Vorschau Woche 3

Erneut – insbesondere da ich zeitlich eh derbe in Verzug war – sofort zu den Spielen:

 

Kracher des Spieltags: #12 LSU Tigers (2-0) @ #7 Auburn Tigers (2-0)
(21:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit)

(Hinweis: Beide Teams habe ich bereits in Woche 1 näher vorgestellt: Auburn gegen Washington und LSU gegen Miami.)

Mit dem Tiger-Duell wird der SEC-Spielplan schon in Woche 3 so richtig heiß. Im vergangenen Jahr gab es eine mehr als unnötige Niederlage von Auburn in Baton Rouge, der sie im Prinzip bis in die letzten Wochen der Saison hinterhergelaufen sind. Nach einer 20-0 Führung schenkte man das Spiel gegen ein wenig explosives LSU-Team (Guice war zudem angeschlagen) noch mit 23-27 her, insbesondere aufgrund eines Return-TDs und etwas zweifelhaftem Playcalling in den entscheidenden Sequenzen.
Im Prinzip ist die Ausgangslage vergleichbar: Beide spielen natürlich sowieso noch gegen Alabama und haben im Interconference-Duell mit Georgia den stärksten Gegner aus der SEC East noch vor der Brust. Sprich: Eine Niederlage hier ist noch lange nicht das Ende aller Träume. Der Sieger hat aber das erste schwerere Conference-Hindernis überwunden.

LSU Offense vs. Auburn Defense:

Dominante Power Run Offense gegen die vielleicht physischste Front-7 des Landes: Ein Duell, auf das sich vor allem Liebhaber von Oldschool Football freuen können. LSU setzt unter OC Steve Ensminger auf ein dominantes Laufspiel ohne größeren Schnickschnack. Zu Beginn der Saison wurde noch über ein RB-Committee spekuliert, aber nach zwei Spieltagen ist es eindeutig das Backfield von Nick Brossette. Der Senior wartete jahrelang geduldig hinter Leonard Fournette, Derrius Guice und Darrel Williams und darf nun endlich sein Können präsentieren. Und das sah genau nach dem aus, was die Tigers Offense in den letzten Jahren ausmachte: Power Back mit einigen guten Moves, unterschätztem Speed und einem guten Forward Lean. Stetige Yards sind das, was für diese Offense wichtiger ist als das eine oder andere Big Play. In diesem Spiel prallt das LSU Running Game auf eine Front, gegen die selbst wenige Yards durch die Mitte eine echte Aufgabe sind. Auburns DTs Derrick Brown und Dontavius Russell sind zwei unfassbar kräftige interior Liner mit aktiven, schweren Händen und überraschender Foot Quickness – eine echte Mammutaufgabe für die interior Line um OG Garrett Brumfield. Dahinter räumt mit MLB Deshaun Davis ein untersetzter, kräftiger Linebacker ab. Und auch über außen wird die Aufgabe nicht bedeutend leichter, da die starting DEs Marlon Davidson und Nick Coe alles andere als undersized Speedrusher sind, sondern Liner aufnehmen und in die Running Lanes vorstoßen. Selbst die CBs sind überraschend gute Tackler. Sollte LSU gegen diese Front-7 ein beständiges Laufspiel aufziehen können, wäre das ein echtes Statement.
Wahrscheinlich muss aber mehr auf den Schultern von QB Joe Burrow, dem Grad Transfer von Ohio State, abgeladen werden. Im Grunde genommen hat er dieselben Aufgaben wie zuvor bspw. Danny Etling: Turnover vermeiden und den einen oder anderen Early Down Playaction Pass verwerten. Man wird mittels des Laufspiels versuchen, ihn aus zu offensichtlichen Passsituationen (sprich: 3rd and longs) herauszuhalten, was wahrscheinlich nicht andauernd gelingen wird. Auburns größte Problemzone in der Defense ist allerdings die Secondary, wie schon im Spiel gegen Washington zu sehen war. DC Kevin Steele übergibt den CBs sehr viel Verantwortung (in Man- oder man-ähnlichen Zone-Coverages). CB Jamel Dean, ein sowohl physischer als auch sehr athletischer CB, dürfte es mit WR Justin Jefferson zu tun haben, der sich als erste Anlaufstelle herauskristallisiert hat und so ein wenig die Rolle von DJ Chark übernommen hat. Justin ist übrigens der Bruder des ehemaligen Tigers QB Jordan Jefferson sowie des DBs Rickey Jefferson. LSU muss dringend seinen Top Slot WR Jonathan Giles verstärkt einbinden, der gegen einen der schwächeren Auburn-CBs ein gutes Matchup hat. Auf der ebenfalls fraglichen Safety-Position hat sich Daniel Thomas mit zwei Interceptions empfohlen. Er wird eventuell auch in der Coverage von LSUs gutem TE Foster Moreau gefragt sein.

