need auf der Position eine Chance auf den meiner Ansicht nach besten Corner der Klasse haben könnten. Kann total verstehen, dass Holmes hier zugeschlagen hat. Allerdings: Nicht unteuer.
  • Eagles für CB Cooper DeJean: Ein solches Talent (dass auch noch schematisch so gut passt) an dieser Stelle zu erhalten – yes, please! Rosemen verlor zwar seinen zweiten 2nd rounder, aber ein 3-for-3 Trade (ohne Alibi late Rounder wohlgemerkt) ist da gar nicht sooo verkehrt.
  • Saints für CB Kool-Aid McKinstry: Nochmal Corner, nochmal Value. Kool-Aid war überfällig und meiner Ansicht nach den Uptrade für zwei mid-Day 3-Picks wert.

Und wenn ein Spieler unerwartet in den dritten Tag fällt, der auf dem eigenen Board höher ist und der einen zusätzlichen Gewinn darstellt – wie im Falle der Wiedervereinigung von QB Bo Nix und WR Troy Franklin, kann ich den Move ebenfalls sehr gut nachvollziehen. Überhaupt: Wenn ich einen halbwegs tiefen Kader habe und eine ganze Menge late round-Picks, warum nicht das Heft in die Hand nehmen und gezielt auf die Suche nach bestimmten Prospects gehen?

Ein letzter Gedanke dazu: Ich bin kein besonderer Freund davon, ohne eigenen Pick in die Draft reinzutraden, doch wenn ein Talent wie EDGE Austin Booker in den mittleren dritten Tag fällt, bin ich da auch nicht grundsätzlich abgeneigt.

Aufgrund des Positions-Bias der drei ersten Beispiele wirkt das jetzt bereits nach einer Beantwortung der zweiten Frage, aber so ist es nicht gemeint. Ich bin da zugegebenermaßen oldschool: Ich würde im Einzelfall für jede ‚echte‘ Football-Position uptraden, wenn ich vom Spieler überzeugt bin. Warum sollte ich nicht für einen Barry Sanders, einen Ray Lewis, einen Will Shields, einen Kevin Mawae uptraden wollen? Um mal vier Positionen mit tendenziell (wenngleich niemals grundsätzlich) geringerem Value zu nennen. Als allererstes will ich gute Football Player haben, nicht aus Prinzip den Helm eines bestimmten College Football-Teams oder eine bestimmte Position unabhängig vom Talent.

Julia: Gab es Spieler, von denen du überrascht warst, dass sie so tief gefallen sind (Bsp. Brenden Rice)? [Erster Teil der Frage bereits im ersten Teil des Recaps beantwortet]

Hier nun der zweite Teil deiner Frage. Wie jedes Jahr lautet die Antwort ja und nein gleichermaßen. Grundsätzlich erwartet man natürlich bestimmte Prospects in bestimmten Regionen und ist überrascht, wenn sie über Gebühr tief fallen. Auf der anderen Seite weiß ich eben auch, dass das jede einzelne Draft bei Dutzenden Spielern aus ganz unterschiedlichen Gründen geschieht: Einiges wissen wir nicht (Verletzungen, Charakter), bei anderem waren die medialen Boards (an denen wir alle und mehr oder weniger bewusst orientieren) einfach zu hoch, bei wiederum anderen (gerade im Verlauf des dritten Tages) wurden die Schwächen von den NFL-Teams schlicht gravierender bewertet.

WR Brenden Rice ist da für mich nicht einmal das beste Beispiel: Den erwartete ich irgendwo zwischen Runde 4-5, und solche Spieler fallen erfahrungsgemäß ziemlich regelmäßig in Runde 7. Da war er ja beileibe nicht der einzige Receiver (bspw. Johnny Wilson oder Teamkollege Tahj Washington) oder der krasseste Fall eines Receivers (das war aus meiner Sicht eher Malik Washington).

Ich nenne mal ein paar Picks des dritten Tages, bei denen ich eher überrascht war. Diese Liste beruht nicht nur auf meinem eigenen Board, sondern auch auf einer Evaluation von Floor/Ceiling. Es gibt ja durchaus Spieler, die ich hoch einschätze, aber bei denen ich dennoch nachvollziehen kann, dass andere das weniger tun, während es auf der anderen Seite solche gibt, die von vielen (Hobby-)Scouts aufgrund ihres relativ klaren Profils in einer ähnlichen Range erwartet werden.

Also: CB T.J. Tampa (late 4th, Ravens), EDGE Austin Booker (5th, Bears), QB Spencer Rattler (5th, Saints), OT Christian Jones (5th, Cardinals), CB Caelen Carson (late 5th, Cowboys), WR Malik Washington (6th, Dolphins), CB DJ James (6th, Seahawks), OG Christian Mahogany (late 6th, Lions).

Das bedeutet übrigens dezidiert nicht, dass ich diesen Spielern aus dem dritten Tag die besten Chancen auf eine erfolgreiche NFL-Karriere zuschreibe, sondern lediglich, dass ich tendenziell aus verschiedenen Gründen mit einem früheren Pick gerechnet hätte.

Tor Ste: Nicht spezifisch auf die aktuelle Draft: ich bin zur NFL gekommen, als Spieler wie Polamalu, Reed oder Dawkins auf Safety Stars der Liga waren. Inzwischen scheint die Position in der NFL an Bedeutung verloren zu haben, liegt das eher an den Prospects oder der Entwicklung generell?

Ich würde fast behaupten, dass selbst damals die Position an und für sich keine wesentlich höhere Bedeutung hatte als heute. Du sprichst sicherlich eine der goldenen Zeiten der Safeties an, die sich ja auch in der Hall of Fame niedergeschlagen hat (mit den der von dir genannten sowie dem etwas älteren John Lynch, dessen Karriere sich ja mit denen noch ein wenig überschnitt). Doch so gut insbesondere Reed und Polamalu als Prospects waren, gingen sie doch erst Mitte der ersten Runde (Polamalu an #16) bzw. Ende der ersten Runde (Reed an #24). Dawkins war ja sogar nur ein 2nd rounder.

Ich habe vielmehr den Eindruck, dass die NFL, ihre Coaches und Scouts diese Position seit jeher zu niedrig bewerten – und das selbst in den heutigen Pass-lastigeren (und damit auch Pass Defense-lastigeren) Zeiten tun. Nur selten werden Safeties in den Top 10 gedraftet (etwa Sean Taylor, Eric Berry, Jamal Adams), selbst so überragende Talente wie Kyle Hamilton oder Derwin James fielen ja an #14 respektive #17. Ich verstehe diese Zögerlichkeit nicht ganz, da dir gerade ein tiefer Safety mit Range und Playmaker-Gen so viele Freiheiten in anderen Bereichen des Feldes verschaffen kann.

