Vorschau Woche 13: Luft holen?

 

Nur noch zwei Wochen reguläre Saison liegen vor uns. Trotz – oder gerade wegen – eines vollgestopften Football-Kalenders (inklusive jeder Menge MAC-Spiele unter der Woche) vergeht die Zeit dann doch immer wie im Flug. Die Woche vor dem Rivalry Weekend ist im Normalfall eine Woche zum Luft holen. Einige Teams in der SEC holen sich noch einmal Kanonenfutter ins Haus, um sich für die noch anstehenden Aufgaben zu schonen. Immerhin werden wir mit einem wegweisenden Kracher und einigen weiteren spannenden Matchups versöhnt.

Zur groben Orientierung vorweg das aktuelle College Football Playoff-Ranking für Woche 13:

Tua Tagovailoa:

Ich habe bereits bei den Sofa-QBs zum College Football auf Sportradio 360 ausführlich zu Tua Stellung bezogen, möchte es aber auch hier noch einmal tun. Wie die allermeisten sicherlich mitbekommen haben, hat sich Alabamas Star-QB Tua Tagovailoa vergangene Woche gegen Mississippi State schwer verletzt. Kurz vor der Halbzeit wird er beim Rollout von zwei Bulldogs-Verteidigern zu Boden gebracht, als er den Ball wegwirft.

Die Szene sieht eigentlich nicht übermäßig schlimm aus, nur ist Tua dabei offenbar extrem unglücklich auf die Hüfte gefallen. Man merkte es ja gleich an seiner Reaktion, dass das unfassbar schmerzhaft gewesen sein muss. Tua wurde noch während des Spiels mit dem Helikopter ins Krankenhaus nach Birmingham (Alabama) geflogen, dort sitzt ja der berühmte Sportorthopäde und -chirurg James Andrews. Die Diagnose wart niederschmetternd: dislocated hip (also ausgekugelte Hüfte) sowie eine posterior wall fracture (also eine Fraktur der Hüftpfanne). Tua wurde am Montag in Houston operiert, und laut Lyle Cain, dem Teamarzt von Alabama (der mit der Klinik von Andrews assoziiert ist), verlief die Prozedur wohl sehr gut:

Seine Saison ist natürlich gelaufen. Allerdings sieht es wohl weit weniger übel aus als seinerzeit bei Bo Jackson (der mit der Verletzung noch weitergespielt hat, mal ganz abgesehen von den medizinischen Fortschritten der letzten Jahrzehnte). Nun beginnt die Reha von Tua. Angeblich soll er – wenn alles nach Plan verläuft – in drei Monaten wieder mit leichtem Training beginnen und im Frühjahr mit Werfen, doch bin ich bei solchen Prognosen immer etwas skaptisch. Warten wir erst einmal ab und hoffen vor allem, dass er sich gesundheitlich voll erholt.

Tuas Verletzung hat nicht nur großes Entsetzen hervorgerufen, sie tangiert auch verschiedene Momente des College Footballs im Allgemeinen und dieser Saison im Speziellen.

Bezahlung: Für mich mit großem Abstand der wesentlichste Punkt. Um es ganz eindeutig in zwei Worten auszudrücken: Pay them. Es kann nicht sein, dass ein Tua, der seiner Uni Millionen über Millionen beschert hat, plötzlich aufgrund einer schweren Verletzung mit mehr oder weniger leeren Händen dasteht (die Versicherung mal ausgenommen, die er sicherlich abgeschlossen hat). Topcoaches wie Nick Saban oder Dabo Swinney verdienen knapp 10 Millionen Dollar im Jahr. Diese Diskrepanz muss endlich angegangen werden. Und ja, natürlich gilt das ebenfalls für Spieler, die keine Megastars wie Tua sind. Die genaue Ausgestaltung wird sicherlich nicht einfach, wie ich hier vor wenigen Wochen schon einmal dargelegt habe, aber das Thema Bezahlung bzw. Beteiligung sowie Versicherung der Spieler muss endlich angegangen werden. Tuas Verletzung hat uns allen das noch einmal in großer Radikalität vor Augen geführt.

