Vorschau Woche 8: Die Pac-12 im Fokus

 

Die heutige Ausgabe der Vorschau wird etwas kürzer ausfallen, da ich mich im Urlaub befinde und daher – ich hoffe verständlicherweise – nicht viel Zeit für die filmische Vorbereitung auf die wichtigsten Spiele der Woche aufbringen wollte und konnte. Ab der kommenden Woche werde ich dann wieder etwas tiefer in die Materie einsteigen und aktuelle Tendenzen stärker einfließen lassen.
Der Timeslot um 18:00 Uhr bietet nicht so viel Spektakuläres – zumindest auf dem Papier. Dass das durchaus anders ausgehen kann, musste Georgia letzte Woche schmerzlich erfahren, als man sich zuhause von South Carolina überraschen ließ. Doch haben die letzten Saisons leider gezeigt, dass solche Sensationen absolute Mangelware sind. Aber warten wir mal ab und harren der Dinge, die da kommen mögen…

 

#3 Clemson Tigers (6-0) @ Louisville Cardinals (4-2)
(18:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit)

Es klingt nach einem Scherz, doch ist dieses Matchup tatsächlich das aktuelle Spitzenspiel in der ACC Atlantic Division. Louisville steht tatsächlich nach drei Divisionsduellen mit einer 2-1 Bilanz da und kann sich damit als offiziell größter Herausforderer Clemsons bezeichnen (4-0 ACC). Der ehemalige App State HC Scott Satterfield hat nach dem Abgang des unseligen Bobby Petrino die Cardinals  schneller auf Kurs gekriegt, als es wohl jeder vor der Saison erwartet hätte. Insbesondere die Offense rollt so richtig, wie man unter anderem an dem 62-59 Sieg der letzten Woche gegen das zuvor ungeschlagene Wake Forest sehen konnte. Dabei spielt es kaum eine Rolle, wer die QB-Position übernimmt. Starter Puma Pass fällt wegen einer Fußverletzung für die Saison aus, sein Backup QB Micale Cunningham (zu Saisonbeginn noch unter Malik Cunningham firmierend) zeigte allerdings noch bessere Leistungen und scheint eine gute Besetzung für die sehr variabel agierende Spread von Satterfield zu sein, in die der neue Coach verschiedene andere Elemente von Pro bis Option eingebaut hat. Doch als Cunningham in den vergangenen Spielen immer mal wieder ausfiel, überzeugte 3rd string Fr. QB Evan Conley ebenfalls. Cunningham wird gegen Clemson aber wohl spielen können. Alle QBs verlassen sich auch auf ihre Fähigkeiten als Läufer. Mit dem kleinen wendigen RB Javian Hawkins, dem großen physischen WR Dez Fitzpatrick und dem Mini WR Chatarius Atwell verfügen die Cardinals über einige vielversprechende Offensivwaffen – insbesondere Fitzpatrick sollte man sich mal näher anschauen. Ich bin gespannt, wie sich diese Offense gegen die Tigers Defense um Star-LB Isaiah Simmons (der weiterhin eine unfassbare Saison spielt und für jede Aufgabe von Passrush bis Man Coverage effektiv einsetzbar ist) und die erneut starke D-Line mit DE Xavier Thomas und dem beeindruckenden true Fr. DT Tyler Davis schlägt. Mit dem langen und recht athletischen OT Mekhi Becton haben die Cardinals einen sehr talentierten O-Liner in ihren Reihen, der Thomas und Co. das Leben so schwer wie möglich machen wird.
Leider ist die Cardinals Defense noch nicht so weit, dass ich dieses Spiel knapp erwarte. Man spielt eine 3-4 Defense, die allerdings auf beinahe jeder Position deutlich undersized ist. Nickel-OLB/DB Rodjay Burns (ein Ohio State Transfer) sah in einigen Spielen recht gut aus (nebenbei kann er auch Punts returnieren). Doch obwohl Clemsons Offense noch nicht an das Niveau des vergangenen Jahres heranreicht, sollte RB Travis Etienne hier tendenziell ein gutes Matchup vorfinden. Vielleicht kommt ja QB Trevor Lawrence endlich wieder ein bisschen in Gang und bekommt mehr Varianz in sein Passspiel außerhalb von Sideline Throws auf die Mismatches Justyn Ross und Tee Higgins.