Key Matchups:

LSU OG Garrett Brumfield vs. Auburn DT Derrick Brown or DT Dontavius Russell

LSU QB Joe Burrow vs. Auburn S Daniel Thomas

LSU RB Nick Brossette vs. Auburn MLB Deshaun Davis

LSU WR Justin Jefferson vs. Auburn CB Jamel Dean

 

Auburn Offense vs. LSU Defense:

Über die Offense von Auburns HC Gus Malzahn habe ich hier und anderswo ja schon seitenweise geschrieben. Ich möchte jetzt nicht alles wiederholen (wer will, kann ja die Suchfunktion verwenden). In den ersten Wochen sind mir ein paar Trends aufgefallen, wenngleich man hier Vorsicht walten lassen muss – es waren halt erst zwei Spiele, davon eines gegen ein FCS-Team. Malzahn agierte etwas weniger mit Jet Sweeps (der dafür primär vorgesehene WR Eli Stove ist auch immer noch verletzt) und WR Screens, dafür etwas mehr schnelle Inside Pässe (Slants, Posts) und setzte H-Back Chandler Cox mehr ein als gewohnt (eventuell wegen der leichten Schwächen im Laufspiel?). Ob das so anhält, wird sich allerdings erst zeigen. Bei Malzahn ist immer damit zu rechnen, dass er das Playbook plötzlich und unerwartet weiter öffnet – vielleicht schon diese Woche. Klar ist, er hat mit Jarrett Stidham einen Quarterback, mit dem er (wenn gewünscht) das ganze Feld bearbeiten kann. Sehr genauer Passer, aber ab und an mit der Tendenz, den Ball zu lange zu halten oder die Pressure in der Pocket falsch einzuschätzen. Washington machte gerade in der zweiten Halbzeit vieles richtig, indem sie Stidham auch inside unter Druck setzten und den Receivern keine große Cushion gaben und mit den Safeties die Mitte des Feldes verengten. Tiefe Pässe sind eher selten, wenn dann meist über WR Darius Slayton. Slot WR Ryan Davis ist der Chain Mover, ihn gilt es bei seinen vielen kurzen Catches sicher zu tacklen. Im Laufspiel hat sich nach zwei Wochen bereits eine Wachablösung eingestellt. Zwar ist RB Kam Martin noch der offizielle Starter, doch wird der physischere Freshman JaTarvious Whitlow mehr und mehr wichtige Carries übernehmen. Ob das Laufspiel damit im Laufe der Saison zur Primärwaffe wird (wie in den vergangenen Jahren), kann ich mir aber noch nicht recht vorstellen.
Für die 3-4 Defense von Coach O werden zwei Dinge entscheidend sein: Assignments außen und sicheres Tackling – da vieles in Auburns Offense auf Misdirections und Matchups beruht, in denen man den Skill Playern den Ball schnell zukommen lässt. Im Laufspiel ist die 3-man Front um 5-tech Rashard Lawrence und den sehr aktiven und disruptiven Breiden Fehoko gefragt, der öfters die NT-Position übernimmt, obwohl er dafür nicht die geeignete Masse aufbringt. Dahinter steht mit ILB Devin White einer der besten Linebacker des Landes. Kleinere Fragezeichen bestehen beim Passrush der OLBs, nachdem sich K’Lavon Chaisson im ersten Spiel das Kreuzband gerissen hat. Michael Divinity muss in seine Rolle schlüpfen.
Das für mich spannendere Duell findet aber zwischen dem Kurzpassspiel Auburns und der jungen Top-Secondary von LSU statt. CB Greedy Williams, ein möglicher 1st round pick der kommenden Draft, hatte einen exzellenten Saisonstart. Mein persönlicher Favorit ist jedoch SS Grant Delpit, auf den es in diesem Spiel besonders ankommen wird. Er wird sicherlich sehr nahe der Line of Scrimmage agieren, um sein superbes Tackling gegen die schnellen Pässe zur Geltung zu bringen. Auburn wiederum dürfte vor allem den hochtalentierten true Freshman Kelvin Joseph ein wenig näher testen.