Unabhängig davon hast du in einem Punkt absolut recht: Die heutigen Top-Safeties haben nicht diese Star-Präsenz wie die Safeties der 2000er Jahre. Das mag auch an einem veränderten Aufgabenprofil, vor allem aber an einer veränderten Sicht auf diese Position zusammenhängen: Gerade Polamalu und Dawkins waren ja für ihre knüppelharten Hits bekannt, wenn sie bedauernswerte Receiver nach ihrem Catch über die Mitte gnadenlos abräumten oder auch in der Box deftige Tackles verteilten. Ersteres ist nicht mehr in der Form erlaubt – ich muss da noch einmal mehr unweigerlich an meine Frühzeit insbesondere mit dem genialen Broncos S-Duo Steve Atwater und Dennis Smith denken, die heute in jedem Spiel vom Feld fliegen würden. Zweiteres hat in der heutigen NFL einfach nicht mehr ganz die überragende Bedeutung. Vielleicht liegt es unter anderem daran? Ich weiß es nicht, würde mir allerdings wünschen, dass diese Position irgendwann (wieder) ihre verdiente Würdigung erhält – gerne auch dank der krachenden Hits.

Titanhip: Zwei Fragen: 1. Evaluierst du dein Draftboard nach einer gewissen Zeit (z.B. nach 3 Jahren)? 2. Was definiert einen „erfolgreichen“ Pick am Dritten Tag Pick (außer die wenigen AllPros und ProBowler); z.B. ein zweiter Vertrag über den Minimum beim gleichen oder anderen Team?

1) Eigentlich nicht wirklich, da zu viele Faktoren eine Rolle spielen, die ich zur Draftzeit nicht kenne und nicht beeinflussen kann (und weitere außerhalb meiner Expertise liegen). Ich habe das mal in einem längeren grundlegenden Artikel über meine Perspektive aufs (Hobby-)Scouting ausgeführt: Warum wir oft nicht wissen, was wir nicht wissen.

Ich schaue natürlich dennoch immer mal wieder ein wenig, ob sich meine Evaluationen ansatzweise bewahrheiten. Dabei geht es mir weniger darum mir auf die Schulter zu klopfen, wenn sich ein hoch gerankter Spieler durchgesetzt hat oder wenn ein niedriger gerankter Spieler gescheitert ist. Vielmehr möchte ich die Stärken und Schwächen vernünftig identifiziert haben. Sprich: Wenn sich ein Spieler durchsetzt, habe ich dann ansatzweise korrekt erkannt, warum er dies getan hat? Und andersherum: Wenn ein Spieler es nicht schafft, in der NFL Fuß zu fassen, liegt das dann an den von mir gescouteten Limitationen bzw. Schwächen? Damit bin ich eigentlich zufrieden.

Darüber hinaus versuche ich natürlich, aus besonders grotesken Fehleinschätzungen zu lernen, auf die eine oder andere Weise. Das ist schlicht nur nicht immer möglich, zudem besteht die Gefahr eines zu starken Gegensteuerns (also die deutlich höhere/niedrigere Gewichtung bestimmter Traits oder Tools aufgrund eines Prospects).

2) Eine sehr gute Frage, über die ich mir ehrlich gesagt noch nie so große Gedanken gemacht habe. Der von dir genannte zweite Vertrag über dem Minimum wäre in der Tat ein ziemlich guter Indikator. Ich würde gerade bei den wirklichen late Roundern (6th oder 7th) noch ein wenig weitergehen: Wenn ein solcher Spieler über mehrere Jahre seiner Vertragslaufzeit ein sichtbarer Contributor ist (idealerweise auch in entscheidenden Situationen), würde ich ihn wohl ebenfalls als Erfolg bezeichnen, selbst wenn er dann keinen Anschlussvertrag oder nur einen im Rahmen des Minimums erhält. Letztlich aber schwerlich genau zu taxieren.

nikl: Wie ordnest du Murphy und Newton verglichen mit den Top-DT Prospects der letzten 5 Jahre ein?

Solche Fragen mag ich, weil ich dann in meinen alten Aufzeichnungen stöbern muss und hier oder da gewisse Anpassungen zu leisten habe, da ein reiner Abgleich der Big Board-Positionen aufgrund der doch deutlich differierenden Qualität der Klassen etwas zu kurz greift. Wenn ich die letzten fünf Draftklassen (also 2020-2024) berücksichtige, kommen Newton und Murphy sogar überraschend gut weg. Nach Tiers geordnet:

1) Jalen Carter, Georgia (Blue Chip, war mein #1 overall der 2023er Klasse)

2) Derrick Brown, Auburn (Top 10-Grade)

3) Johnny Newton, Illinois
4) Jordan Davis, Georgia
5) Byron Murphy, Texas
6) Calijah Kancey, Pitt
7) Javon Kinlaw, South Carolina (alle mid 1st / mid-to-late 1st)

8) Christian Barmore
9) Devonte Wyatt (beide late 1st)

Falls du die letzten fünf Jahre (also inklusive der genialen 2019er Klasse) meintest, verändert sich vorne einiges signifikant. Die Top 6 wären dann:

1) Quinnen Williams (Alabama), 2) Jalen Carter, 3) Jeffery Simmons (Mississippi State) [alle Blue Chip Prospects], 4) Ed Oliver (Houston), 5) Derrick Brown, 6) Christian Wilkins (Clemson) [alle Top 10 Grades].

T.Henrich: Bei welchem Defensive Back der in den Runden 5-7 gedraftet wurde, siehst du am schnellsten die Chance auf Starter Snaps?

Das ist eine schwer zu beantwortende Frage, da hier so viele Faktoren mehr als nur das reine Talent der Spieler berücksichtigt werden müssten. Neben der Konkurrenz im vorhandenen Roster und etwaigen Verletzungen wäre etwa auch zu berücksichtigen, ob etwa ein neuer Coaching Staff (oder zumindest DC) installiert wurde, wodurch die Durchlässigkeit nach oben zu den Starterpositionen erfahrungsgemäß ein wenig steigt.

That being said, würde ich folgenden Kandidaten die größten Chancen einräumen:

  • CB Kris Abrams-Draine (Broncos): nicht so viel Tiefe auf der Position und zudem die Variabilität des Spielers, der sowohl außen als auch im Slot denkbar wäre.
  • CB Tarheeb Still / CB Cam Hart (Chargers): Neuer Coaching Staff, nicht super viel Depth hinter den designierten Startern, Still hat zudem Erfahrung innen und außen. So unterschiedlich die beiden Spielertypen sind, wäre es nicht völlig undenkbar, dass sie zumindest partiell Konkurrenten sein/werden könnten.
  • S Kitan Oladapo (Packers): Erwartbar ist das Duo McKinney und Bullard als Starter, zudem wurde auch Oregon S Evan Williams vor Oladapo gedraftet, aber ich halte den Spieler erstens für so weit und zweitens variabler einsetzbar als vielerorts beschrieben, dass es mich nicht komplett wundern würde, wenn er kurz- bis mittelfristig Starts sieht.

Ein Kandidat aus dem Left Field wäre S Dominique Hampton (Commanders), der zwar einige Konkurrenz vor sich hat, aber ein ziemlich passender Spielertyp für das ist, was sich der neue HC Dan Quinn für seinen Box/Robber-Safety vorstellt (man denke hier nicht nur an Kam Chancellor, sondern auch an Jayron Kearse).

Doch gerade bei Spielern aus den Runden 5-7 bleibt das letztlich ein Ratespiel.