 

#9 Florida Gators (6-1) @ South Carolina Gamecocks (3-3)
(18:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit)

Nach dem Sensationssieg der Gamecocks bei Georgia wäre es fatal, sie nicht angemessen zu würdigen. Das Team von HC Will Muschamp empfängt nun zuhause in Columbus mit den Florida Gators nun gleich den nächsten Kracher. Gibts also gleich die nächste Überraschung?
Die gute Nachricht für die Gamecocks vorweg: QB Ryan Hilinski kann wohl spielen, nachdem er das vierte Viertel und die Overtime gegen Georgia wegen einer Knieverletzung verpasste. Unklar ist dagegen noch der Einsatz des bulligen WR Bryan Edwards, der sich im selben Play wie Hilinski verletzte. Edwards ist für diese Offense als sichere Anspielstation unverzichtbar. Ansonsten würde noch mehr Verantwortung auf den Schultern von WR Shi Smith ruhen. Das Laufspiel ist im bisherigen Saisonverlauf eine positive Überraschung, so sorgt der kräftige RB Rico Dowdle immer wieder für günstige Down&Distance-Situationen für die jungen QBs.
Besserer Mannchaftsteil ist jedoch eindeutig die Defense, und hier insbesondere die Front 7, die einige potenzielle NFL-Prospects beherbergt. Allen voran ist hier DT Javon Kinlaw zu nennen, der meiner Ansicht nach einen Shot auf die erste Runde hat. Trotz angegebener 6’6 hat er gar nicht mal so eine üble Leverage (gleicht hier viel mit seiner Länge & Armlänge aus, wenngleich er natürlich dauerhaft Gefahr läuft zu hoch zu agieren), vor allem ist er ein herausragender Passrusher von der 3-tech mit einem starken 1st step. Sorgt für beständige Disruption im Backfield, hat dazu einen netten Bullrush. 2019 hatte bislang jede interior Line große Probleme mit ihm. Neben ihm steht mit DE DJ Wonnum ein überdurchschnittlicher Passrusher. Angetan hat es mir aber seit Jahren vor allem LB T.J. Brunson, ein Verteidiger alter Schule: kein besonderer Athlet, dafür enorm physisch, mit hervorragendem Spielverständnis ausgestattet und ein technisch sauberer Tackler. Kann innen oder als OLB spielen. Und im Backfield ist mit CB Israel Mukuamu ja ein neuer Stern aufgegangen nach seinen 3 Interceptions gegen Jake Fromm.

Florida kassierte zwar seine erste Saisonniederlage im Spitzenspiel gegen LSU mit 28-42, sah dabei jedoch in der Offense besser als erwartet aus. Backup QB Kyle Trask wirkt wie ein sehr guter Game Manager, dem relativ wenig Fehler unterlaufen und der die Offense von HC Dan Mullen gut verinnerlicht hat. In den letzten Spielen hat er vor allem TE Kyle Pitts gesucht und gefunden. Bei den WRs steht gefühlt jede Woche ein anderer im Rampenlicht, so dass die Tendenzen schwer vorherzusagen sind. Insgesamt ist diese Gruppe solide, aber nicht wirklich speziell. Weiterhin wird viel auf Workhorse RB Lamical Perine gebaut, auch im Receiving.
Die Gators Defense enttäuschte ein wenig gegen das Passfeuerwerk von LSU QB Joe Burrow und wird sicher heiß sein auf Wiedergutmachung. Allerdings sind die beiden Top Passrusher DEs Jon Greenard und Jabari Zuniga noch fraglich, was ein herber Verlust wäre. Sollten die beiden ausfallen, wird es vor allem auf die starken CBs C.J. Henderson und Marco Wilson gegen Edwards und Smith ankommen. Der runstopping ILB David Reese wird sich voraussichtlich ein kleines, sehr physisches Privatduell mit RB Dowdle liefern. Tippen würde ich weiterhin auf die Gators, unter Umständen (und je nach Verfügbarkeit der Verletzten auf beiden Seiten) könnte sich jedoch ein spannendes Spiel entwickeln.