Key Matchups:

Auburn C Caleb Kim vs. LSU NT Breiden Fehoko

Auburn RB JaTarvius Whitlow vs. LSU ILBs Devin White & Jacob Phillips

Auburn Slot WR Ryan Davis vs. LSU S Grant Delpit

Auburn WR Darius Slayton vs. LSU CB Greedy Williams

Fazit: Ich freue mich auf ein echtes Battle in the Trenches. Viel wird von LSU QB Joe Burrow abhängen: Kann er verhindern, dass die LSU Offense zu einseitig wird? Nur mit Laufspiel wird man diese monströse Defensive Front sicherlich nicht bezwingen. Auf der anderen Seite sehe ich Auburn doch eine Ecke variabler. Es wird eng, aber die Tigers aus Alabama sollten sich letztlich durchsetzen.

 

#4 Ohio State Buckeyes (2-0) vs. #15 TCU Horned Frogs (2-0)
(in Arlington, Texas; 02:00 Uhr mitteleuropäische Zeit)

(Hinweis: Ohio State habe ich bereits in der Big Ten East Preview näher vorgestellt.)

Obwohl beide Teams in unterschiedlichen Conferences beheimatet sind und eher selten aufeinandertreffen, hat TCU mit Ohio State noch ein Hühnchen zu rupfen. 2014, im ersten Jahr der College Football Playoffs, waren die Horned Frogs vor dem letzten Spieltag an #3 gerankt, Ohio State an #5. Seinerzeit richtete die Big 12 noch kein Championship Game aus. TCU schlachtete zwar das miese Iowa State ab, Ohio State gewann das Big Ten Championship Game gegen ein geranktes Wisconsin jedoch mit sage und schreibe 59-0 – mit ihrem 3rd string QB Cardale Jones! Das Committee entschied sich daraufhin für Ohio State als Playoffteilnehmer und kegelte TCU raus. Da Ohio State später mit eben jenem Cardale Jones die National Championship gewann, ebbte die Kontroverse recht schnell ab. Ich stehe damit zwar recht alleine da, aber für mich war TCU gegen Ende der Saison das beste Team des Landes. Auch die von vielen so hochgelobten Playoffs können eben nicht alle Ungerechtigkeiten lösen.
Das kommende Duell steht unter einem ganz anderen Stern: Für die Buckeyes ist es das letzte Spiel mit Interims-HC Ryan Day, bevor in Woche 4 dann Urban Meyer an die Seitenlinie zurückkehrt. Gegen einen so erfahrenen Trainerfuchs wie TCUs HC Gary Patterson sicherlich keine leichte Aufgabe, aber Day kann auf einen wirklich hochkarätig besetzten Kader bauen.

Buckeyes Offense vs. Frogs Defense:

Viele – inklusive mir – hatten hohe Erwartungen an den neuen Bucks QB Dwayne Haskins, und ehrlich gesagt hat er die in den ersten Spielen sogar noch übertroffen. Ein Passer, der in sämtlichen technischen Bereichen trotz seiner geringen Erfahrung sehr ausgereift wirkt, dazu mit einem guten Arm ausgestattet, der ordentlich Zip auf die Bälle bringt. Run-Pass-Options, bei denen schnelle Pässe punktgenau in den Lauf rausgefeuert werden müssen, funktionieren mit Haskins um einiges besser und werden daher verstärkt eingesetzt. Man kann es nicht anders sagen, das sieht insgesamt verdammt beeindruckend aus. Auch sonst gibt es in dieser Offense kaum Schwächen: trotz Abgängen eine hervorragende Line um den auf C gewechselten Michael Jordan und RT Isaiah Prince, dazu mit Mike Weber und J.K. Dobbins eines der besten RB-Duos des Landes. Dobbins ist der spektakulärere der beiden Runner, aber interessanterweise hat sich Weber in den ersten beiden Saisonspielen sogar ein Stück effektiver präsentiert. Zeigte neben seinem gewohnt guten Inside Running mehr Burst und long Speed als zuvor bekannt. Bei den Receivern wird weiter munter durchgewechselt. Neben Johnnie Dixon hat sich mit Terry McLaurin ein zweiter Big Play Receiver etabliert, der YAC-Spezialist Parris Campbell und Possession WR K.J. Hill exzellent ergänzt. Da ist für jede Ebene des Feldes etwas dabei.
Diese Offense bekommt nun den ersten richtigen Test mit der Frogs Defense im traditionellen 4-2-5 Look. Diese Defense ist natürlich auch auf die Spread Offenses der Big 12 abgestellt: meistens drei Safeties, dazu ist mindestens einer der Linebacker ein ultraathletischer und in der Coverage erfahrener LB/S-Hybrid-Typ. Der Fokus liegt eindeutig auf einer aggressiven Front-6, so dass hier die wichtigsten Duelle gegen die Buckeyes zu vermuten sind. DE Ben Banogu war bereits 2017 einer der besten Frogs-Defender: leicht undersized mit hervorragendem Speedrush ausgestattet, ein echter Difference Maker. Von DT Corey Bethley wurde in der Preseason viel erwartet, was sich zumindest vorerst bestätigt. Disruptiver Gap Shooter, der die interior Line gerade im Passblock vor Probleme stellt. Und um den Druck mit athletischen Spielern up-front zu erhöhen, wurde ILB Ty Summers kurzerhand zum undersized DE umfunktioniert. HC Patterson nimmt sowieso gerne positionsfremde Spieler und entwickelt sie zu DEs (lange Zeit u.a. mit kräftigen Highschool-RBs), und auch hier scheint es sich auszuzahlen (bereits 2 Sacks). Diese D-Line ist im Passrush unbedingt zu beachten. Dahinter stehen Linebacker, die anderswo wohl als Safeties durchgehen würden, unter anderem mit Arico Evans und dem NIU Grad Transfer Jawuan Johnson. Von letzterem hielt ich in der MAC einiges, von daher bin ich gespannt, wie er sich in der Big 12 schlägt. Die Responsibilities der Frogs-Linebacker müssten ihm eigentlich liegen. Die Linebacker bewegen sich Pre-Snap sehr viel und sind so schwer zu fixieren. Dennoch bleibt die Frage, ob die Buckeyes mit ihrer starken Line und dem Running Game über diese athletische und enorm schnelle, aber doch extrem leichte Defense einfach drüberlaufen können.
In der Secondary fehlt CB Ranthony Texada, mit Jeff Gladney blieb aber der andere erfahrene Corner. Niko Small ist ein (wenig überraschend) kleiner Safety, der landläufig unterschätzt ist. Wird im Tackling gegen durchbrechende RBs gefragt sein. In der Coverage ist es eh auch das Scheme, das die Unit zusammenhält.

Key Matchups:

Bucks LT Thayer Munford vs. Frogs DE Ben Banogu

Bucks C Michael Jordan vs. Frogs DT Corey Bethley

Bucks RB Mike Weber vs. MLB Arico Evans (or Garrett Wallow)

 

Frogs Offense vs. Buckeyes Defense:

TCUs Offense ist eine Air Raid-Variante, meist als 10-Personnel mit vier Receivern und einem Back. QB Shawn Robinson setzte sich in der Nachfolge von Kenny Hill durch: hervorragender Option Quarterback, mit dem die Frogs noch mehr Zone Read QB Runs spielen dürften. Durchaus kräftig genug, um mal die Schulter runterzunehmen für ein paar Extrayards. Als Passer ist er natürlich noch relativ wenig getestet worden gegen gute Secondarys. In der O-Line mussten drei Starter ersetzt werden, so dass man Sorge haben muss, was mit Robinson bei Passing Downs gegen den hervorragenden Buckeyes-Passrush geschieht. Die Runner sind für Spread-Verhältnisse recht physisch: Darius Anderson war bereits letzte Saison part-time Starter neben Kyle Hicks, und Sewo Olonilua hat sogar Fullback-Maße. Vielleicht keine schlechte Strategie, etwas mehr aufs Laufspiel zu setzen? Das Receiving Corps ist solide und gewohnt schnell, hervorzugeben sind hier So. Jalen Reagor und der ewige KaVontae Turpin, der auch ein exzellenter Returner ist.
Nach zwei Spielen der Buckeyes wird mehr und mehr klar: Gegnerische Offenses müssen unbedingt vermeiden, in offensichtliche Passing Downs zu kommen – und zwar nicht nur wegen all-world DE Nick Bosa. Über den anderen DE Chase Young habe ich letzte Woche gesprochen, ein hervorragender Passrusher in his own right. Top first step und Burst upfield, damit haben die Buckeyes eine echte Flügelzange. Und innen stehen mit den DTs Robert Landers und Dre’Mont Jones weitere Kaliber. Gerade Jones ist immer für eine Disruption inside gut. Auf Linebacker wird immer noch etwas herumexperimentiert – gerade nach dem schlechten Eröffnungsspiel gegen Oregon State, hier haben nun angeblich die beiden So. Baron Browning und Pete Werner die Nase vorn. Über die Cornerbacks muss man sich bei den Buckeyes eh nie Sorgen machen, da fließt immer enormes Talent nach, ansonsten würde sich auch die viele Man Coverage nicht derart lohnen. Kendall Sheffield könnte sich hier noch richtig ins Rampenlicht spielen. Und mit Jordan Fuller hat man noch einen top Centerfielder. Ich kann mir schwer vorstellen, dass die TCU WRs hier besonders viele (tiefe) Matchups gewinnen werden, da die CB-Backups (Jeffrey Okudah und Shaun Wade) ebenfalls einen hervorragenden Eindruck machen. An Stelle der Frogs würde ich (aufgrund von Passrush und Pass Coverage der Bucks) dringend aufs Laufspiel setzen.

