Vorschau Woche 8: Quickie

Ich muss meine werte Leserschaft zu Beginn gleich mal enttäuschen: Da ich diese Woche noch einmal sehr viel Zeit für die letzten Arbeiten an den Big Ten-Previews aufwenden musste, wird die Preview ziemlich kurz ausfallen. Es gibt auch noch ein anderes Projekt, an dem ich aktuell sitze, doch dazu (hoffentlich) in den kommenden Tagen mehr. Einige werden sich vielleicht ja sogar freuen, dass es etwas griffiger und weniger ausführlich ist. Die Geschmäcker sind hier eben unterschiedlich.

Ich bin natürlich extrem gespannt auf den Start der Big Ten, der für ‚meine‘ Nebraska Cornhuskers gleich zu Beginn den größten Brock vor sich hat. Langsam führt es sich zumindest sportlich wie eine College Football-Saison an. Allerdings muss man dafür immer noch einiges anderes ausklammern.

Zunächst einmal sei an dieser Stelle auf die ausführlichen Previews der Big Ten-Divisions verwiesen, die natürlich auch einen guten Einstieg für die heutigen Spiele darstellen.

Big Ten East Preview

Big Ten West Preview

Also, hier nun die Kurz-Previews für ausgewählte Spiele.

Nebraska Cornhuskers @ #5 Ohio State Buckeyes
(18:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit)

Vorab: Nein, ich erwarte nicht, dass das Spiel wirklich spannend wird. Dazu sind die Buckeyes zu überlegen. Allerdings gibt’s es durchaus spannende Aspekte innerhalb des Spiels

1) Findet Nebraskas QB Adrian Martinez wieder zu der Form von 2018 zurück?
Martinez‘ letzte Saison war zum Vergessen und ein fürchterlicher Rückschritt, nachdem ihm im Sommer sogar Außenseiterchancen auf die Heisman-Trophy eingeräumt wurden. Katastrophale Pocket-Presence und ebensolche Entscheidungen plus üble Turnover stoppten jeden Hype um ihn und die Huskers bereits von Beginn an. Martinez hat eine erfahrene O-Line vor sich, die besser ist als ihr Ruf und sich in der zweiten Saisonhälfte gesteigert hat. Wie viele Plays gelingen ihm gegen eine Buckeyes Defense, die eine Menge hochkarätiger Abgänge zu beklagen hat?

2) Wie funktioniert die neue Buckeyes Secondary?
Vier der fünf Starter sind weg, und Top-CB Shaun Wade wechselt nun vom Slot nach außen. Man darf gespannt sein, wie etwa CB Sevyn Banks die neue Rolle als Starter ausfüllen wird. Ähnliches gilt für die Safeties, bei denen Marcus Hooker natürlich einen vielversprechenden Namen mitbringt. Auch dieselbe Centerfielder-Range wie sein Bruder? Wir werden sehen.

3) Wie dominant ist das Inside Zone Running Game der Buckeyes?
Es ist übles zu erwarten für die Huskers. Die Buckeyes stellen eine der besten interior Lines des Landes um C Josh Myers und OG Wyatt Davis, und Oklahoma Transfer RB Trey Sermon könnte der nächste Top-Runner der Buckeyes werden. Nimmt man noch QB Justin Fields bei diversen Zone Read Runs dazu, ist dieses Matchup der primäre Grund, warum die Buckeyes problemlos gewinnen werden. Die Huskers stellten sowieso eine schlechte Run Defense und müssen nun auch noch ihre komplette starting D-Line ersetzen (die das kleinste Problem der Defense war).

4)Wie gut ins Justin Fields in Form?
Startet der Heisman-Kandidat gleich im Passspiel richtig durch? Für dieses Spiel mag das keinen großen Unterschied machen, aber vielleicht ergeben sich schon erste große Aufschlüsse? Die Huskers Secondary ist zumindest funktional, auch wenn ein Top-WR wie Chris Olave wahrscheinlich einige Probleme bereiten wird.