 

#12 Oregon Ducks (5-1) @ #25 Washington Huskies (5-2)
(21:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit)

Die Kracher des Spieltags finden heute in der Pac-12 statt – und das zu ungewohnt angenehmen Uhrzeiten. Den Anfang macht die Pac-12 North mit dem Spitzenspiel zwischen Washington und Oregon. Ich vermute, dass die gesamte Pac-12 abseits von Seattle heute den Ducks die Daumen drücken wird, da sie die wohl letzte Chance der Pac-12 auf einen Playoff-Platz darstellen dürften. Verlieren die Ducks, wird das Rennen um die Pac-12 North wieder spannend, wenngleich Washington sich ja schon zwei Conference-Niederlagen eingefangen hat und daher auf einen weiteren Ausrutscher von Oregon (bisher keine Conference-Niederlage) hoffen muss.

Washington ist so ein wenig das Symbolteam der diesjährigen Pac-12. Das Stichwort ist Inkonstanz: Glanzvolle Spiele wechseln sich mit Pleiten ab, die kaum erklärlich scheinen. An und für sich verfügt die Offense von HC Chris Petersen über eine Menge Waffen: QB Jacob Eason zeigte in einigen Spielen sein enormes Armtalent und sorgt so für mehr vertikale Elemente als in den vergangenen Jahren. WR Aaron Fuller gehört zu den unterschätztesten WRs überhaupt, und Hunter Bryant ist einer der gefährlichsten Receiving TEs im College Football. Die O-Line um OT Trey Adams ist erfahren und stark (C Nick Harris allerdings noch fraglich), und RB Salvon Ahmed befindet sich nach einigen kleineren Verletzungen nun wieder in der Spur und stellt eine dauernde Big Play-Gefahr dar. Dennoch gibt es Spiele, in denen diese Offense unerklärliche Probleme hat, den Ball zu bewegen und beständig zu punkten.
Die kreative Defense von DC Jimmy Lake spielt nicht ganz auf dem Niveau des Vorjahres, doch ist ihre Leistung in Anbetracht der vielen Abgänge durchaus als hoch zu bewerten. Lake baut weiterhin auf Formationen mit teilweise nur 2 down Linemen und 4 Linebackers (oder auch 2-3 oder 3-3 Formationen) und viel Zone Coverage in der Secondary. Der Passrush ist mit DT Benning Potoa’e und OLB Ryan Bowman effektiver als vor der Saison von mir erwartet. Die Secondary ist teilweise ziemlich unerfahren, aktuell starten zwei bis drei true Freshman. Stützen sind vor allem der erfahrene S Myles Bryant und Nickel-CB Elijah Molden, der bis dato eine exzellente Saison spielt.