Key Matchups:

Frogs LT Anthony McKinnie vs. Bucks DE Nick Bosa

Frogs QB Shawn Robinson (running) vs. Bucks MLB Baron Browning

Frogs QB Shawn Robinson (passing) vs. Bucks S Jordan Fuller

Frogs WR Jalen Reagor vs. Bucks CB Damon Arnette (der oft als Nickelback spielt)

Fazit: Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieses Spiel die Spannung hält, die es bei oberflächlichem Hinsehen verspricht. Zu komplett erscheinen die Bucks in der Offense, und zu dominant sind zwei der drei Defensive Units. Wenn die Frogs das Spiel offen halten wollen, müssen sie mit QB Robinson und den beiden kräftigen Runnern ein Laufspiel etablieren. Ob das bei der neuformierten O-Line gelingt, ist allerdings ebenfalls fraglich. Buckeyes gewinnen deutlich.

 

Kurzpreviews:

#17 Boise State Broncos (2-0) @ #24 Oklahoma State Cowboys (2-0)
(21:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit)

Falls jemand die SEC boykottieren oder einen zweiten Screen nebenbei laufen lassen will: Das Duell der Broncos gegen die Cowboys verspricht ein Offensivfeuerwerk. Dabei hat überraschenderweise aktuell Oklahoma State die größeren Fragezeichen in diesem Mannschaftsteil. QB Taylor Cornelius ist zwar Senior, aber sah drei Jahre lang als Backup von Mason Rudolph kaum Spielzeit. Ist er bereit für den ersten Shootout? Immerhin kann er sich auf den herausragenden RB Justice Hill stützen. Zudem hat er auch nach den Abgängen von James Washington und Marcell Ateman mehr als passable Receiver: neben dem letztjährigen Starter J.J. McCleskey noch Deep Threat Tyron Johnson und So. Tylan Wallace.
Dennoch: Die Boise State Offense hatte zwar keine großen Brocken, aber wirkte so dominant wie kaum eine andere Offense des Landes. QB Brett Rypien wirkt wie ausgewechselt. Ich fand, dass seine Entwicklung 2017 etwas stagnierte, das scheint jedoch der Vergangenheit anzugehören, wie unter anderem eine Menge guter Deep Balls andeuten.  Die O-Line-Probleme sind nicht mehr in der Form vorhanden – ein Trend, der sich bereits Ende letzter Saison andeutete: Nicht nur der starke RB Alexander Mattison, sondern auch seine Backups produzierten fleißig. Und bei Sr. WR Sean Modster scheints endlich klick gemacht zu haben.
Die Defenses können da nicht mithalten. Boise State spielt weiterhin eine 4-3/3-4 Hybrid, muss natürlich Leighton Vander Esch ersetzen. Ansonsten kehrten viele Spieler zurück. Erstaunlicherweise hatten die beiden Passrush Specialists auf der variablen DE/OLB-Position, Curtis Weaver und Jabril Frazier, noch keinen besonderen Impact gehabt. Könnte sich am Samstag ändern. In der Secondary steht mit SS Kekoa Nawahine ein Spieler, der mir letzte Saison schon sehr positiv aufgefallen ist. Physischer Box-Safety mit hervorragendem Tackling, aber auch einer Nase für den Ball bzw. fürs Big Play. Er wird insbesondere in der Run Defense gegen Hill verteidigen.
OK State steht Big 12-typisch mit einer Base Nickel auf dem Feld, was gegen Boise State ebenfalls keine ganz schlechte Idee ist. Die beiden CBs A.J. Green und Rodarius Williams sollten eine Stärke sein, zudem scheint true Fr. S Kolby Peel ein vielversprechendes Talent zu sein, das dynamische Receiving Corps der Broncos wird dennoch keine leichte Aufgabe sein. Auf DE Jordan Brailford ruhen die Hoffnungen, Druck auf Rypien auszuüben, und der athletische, aber undersized MLB Calvin Bundage muss das Laufspiel eindämmen.
Für die Broncos wäre der Sieg in Stillwater ein echtes Statement für einen New Year’s Six Bowl als bestes Mid-Major Team. Ich sehe die Chancen dafür so gut wie lange nicht mehr – sie müssen halt irgendwie Hill kontrollieren.