GERSooner: Wie bewertest du die Fits und das Potenzial von Dominick Puni und Austin Booker?

Ich habe überhaupt keine Idee, warum du mir diese Frage stellen würdest, Peter. Dennoch werde ich sie natürlich mit Freude beantworten. Also:

Bei Austin Booker zu den Bears passt für mich fast alles: Fit verbunden mit sehr großem Potenzial. Obwohl er ein undersized Edgerusher ist, spielte er bei den Jayhawks ja fast ausschließlich als 4-3 DE (und nicht in space als 3-4 OLB), und das dürfte er bei den Bears beibehalten. Booker ist ein enorm spannender DE, der trotz seiner Unerfahrenheit bereits über ein ansehnliches Arsenal an Passrush-Techniken verfügt, also nicht nur der lanky outside Speedrusher ist. Mit seinem Footwork, seiner lateral Quickness und seiner Flexibilität kann er oversetting OTs auch gern mal auf den falschen Fuß Stellen. Zudem ist er für seinen dürren Körperbau ein gar nicht so schlechter Run Defender und insbesondere Tackler. Nach einem Jahr NFL Weight Room erwarte ich einiges von ihm. Für mich nach den Top 4 EDGEs (sowie dem Hybrid Darius Robinson) die Nummer 5/6 seiner Positionsgruppe. Ich war doch einigermaßen begeistert.

Dominick Puni hat bei den Jayhawks (und zuvor bei Central Missouri) OT und OG gespielt, wird von den 49ers wohl primär als Guard eingeplant. Das passt auf den ersten Blick ganz gut, da er schnell aus dem Stance kommt und eine starke laterale Beweglichkeit mitbringt (die sich unter anderem in den exzellenten Agilitäts-Werten in Shuttle und Cone niederschlägt) sowie gute Blocking Angles on the Move wählt – also wie gemacht für das Wide Zone-Scheme von Shanahan. Wahrscheinlich wird er ein wenig Zeit benötigen, um sich an die vergleichsweise neue Position zu gewöhnen (weitaus mehr Snaps als OT), aber bietet einen soliden und – verglichen mit anderen Rookies – ziemlich erfahrenen Backup, der im Notfall auch durchaus schneller das Feld sehen könnte.

BearsByron trusts Ryan Poles: Ausgenommen QBs – welche Teams haben sich durch ihre Draftklasse den größten direkten (2024 Season) Impact auf die Stärke ihres Rosters eingekauft? Wäre quasi ne Kaderneed Schnittstellenanalyse mit NFL Readiness / Klasse der Rookies.

Wie bei der vorletzten Frage spielt hier der genannte Faktor „neuer Coaching Staff“ hinein. Daher kann ich gar nicht anders, als hier die Los Angeles Chargers zu erwähnen: Es ist nicht komplett undenkbar, dass LT Joe Alt und WR Ladd McConkey Day1-Starter sind, LB Junior Colson und DL Justin Eboigbe zumindest schnell in die Rotation gelangen und die bereits angesprochenen Corners Tarheeb Still und Cam Hart sich um relevante Einsatzzeiten duellieren. Und wer weiß, ob nicht entweder Brenden Rice oder Cornelius Johnson auch schon eine Rolle als #4 WR spielen werden.

Eine kleinere Draftklasse, die hier zu erwähnen wäre, ist die der New Orleans Saints. Der Impact von Taliese Fuaga (ob auf OT oder OG) sollte enorm sein, und Kool-Aid McKinstry dürfte ebenfalls frühe Spielzeit sehen. DT Khristian Boyd in der Rotation und WR Bub Means in einem nicht gerade über-tiefen Receiving Corps könnten durchaus ebenfalls frühe eine Rolle spielen.

Weitere Kandidaten: Eagles (schon allein durch die beiden frühen CBs Quinyon Mitchell und Cooper DeJean), Raiders (allein wegen ihrer beiden Top-Picks TE Brock Bowers und C Jackson Powers-Johnson) sowie Panthers (als mieses Team nicht so überraschend, doch gerade die Skillplayer WR Xavier Legette, RB Jonathon Brooks und TE Ja’Tavion  Sanders könnten die Offense signifikant verbessern).

AFC:

Sven Krause: Siehst du die Upside in den Picks der Browns? Ansonsten kann ich einen Großteil des Drafts nicht nachvollziehen. Vor allem nicht, warum sie nicht vier Spots hoch sind, um einem AD Mitchell zu ziehen und ihn langfristig mit Jeudy zu verbinden.

Die Frage mit Mitchell stellen sich beinahe alle Fans aller Teams in unterschiedlicher Intensität. Fakt ist: Er ist aus verschiedenen Gründen tiefer gefallen als erwartet, und die Zeit wird zeigen, ob die Colts da nun richtig lagen oder nicht. Dass die Browns bei ihren wenigen höheren Picks jetzt nicht noch etwaige Uptrades angestrengt haben (wie weit du da hochgehen musst, weißt du ja nicht), finde ich ehrlich gesagt nicht so wahnsinnig überraschend.

Die Draft der Browns haut mich jetzt auch nicht unbedingt vom Hocker, ich würde aber nicht sagen, dass sie keinen Upside gewählt haben, sondern dass sie mal mehr, mal weniger Wert darauf gelegt haben. So ist DT Mike Hall eigentlich ein klassischer Upside Pick: extrem jung, hervorragende Ansätze (nach Byron Murphy die höchste Passrush Win-Rate aller DTs), starker Disruptor und Penetrator mit sehr aktiven Händen, nur eben alles andere als ein fertiges Produkt, insbesondere was Finishen von Plays sowie die Run Defense betrifft. 3rd round Pick OG Zak Zinter ist dann gewissermaßen das Gegenteil: Kein besonders hohes Ceiling, dafür ein rock-solid Football Player, der mittelfristig als Nachfolger von Bitonio oder Teller vorgesehen ist (und das meiner Ansicht nach auch einigermaßen gut ausfüllen wird). Ich bin nicht der größte Fan von WR Jamari Thrash, sehe aber seinen Wert insbesondere, wenn man ihm den Ball in die Hand gibt. LB Nathaniel Watson ist für mich ein klassischer late round Upside Pick als Downhill Backer, der von mir sehr geschätzte DT Jowon Briggs bietet dagegen wiederum mehr Floor (wenngleich ich ihn wohl gnadenlos überschätze).

Insgesamt sicherlich eher eine Depth-Klasse als eine, bei der man einen schnellen Unterschied erwarten kann. Doch ganz ohne Upside sehe ich sie wie gesagt nicht.

Sebastian Uhlemann: Rasheen Ali – kann er im RB Room der Ravens eine Rolle spielen? Ähnelt er nicht zu sehr Keaton Mitchell?

Meine Antworten wären ja und nein. Zunächst: Ich liebe Rasheen Ali und halte ihn für einen der talentiertesten, wenn nicht den talentiertesten mid-round Back (wenn die Gesundheit eine Rolle spielt und er seine Ball Security verbessert). Zudem bringt er einen RB-Typen in den Room der Ravens, den die bisher noch nicht hatten: hervorragender outside Zone Runner mit exzellenter Vision, harten Cuts und starker Acceleration daraus – wenn man so will, ein klassischer one-cut-and-go Back. Zudem ein wirklich guter Receiver mit netten Routes und zumindest als inside Runner nicht komplett aufgeschmissen (wenngleich diese Rolle natürlich King Henry vorbehalten bleibt).