Ich bin sehr gespannt, wie sich Oregons Offense um Star-QB Justin Herbert gegen die engmaschige Zone Defense (viel aus Off, um den Ball spielen zu können und Fehler auszunutzen) schlagen wird. Ich könnte mir vorstellen, dass HC Mario Cristobal zunächst mehr als üblich laufen wird gegen die 2-4 Front, hierfür eignen sich die kleinen flinken Ducks RBs wie C.J. Verdell grundsätzlich gut. Hinter einer der besten O-Lines des Landes um den herausragenden LT Penei Sewell müssten sich hier einige Lücken öffnen. Im Receiving Corps hat Herbert in den letzten Wochen von der Rückkehr der verletzten WRs Mycah Pittman, Brenden Schooler und Penn State Transfer Juwan Johnson profitiert, allerdings verlor man letzte Woche einen der besten Receiving TEs des Landes, Jacob Breeland, mit einer Knieverletzung für das ganze Jahr. Dennoch sollten sich für das nun sehr tiefe WR Corps um Jaylon Redd einige Lücken in der Zone Defense ergeben. Herbert sollte insbesondere gegen diesen Gegner auf einige seiner riskanten tiefen Bälle verzichten und den Ball lieber methodisch übers Feld bewegen.
Eine der Überraschungen der Saison ist sicherlich Oregons Defense, die im nationalen Vergleich sehr weit oben gerankt ist. Insbesondere die Pass Defense ist ein schwerer Brocken für alle bisherigen Gegner gewesen. Mit den CBs Thomas Graham und Deommodore Lenoir verfügt man über das meiner Ansicht nach beste CB-Duo der Pac-12. Beide sind aggressive CB mit viel Physis und hautenger Deckung. Dahinter steht mit S Jevon Holland ein absoluter Ballhawk (und nebenbei einer der besten Punt Returner des Landes). Zusätzliche Hilfe kommt mehr und mehr durch den Passrush der beiden true Freshmen, DE Kayvon Thibodeaux (2019 einer der beiden besten Highschool Recruits überhaupt) und EDGE Mase Funa. Dazu hält der erfahrene Sr. LB Troy Dye die Defense zusammen und ist nebenbei ein guter Cover Guy für die Mitteldistanzen. Huskies QB Eason muss sich gegen diese Verteidigung unbedingt vorsehen – oder stürmt er mit einer herausragenden Leistung endgültig auf die große Bühne?

Fazit: Extrem schwer vorherzusagen, insbesondere da Washington so furchtbar inkonstant aufgetreten ist. Wenn insbesondere die Offense ihre beste Leistung abruft, kann die Überraschung allerdings gelingen. Nimmt man die durchschnittlichen Leistungen der ersten Spiele, würde ich aber auf die Ducks setzen. Auf dem Papier ein enorm spannendes Spiel, das ich gerne intensiver vorgestellt hätte.

 

Temple Owls (5-1) @ #19 SMU Mustangs (6-0)
(21:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit)

Falls jemand keine Lust auf die Pac-12 hat oder unbedingt einen second Screen nebenher laufen lassen will, empfehle ich dieses Spitzenspiel aus der AAC. Temple und SMU sind in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten sicherlich nicht die größten Namen, momentan begeistern beide Teams aber mit ganz starken Leistungen. SMU konnte sich nach dem Thriller gegen Tulsa nach großem Comeback und Sieg in der dritten Overtime eine Woche ausruhen, während Temple in einem hochklassigen Match Memphis mit 30-28 niederrang. Temple führt mit zwei Siegen die AAC West an, SMU ist mit derselben Bilanz aktueller Spitzenreiter der AAC East. Es steht also viel auf dem Spiel.
Besondere Aufmerksamkeit sollte man dem Duell der SMU Offense gegen die Temple Defense entgegenbringen. SMU lässt unter Ex Cal HC Sonny Dykes eine Air Raid-artige Spread spielen, in der sich Texas Transfer QB Shane Buechele offenbar recht wohl fühlt. Buechele hat mit James Proche einen sehr unterschätzten Receiver zur Verfügung, der auch in punkto Draft mehr Aufmerksamkeit verdient hätte. Der andere starting WR Reggie Roberson, ein WVU Transfer, spielt ebenfalls eine ganz starke Saison und sollte nach seinem Ausfall gegen Tulsa nun wieder fit sein. RB Xavier Jones in seiner x-ten College-Saison ist ein echtes Workhorse mit einer Nase für die Endzone (bereits 12 Rush TDs).
Diese Offense bekommt es mit der vielleicht besten Mid-Major Defense zu tun, die ich auf diesem Blog ja bereits einige Male angepriesen habe. Insbesondere DT Ifeanyi Maijeh ist ein fantastischer Spieler, der mit seiner Quickness und Disruption die Gegner reihenweise vor große Probleme gestellt hat. Nebenbei ein hervorragender Tackler, auch aufgrund seines Top Motors und Pursuit. DE Quincy Roche ist ein gefährlicher Speedrusher über außen, und LB Shaun Bradley bemannt die Mitte einer Defense, die (mit Ausnahme der Niederlage gegen Buffalo) gegen den Lauf nicht viel zuließ.
Prunkstück ist vielleicht die Secondary mit CB Harrison Hand, von dem ich in jedem Spiel ziemlich beeindruckt war, und zudem seinem Nebenmann CB Christian Braswell und S Benny Wells. Das Duell der WRs Proche und Roberson gegen Hand und Braswell verspricht einiges an Spannung. Gerne mal einen Blick auf dieses Spiel werfen.