 

#5 Oklahoma Sooners @ Iowa State Cyclones
(18:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit)

Die vielleicht größte Sensation der Spielzeit 2017 war die Niederlage der Sooners zuhause gegen das Kellerkind Iowa State. Für die Cyclones bedeutete dieser Sieg den Startschuss für eine ihrer erfolgreichsten Saisons seit den 1970er Jahren. Allerdings stehen die Chancen schlecht, dass sich die Sooners noch einmal so düpieren lassen. Es ist noch nicht einmal sicher, dass Cyclones QB Kyle Kempt wird spielen können.  Mit RB David Montgomery und WR Hakeem Butler hat man zwei wirklich exzellente Waffen in der Offense, aber die werden es allein auch nicht richten können. Auf der anderen Seite wiegt das verletzungsbedingte Saisonaus von RB Rodney Anderson schwer. Anderson tut mir wahnsinnig leid tut mit seiner Verletzungsseuche, wäre ansonsten für mich RB1 im College Football. Mit Trey Sermon hat man allerdings einen sehr talentierten Backup (der 2017 als Freshman zunächst sogar Starter vor Anderson war). Und QB Kyler Murray tut alles dafür, Baker Mayfield zumindest ansatzweise vergessen zu lassen. Mit dem kommenden Superstar Hollywood Brown und CeeDee Lamb hat er natürlich einiges im Arsenal.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass HC Matt Campbell und seine Cyclones gegen diese geballte Offensivpower mit genug eigenen Touchdowns antworten kann. Befürchte, dass das Spiel schnell entschieden sein wird.

 

#1 Alabama Crimson Tide (2-0) @ Ole Miss Rebels (2-0)
(01:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit)

Nein, ich glaube nicht, dass das wirklich knapp wird. Und nein, ich will hier auch nicht jedes Mal über Alabamas Dutzende Topspieler reden. Mir geht es eigentlich nur um das Duell des Rebels Passing Games gegen die Tide Secondary. Rebels QB Jordan Ta’amu ließ in den ersten zwei Spielen Shea Patterson mehr als vergessen. Sicherlich ein Spieler, den man sich mal etwas genauer anschauen sollte, jedoch verblasst er völlig gegenüber dem besten (und nebenbei physischstem) Receiving Corps des Landes. Period. A.J. Brown ist gebaut wie ein Big Back, dazu ein hervorragender Route Runner mit starken Händen. DK Metcalf ist nochmal eine Ecke größer, schwerer und schneller – ein absolutes Tier. Nicht das YAC-Talent wie Brown, aber mit der Athletik eine kaum zu stoppende Waffe downfield oder an der Sideline. DaMarkus Lodge ist enorm schnell und hat eine Weltklasse Body Control insbesondere bei tiefen Pässen und contested Catches. Und wenn einer der drei Stars mal ausfällt (wie Lodge letzte Woche wegen einer Gehirnerschütterung), kommt halt So. Braylon Sanders rein und sieht keinen Deut schlechter aus, eher wie eine Kombination der Stärken.
Dieses Arsenal trifft auf eine Tide Secondary, die eventuell nicht ganz die Qualität der Vorjahre hat. Viel Arbeit wird auf Centerfielder S Deionte Thompson zukommen, der eine unfassbare Range hat und eventuell den einen oder anderen Coverage- oder Stellungsfehler der Cornerbacks ausbügeln muss. Trevon Diggs sammelte bislang eigentlich nur Erfahrung als Punt Returner, der ehemalige LSU-CB Saivion Smith kommt vom Junior College, und Patrick Surtain ist zwar ein Riesentalent, aber eben true Freshman. Die Bama Front-7 wird umso mehr gefragt sein, Druck auf Ta’amu auszuüben.

