Schüsselspiele / Schlüsselspieler IV

Erneut kann ich euch leider nur die Kurzversion bieten. Das wird sich leider auch für die kommenden Tage und Bowlpartien nicht ändern. Wie immer gibts dafür auf dem Blog des Sidelinereporters ein paar weitere Ausführungen meinerseits.

 

First Responder Bowl: #25 Boise State Broncos (10-3) vs. Boston College Eagles (7-5)
(in Dallas; 19:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit)

Boise State hatte nach dem zu Hause in Overtime verlorenen Mountain West Championship Game gegen Fresno State nun ein paar Tage Zeit zum Wunden lecken. Das Team von HC Bryan Farsin ist überdurchschnittlich gut in Offense und Defense, sowohl was Punkte als auch Yards angeht. Lediglich in der Passverteidigung werden einige Big Plays zu viel zugelassen.
QB Brett Rypien wird seine College-Karriere als 4-year Starter mit diesem Spiel beenden. Kein physisch dominanter Quarterback und sicherlich nicht mit dem stärksten Arm überhaupt ausgestattet, aber technisch sehr weit, gute Mechanics, tolle Touch-Pässe und durchaus eine gewisse Gunslinger-Mentalität – wenngleich die auch mal zu nem üblen Bock führen kann. Wichtigster Passempfänger ist WR Sean Modster, Speedster John Hightower fällt leider verletzungsbedingt aus. Im Laufspiel wird beinahe ausschließlich der toughe Workhorse RB Alexander Mattison eingesetzt. Die O-Line rund um NFL-Prospect OT Ezra Cleveland zeigte sich gegenüber 2017 stark verbessert.
In der Defense ist vor allem der Passrush zu beachten. Jabril Frazier und Super-Soph Curtis Weaver gehören zu den besten Edge-Duos in den Mid-Majors. Trotz des Abgangs von Leighton Vander Esch blieb die Run Defense der Broncos erstaunlich stabil. Hier wäre noch SS Kekoa Nawahine zu nennen, der am besten nahe der Box agiert.

Boston College stand nach 9 Spielen mit einer 7-2 Bilanz da, verlor dann aber die letzten drei Partien, so dass die Endbetrachtung eher ernüchternd ausfällt. In der Offense setzt der alte O-Line-Guru und HC Steve Addazio bekanntermaßen aufs Laufspiel. Das macht Sinn: RB AJ Dillon ist ein beinahe einzigartiger Runner. Big Back mit über 240 Pounds, dabei erstaunlich leichtfüßig, mit gutem long Speed und einiger Shiftyness ausgestattet.  Leider plagte er sich mit Verletzungen herum und war nicht so effektiv wie gewünscht. Auch für den Bowl ist er wegen einer Knöchelverletzung noch fraglich. Vor ihm steht eine gute runblocking O-Line um den Top-OG Chris Lindstrom, den sich O-Line-Fetischisten unbedingt genauer ansehen sollten. Dem Passspiel von Verwalter-QB Anthony Brown und seinem Receiving Corps um WR Kobay White bleibt da nur die Nebenrolle. Tommy Sweeney ist ein ganz guter all-around TE.
In den vergangenen Jahren konnten sich die Eagles immer auf ihre herausragende Defense verlassen. Diese Saison ist sie jedoch ein wenig hinter den Erwartungen zurückgeblieben, insbesondere gegen den Lauf. Wie bei den Broncos kann man hier zwei talentierten DEs bei der Arbeit zuschauen: Wyatt Ray, eher der athletische Rusher around the Edge, und der recht komplette Zach Allen mit einem idealtypischen 4-3 DE-Körper, ein möglicher 1st round pick in der kommenden Draft. Diese beiden werden die Broncos OTs vor einige Probleme stellen, andererseits werden die Broncos sicherlich versuchen, die Lücken in der Eagles Run Defense mit RB Mattison auszuloten. Der solide MLB Connor Strachan wird hier besonders gefragt sein. Als Stärke ist die Secondary einzuschätzen: CB Hamp Cheevers kam quasi aus dem Nichts, mit 7 Interceptions führt er nun aber die gesamte FBS an. Will Harris und Lukas Denis sind ein hervorragendes Safety-Duo.