Keaton Mitchell ist deutlich kleiner und schlanker und dürfte weiterhin vor allem als Scatback und Change-of-Pace eingesetzt werden. Mitchell hat natürlich seinen Top-Speed, aber ist vom Typ her eher ein flinker Wusler, der mit seinen unfassbaren und ansatzlosen Moves Defender auf einem Bierdeckel austanzen kann. Das ist nicht das Spiel von Ali. Der hat zwar ebenfalls ein paar Moves im Gepäck, doch die sind eher fürs offene Feld gedacht. Glaube, dass sich die beiden als Backups durchaus gut ergänzen können. Gespannt bin ich eher auf das Duell zwischen Ali und Justice Hill: Die beiden sind zwar nicht unbedingt in jeder Hinsicht ähnliche Backs, könnten jedoch in dieser Offense ein ähnliches Profil (auch als Receiving Backs) übernehmen – und daher womöglich um einen Rosterspot konkurrieren (was ich mir wohlgemerkt nicht wünschen würde, da ich beide Spieler sehr schätze).

titanmaex: Mich würde deine Einschätzung zu Cedric Gray interessieren. Titans Reportern hat der Pick sehr gefallen. Haben die Titans sich hier in Runde 4 ihren zukünftigen 3 down, green dot linebacker geholt? Kann er die Schwachstellen eines Kenneth Murray gut ergänzen?

Ich bin bekanntlich kein besonders großer Fan der Linebacker-Klasse gewesen (auch im Vergleich zu anderen), aber Cedric Gray in der 4th round fand ich einen ziemlich guten Value-Pick. Gray ist einfach ein Football Player mit wirklich guter Production – und man erkennt schnell, woher die kommt: Hat in keinem Bereich des LB-Plays wirkliche Schwächen und ist immer in der Nähe des Geschehens. Guter, wenngleich kein herausragender Athlet mit solider Range nach außen. Kommt in der Regel schnell nach vorne und ist ein sehr physischer Gap Filler. Wenn er da einschlägt, gehts keinen Zentimeter weit nach vorne. Grundsätzlich gute Instinkte, allerdings manchmal noch etwas zu zögerlich; Vorteil davon ist jedoch, dass ihm wenige wirklich schwere Fehler unterlaufen. Braucht noch mehr Konstanz im Tackling, hier ist die Miss-Quote noch etwas hoch. Was mir sehr gefällt, ist sein Verhalten in Blocks (sowohl die Armarbeit als auch die Positionierung, arbeitet zudem im Block-shedding viel und recht effizient mit Push-Pull-Moves). Blitzes kommen mit richtig viel Force und Punch hinter, bewegt O-Liner durch den Aufprall oftmals mehrere Yards nach hinten. Was ihn absetzt, ist sein Potenzial in Coverage (und zwar Man und Zone!). Kein fertiges Produkt, aber bewegt sich solide lateral, gutes Spacing und sogar konstant Plays am catch point (recht viele PBUs für einen MLB). Gerade dieser Bereich (kombiniert mit der etwas kontrollierteren Spielweise in der Box) sollte einen Murray eigentlich gut ergänzen. Ob er gleich für den Green Dot in Frage kommt, kann ich schwer beurteilen. In Scout-Zirkeln scheint ihm das durchaus zugetraut zu werden.

Benjamin Schmidt: Die Chargers brauchen dringend Safety-Hilfe. Glaubst dass die UDFAs (insbesondere Thomas Harper, Akeem Dent) das Roster schaffen bzw. zeitnah Defense-Snaps sehen könnten? Und kannst du in dem Zusammenhang vllt. was zu den bevorzugten DB-Typen und Coverages von Jesse Minter sagen?

Wenn man dringend Hilfe auf einer Position benötigt, sollte man sich nicht unbedingt auf UDFAs verlassen. Aber du hast recht, auf den ersten Blick sieht die Depth auf Safety wirklich ziemlich bescheiden aus. Daher wundert es mich ein wenig, dass die Chargers nicht spät in der Draft oder sehr prominent in der UDFA bei den begehrtesten Prospects zugegriffen haben. Ob die beiden von dir genannten Spieler das Roster schaffen werden, kann ich dennoch nicht beurteilen. Harper ist eher ein Slot-DB als ein klassischer Safety, zumindest war das seine Rolle sowohl bei OK State als auch letzte Saison bei Notre Dame. Undersized, durchaus physisch, nahe der LOS zuhause. Habe ihn nun aber nicht noch einmal explizit gescoutet, so dass ich da nicht sehr viel mehr zu beisteuern kann. Akeem Dent ist da auf dem Papier sicherlich der geeignetere Kandidat: gute Size, viel Erfahrung auf verschiedenen Positionen (auch auf Nickel, wenngleich 2023 primär Safety gewesen, sowohl Box als auch deep, meist in Split-Alignments). Schnell, sehr wendig, viel Potenzial in Man Coverage, Tackling inkonstant, immerhin durchaus mal hart, leider wenig Plays auf den Ball und insgesamt etwas zu wenig Impact aufs Spiel. Dennoch sicher durchaus ein Kandidat.

Das komplexe wie hochinteressante System von DC Jesse Minter kann ich hier leider nicht en detail vorstellen, da das erstens zu viel Raum in Anspruch nehmen und ich zweitens an meine Scheme-bezogenen Grenzen stoßen würde, daher nur kurz: Minter spielt mit vielen Disguises und Post-Snap-Bewegungen, und das beginnt schon bei seinen hybriden Fronts zwischen 2 down Linemen, 3-3-5 und Base Nickel mit 4er Line. Im Defensive Backfield ging er ein wenig stärker als seine Vorgänger (auch als Mike Macdonald) von einer Man-lastigen Defense weg und lässt mehr Cover-3 Zone spielen (öfter in Off oder soft Press), allerdings nicht statisch wie ein Teil der Seahawks-Epigonen, sondern durch die verschiedenen Disguises und Rolls mit einer gewissen Unwägbarkeit für den Quarterback verbunden (gerade was die Safeties betrifft). Gerade spielintelligente Corners mit starken Instinkten und guter Play Recognition werden in diesem System aufblühen, bei Michigan konnte er auch weniger athletische Typen (wie Rams UDFA CB Josh Wallace) gut ‚verstecken‘. Es gibt also eine gewisse Tendenz zu single-high Coverages, wobei man hier erstmal abwarten muss: Gut möglich, dass Minter sein System auf die NFL anpassen wird, und auch gut möglich, dass er sein System für das Roster der Chargers anpassen wird. Zwar könnte Derwin James problemlos einen single-high S geben, aber will man ihn wirklich so weit weg vom Geschehen parken und damit einiger seiner größten Stärken berauben? Alohi Gilman ist für diese Position auf den ersten Blick dagegen kein so passender Kandidat. Warten wir mal ab, was Minter für die NFL austüfteln wird. Ich wäre da sehr optimistisch, weil es ihm gelungen ist, nach dem sowieso schon hervorragenden Macdonald die Defense noch einmal auf ein neues Level zu heben.