 

#17 Arizona State Sun Devils (5-1) @ #13 Utah Utes (5-1)
(00:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit)

Um Mitternacht ist es Zeit für das zweite Pac-12 Topduell, diesmal mit zwei Kontrahenten aus der Pac-12 South. Utah und Arizona State stehen mit einer Conference-Bilanz von 2-1 gemeinsam mit USC und Arizona an der breiten Spitze der Pac-12 South, verfügen aber im Gegensatz zu ihren beiden Konkurrenten mit jeweils 5-1 über eine exzellente Gesamtbilanz. Während das Bei Utah wenig überraschend ist (und einige sicherlich von einem 6-0 bis hierhin ausgegangen sind), hätten das die wenigsten bei Arizona State erwartet. Doch scheint sich dort die Verpflichtung des Dampfplauderers HC Herm Edwards – „You play to win the game“ – bereits im zweiten Jahr bezahlt zu machen.
Hier möchte ich den Blick der Leser und Leserinnen vor allem auf das Matchup der Sun Devils Offense gegen die Utes Defense richten, das so einige Highlights bereithält. Zwar ist die Defense der Sun Devils der deutlich bessere Mannschaftsteil, doch hat mich die Offense durchaus überrascht, da ich wenig Erwartungen nach den Abgängen von unter anderem QB Manny Wilkins und Star-WR N’Keal Harry hatte. Doch konnte der jeweilige Ersatz beinahe nahtlos an die Leistungen anknüpfen. True Freshman QB Jayden Daniels überzeugte bislang als dual-threat, der die Offense solide bewegt und vor allem dumme Fehler vermeidet (erst 1 INT). Verlassen kann er sich dabei auf eine solide O-Line um C Cohl Cabral, aber natürlich vor allem auf Hilfe von RB Eno Benjamin, der vor der Saison so ein wenig mein Draft-Geheimtipp war und diesen Status grundsätzlich bestätigt hat (wenngleich ich mir ein wenig mehr erhofft hätte). Die Überraschung neben Daniels ist zweifelsohne WR Brandon Aiyuk, den ich auf Twitter in meiner neuen Rubrik #Sonntagsspieler ein wenig genauer vorgestellt habe (Thread, also draufklicken für Analyse und bewegte Bilder):

Ein echter Speedster, brandgefährlich mit dem Ball in seinen Händen, auf den die Utes Defense permanent achten muss und ihm keine Cutback Lanes bieten darf. Disziplin ist hier entscheidend.
In den 4-WR Sets zeichnet sich WR Kyle Williams für die sicheren Routen auf den Kurz- und Mitteldistanzen verantwortlich und ist daher ein beliebtes Target von Daniels.

Utahs Defense ist tough, vor allem in der Front-6/7. Kaum ein Team konnte bislang gegen die Utes laufen. Die D-Line stellt vielleicht das Prunkstück dar: Die Mitte wird von den starken und massigen DTs Leki Fotu und John Penisini dichtgemacht, und außen steht mit DE Bradlee Anae ein gefährlicher Passrusher. Dahinter sorgt der variabel einsetzbare LB Devin Lloyd für einige Plays. Die Pass Defense ist überdurchschnittlich, doch hätte man sich anhand von Spielern wie CB Jaylon Johnson und dem von CB auf S gewechselten Julian Blackmon vielleicht noch etwas mehr erwartet. Doch das ist Meckern auf hohem Niveau, denn insgesamt hat HC und Defense-Guru Kyle Whittingham die Truppe erneut hervorragend ein- und aufgestellt.