 

Quick Lane Bowl: Minnesota Golden Gophers (6-6) vs. Georgia Tech (7-5)
(in Detroit; 23:15 Uhr mitteleuropäischer Zeit)

Die zweite Saison von HC P.J. Fleck bei Minnesota verlief ähnlich wechselhaft wie die erste. Immerhin konnten sich die Gophers durch einen überraschenden Sieg gegen Wisconsin in der Rivalry um Paul Bunyan’s Axe am letzten Spieltag noch für einen Bowl qualifizieren. Doch hatte dieser Triumph wohl eine Nachgeschichte: Wegen Verstößen gegen die Teamregeln sollen einige Spieler von Fleck für den Bowl suspendiert worden sein, genaueres verriet er jedoch nicht (angeblich sind bis zu sieben Spieler betroffen). Wer auflaufen wird, ist also noch unklar.
In der Offense hat Fr. QB Tanner Morgan im Laufe der Saison den Fr. Walkon Zack Annexstad verdrängt, doch hatten letztlich beide Passer wenig überraschend gewisse Anpassungsprobleme. Dazu kamen die Verletzungen auf RB: Starter Rodney Smith (IMO ein möglicher NFL Prospect) riss sich das Kreuzband, Backup Shannon Brooks war erst verletzt, dann suspendiert, dann erneut verletzt. Fr. RB Mo Ibrahim überraschte in deren Abwesenheit und könnte die Zukunft sein. In der O-Line fällt der beste Mann, Mammut-OT Donnell Greene aus, da er sich schon auf die Draft vorbereitet. Ein besonderer Tipp von mir ist WR Tyler Johnson, den ich schon längst in der Don‘t sleep on…-Rubrik hätte vorstellen wollen, nur fehlte mir dafür etwas die Zeit. Johnson produzierte trotz der mauen Quarterbacks hervorragende Zahlen: ein sehr versierter Route Runner mit gutem YAC-Skills. Sicher nicht der schnellste und muss ein paar Drops abstellen, aber sehe ihn durchaus als sehr spannenden Possession WR-Prospect.
Die Gophers Defense hat ihre Schwächen gegen den Lauf, schlägt sich gegen den Pass dagegen recht wacker. Sicherlich nicht die besten Aussichten gegen Georgia Tech. Zudem müssen sie auf LB Blake Cashman nach seiner Breakout-Season verzichten, da dieser sich ebenfalls lieber schon auf die Draft vorbereitet – ein wenig ungewöhnlich, wie ich finde, da weder Cashman noch Greene wirkliches Starpotenzial haben. Aber was weiß ich schon. In der Front 4 ist dringend auf DE Carter Coughlin zu achten: leicht undersized, doch einer der besten puren Passrusher der abgelaufenen Big Ten-Saison. In der Mitte wird MLB Thomas Barber mit seinem klassischen Skillset (hard nosed, guter Tackler in der Box) gefragt sein, das Inside Running Game der Yellow Jackets zu stoppen. In der Secondary müssen die Gophers verletzungsbedingt auf Antonio Shenault und (schon seit Saisonbeginn) auf Antoine Winfield verzichten, hier ist S Jacob Huff zu beachten, der in diesem Spiel vor allem als Laufverteidiger gefragt sein wird. Insgesamt läuft Minnesota hier ein wenig auf der letzten Rille auf, und dabei sind die Suspendierungen noch nicht einmal berücksichtigt.

Bei Georgia Tech dreht sich alles um die Frage, ob man den langjährigen Kult-HC Paul Johnson mit einem Sieg in den (voraussichtlichen) Ruhestand wird entlassen können. Johnson hatfür mich Geschichte geschrieben als jemand, der die Flexbone Triple Option erfolgreich in den 00er Jahren bei einem Power 5-Team installieren konnte. Leider stagnierten die Jackets in den vergangenen Jahren ein wenig, was auch daran lag, dass die eigene Defense zu selten ein hohes Level erreichen konnte – und das in einer eigentlich sehr talentreichen Region. Der Start in 2018 verlief katastrophal, doch steigerten sich die Jackets in der zweiten Saisonhälfte (vier Siege in Folge vor der erwarteten Klatsche gegen Georgia).
In Paul Johnsons Version der Triple Option dreht sich in der Regel alles um den QB und den B-Back, und auch dieses Jahr stellt keine Ausnahme dar. QB TaQuon Marshall hat sich den QB-Job von Fr. Tobias Oliver zurückgeholt (Oliver ist der etwas bessere Runner, aber noch mit weniger Verständnis der Option). Der beste BB KirVonte Benson fällt seit Beginn des Jahres aus, Fr. Jordan Mason ist der Hauptersatz. In der O-Line soll OG Parker Brown ein potenzieller NFL-Kandidat sein – vielleicht auf den Spuren von Shaq Mason? Die Schwäche der Gophers Run Defense lässt ein letztes Flexbone-Feuerwerk erwarten.
Die Defense offenbarte große Lücken, insbesondere gegen den Lauf. Obwohl ich GT regelmäßig verfolge, ist mir kaum ein Spieler nachhaltig im Gedächtnis geblieben. Am ehesten noch Jungs aus der Front: NT Kyle Cerge-Henderson und DE Anree Saint-Amour.
Obwohl ich ansonsten meist den Big Ten-Teams die Daumen drücke: Ein Abschiedssieg von Paul Johnson würde mich schon sehr freuen. Ganz umsonst trägt dieser Blog seinen Namen ja nun auch nicht.