Weitere Karriere: Egal, wie gut oder schlecht sein Heilungsprozess verläuft: Es ist kaum vorstellbar, dass wir Tua noch einmal im Jersey von Alabama sehen werden. Er hat mit einer weiteren College Football-Saison schlicht nichts zu gewinnen. Die Fragen bezüglich seiner Verletzungsanfälligkeit werden so oder so kommen (übrigens ganz unabhängig von diesem Unfall). Ein weiteres Jahr College Football wäre ein weiteres Jahr, in dem er sich ohne Entschädigung diesen Risiken aussetzt – und damit wären wir wieder beim obigen Punkt. Nicht falsch verstehen, sollte er sich aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen dafür entscheiden, seine Senior Season in Tuscaloosa zu spielen, würde ich mich als CFB-Fan natürlich freuen. Nur sehe ich es nicht kommen und es fehlen schlicht die Argumente dafür – selbst wenn der Heilungsprozess doch wesentlich länger dauern sollte.

Einsatzzeit: Viele (inklusive mir) haben sich direkt nach der Verletzung gefragt, warum Tua kurz vor der Halbzeit beim Stand von 35-7 noch auf dem Platz stand. Angeblich wollte HC Saban ja bereits den Backup Mac Jones einwechseln, entschied sich dann aber doch dazu (evtl. unter Tuas Einfluss), diesen den two-minute drill am Ende der Halbzeit noch spielen zu lassen. Nur letztlich ist das eine klassische Hindsight-Nummer. Im Nachhinein erscheint es sonnenklar, Tua runterzunehmen – zumal ja vor dem Spiel diskutiert wurde, ob Tua aufgrund seiner Knöchelverletzung überhaupt spielen sollte. Und in der Tat wärmte sich zunächst Jones mit den O-Line-Startern auf, während Tua erst später dazustieß. Nur: Das hier war ein absoluter freak accident, der letztlich in jedem Play passieren kann (und zugleich extrem unwahrscheinlich ist). Saban hat sich dazu entschieden, Tua spielen zu lassen, und dann ist es eben nicht ungewöhnlich, den Startern mindestens die ersten Halbzeit zu geben, egal wie es steht – und gerade in einem Conference Game gegen ein zumindest potenziell gefährliches Team. Das tut so ziemlich jeder Coach, und einige lassen ihre Starter noch wesentlich länger auf dem Platz. Die Topstars – sei es ein Joe Burrow, ein Justin Fields oder ein Justin Herbert – spielen in der Regel sogar wesentlich länger als Tua. Die einzige Ausnahme der Saison war Clemson im Spiel gegen Charlotte, als Swinney seine Starter bereits kurz nach dem ersten Viertel runternahm, um wirklich jedem Spieler auf dem Roster etwas Einsatzzeit zu geben. Von daher kann man Saban hier beim besten Willen nicht kritisieren, ohne eigentlich alle anderen Coaches in denselben Topf zu werfen. Und selbst Clemson hat sich nach dem niedrigen Eingangsranking des Playoff Committees (#5) dazu entschlossen, seine Starter ziemlich lange auf dem Feld zu lassen, um style points zu sammeln.

Legacy: Für mich ist Tua einer der besten Quarterbacks, die ich in 25 Jahren College Football erlebt habe – und neben meinem ewigen Idol Tommie Frazier und Clemsons Deshaun Watson wohl einer der besten Quarterbacks, die nicht die Heisman gewinnen konnten. Tuas Spiel hat Alabama auf eine ganz neue Stufe gehoben: Basierte die Footballphilosophie der Tide zuvor auf einer dominanten Defense und ground & pound in der Offense (mit entweder einem Verwalter-QB oder einem mobilen QB mit Defiziten im Passspiel, von einer großartigen Saison von A.J. McCarron mal abgesehen), stand nun die Passing Offense im Vordergrund. Tua hat die wahnsinnige Gabe, alles so spielend leicht, so effortless aussehen zu lassen wie kaum ein anderer. Zudem ist er ein Stilist, wie ich ihn selten erlebt habe. Kaum ein Quarterback wirft eine so schöne, fast schon ästhetische Spiral (der letzte, dem ich eine ähnliche Ästhetik zusprach, war Teddy Bridgewater bei Louisville). Tua wird in den Herzen aller College Football-Fans einen herausragenden Platz behalten. Und man darf nicht vergessen, dass er ja schon eine National Championship auf die spektakulärste Art und Weise gewonnen hat. Auch wenn er viele großartige Momente feiern konnte, wird die Bezeichnung 2nd and 26 bis in alle College Football-Ewigkeit diese Assoziationen wecken. In seinem ersten großen Spiel im entscheidenden Moment solch ein Pass, solch eine Eye Manipulation des Safeties:

Persönlich verbinde ich mit Tua und diesem sensationellen National Championship Game gegen Georgia meinen wohl prophetischsten Tweet, den ich in der Halbzeitpause dieses Spiels beim Stand von 0-13 aus Sicht Alabamas absetzte:

Aus heutiger Sicht sonnenklar, damals natürlich alles andere als das. Was dann folgte, hätte sich wohl niemand erträumen können. Congrats zu einer großartigen College Football-Karriere, Tuanigamanuolepola Tagovailoa! Selbst wenns doch verfrüht sein sollte…

Nun aber zu den anstehenden Spielen dieser Woche. Der Abend ist etwas ungleich verteilt: das größte Highlight zu Beginn, dann viele spannende Spiele im mittleren Timeslot, nachts herrscht dann eher Flaute.

 

Kracher des Spieltags:

#8 Penn State Nittany Lions (9-1, 6-1 Big Ten) @ #2 Ohio State Buckeyes (10-0, 7-0 Big Ten)
(18:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit)

Die Entscheidung in der Big Ten East steht vor der Tür – zudem mit jeder Menge Implikationen für die Playoffs. Der Sieger dieser Partie ist quasi fix im Big Ten Championship Game (zumindest solange man einen Sieg der Nittany Lions gegen Rutgers als gegeben voraussetzt) und kann sich sehr konkrete Hoffnungen auf eine Playoff-Teilnahme machen.
Ohio State ist bisher durch seinen Spielplan gerast: Die „knappsten“ Siege gab es mit jeweils 24 Punkten Differenz gegen FAU und Michigan State – und beim ersteren lag das nur an der Garbage Time. Nachdem die Buckeyes Wisconsin locker geschlagen haben, wartet nun der zweite schwere Test. An Selbstbewusstsein mangelt es den Spielern dabei nicht, wie RB J.K. Dobbins anschaulich unterstreicht:

Penn State kommt dagegen aus zwei unangenehmen Spielen. Nach der knappen Niederlage bei Minnesota besiegte man ein unterschätztes Indiana knapp mit 34-27. In beiden Spielen ließ die Defense-Leistung, die die gesamte Saison so überzeugend war, ein paar Fragen offen. Im Prinzip keine guten Voraussetzungen gegen die so schwer auszurechnende Offense der Buckeyes. Da ich Penn State in der Preview gefühlt jede Woche behandelt habe, Ohio State aufgrund ihres Spielplans dagegen nur selten, lege ich ein wenig mehr Fokus auf die Buckeyes.
Die letzten beiden Spiele dieser Teams endeten hochdramatisch mit großen Buckeyes-Comebacks: 2017 führten die Lions mit 28-10 im zweiten Viertel, 35-20 Anfang des vierten Viertels und 38-27 sechs Minuten vor Schluss, doch zwei TD-Pässe von J.T. Barrett sorgten noch für die Niederlage. 2018 fast dasselbe Spiel: 26-14 Führung für die Lions Mitte des vierten Viertels, diesmal sind es zwei TD-Pässe von Dwayne Haskins (unter anderem einem spektakulären Catch & Run von Binjimen Victor), die das Spiel zugunsten der Buckeyes entscheiden. Am Ende sorgte ein sehr seltsamer Call von Lions HC James Franklin für einige Diskussionen (und ja, Chase Young hat letztes Jahr schon einige Plays gemacht).