RB Benjamin gegen die DTs der Utes sowie WR Aiyuk gegen CB Johnson werden hochkarätige Duelle, die eine große Rolle auf den Ausgang des Spiels nehmen. Damit soll nicht gesagt sein, dass das Matchup der Utes Offense gegen die Sun Devils Defense weniger Einfluss besitzt. QB Tyler Huntley spielt beinahe unbemerkt eine exzellente Saison (immer noch ohne jede Interception), und RB Zack Moss wirkt (trotz kurzer Verletzungspause) noch einmal dominanter als in der vergangenen Saison. Huntley wird dem Duell sicherlich besondere Bedeutung beimessen, brach er sich doch in der vergangenen Saison gegen die Sun Devils das Schlüsselbein und fiel für den Rest der Saison aus. Die Sun Devils haben eine ziemlich unterschätzte Defense, mit der ich mich im Laufe der kommenden Wochen noch einmal eingehender auseinandersetzen werde. Besticht weniger durch Big Plays als durch Disziplin und sound Assignments, so dass man sich seine Yards hart erarbeiten muss. Bisher hat ihre 3-3-5 Base Nickel insbesondere gegen den Lauf gut verteidigt, hervorzuheben sind hier LB Merlin Robertson und auch der starke Box Safety Evan Fields. Auf CB hat man mit USC Transfer Jack Jones ein großes Talent, das allerdings ebenso große Off-Field-Probleme mit sich bringt, bisher in Tempe aber vor allem wegen seinem footballerischen Können im Vordergrund steht. Ein echter Sleeper ist CB Chase Lucas: instinktiver, variabel einsetzbarer Defensive Back mit gutem Tackling. Der Rest der Secondary ist nicht zu unterschätzen.

Fazit: Im Normalfall sollte das größere Talent der Utes den Ausschlag geben, doch hat sich Arizona State bisher als ein äußerst unangenehm zu spielender Gegner erwiesen. Vielleicht bietet die Pac-12 ja gleich doppelte Spannung im Laufe des Abends?

 

#16 Michigan Wolverines (5-1) @ #7 Penn State Nittany Lions (6-0)
(01:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit)

Selbst in einer Kurzausgabe darf natürlich ‚meine‘ Big Ten nicht fehlen. Wäre bei diesem Kracher auch nicht zu verantworten. Für Penn State und Michigan geht es im Prinzip darum, sich vor den anstehenden Duellen gegen den großen Big Ten East-Favoriten Ohio State nicht zu sehr ins Hintertreffen zu bringen. Für Michigan ist es voraussichtlich sogar die letzte Chance auf den Divisionssieg und den damit verbundenen Einzug ins Championship Game. Doch steht für HC Jim Harbaugh noch so viel mehr auf dem Spiel, unter anderem eine weitere Gelegenheit, endlich mal gegen einen favorisierten Gegner und gegen ein in den Top 10 geranktes Team zu gewinnen.
Für die Stimmung wird auf jeden Fall gesorgt sein: Es ist das alljährliche White Out Game, in dem das gesamte Beaver Stadium in weiß leuchten wird. Immer wieder eine beeindruckende Kulisse, die den einen oder anderen Gegner sicherlich schon ein wenig eingeschüchtert hat. Ob Michigan dazugehört? Sagen wir mal so: Ganz gefestigt wirkten die Wolverines in der Saison trotz einer 5-1 Bilanz nicht.