NFC:

SB7: Haltest du Zeke Elliott für besser oder schlechter als die RB’s ab Runde 4? Denke die Cowboys hätten Brooks genommen aber waren von sonst keinem überzeugt?

Das ist keine Frage, die ich besonders gut beantworten kann, da ich über Zekes aktuellen Leistungsstand schlicht zu wenig informiert bin. Sollte er wirklich washed sein, wie es zumindest zeitweilig bei den Patriots ein wenig den Anschein hatte, wäre ich komfortabler mit einem mid-/late round Runner. Es gab ja durchaus für verschiedene Systeme und Präferenzen noch jede Menge Auswahl an Tag 3, da am zweiten Tag lediglich vier Backs über die Theke gingen. Andererseits waren die Cowboys ja nicht unbedingt gesegnet mit jeder Menge Picks: Den ersten gabs erst wieder an #174 – und da waren die spannenderen Backs allesamt schon weg (eventuell mit Ausnahme von Kimani Vidal). Letztlich bezeichnend, dass von #173 bis zum Ende der Draft gerade einmal noch vier RBs gepickt wurden.

Ich kann mir schon vorstellen, dass die Cowboys ein Auge auf Jonathon Brooks geworfen hatten. Schließlich sorgte diese Personale auch für einen der witzigeren Momente der Draft, als Jerry Jones seine Begeisterung über diesen – wohlgemerkt noch nicht gepickten – Spieler in höchsten Tönen kundtat, was für die anderen Entscheidungsträger Will McClay, Stephen Jones und Mike McCarthy – den Gesichtsausdrücken zu urteilen – etwas zu viel Information war:

Also gut möglich, dass ihnen kein Back am dritten Tag als geeignet erschien. Dazu würde passen, dass man sich um keinen der bekannteren UDFAs bemühte, sondern lediglich Cody Schraders Backup bei Missouri, speedy Nathaniel Peat, verpflichtete.

Sebastian Fehr: Was hälst du von den 4th Round picks der Lions: Giovanni Manu, offensive tackle, University of British Columbia & Sione Vaki, running back, Utah. Kennst du die Spieler? Die Lions wollten die beiden unbedingt, ich hatte beide gar nicht auf dem Schirm.

OT Giovanni Manu war für mich einer der größten WTF-Picks der Draft, vor allem an der Position und mit dem investierten Draftkapital (3rd rounder 2025 ist für mich ein no-go). Er war der erste gepickte Spieler, der mir nicht bekannt war. Das muss natürlich nicht unbedingt was heißen, aber in Kombination mit den Rankings der einschlägigen Seiten kommt man zumindest nicht umhin, von einem sehr ungewöhnlichen Pick zu sprechen. Es scheint, als ob Manu extrem hohes Potenzial, allerdings auch einen sehr niedrigen Floor hat. Ist das ein Spielertyp, für den ich einen future 3rd rounder opfere? Ich hätte es wohl nicht getan. Die Zukunft wird es zeigen.

S/RB/ST Sione Vaki ging ebenfalls unerwartet früh (und mit dem nächsten Uptrade), von dem Spieler war ich aber großer Fan. Ich kopiere der Einfachheit halber mal meinen Take aus dem Sleeper-Beitrag hier rein:

S Sione Vaki, Utah (redshirt Sophomore, 5’11, 211): Geht mir viel zu sehr unter, vermute primär, weil keiner weiß, was er spielen soll. Ich würde sagen: Alles! 2022 als Slot-DB eine absolute Offenbarung nahe der Line of Scrimmage mit seinem schnellen Trigger und harten (leider nicht immer kontrolliertem) Tackling im Backfield oder am Perimeter. Fand ihn instinktiver als viele andere. 2023 mehr als tiefer Safety neben Cole Bishop gespielt, aber wirklich jede denkbare Aufgabe in jeder denkbaren Formation wahrgenommen (Utes HC Kyle Whittingham und DC Morgan Scalley lassen ihre Safeties sehr viel rotieren). Vaki hatte nicht ganz so viel Impact wie vorne, aber da all diese Variabilität eh noch nicht genug war, sprang er auch wegen diverser Verletzungen als RB ein und überzeugte da mit Big Plays zu Fuß und im Passspiel – von Wildcat QB bis tiefe Wheel Routes war da alles dabei. Kann Tackes brechen mit seiner Statur. Ein echter Football Player! Die NFL fragt dann gerne: Aber was kann er wirklich gut? Ich mag ihn als Slot-S dank seiner schnellen Breaks upfield und kann ihn mir in der Box oder in split-S Formationen vorstellen, wenn er nicht zu viel (lateralen) Ground covern muss. Mit seinem Body Type und der nicht ganz idealen Quickness wird er nie der krasseste Man Cover-Guy sein, aber einige Analysen fand ich auch hart übertrieben. Und dann wären da ja noch ein paar Pakete in der Offense möglich… wird wohl ein späterer late Rounder, wenngleich ein interessanter. Ist btw trotz seiner Unerfahrenheit am College wegen einer religiösen Mission schon etwas älter.

Spannend ist nun, dass die Lions ihn anscheinend primär auf seiner Bonusposition RB als auf deiner angestammten Position S/NB sehen. Werden sie ihn dennoch zu einem two-way Player machen mit zusätzlichem Fokus auf die Special Teams (in denen er ja auch von den neuen Kickoff-Regeln profitieren könnte)? Ich bin extrem neugierig, wie Campbell und Co. da weiter verfahren werden.

Jan Ke: Was traust du den Lions Sechstrunden-Picks (Wingo und Mahogany) zu, die ja auf einigen Boards deutlich höher waren? Kannst du was zum Lions UDFA Isaiah Williams von Illinois sagen?

Aus meiner Sicht sind DT Mekhi Wingo und OG Christian Mahogany sehr schöne Value-Picks in diesen Regionen gewesen, die auch auf meinem Board eine Ecke höher gerankt waren. Wingo ist ein penetrating 3-tech DT mit geringer Size und kurzen Armen, der diese Limitationen mit Quickness, einem explosiven Upfield Burst, tollem Gap Shooting, einer natürlich guten Leverage, einem unerwartet kräftigen initial Punch, gutem Tackling dank Übersicht und Positionierung sowie ziemlich guter Kondition kompensiert. Er müsste allerdings noch etwas technischer agieren und seine Passrush Moves weiterentwickeln für einen potenziell großen Impact in der NFL. So ist er erstmal ziemlich interessante Depth.

Mahogany ist wirklich einer der klassischsten Lions/Campbell-Picks: Nasty OG mit violent hands und einem brachialen ersten Punch, der ihm oftmals gleich einen Vorsprung verschafft. Hat ein niedrigeres Pad Level und damit gute Leverage im Kontakt, kann Gegner wirklich aus den Gaps schieben. Ein echter Finisher! Nicht der größte Athlet und limitiert in space, aber wenn man ihn als Gap Blocker benutzt, meiner Ansicht nach mit Starterpotenzial. Auch hier erstmal schöne Depth für hochkarätige Konkurrenz, bin gespannt.