#10 Washington Huskies (1-1) @ Utah Utes (2-0)
(04:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit – Nachteulenalarm!)

Auf Wunsch eines Einzelnen noch ein paar Sätze zu einem Spiel, das sich wahrscheinlich kaum jemand live anschauen wird. Interessant wird vor allem das Duell der Huskies Offense gegen eine der unterschätzten Defenses der Pac-12. Besonders interessant dürfte die Frage sein, ob die Huskies ihr Laufspiel mit den beiden RBs Myles Gaskin und Salvon Ahmed aufziehen können. Gegen Auburn wirkte die teilweise neuformierte (und ohne Trey Adams spielende) O-Line nicht immer überzeugend. Die Utes haben wohl eine unfassbar tiefe Rotation auf DT um Leki Fotu. John Penisini ist mir in den ersten Spielen positiv aufgefallen. Dazu gibts einen ganz starken DE mit Bradley Anae (der im Passrush aber die größere Gefahr ist). Auch in den anderen beiden Units finden sich starke Runstopper. Chase Hansen wurde von Safety auf OLB umgeschult und überzeugte in den ersten Spielen auf ganzer Linie (meiste Tackles, TFL, Sacks und ein Pick-6). Dazu ist Missile SS Marquise Blair wieder genesen, den man eigentlich als Extra-LB zählen muss. Dazu einen absoluten Top-CB mit Julian Blackmon, der sich wohl vor allem um WR Jordan Fuller kümmern wird. Die Utes spielen in der Regel viel Off Man Coverage. Hier darf Huskies QB Jake Browning keine leichten Turnover herschenken.
Auf der anderen Seite wird viel davon abhängen, ob die mächtige Huskies-Front den Utes RB Zack Moss wird stoppen können. Moss (übrigens der Cousin von Ex Jets- und Redskins-WR Santana Moss) ist kein sonderlich spektakulärer Runner, aber einer der besten Power Backs des Landes. Überrennt Defender im wahrsten Sinne des Wortes, ist von einem einzelnen Spieler ganz schwer zu Boden zu bringen. Die Utes haben ihre Offense in den letzten beiden Saisons sukzessive umgewandelt von Power Running zu mehr Spread, so dass das Passing eine zunehmend größere Bedeutung bekommt. QB Tyler Huntley sollte sich im zweiten Jahr weiter verbessert haben. Der miniaturige WR Britain Covey ist seine Hauptanspielstation, die Utes setzen aber eine Menge Receiver ein. Ich mag mir allerdings kaum vorstellen, wie die physischen Safeties Taylor Rapp oder JoJo McIntosh in Covey reinrauschen. Im Ernst, irgendwie kann ich mir nicht so ganz vorstellen, dass die Utes besonders viele Punkte generieren werden. Gegen MAC-Team Northern Illinois (die allerdings eine unterschätzte Defense haben, aber dennoch) warens ganze 17 Punkte, und selbst die noch geschönt durch den Pick-6 von Hansen. Die O-Line scheint Passblock-Probleme zu haben – nicht die beste Voraussetzung gegen die aggressive und variable 3-4/3-3/2-4 oder was auch immer Defense.

 

Und? Gibbet Upsets?

Nach viel siehts nicht aus. Andererseits wären es ja keine Upsets, wenn mans vorher wüsste. Ein wenig gespannt bin ich diesbezüglich auf das Nachtspiel von HC Herm Edwards Arizona State bei San Diego State. Die Aztecs sind ein sehr unangenehmer Gegner aufgrund ihres hervorragend konzipierten Running Games, bei dem nun RB Juwan Washington für Rashaad Penny übernommen hat. Leider fehlt QB Christian Chapman verletzt, auch wenn  er nicht die größten Aufgaben zu schultern hat. Die Sun Devils werden mit ihrem Passing Game um WR N’Keal Harry versuchen, das Spiel gar nicht erst zu einem Grinder werden zu lassen.
Wenn ich böse wäre, würde ich hier noch die Miami Hurricanes anführen, die zum MAC-Powerhouse Toledo müssen. Das Talentlevel der Canes dürfte insgesamt zu hoch sein, dennoch wird ein heißes Duell zwischen den hervorragenden Rockets WRs Cody Thompson und Diontae Johnson (dazu noch Jon’Vea Johnson) gegen die Canes Secondary um CB Michael Jackson und S Jaquan Johnson.
Ein sexy Upset-Tipp wäre auch Florida State @ Syracuse, zumindest nach den beiden grotesk schlechten Spielen der Seminoles unter ihrem neuen HC Willie Taggart.