Buckeyes Offense vs. Nittany Lions Defense:

Es ist allerhöchste Zeit, mehr über QB Justin Fields zu sprechen. Fields spielt eine bombastische Saison, die aufgrund der andauernden Blowouts der Buckeyes fast ein wenig untergeht. Schon seine absoluten Zahlen sprechen für sich: 69.1& Completion, 2164 Pass Yards, 9.4 Y/A, 31 TDs und nur eine einzige INT. Dazu noch 377 Rush Yards (4.5er Schnitt) und 10 Rush TDs. Und doch ist Fields gefühlt der unsichtbarste Star-QB seit langem. Eigentlich müsste er eine Einladung nach New York als Heisman-Finalist längst sicher haben.
Wie sich diese Saison gezeigt hat, ist Fields nicht der dual-threat QB, den sich viele vor der Saison erhofft hatten. Er ist besser. Dem Begriff dual-threat hängt implizit ja immer noch ein wenig an, dass der entsprechende Quarterback vielleicht nicht der allerbeste (Pocket) Passer ist, doch Fields brilliert mehr mit dem Pass als mit dem Lauf. Er ist ein herausragender deep Passer – rein statistisch kann nicht mal ein Joe Burrow in der Hinsicht mithalten – mit einem tollen Arm und Accuracy auf allen drei Leveln des Feldes. Dass er zudem ein Topathlet und sehr gefährlicher Runner ist, macht die Buckeyes-Offense so unberechenbar – und doch musste er sich bisher nicht einmal besonders auf seine läuferischen Fähigkeiten verlassen.
Doch haben Fields dual-threat Skills entscheidenden Einfluss auf andere Bereiche der Buckeyes Offense gehabt. Mit ihm läuft das Running Game besser als letzte Saison (mit dem fantastischen Passer, aber recht immobilen Dwayne Haskins). Die gegnerischen Defenses können sich bei Zone Reads nicht mehr allein auf RB J.K. Dobbins konzentrieren, und der nutzte das exzellent aus. Dobbins hat sich zudem in einigen Bereichen nochmals verbessert (exzellente Balance, recht elusive, decisive, wenig wasted movements), ich fand ihn zudem explosiver als in den vergangenen Saisons. Ein Backfield mit Fields und Dobbins ist ein big play waiting to happen. HC Ryan Day kann so viel flexibler callen, als Urban Meyer und er es letzte Saison mit Haskins konnten.
Vergessen wird gerne eine O-Line, die sich ebenfalls gesteigert hat. Nicht nur LT Thayer Munford und Rutgers Grad Transfer OG Jonah Jackson, sondern auch RG Wyatt Davis bekommt mittlerweile ein wenig mehr Beachtung – und das zurecht. Ziemlich physischer Typ, der gute Lücken aufblockt und seine Blocks konsequent finisht:

Bei den Receivern wird wie in den letzten Jahren zwischen etwa fünf Kandidaten munter durchgewechselt: ob K.J. Hill aus dem Slot oder bei underneath Routes, der riesige, aber inkonstante Binjimen Victor außen, das große Talent Garrett Wilson, alle kriegen ihre Bälle. Für mich sticht da dennoch einer relativ deutlich heraus: So. WR Chris Olave, die Entdeckung des letztjährigen Spiels gegen Michigan. Wirkt ein wenig lanky, jedoch enorm explosiv, immer wieder schöne Routen (Burst aus den Cuts), vertikale Gefahr und wirklich exzellente Ball Skills & Body Control – wie er letzte Woche gegen Rutgers mal wieder bewies:

Würde Olave in einem anderen Team spielen, in dem die Receiver nicht so oft rotieren würden, sprechen wir hier meiner Ansicht nach von einem echten Star. Aber ich bin felsenfest davon überzeugt, dass das noch kommen wird. Mark my words.