UDFA WR Isaiah Williams ist ein ziemlich interessanter Spieler. Obwohl er derbe undersized ist (mit nur 5‘9), kam er ans College als 4-star dual-threat Quarterback! Nach zwei Jahren wurde er zum Receiver umgeschult und bemannte bei den Illini vor allem die Slot-Position. Dort schlug er beinahe sofort ein und war die letzten beiden Jahre der go-to-guy im Passspiel. Williams ist leider nicht extrem schnell, aber UN-FASS-BAR quick und wendig. Seine Moves sind absolut spektakulär, er kann Defender auf jede denkbare Weise austanzen, -faken oder -juken – sogar mit ansatzlosen Cuts nach hinten. Schaut euch mal Highlights an, lohnt sich. Hat sich als Route Runner deutlich verbessert, wird für die NFL zunächst wohl (wenn überhaupt) ein Ball-in-die-Hand WR sein – und ein gefährlicher Punt Returner. Würd mich freuen, wenn er irgendwann mal Einsätze sehen würde…

ByronBears trusts Ryan Poles: Rome Odunze wäre in vielen Jahren der Nummer 1 WR im Draft gewesen. In Chicago trifft er auf zwei weitere Top WR und serviceable TE. Gegeben der Konkurrenz, denkst Du Rome wird bereits in Jahr 1 die Nummer 1 in Chicago?

Schwer zu sagen. DJ Moore und Keenan Allen waren in ihren jeweiligen Draftklassen ebenfalls meine absoluten Favoriten, von daher wird wohl kaum jemand das Bears Receiving-Corps noch höher einschätzen als ich. Vermute, dass diese beiden erfahrenen Spieler erstmal das Vertrauen von Caleb Williams erhalten werden; gerade Allen mit seinen chirurgischen Routes dürfte zu Beginn eine große Hilfe sein. Aber ich kann mir kaum vorstellen, dass Odunze lange in deren Schatten stehen wird, dazu ist sein Potenzial und auch schon sein Reifegrad schlicht zu hoch. Sein Gefühl für Spacing, Positionierung und allgemein Zone Coverage ist dermaßen überragend, dass ich nicht an eine längere Akklimatisierung glaube. Odunze ist für mich absolut Pro-ready und wird das schnell unter Beweis stellen – selbst wenn zunächst der Großteil der Targets an Moore oder Allen gehen sollte. Cole Kmet muss sich wahrscheinlich ein wenig weiter hinten anstellen…

ByronBears trusts Ryan Poles: Wie siehst Du den Punter Pick der Bears? Kann es überhaupt eine Situation (großer Need, Klasse des Spielers) geben, die das rechtfertigt?

Ich bin ja einer der Gründer des „Don’t draft kickers, draft punters“-Movements, von daher habe ich kein prinzipielles Problem damit, wenn jemand einen Top-Punter am dritten Tag einsammelt. Und ich habe in den letzten Jahren schlicht keinen besseren Punter als Tory Taylor erlebt, der eine prominente Position bei diversen Iowa-Previews auf diesem Blog hatte (übrigens schon seit 2021 – Konstanz!)

Dennoch ist die vierte Runde ein wenig too rich für meinen Geschmack. Ab der fünften hätte ich relative bedenkenlos zugeschlagen, doch in der 4th waren noch zu viele gute Prospects auf dem Board, so dass ich den Pick ein wenig kritisch betrachte. So oder so werdet ihr an Taylor aber eure Freude haben – auch wenn Caleb Williams ja bereits ankündigte, dass er nicht besonders oft eingesetzt werden wird. Zumindest eins kann man sicher behaupten: Eine solche Rolle wie bei Iowa, wo er einer der wichtigsten Spieler der Offense war, wird er bei den Bears nicht erhalten.

Steffen:
Ich habe 2 Fragen, die mehr oder weniger mit meinen Saints zu tun haben:

1)Die Saints haben nun zum 4. Mal innerhalb der letzten Jahre am 3. Tag einen QB gedraftet. Was hältst du von einer solchen Strategie, jedes Jahr einen Dartpfeil auf die wichtigste Position zu werfen? Bisher war es ja eher Miss als Hit. Und gibt es gute Argumente, warum es nun mit Rattler besser klappen könnte als mit Stevens, Book oder Haener?

Grundsätzlich mag ich die Strategie, bei genügend hoher Pickanzahl jedes Jahr einen Pfeil auf einen spannenden und entwicklungsfähigen late round-Quarterback zu verwenden. Der ehemalige Packers GM Ted Thompson hatte ebenfalls mal eine solche Phase, und daraus ist immerhin Matt Flynn resultiert. Es reicht ja einer, der sich zu einem zuverlässigen Backup mausert, der auch mal für ein paar Spiele einspringen kann, damit sich das Ganze lohnt.

Ich glaube allerdings nicht, dass das dieses Jahr der Plan der Saints war, sondern dass ihnen der viel zu weit gedroppte Spencer Rattler schlicht in den Schoß fiel und sie nicht nein sagen konnten oder wollten. Bei einem Vergleich zu den vorigen späteren QB-Picks sollte man differenzieren: Tommy Stevens war zwar ‚offiziell‘ ein Quarterback, war aber ja letztlich eher für eine Gadget/Wildcat-Position als Taysom Hill für Arme vorgesehen. Btw, lustig, dass er eben jene Short Yardage/Running QB-Rolle nun in der CFL ausfüllt. Den Pick von Ian Book hat glaube ich niemand so recht verstanden, keine Ahnung, was da der Gedankengang war. Von Jake Haener bin ich weiterhin Fan und glaube an eine Rolle in der NFL, allein wegen seiner leichten Gamer-Qualitäten. Dennoch muss auch ich konstatieren, dass Rattler nochmal ein anderes Talentlevel mitbringt. Seine Technik und Mechanics sind bereits ziemlich ausgereift, ich mag zudem sein Pocketverhalten und der Arm ist zumindest solide und relativ akkurat über kürzere und mittlere Distanzen. Woran er arbeiten muss, ist sein Decision Making und das Lesen des Feldes / Gehen durch Progressions. Schon kein unspannender Pick, dem ich mittelfristig mindestens eine solide Backup-Rolle zutraue.

2)Die Saints haben G Nouri Nouili als UDFA unter Vertrag genommen. Da deutsch und von deinen Cornhuskers kannst du doch sicherlich was zu ihm sagen, oder? In deiner Draftvorschau bin ich nicht fündig geworden.

Boernard: Die Saints haben in der 7. Runde einen OT von Nebraska gezogen. Wie schätzt du seine Chancen ein?

Die beiden Fragen würde ich gerne zusammen beantworten, kann es aber nicht einmal richtig. Ich habe OG Nouredin Nouili natürlich beobachtet als Teil einer (insgesamt leider ziemlich wackligen) O-Line, allerdings nicht gesondert auf ihn geachtet (und auch nicht vor der Draft gescoutet). Nouili transferierte von Colorado State zu Nebraska und startete die 2021er und die 2023er Saison – dazwischen war er wegen der Einnahme unerlaubter Substanzen für ein Jahr suspendiert. Von daher ist er sicherlich erst einmal froh, überhaupt eine Chance in der NFL zu erhalten.