 

Huskers & Bulls Watch:

Hier sei mir ein kurzer Rückblick erlaubt: Nach der dramatischen 28-33 Niederlage der Huskers gegen den alten Rivalen Colorado war ich erstaunlich wenig enttäuscht. Eher mitgenommen, und das zum ersten Mal seit Jahren wieder. Auf der einen Seite des Balles hatte ich mit frühen Erfolgen gerechnet: Scott Frost und sein OC Troy Walters haben eine sehr kreative und vielseitige Offense an den Start gebracht, die sich in Einzelheiten von seinen Modellen bei Oregon und UCF auch nochmal unterscheidet. Darauf werde ich in den kommenden Wochen sicherlich nochmal näher auf meinem Blog eingehen. QB Adrian Martinez, mein Mancrush aus der vergangenen Recruiting-Periode, begeisterte nicht nur mich mit spektakulären Plays zu Fuß und per Pass. Für einen true Freshman in seinem ersten College-Auftritt gegen eine nicht ganz blinde Defense sah das verdammt beeindruckend aus. Leider bewahrheitete sich gleich im ersten Spiel, dass die QB Depth die ganze Saison über ein Problem sein wird. Ich hatte es nach dem Transfer von Tristan Gebbia ja förmlich beschrien:

Ehrlich, ich verstehe es wirklich nicht, insbesondere als Freshman. Da bleibe ich doch mindestens diese erste Saison, gerade wenn die Entscheidung gegen mich derart knapp ausfiel.
Eigentlich wollte ich aber über die Defense schwärmen. Ich befürchtete in meiner Preview, dass die Huskers das ganze Jahr über fürchterlich die Hucke voll bekommen. Wohlgemerkt, das kann natürlich auch immer noch passieren. Was DC Erik Chinander allerdings aus diesem alles andere als passenden Roster für seine kreative, attackierende 3-4 Defense angestellt hat, war schon beeindruckend. Bei allen Fehlern machte es wahnsinnigen Spaß, dieser Truppe zuzusehen. Einige Spieler riefen endlich mal ihr Potenzial ab, insbesondere LB Mo Barry und DT Khalil Davis, der seinen Zwillingsbruder Carlos zum ersten Mal in den Schatten stellte. Beeindruckend war vor allem die Teamleistung, die Bewegung des gesamten Teams zum Ball, die Energie – gerne mehr davon. Nun gehts gegen Troy, das auch mit Ersatz-QB Andrew Bunch kein allzu großes Problem darstellen sollte.

Die Bulls spielten ein ähnlich dramatisches Spiel, beendeten ihres aber siegreich mit 36-29 bei Temple. Ich berichtete bereits im Daily Nugget bei Sportradio 360 von der ergreifendsten Story des Wochenendes. Einen Tag vor dem Spiel erfuhr Star-WR Anthony Johnson, dass sein bester Freund erschossen wurde. Er entschied sich erst kurz vor dem Spiel, dennoch aufzulaufen. In der zweiten Halbzeit konnte er einfach nicht mehr und setzte diese zu großen Teilen aus. Und dann kam der entscheidende Drive kurz vor Schluss bei Gleichstand (ab 3:49):

Absolut großartig.
Die Bulls sind nun 2-0 und treffen im ersten Conference-Duell auf ein sehr gefährliches Eastern Michigan, das ebenfalls ungeschlagen ist und in der vergangenen Woche sensationell bei Purdue gewann. Für mich bleibt deren HC Chris Creighton ein ganz heißer Kandidat auf einen Posten bei einem Power-5 Team. Ich sehe die Bulls aufgrund ihrer Passing Offense vorn, aufpassen müssen sie aber auf den Passrush von Maxx Crosby und Jeremiah Harris. Im Laufspiel dürfte eher wenig gehen, auch wenn sich 3rd stringer RB Kevin Marks gegen Temple derart in den Vordergrund spielte, dass ein Start alles andere als überraschend käme. Könnte übrigens das Duell der zwei besten (Passing) Quarterbacks der MAC sein zwischen Buffalos Tyree Jackson und EMUs Tyler Wiegers (ein Iowa Transfer), wenngleich Wiegers Jackson nicht das Wasser reichen kann.

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