Beide Teams habe ich in den letzten Wochen bereits wiederholt vorgestellt (zudem natürlich in der ausführlichen Big Ten-Saisonvorschau), daher beschränke ich mich diese Woche auf die wichtigsten Duelle: Die entscheidende Frage wird sein, inwiefern Michigans Offense gegen die starke Lions Defense überhaupt ins Rollen kommen kann. Das Passing Game war trotz der talentierten Receiver eine echte Enttäuschung, teils der O-Line zuzuschreiben, vor allem aber dem stagnierenden Spiel von QB Shea Patterson und den ineffizienten Playcalls vom neuen OC Josh Gattis. Es ist noch nicht klar, ob WR Nico Collins wird auflaufen können, doch eigentlich wäre das WR Corps tief genug (auch mit der Entdeckung Ronnie Bell), um diesen Verlust auffangen zu können. Doch gelingt es den Wolverines überhaupt, den Ball regelmäßig in die Nähe der Receiver zu bekommen? Die Pass Defense der Lions ist stark, profitiert aber insbesondere vom Passrush der D-Line um Star DE Yetur Gross-Matos, Speedrusher Shaka Toney und 3-tech DT Robert Windsor.
Die schlechte Nachricht für die Wolverines ist nämlich, dass die Lions den gegnerischen Lauf bisher erstickt haben. Die D-Line und dahinter mein Breakout-Kandidat OLB Micah Parsons und der vielseitige OLB Cameron Brown, verbunden mit dem soliden MLB Jan Johnson, haben bisher kaum etwas zugelassen. Keine guten Nachrichten für die inkonstante Wolverines O-Line, zudem ist Fr. RB Zach Charbonnet noch angeschlagen und daher fraglich. Vielleicht sehen wir mehr vom anderen jungen RB Hassan Haskins, der mit einigen Plays in den vergangenen Wochen auf sich aufmerksam machen konnte? Erfolgreiche Zone Read Runs von QB Patterson erwarte ich gegen diese beiden OLBs eigentlich weniger.

Die Lions Offense baut weiterhin stark auf ihrer Zone-Read-basierten Spread auf. QB Sean Clifford hat es bisher geschafft, die richtigen Entscheidungen zu treffen und Fehler zu vermeiden. Er und seine RBs, bei denen sich Fr. Noah Cain mittlerweile als Starter herauskristallisiert hat, tragen die Offense, bis dann ab und an die kleinen, superschnellen big-play WRs K.J. Hamler und Jahan Dotson eingesetzt werden. TE Pat Freiermuth sorgt für die underneath Yards und ab und an eine eingestreute Seam Route.
Diese Offense setzt auf gute Execution und die gelegentlichen Big Plays von insbesondere Hamler. Ich bin daher gespannt, wie Wolverines DC Don Brown dagegen agieren wird. Nimmt er Hamler und Dotson in Manndeckung, wie er es bevorzugt? Das könnte jedoch bedeuten, dass die beiden Receiver sowohl bei Go Routes als auch bei Crossern und Mesh Plays regelmäßig Separation gegen die starken und physischen, allerdings nicht derart schnellen CBs um Lavert Hill bekommen. Es könnte ein Flaggenfestival drohen, gibt man ihnen keine Hilfe zur Seite. Vorne wird Brown erneut auf einigen Druck setzen, der sich in den letzten Spielen (insb. gegen Iowa) bezahlt gemacht hat. Leider ist DE Kwity Paye noch fraglich, doch hat ihn CMU Transfer DE Mike Danna hervorragend ersetzt. Mein besonderes Augenmerk wird erneut auf LB Cameron McGrone liegen, ein exzellenter Blitzer und all-around Playmaker, allerdings ein wenig riskant spielend mit der Gefahr, out of position attackiert zu werden. Brown wird gegen die oft sich langsam entwickelnden Zone Read Runs blitzen, was das Zeug hält mit sehr kreativen Packages. Damit wird er sicherlich das eine oder andere Mal Erfolg haben, doch wie viele Big Plays werden die Wolverines auf diese Weise zulassen? Besondere Verantwortung trägt VIPER Khaleke Hudson, der womöglich ab und an gegen TE Freiermuth ranmuss (wenn dies nicht der unterschätzte S Josh Metellus tut) und ansonsten das organisierte Chaos in der Front-7 zusammenhalten muss. Von seinem Tackling wird viel abhängen.

Fazit: Ich habe zu oft gedacht, dass *jetzt* der Moment der Wolverines gekommen ist. Seit einigen Wochen tue ich dies nicht mehr. Penn State hat vielleicht nicht das mit den meisten Stars gespickte Team, aber wird hervorragend gecoacht, insbesondere in der Defense. Die Lions werden vor atemberaubender Kulisse dieses Duell gewinnen und damit zum größten Herausforderer von Ohio State avancieren.

 

2 Gedanken zu „Vorschau Woche 8: Die Pac-12 im Fokus

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