Letztlich kann ich nur folgendes sagen: Nouili ist ein gut gebauter OG mit solider bis guter Athletik, der gerade 2023 einiges zur Konsolidierung der Line beigetragen hat, die 2022 schlicht desaströs war. Woran ich das unter anderem festmache? Ganz einfach: Der Dropoff zu seinem Backup Henry Lutovsky war gewaltig, als der bei einer Verletzung Nouilis ranmusste. Gefühlt hatte er seine Stärken eher im Passblock als im Runblock, aber das ist jetzt auf sehr dünner und eher anekdotischer Basis. Außerdem galt das fast für die komplette Line, die im Laufspiel einfach kaum etwas aufblocken konnte, so dass das auch ein Scheme-Problem sein könnte.

Ich wünsche Nouri auf jeden Fall alles Gute und viel Erfolg bei den Saints!

Andy: Hab ich eigentlich grob zusammengefasst in der Sprachnachricht, eins nur noch zu unserem 6th Round Pick Jaden Crumedy, ist das eher ein DT oder DE? Hab irgendwo gelesen das er auch auf 4 oder 5 spielen kann, denke mal das damit die Tech gemeint ist?!?

Genau so sieht es aus. Jaden Crumedy ist ein DT, der sich in eurer 3-4 Defense wahrscheinlich für einen Posten als 3-4 DE (aka 5-tech) bewirbt. Crumedy hat bei Mississippi State in einer 3-3-5 Defense meist einen der äußeren Line-Posten besetzt. Da die Bulldogs oftmals mit einer Bear Front agierten, also ihre D-Liner eng und massiert in die Mitte stellten, spielte er dann eine 4- oder 4i-tech (also gegenüber vom OT oder an dessen Innenschulter).

Ich war zwar kein besonderer Freund von Crumedy als Prospect, aber wenn er meiner Ansicht nach irgendwo einen größeren Wert entwickeln könnte, dann als 3-4 DE. Er ist groß, schwer, hat lange Arme (mit denen er den Gegner kontrollieren kann), hat richtig starke Power und einen brutalen ersten Punch. Ihm fehlt es – auch aufgrund nicht besonders ausgereifter Technik – an Playmaker-Skills, doch gerade für einen solchen Job als Edgesetter und Run Defender könnte er mittelfristig recht gut geeignet sein.

bastuerkcfbea07acf:
Für dich ist Jared Verse der beste Pass Rusher in der Klasse. So habe ich es verstanden. Unabhängig das mich diese Klasse auf Edge wirklich nicht beeindruckt hat, kann ich damit trotzdem nicht einhergehen. Ich hätte bei Verse doch ziemliche Bauchschmerzen. Verse hat eine wirklich steife Bewegung, wenn er Pass Rush betreibt. Also das komplette Gegenteil, wie Pass Rush heutzutage in der NFL funktioniert. Dazu hat er nicht „Rockets in the ass“. Keinen exzellenten First Step.

Was soll ich dazu sagen? Da haben wir schlicht andere Meinungen bezüglich des Prospects. Ich finde seinen Getoff nicht so schlecht wie du (eher inkonstant, aber gibt schon Plays, wo er aus dem Stance rausfeuert). Und ja, er ist kein Bend-Monster, doch das ist beispielsweise ein Montez Sweat auch nicht. Von daher wäre ich vorsichtig mit dem Statement, dass Verse das komplette Gegenteil vom heutigen Passrush-Style in der NFL ist.

Daher meine Frage: Siehst du nicht die Gefahr, dass er ein situational Player wird in der NFL? Ich hatte überlegt, ob er vielleicht sogar ein 3-4 DE oder DT/DE wird. Bei den Rams landet er in einer tollen Franchise. Die haben schon viele hinbekommen. Aber du siehst nicht die Gefahr, dass er in den Pass Rush Fähigkeiten, die in der heutigen NFL einfach elementar sind, zu limitiert sein könnte? Gerade aus dem Hintergrund das einige DE-Prospects die Sackproduction nicht in die NFL mitbringen konnten.

Hier fällt mir die Antwort ebenfalls schwer, da wir den Prospect schlicht komplett anders einschätzen (was wohlgemerkt nicht schlimm ist). Für mich kommt Verse nicht dauerhaft als 3-4 DE und erst recht nicht als DT (wie auch mit 255 Pounds?) in Frage. Ich schätze seine Passrush-Skills nicht als limitiert ein, ganz im Gegenteil: Für mich hat er nach Latu das beste Arsenal an Moves (etwa deutlich mehr als ein Dallas Turner, der dafür andere Vorzüge besitzt). Und ja, der Sprung in die NFL ist schwer und die Sackproduktion wird von vielen herausragenden Collegespielern nicht aufrechterhalten, das gilt aber im Prinzip für alle diese Talente. Vielleicht reicht die Athletik und Explosivität von Latu nicht ganz, vielleicht ist Turner in seinem Repertoire zu eindimensional, vielleicht ist Verse zu wenig wendig. All das bleibt abzuwarten, dennoch betrachte ich sein Potenzial als sehr hoch.

Daniel twit(t)ert: Ordne bitte Sam Howell in die Reihe der QBs im Draft dieses Jahres ein.

Ich hoffe du meinst als Draft Prospect und nicht als aktueller Spieler, denn bei letzterem wäre ich aufgeschmissen. Nach einem kurzen Blick in meine damaligen Rankings liegt die Sache auf der Hand: Howell wäre mein QB #7 dieser Klasse, wenngleich nur hauchdünn hinter Bo Nix. Genauer:

  • Williams und Maye Top 5-10
  • McCarthy Top 10
  • Daniels Top 20
  • Penix late 1st/early 2nd
  • Nix late 2nd
  • Howell late 2nd/early 3rd

Ob ich Howell nach heutigem Wissensstand über Nix einordnen würde, kann ich natürlich nicht sagen. Sind natürlich auch zwei sehr unterschiedliche Spielertypen, die sich nur schwerlich direkt vergleichen lassen. Zu den Quarterbacks davor besteht allerdings eine Lücke. Das alles muss aber nicht wahnsinnig viel heißen, da ich die miese 2021er Klasse wirklich schlecht gescoutet und gerade Malik Willis viel zu hoch eingeordnet habe.

Funky: 1) Ich fand Renardo Green toll, hatte ihn aber dennoch von meiner Liste gestrichen, weil ich den Fit für die Niners nicht gesehen habe. Spielen die Niners zukünftig mehr Man Coverage oder unterschätze ich seine Fähigkeiten in Zone Coverage?

Man sollte nicht unterschätzen, dass Zone Coverage bei fast allen CFB-Teams die Regel ist, nur wirklich wenige spielen signifikant über 50% der Snaps in Man (Illinois und nun Purdue – also die Defenses von Ryan Walters – gehören da zu den wenigen Ausnahmen). Sprich: Selbst Renardo Green (oder Nate Wiggins bei Clemson) haben natürlich viel Zone-Erfahrung, wenngleich einige ‚offizielle‘ Zone-Coverage eben auch Pattern Match-Prinzipien folgt und mit Press-Alignments einhergeht.