#23 NC State Wolfpack (4-1) @ #14 North Carolina Tar Heels (3-1)
(18:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit; das ranCollege-Spiel)

Ich hätte mich wirklich auf dieses Spiel gefreut (auch wenn Nebraska natürlich weiterhin 1st screen gewesen wäre). NC State ist eine der positivsten Überraschungen der bisherigen Saison. Dies hätte ein wichtiges Spiel um einen möglichen Platz im ACC Championship werden können, sollte Notre Dame noch stolpern. Warum schreibe ich im Konjunktiv? Weil sich Wolfpack QB Devin Leary am Ende des letzten Spiels bei einem unglücklichen Play das Wadenbein gebrochen hat und wahrscheinlich bis zum Saisonende ausfällt. Leary hatte einen großen Sprung gemacht und überzeugte mich in den letzten Spielen sehr. Mit ihm blühte das Passspiel um den kräftigen WR Emeka Emezie und Receiving-TE Cary Angeline richtig auf. Sein Backup Bailey Hockman ist ein klares Downgrade. Wirklich schade, denn diese Offense (auch mit den beiden RBs Ricky Person und Zonovan Knight) fing an Spaß zu machen.

So sehe ich leider wenig Chancen gegen ein angefressenes UNC-Team, das nach einer völlig unnötigen Niederlage gegen Florida State auf Wiedergutmachung aus sein wird. Das betrifft zuallererst OC Phil Longo, der die Tar Heels Offense um QB Sam Howell in der ersten Halbzeit mit einem viel zu horizontalen Ansatz merklich bremste. Als er die Offense vertikal öffnete, klappte es wesentlich besser. Beinahe wäre ein spektakuläres Comeback möglich gewesen, das am Ende nur durch ungenaue Pässe und v.a. Drops verunmöglicht wurde.

Dennoch: Diese Offense rollt auf Hochtouren. Die RBs Javonte Williams und Michael Carter sind eines der besten Duos der Liga. Beide auch im Receiving brandgefährlich. Die WRs Dazz Newsome und Dyami Brown sind vielleicht noch nicht ganz so in Schwung gekommen wie erwartet (insbesondere gilt dies für Newsome), aber das lag teils an den etwas wackligen Auftritten von QB Howell begründet. Der findet nun immer besser zurück in die Spur.

NC State verfügt über einige gute Spieler in der Defense. Insbesondere die beiden Linebacker Isaiah Moore und Payton Wilson wären hier zu nennen, die gegen die Runner der Tar Heels eine Mammutaufgabe vor sich haben. Insgesamt scheint mir die Wolfpack Defense aber nicht in der Lage, diese Offense dauerhaft an die Kette zu legen.

Auf der anderen Seite wird Tar Heels DC Jay Bateman den unerfahrenen QB Hockman voraussichtlich mit Dauerblitzes belegen. Erwähnenswert ist hier insbesondere die Linebacker-Crew um OLB Tomon Fox und die ILBs Chazz Surratt (ehemaliger Quarterback, nun exzellenter Inside Blitzer) und Jeremiah Gemmel.

Ansonsten kann man sich um 18:00 Uhr anschauen, wie #1 Clemson Syracuse zerstört. Wird es schlimmer als gegen Georgia Tech, als die Tigers 73-7 gewannen und ihren ganzen Roster einsetzten (inklusive Emergency QB Will Spiers, eigentlich der Punter)? Oder wie wäre es mit dem Kansas-Duell zwischen #20 Kansas State und den erneut lausigen Kansas Jayhawks? Wird wohl nicht so deutlich wie bei Clemson, Spannung ist aber ebenfalls nicht zu erwarten.

#17 Iowa State Cyclones (3-1) @ #6 Oklahoma State Cowboys (3-0)
(21:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit)

Das Spitzenspiel in der Big 12! Ja, richtig gelesen, diese beiden Teams sind im Conference Play noch ungeschlagen und aktuell neben Kansas State die heißesten Kandidaten auf den Einzug ins Big 12 Championship Game.