Wie soll Penn State gegen dieses offensive Powerhouse bestehen? Schlecht ist die Defense der Nittany Lions auf gar keinen Fall, doch gibt es ein paar Lücken, die für dieses Matchup dringend gestopft gehören.
Ich gehe davon aus, dass der erste Impuls von DC Brent Pry sein wird, den Buckeyes das Laufspiel von RB und QB zu nehmen. Da die Lions Offense ähnlich viel mit Zone Read agiert, sollte das im Training zumindest kein Problem darstellen (auch wenn die Schemes etwas differieren). Ich vermute, dass man mit den beiden starken DEs Yetur Gross-Matos und Shaka Toney ein wenig mehr contain spielen wird, um Fields in der Pocket zu behalten. So oder so wird auf die Linebacker-Crew eine Mammutaufgabe warten: aggressiv spielen und Löcher an der Line of Scrimmage stoppen, aber stets diszipliniert gegenüber QB Runs und Bewegungen in der OL sein – und dazu die Fenster für die RPOs nicht vernachlässigen. Dies könnte das Spiel sein, in dem mein kleiner Crush OLB Micah Parsons endgültig Bekanntheit erlangt, wenn er auf seiner Seite den Lauf unterbindet. Die Physis und Spielintelligenz bringt er zweifelsohne dafür mit. Auf der anderen Seite wird der vielseitige OLB Cameron Brown dasselbe versuchen, und der MLB Jan Johnson sollte sich rein auf die Inside Zone Runs von Dobbins und Draws von Fields konzentrieren. Tackling ist wie immer das A und O.
Gespannt bin ich auf die Ausrichtung der Secondary. Da gab es in den letzten Wochen doch ein paar Probleme, sowohl in ihrer klassischen Cover 3 Off (die gerade gegen Minnesota sehr anfällig für RPO-Slants und andere Crossing Routes war) als auch in der Übernahme von Zonen bei DB Blitzes. Gegen Penn State griff man mehr auf Man-Konzepte zurück und war damit zumindest teilweise erfolgreicher. Hier wird es enorm wichtig sein, die Buckeyes in keine Komfortzone kommen zu lassen und immer wieder mit Coverage Disgiuises zu agieren. Wenn es ein Fragezeichen bei Fields gibt, dann sicherlich am ehesten die Erfahrung gegen Top-Defenses.

Key Matchups:

Buckeyes LT Thayer Munford vs. Lions DE Yetur Gross-Matos

Buckeyes OG Wyatt Davis vs. Lions DT Robert Windsor

Buckeyes RB J.K. Dobbins vs. Lions OLB Micah Parsons

Buckeyes WR Chris Olave vs. Lions CB Tariq Castro-Fields

 

Nittany Lions Offense vs. Buckeyes Defense:

Wie gesagt: Die Ausrichtung der Offense unter OC Ricky Rahne habe ich in den letzten Wochen des Öfteren erwähnt: viel Zone Read mit einem der zahlreichen RBs (meist Fr. Noah Cain oder Speedster Journey Brown) sowie QB Sean Clifford, der eine unterschätzte Mobilität mitbringt. Dazu gibts dann immer mal wieder tiefe Shots auf die ultraschnellen WR K.J. Hamler und Jahan Dotson. Gerade Hamler muss den Ball unbedingt mehr in seine Hände bekommen, sei es downfield oder mit Screens und Jet Sweeps. Er ist zwar noch angeschlagen, wird aber wohl auflaufen können.
Dazu haben die Lions mit meinem zweiten Crush TE Pat Freiermuth eine echte Waffe über die Mitte und bei Seam Routes. Freiermuth ist ein Mismatch, nach dem Catch extrem stark (sowohl athletisch als auch als Bulldozer). Ich schrieb vor der Saison, dass ich ihn als kommenden Star sehe, das hat sich mittlerweile bewahrheitet. Und aufpassen, liebe Draftniks: Freiermuth ist zwar ein true Sophomore, da er allerdings bereits drei Jahre aus der Highschool raus ist, könnte er sich mit Sondergenehmigung zum Draft melden. Ich bin sicher, dass Clifford ihn in diesem Spiel besonders oft versuchen wird einzubinden.