Die reinen (Off) Zone- Snaps von Green fand ich durchaus okay. Er zeigt in der Regel schnelle Reaktionen auf Routes und ist schnell am Gegner durch seine Route Recognition und Quickness. Dennoch ist es aus meiner Sicht sein schwächerer Part: Er gibt bei freien Releases immer mal wieder Yards ab, hat gelegentlich späte Trigger und einen nicht immer explosiven Break nach vorne und lässt – ebenfalls nur gelegentlich – etwas zu viel Cushion.

Ich habe das schon mehrmals in diesem Rahmen ausgeführt: Man Coverage – und hier insbesondere Press Man – ist für mich die Königsdisziplin, da sie dem restlichen Team einfach so viel schematische Freiheiten ermöglicht (in einer Range von all-out Blitz bis Brackets/double Coverage over the top gegen Top-Receiver). Wenn man einen in diesem Bereich so profilierten Spieler wie Green draftet, sollte man ihn auch entsprechend einsetzen. Er ist am besten im direkten eins-gegen-eins mit dem Receiver, hat die Hüften, das Footwork und die allgemeine Agilität für ein Mirror & Match wie nur wenige andere Corner der Klasse und lässt nach dem Cut dank seiner überragenden Transition und am Catch Point mit seinem exzellenten Timing einfach sehr wenig Raum für Catches. Warum sollte man das nicht ausnutzen?

Ich hoffe, dass die 49ers hier nicht einen Spieler in ein Korsett zwängen wollen, das ihm nicht passt, und sich nachher wundern, warum der Spieler nicht so funktioniert wie erhofft.

Funky: 2) Ich war nach Tag 1 enttäuscht. Nicht, weil man Pearsall genommen hat (den finde ich grundsätzlich gut), sondern weil man die Chance auf DeJean oder McKinstry liegen ließ. Wie hättest du dich als GM entschieden?

Nehmen wir jetzt mal die Spieler raus, die ich BPA gepickt hätte und die entweder vom Scheme nicht passen (Jackson Powers-Johnson) oder offenbar Verletzungsfragezeichen hatten (Johnny Newton), wäre meine Antwort einfach gewesen: Spiele ich viel Off Zone, wähle ich DeJean. Spiele ich mehr Man und insbesondere Press, wähle ich McKinstry. Will ich unbedingt einen Receiver an dieser Stelle haben, der Samuel und Aiyuk gut ergänzt, wähle ich McConkey. Ich hätte den Cornerback an dieser Stelle vorgezogen, da eben noch welche aus dem ersten Regal auf dem Board waren und man WR auch noch später hätte bedienen können. Dass dann einer meiner favorisierten Corner Ende der 2nd zu den 49ers geht, macht das Ganze aber wieder einigermaßen rund.

Abschließend:

Titanhip: Noch zwei Fragen: 1. Nachdem ich überlege nächstes Jahr nach zum Draft nach GB zu fahren, weißt du aus eigener Erfahrung oder glaubst du dass man live viel mitbekommt oder überwiegt da das Event…(Ich schau ja euch bzw. früher Christian&Roman auch gern zu)

2. Nicht ganz ernst gemeinte Frage: Wie kommt man in einen Warroom (eine Franchise kann ich mir im Moment nicht leisten und GM, Coach oder Scout werd ich wohl auch nimmer)? Wäre das auch was für dich?

Obwohl ich eine Draft live vor Ort reizvoll finden würde, wäre das Event glaube ich nicht so nach meinem Geschmack – es sei denn als Kommentator oder Analyst vor Ort (und das wird wohl nicht so schnell geschehen). Ich befürchte, dass man von den einzelnen Picks und Trades sowie von den Strategien etc. nicht so viel mitbekommt – bzw. zu viel vom ganzen Drumherum abgelenkt wird. Mich interessiert ja wirklich jeder Pick, ich verfolge die Spieler teils seit vier, fünf Jahren, ich möchte kurz drüber nachdenken bzw. einordnen, wo sie landen. Für all das bleibt in einem solchen Partyrahmen wahrscheinlich zu wenig Zeit und Muße. Für andere ist es wiederum genau das richtige Event, um sich dieser an und für sich drögen Spielerschacherei zu nähern. Es gibt da halt unterschiedliche Präferenzen, und das ist auch gut so.

In einen War Room würde ich dagegen sofort gehen. Wäre in der Tat ein kleiner Traum, sowas mal aus der Nähe zu betrachten. Ich weiß aber gut genug, dass das niemals passieren wird, von daher ist wirklich alles okay.

Christian: Als Rausschmeißer-Frage vielleicht noch: Wie viele Pick Announcements in Lederhosen sehen wir nächstes Jahr?

Hör bloß auf. Ich verstehe nicht wirklich, warum dieses Klischee in heutigen globalisierten Zeiten immer noch derart ausgeschlachtet wird. Den Leuten müsste ja eigentlich auffallen, dass ungefähr niemand in diesen Teilen rumläuft (abseits von einem Event im Jahr). Doch je mehr dagegen insistiert wird, desto mehr wird es wahrscheinlich passieren. Ich hatte ja bereits im ersten Teil des Recaps einen Kommentar dazu geschrieben, dass mich diese Pick-Announcements zunehmend nerven. Zugleich bin ich aber Realist genug, um zu wissen, dass der Trend in die entgegengesetzte Richtung geht und nicht so schnell gebremst werden wird. Wems gefällt…

So, das wars mit dem Draft Recap und ich gehe nun wie üblich erstmal in eine längere Sommerpause.

Letzte Worte

Ich hatte lange überlegt, ob ich an dieser Stelle schon die Zukunft des Blogs behandele, mich aber final dagegen entschieden. Die letzten Wochen und Monate war ich noch so im Draftmodus, dass ich mich nicht intensiver damit beschäftigen wollte, wie ich mit der kommenden Saison verfahren werde. Ich bin weiterhin recht sicher, dass ich das derzeitige Format kippen werde, vielleicht sogar den Blog für eine Zeit ruhen lasse. Ich benötige schlicht eine Idee, wie ich regelmäßige Beiträge verfassen kann, ohne in einen – für mich in den letzten Jahren zunehmend unergiebigen – wöchentlichen Vorschaumodus zu geraten, der vielleicht auch aufgrund des deutlich gestiegenen Interesses am College Football ein wenig aus der Zeit gefallen ist. Wie immer gilt: Vorschläge und Präferenzen können sehr gerne geäußert werden. Vielleicht finde ich ja einen Weg, der sowohl das Interesse der Leserschaft bedient als auch mir einigermaßen Freude bereitet.

Wir wissen aber ja eh: Die nächste Saison ist der Beginn einer neuen Ära im College Football, der ich nun mal extrem kritisch gegenüberstehe. Von daher wird es schon eine Challenge sein, den richtigen Weg zu finden, ohne das ganze Projekt komplett aufzugeben.

Wir werden sehen.

Bis dann.

Hinterlasse einen Kommentar