Bei OK State kehrt voraussichtlich starting QB Spencer Sanders zurück, der in den letzten Spielen stark von Fr. QB Shane Illingworth vertreten wurde. Sanders bringt aufgrund seiner Gefahr als Läufer aber noch einmal eine zusätzliche Dimension in den Angriff der Cowboys. HC Mike Gundy ließ sich noch nicht vollends in die Karten schauen: Sanders sei zwar wieder bei 100%, doch es könnte durchaus möglich sein, beide Quarterbacks auf dem Feld zu sehen. Warten wir mal ab, wie er sich da konkret entscheidet und inwiefern er das vom Gameflow abhängig macht. Ansonsten dürfte sich in der Offense nicht zu viel ändern: Die Hauptlast trägt das Laufspiel um Star-RB Chuba Hubbard – und mittlerweile auch seinen talentierten Backup LD Brown, der mehr Carries als gedacht erhält und daraus das meiste macht (Schnitt von 7.2). Im Passspiel läuft weiterhin fast alles über Tylan Wallace. Der ist eh so vielseitig, dass er fast alle Receiving-Rollen ausfüllen kann.

Die große Überraschung ist die Defense. Ich hatte ja vor der Saison darauf hingewiesen, dass dieser Mannschaftsteil Potenzial hat. Das zeigte er in den bisherigen Spielen nachdrücklich. Einen spannenden EDGE/LB mit Calvin Bundage, zwei exzellente Chase&Hit-Linebacker mit Amen Ogbongbemiga und Malcolm Rodriguez, die hinter der Line alles abräumen und wirklich extrem sicher tacklen. Dazu kommt ein weiterhin unterschätzter Top-S mit Kolby Harvell-Peel. Dazu ruft CB Rodarius Williams endlich einmal sein volles Potenzial ab und erweist sich bisher als echte Shutdown-Corner. Ja, richtig gehört, ein Shutdown-Corner in der Big 12. Diese Defense wird sicherlich auch einmal mehr zulassen, aber für die eine oder andere positive Überraschung sorgen.

Auf der anderen Seite ist Iowa State nach dem Patzer gegen Louisiana zu Beginn immer besser in Schwung gekommen. QB Brock Purdy hat sich etwas gefangen, auch wenn das immer noch nicht nach dem Purdy vom letzten Jahr aussieht. HC Matt Campbell verlässt sich daher in der Offensive vorwiegend auf RB Breece Hall, der mit Power, Speed und Vision momentan jede Defense vor enorme Probleme stellt. Da die Receiver weiterhin nicht besonders gut sind (obwohl sich Xavier Hutchinson in den letzten Spielen positiv abgehoben hat), entschied sich Campbell, die TEs verstärkt einzusetzen. Dort hat man nicht nur den überragenden Charlie Kolar, sondern mit Chase Allen und Dylan Soehner gute Backups. Die Strategie mit mehreren TEs und v.a. mehreren TEs im Pass Game hat sich ausgezahlt. Ich bin extrem gespannt, wie OK State das verteidigen wird. Sind die LBs Ogbongbemiga und Rodriguez primär gegen den Lauf von Hall zuständig? Wird S Harvell-Peel nach vorne gezogen gegen einen der TEs? Das Duell Cyclones Offense vs. Cowboys Defense könnte sich in der Mitte des Feldes entscheiden.

Iowa States Defense ist nicht so sattelfest wie in den letzten Jahren. Gerade gegen den Pass war man teils etwas offen. Die Stärken der 3-3-5 Defense mit teils drei tiefen Safeties ist aktuell eher vorne auszumachen, wo der kräftige DE JaQuan Bailey eine exzellente Saison gegen Lauf und Pass spielt. Die beiden aggressiv nach vorne spielenden Linebacker O’Rien Vance und Mike Rose werden eventuell etwas vorsichtiger agieren müssen, um gegen RB Hubbard keine echten Big Plays zu schlucken. Eine Lücke und er ist weg. Hier könnte auch S Greg Eisworth als Overhang Defender eine Rolle spielen. Physischer als seine Statur, guter Tackler. Die Outside CBs haben bisher gar nicht so viel zugelassen. Mal schauen, ob einer mit WR Wallace travelt. Würde ich allerdings eher nicht annehmen.