Denn was will man gegen diese fantastische Buckeyes-Defense tun? Gegenüber dem vergangenen Jahr ist sie einfach nicht wiederzuerkennen, und das bei größtenteils demselben Personal. Die beiden neuen Co-DCs Greg Mattison (auch noch ein Ex-Wolverine) und Jeff Hafley haben da ganze Arbeit geleistet.
Natürlich müssen wir da zu Beginn über Star-DE Chase Young reden. Young wurde ja gesperrt, weil er sich von einem Freund (der eventuell mit der Universität assoziiert ist) Geld geliehen hatte, damit er seiner Freundin einen Besuch beim letztjährigen Rose Bowl ermöglichen konnte. Das Geld zahlte er bereits vor längerem zurück, aber das genügte der NCAA offensichtlich nicht, die ihn dafür erst vier Spiele aus dem Verkehr zog und diese Sperre nach seinem Einspruch auf zwei Spiele reduzierte. Young kann damit bei den beiden wichtigen Partien gegen Penn State und Michigan dabei sein, dennoch muss man sich hier erneut an den Kopf fassen. Ein Superstar wie Young sollte sich überhaupt kein Geld leihen müssen, um seine Freundin zum Rose Bowl mitzunehmen, er sollte das Geld schlicht haben. Immerhin bröckelt die Front da, wenngleich zu langsam…
Anyway, Young ist natürlich der Schlüsselspieler in der Buckeyes Defense, und er bekommt es mit einem Freshman zu tun. Lions LT Rasheed Walker ist ein verdammt talentierter Liner, der eine tolle Saison spielt, doch in den letzten Wochen bekam er ein paar Probleme. Kann er Young zumindest ab und an unter Kontrolle halten? Mehr erwartet eigentlich niemand. Doch besteht die Buckeyes Front nicht allein aus Young. DT Davon Hamilton hat diese Saison einen Riesensprung gemacht! Immer schon ein sehr kräftiger interior Liner, doch nun zeigt er auch die Quickness (lateral plus in seinem Arm/Handeinsatz), um eine beständige Gefahr zu sein. Kann sich gegen double Teams erwehren. Als ich zur Vorbereitung auf dieses Preview mir nochmal Ausschnitte der Buckeyes Defense ansah, ist er mir mehrfach ins Auge gesprungen. Sleeper.

Den größten Sprung gegenüber letzter Saison haben wohl die Linebacker gemacht. Viel disziplinierter, sound und dennoch nicht reaktiv. Bei OLB Malik Harrison konnte man das nach seinem starken Finish 2018 erwarten, doch die ganze Unit überzeugt. Auf Harrisons gefährliche Blitze muss die Lions Line unbedingt aufpassen. Wenn es eine kleine Schwäche gibt, dann vielleicht die Coverage. Die Lions müssten also TE Freiermuth beständig gegen einen Linebacker schemen, um dies genauer zu eruieren. Vielleicht stecke ich noch zu sehr in letzter Saison fest, aber wenn die Defense v verwundbar ist, dann am ehesten in dieser Truppe.
Die Secondary ist dagegen pervers gut, was natürlich auch mit der Präsenz von Young und Co. zusammenhängt. Im Gegensatz zu den letzten Jahren basiert sie nicht mehr nur auf Press Man Coverage, sondern flechtet immer wieder Zone-Elemente mit ein. Das kommt den CBs offenbar entgegen. Bei Star-CB Jeffrey Okudah dürfte das keinen Unterschied machen, da er eh der geborene Man Cover Corner ist mit seinen elektrisierenden Füßen, megafluiden Hüften und dem long Speed. Doch spielen die anderen beiden CBs, Shaun Wade und der ewige Damon Arnette, ebenfalls auf ganz hohem Niveau. Wade bemannt trotz guter Größe meist den Slot, Arnette kann innen und außen spielen. Der erfahrene S Jordan Fuller wäre von seinem Skillset her prädestiniert für Man Coverage gegen Freiermuth, aber wird man ihn aus seiner tiefen Rolle gegen solche Speedster wie Hamler entlassen?

Key Matchups:

Lions LT Rasheed Walker vs. Buckeyes DE Chase Young

Lions OG Steven Gonzalez vs. Buckeyes DT Davon Hamilton

Lions QB Sean Clifford (running) vs. Buckeyes OLB Malik Harrison

Lions WR K.J. Hamler vs. Buckeyes CB Jeffrey Okudah

Fazit: Mir fällt es schwer, ein Szenario zu entwerfen, in dem Penn State das Spiel auch nur eng gestalten kann, zu überlegen waren die Buckeyes bislang in allen Bereichen. Würde der Defense der Lions durchaus zutrauen, ein paar Stops zu generieren, doch ist die Offense mit zu wenig echten Difference-Makern besetzt (eigentlich nur TE Freiermuth und WR Hamler), um dauerhaft gegen die Buckeyes scoren zu können. Ich würde mich aber sehr gerne irren und ein spannendes Match erleben.