 

Cheez-It Bowl: TCU Horned Frogs (6-6) vs. California Golden Bears (7-5)
(in Phoenix; 03:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit)

Für mich eines der unattraktivsten Bowl Games, und dann auch noch nachts – daher in aller Kürze.

TCU und ihr HC Gary Patterson werden diese Saison schnell vergessen wollen. Mit einigen Hoffnungen gestartet, fielen vor allem in der Offense schnell die Räder ab. Starting QB Shawn Robinson verletzte sich, Backup QB Michael Collins tat es ihm nach, so dass mittlerweile 5th year Senior QB Grayson Muehlstein starten muss, der in den Jahren zuvor keinen einzigen Pass werfen durfte. Die O-Line und das Laufspiel um RB Darius Anderson (fällt nun auch aus) konnten die Erwartungen nicht so recht erfüllen, dazu kam die Unruhe um die Suspendierung von WR/RS KaVontae Turpin (die viel eher hätte ausgesprochen werden müssen). Einzig der hochtalentierte WR Jalen Reagor hielt die Fahne in der Offensive hoch. Ohne ihn hätte es keine Bowlteilnahme gegeben, das muss man so deutlich sagen.
Die Frogs Defense setzt auf ihr klassisches 4-2-5 mit undersized Chase & Hit-Linebackers. Vorne steht mit DE Ben Banogu der wohl beste Spieler dieses Bowls, hervorragender Edge Rusher mit einigen Kniffen im Arsenal. Unbedingt beachten, kleiner Draft-Tipp. DT Corey Bethley ist ein disruptiver 3-tech. Dahinter räumen die undersized LBs Arico Evans und NIU-Transfer Jawuan Johnson ab. Ty Summers ist variabel als ILB oder DE (!) einsetzbar: zu Saisonstart noch DE, durch die starke Leistung von DE L.J. Collier wieder nach hinten versetzt. Die Pass-Defense gehört zu den stärkeren und hat ebenfalls ein paar spannende Spieler zu bieten: S Niko Small fiel einen Großteil der Saison aus, ist nun aber wieder auf dem Damm. Undersized, sehr tough, mag seine Spielweise. CB Jeff Gladney ist ein erfahrener Big 12-Corner.

Cal konnte sich bereits im zweiten Jahr von HC Justin Wilcox für einen Bowl qualifizieren, was sicherlich als Erfolg gelten muss. Highlights des Jahres sicherlich die Siege über Washington und USC, beide in Manier des ehemaligen Wisconsin-DCs mit starker Defense herbeigeführt. Die Offense der Bears agierte dagegen auf ganz niedrigem Niveau. Fr. QB Chase Garbers zeigte immerhin Ansätze, ansonsten lief fast alles über den ehemaligen Walk-on RB Patrick Laird (meiste Rushing Yards, meiste Receptions, meiste Rush TDs, meiste Receiving TDs). Der ewige Slot WR Vic Wharton sorgt für das eine oder andere 1st down.
Die 3-4 Defense gehört zu den besten der Pac-12 und muss sich auch landesweit nicht verstecken. Herzstück sind die beiden ILBs Evan Weaver und Jordan Kunaszyk mit jeweils über 125 Tackles. In der Secondary konnte CB Camryn Bynum seine vielversprechende Freshman-Saison bestätigen. S Ashtyn Davis wurde von CB umgeschult und sorgte mit 4 INTs für den Team-Bestwert.

In diesem Spiel wird es also eindeutig um die Defenses gegen. Low Scorer!

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