OK State ist Favorit, aber sehe Iowa State hier alles andere als chancenlos an. Toss-up.

#8 Penn State Nittany Lions @ Indiana Hoosiers
(21:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit)

Ich werde hier keine genaue Teamvorstellung posten, da ihr die in den Previews en detail und ganz aktuell nachlesen könnt. Dieses Spiel solltet ihr dennoch einschalten.

Auf der einen Seite wartet die Offense vom neuen OC Kirk Ciarrocca, der ein sehr Quarterback-freundliches System spielen lässt. Lauflastig, mit gut getimeten RPOs und Playaction-Pässe mit vielen vertikalen Aspekten. Davon könnte QB Sean Clifford profitieren. Mit TE Pat Freiermuth hat er einen der allerbesten TEs des Landes, Jahan Dotson ist ein veritabler Speedster, doch dahinter sieht es etwas dünn aus.

Hinzu kommt der Ausfall von Top-RB Journey Brown aus noch nicht näher geklärten medizinischen Gründen. Brown könnte die gesamte Saison verpassen, wenngleich er selbst noch auf bessere Nachrichten hofft.

Auf dieser Position sind die Lions mit Noah Cain und Devyn Ford allerdings recht tief besetzt.

In der Defense sind zwei Dinge zu beachten: 1) Wie dominant ist das potenziell herausragende DE-Duo Shaka Toney und Jayson Oweh? 2) Wie schlägt sich die komplett neuformierte Linebacker-Unit nach dem Opt Out von Star Micah Parsons? Die Secondary sollte mit den verbliebenen Startern CB Tariq Castro-Fields und S Lamont Wade gut aufgestellt sein. DC Brent Pry setzt auf viele Zone-Konzepte. Ich bin gespannt, was er hier veranstalten wird.

Noch gespannter bin ich auf meinen Kandidaten für den Shootingstar der Big Ten-Saison: Indianas QB Michael Penix hat ein enorm hohes Potenzial. Spektakulärer dual-threat mit einem Raketenarm und Impro-Plays aus dem Nichts. Er muss halt nur endlich einmal gesund bleiben. Die O-Line der Hoosiers muss sich erst beweisen, ansonsten ist die Truppe stark besetzt. RB Stevie Scott ist ein Tier im Stile von Derrick Henry (ohne seinen Top-Speed), WR Whop Philyor einer der besten Slot-WR der Big Ten, die nicht Rondale Moore heißen. TE Peyton Hendershot mauserte sich immer mehr zur gefährlichen Receiving-Waffe.

Die Defense der Hoosiers hat ihre Stärken in der Secondary, weswegen es mich nicht wundern würde, wenn OC Ciarrocca zunächst über den Lauf kommen wird. Hier stehen den Hoosiers mit DT Jerome Johnson und LB Micah McFadden immerhin zwei klar überdurchschnittliche Spieler zur Verfügung. Hinten steht mit Tiawan Mullen eine meiner Entdeckungen der 2018er Saison, ein kleiner feisty Corner mit starken Ballskills und gutem Tackling. Jamar Johnson wechselte auf Safety und wird auch dort seine Plays auf den Ball zur Geltung bringen. Schade, dass HUSKY Marcelino ball wegen Kreuzbandriss ausfällt. Mit ihm wäre noch einmal mehr drin. Key hier der Outside Passrush, der letztes Jahr ein größeres Problem darstellte.

Penn State hat insgesamt das größere Talent im Kader, aber watch out. Ich erwarte ein spektakuläres, spannendes und enges Spiel, das in beide Richtungen ausschlagen kann.

Weitere Optionen um 21:30 Uhr: Wie hoch gewinnt #2 Alabama bei Tennessee? Wird die Offense von #3 Notre Dame nach 12 Punkten gegen die lausige Defense von Louisville nun Minuspunkte gegen die gute Defense von Pitt machen?

#18 Michigan Wolverines @ #21 Minnesota Golden Gophers
(01:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit)

Teil drei des Big Ten Triple Headers über den Abend verteilt. Dieses Spiel erlaubt von allen Big Ten-Duellen wohl die meisten Aufschlüsse. Ist mit Minnesota auch in dieser Saison zu rechnen? Und wie heiß wird der Stuhl von Michigan HC Jim Harbaugh wirklich?

Gerade das Duell der Gophers Offense gegen die Wolverines Defense verspricht auf mehreren Ebenen Hochspannung: Wie verändert wird die Offense der Gophers unter dem neuen OC Mike Sanford auflaufen oder ist doch HC P.J. Fleck hier letztlich der Entscheider? Die O-Line wird deutlich verbessert erwartet, und hier wartet der erste Lackmus-Test gegen die wild blitzende Defense der Wolverines unter dem Mad Genius DC Don Brown. Doch auch ohne die Blitzes aus der zweiten Reihe wartet allein durch das fantastische DE-Duo Kwity Paye und Aidan Hutchinson jede Menge Arbeit auf den Mammut-OT Daniel Faalele und Co. Und dahinter wartet mit LB Cam McGrone ein künftiger Star.

Ich würde den Gophers zu mehr Passlastigkeit als üblich raten. Wenn es eine Schwäche der Wolverines Defense gibt, dann die Cornerbacks nach den Abgängen von Lavert Hill (NFL) und Ambry Thomas (Opt Out). Da DC Brown seine Corners konsequent in Press Man belässt, ergeben sich hier für QB Tanner Morgan und seinen fantastischen Receiver Rashod Bateman bestimmt einige Gelegenheiten. A propos Bateman: Lest euch diese bewegende Geschichte über seine soziale Herkunft und seine Erfahrungen mit extremer Armut und Rassismus durch.

Auf der anderen Seite erwartet uns das Debüt von Wolverines QB Joe Milton, der sich etwas überraschend den Starterposten geschnappt und damit seinen Konkurrenten Dylan McCaffrey zum Opt Out und Transfer bewegt hat. Milton ist ein großer QB mit starkem Arm, der eventuell noch an seinem Touch arbeiten muss. Gegen die Gophers würde ich den Wolverines aber zunächst zu einem konservativeren Gameplan raten. Die Gophers Defense ist vorne anfällig und hat ihre Stärken vornehmlich in der Coverage mit den starken CBs Coney Durr und Benjamin St-Juste (die ebenfalls öfter in Man belassen wurden). Daher gilt es, die physischen RBs Zach Charbonnet und Hassan Haskins zu füttern, um die neuformierte Front-7 der Gophers ausgiebig zu testen. Viel hängt dabei natürlich von der O-Line der Wolverines ab, die außer RT Jalen Mayfield vier neue Starter beinhaltet. Das Duell der Wolverines Offense gegen die Gophers Defense ist vermutlich also das qualitativ schlechtere Duell. Das muss aber nicht heißen, dass sich die Partie nicht doch primär dort entscheiden wird.

Ich sehe Minnesota hier knapp vorne, da mir Michigan ein paar zu viele unbekannte Variablen aufweist. Aber wer weiß, vielleicht können ja genau die überraschen…

#9 Cincinnati Bearcats (3-0) @ #16 SMU Mustangs (5-0)
(02:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit)

Ich weiß, ich weiß. Ein Mid Major-Duell um 2 Uhr nachts? Das haut keinen so richtig vom Hocker. Solche Previews werden erfahrungsgemäß gerne mal überflogen oder gleich beiseite gelegt. Aber gebt diesem Spiel eine Chance! Nicht nur, weil hier zwei der besten und noch ungeschlagenen Teams aus der Group of Five (und der AAC) aufeinandertreffen. Nein, vor allem, weil das Duell SMU Offense gegen Cincinnati Defense absolute Klasse verspricht. Daher tease ich euch auch nur dieses Duell an:

SMU spielt unter dem alten Air Raid-Verfechter Sonny Dykes eine spektakuläre Deep Ball-Offense, die QB Shane Buechele extrem gut umsetzt. Er überzeugt weniger durch einen Raketenarm, sondern durch gutes Timing und Genauigkeit. Diese Offense hat zwar ihren besten deep threat WR Reggie Roberson durch Verletzung verloren, aber der Rest des Receiving Corps ist ebenfalls zu beachten: WR Rashee Rice habe ich hier schon beworben, ein dynamischer Route Runner mit guten Ball Skills und regelmäßigen Yards after Catch. In Robersons Stelle ist der explosive WR Danny Gray getreten, der vor allem vertikal seine Qualitäten hat. Dazu kommt mit TE Kylen Granson ein Spieler, den ich hier schon letztes Jahr eifrig beworben habe, der in der nationalen Medien immer noch zu wenig Beachtung findet. Ganz starker Receiving TE, auch in punkto Draft. Ich lehne mich hier eventuell etwas weit aus dem Fenster, aber ich würde allen drei genannten Passfängern die NFL durchaus zutrauen. Dazu kommt noch der mehr als solide Slot WR Tyler Page sowie mit RB Ulysses Bentley ein kleiner Jitterbug mit Speed und Big Play-Qualitäten. Diese Offense ist spektakulär.

Doch das ist die Defense der Bearcats ebenso. HC Luke Fickell und sein DC Marcus Freeman haben eine herausragende Defense kreiert. Ich wiederhole mich da noch so oft, bis es endlich passiert: Freeman braucht endlich einen HC-Posten!

Die Defense basiert auf den Prinzipien der alten Ohio State-Defenses, wo Fickell ja viele Jahre als DC tätig war: 4-3 mit guten Passrush-Ends und Press Man außen. Sie bewies aber immer wieder, je nach Gegner zu sinnvollen Adjustments fähig zu sein. Seit Ende letzter Saison wird zudem viel mit 3-3-5 Formationen experimentiert, um für die passgewaltigen AAC-Offenses besser gewappnet zu sein.

Wie auch immer, der Passrush und die Coverage sind die beiden Stärken: DE Myjai Sanders spielt eine überragende Saison gegen Lauf und Pass. Sein Gegenüber Elijah Ponder gefällt mir trotz schlechterer Stats ebenfalls gut, er kann auch mal in die Mitte rücken. Die Bearcats haben in den letzten Saisons immer wieder kleine, extrem agile und schnelle Linebacker präferiert, und Jarell White passt hier hervorragend rein. Safety-Maße, aber absolute Tacklemaschine!

Nun aber zum Highlight: Die Cornerback-Unit gehört meiner Ansicht nach zu den besten des Landes. Nicht der Mid-Majors, sondern des Landes. Und nein, das ist kein Hot Take oder click-baiting. In CB Ahmad Gardner habe ich mich 2019 von Beginn an verknallt. Langer Corner mit genügend Quickness, starken Breaks auf den Ball und exzellenten Instinkten. Wer genaueres zu ihm wissen will, verwende die Suchfunktion. Als true Freshman war er schon derart weit. Der wird mal ein Star. Auf der anderen Seite steht mit Coby Bryant ein erfahrener Corner mit guten Movements und hautenger Coverage. Und als ob das nicht schon genug wäre, hat sich Nickelback Arquon Bush ebenfalls richtig ins Rampenlicht gespielt. Ganz starke zweite Saisonhälfte 2019: Bush erlaubte insgesamt eine Completion Percentage von unter 45%. Diese Saison gings so weiter: Laut PFF hielten die drei Corners gegnerische Quarterbacks bei einem absurden Passer Rating von 23.8. Unfassbar.

Dazu kommt eine ähnlich tiefe Safety-Truppe. Der beste Cover-S James Wiggins kehrte nach seinem Kreuzbandriss, der ihn die gesamte letzte Saison kostete, so stark wie zuvor zurück. Mit SS Darrick Forrest und Ballmagnet Ja’von Hicks, der 2019 nach kleineren Anlaufproblemen überraschend gut für Wiggins einsprang, ist die tiefe Mitte ebenfalls gut abgedeckt.

Ein exzellentes Deep Passing gegen eine ebenso exzellente und nebenbei extrem tiefe Secondary: Auch wenn es ‚nur‘ SMU und Cincinnati sind und die Spieler (noch) nicht so bekannt sind, spricht viel dafür, hier das Duell des Tages zu sehen.

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