 

Ansonsten gibt der frühe Slot um 18 Uhr nicht sonderlich viel her. #4 Alabama (gegen Western Carolina) und #15 Auburn (gegen Samford) haben sich FCS-Teams geladen, die sie nach Strich und Faden verprügeln werden. Bei Alabama wird man voraussichtlich jede Menge Spielzeit von Tuas jüngerem Bruder Tulia Tagovailoa sehen, da Saban seinen jetzigen Starter Mac Jones sicherlich nicht voll durchspielen lässt. Mehr Interessantes ist aber nicht zu erwarten. Am ehesten würde mich noch das Duell zwischen #17 Iowa (7-3) und Illinois (6-4) interessieren, obwohl es um nicht mehr allzuviel geht. Die Illini sind sensationell bowl-eligible – eine Riesenleistung von HC Lovie Smith, der ja noch zu Beginn der Saison (und nach einer Niederlage gegen MAC-Team Eastern Michigan) auf dem heißen Stuhl saß. Hätten die Illini gegen EMU und Nebraska gewonnen (wo man mehrfach mit 14 Punkten führte und doch noch verlor), wären sie mittlerweile sogar gerankt. Und das, nachdem der beste Spieler DE Bobby Roundtree nach einem schrecklichen Schwimmunfall in der Offseason nie wieder Football spielen kann. Respekt auch an OC Rod Smith, einem Schüler von Rich Rodriguez, der seine Offense, die eigentlich auf einem mobilen QB basiert, für Michigan Transfer Brandon Peters sinnvoll umgebaut hat. Illinois Offense ist duchaus ansehbar, u.a. mit dem ultraquicken RB Reggie Corbin und seinen absurden Moves. Wer dieses Spiel auf dem second Screen laufen lässt, sollte unbedingt mal ein Auge auf WR Josh Imatorbhebhe werfen – nicht wegen des Namens, sondern wegen seiner Skills. Der USC Transfer ist ein großes kräftiges Mismatch und besticht in eins-gegen-eins Situationen. Starke Ballskills, einige Highlight Catches. Die Defense ist in der Laufverteidigung löchrig (trotz eines soliden LB-Duos Dele Harding und Jake Hansen), aber aufgrund einer starken Secondary gegen den Pass relativ sattelfest. Der beste Edgerusher Oluwole Betiku (ebenfalls USC Transfer) soll immerhin zurückkehren. Gegen die maue Run Defense sollte allerdings selbst Iowa laufen können, die mit Fr. RB Tyler Goodson eine Menge Athletik auf den Platz bringen.

 

 

Texas A&M Aggies (7-3, 4-2 SEC) @ #4 Georgia Bulldogs (9-1, 6-1 SEC)
(21:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit)

Trap Game? Georgia kommt von einem knappen, aber insgesamt doch überzeugenden Sieg gegen Auburn, hat das Ticket für das SEC-Finale bereits in der Tasche und könnte sich bereits auf den Mega-Clash gegen LSU in zwei Wochen konzentrieren. Schließlich dürfte das traditionelle Rivalry Game gegen Georgia Tech, der Clean, Old-Fashioned Hate, aufgrund des radikalen Umbruchs der Yellow Jackets noch mehr als ohnehin schon zu einem Spaziergang werden. Doch sollte diese Woche auf gar keinen Fall auf die leichte Schulter genommen werden. Texas A&M läuft gefühlt trotz 7-3 Bilanz ein wenig unter dem Radar. Das liegt zum einen daran, dass man in der zweiten Saison von HC Jimbo Fisher nach dem vielversprechenden Ende der 2018er Saison ein wenig mehr erwartet hatte, zum anderen daran, dass die Aggies in den wichtigen Spielen Niederlagen bezogen haben, davon zwei deutliche. Der Spielplan meint es allerdings auch nicht wirklich gut mit ihnen: Clemson, Auburn, Alabama, und nun warten noch Georgia und LSU. Gut möglich also, dass man am Ende mit einer 7-5 Bilanz dasteht, aber nur gegen Teams aus den Top 10 (plus Auburn, die in den Top 15-20 landen könnten) verloren hat.

Und komplett ohne Chance sehe ich die Aggies in der Tat nicht. Georgia hat immer noch leichte Probleme, die Passing Offense in Gang zu bringen. Leider verfügen die Aggies über keinen gefährlichen Outside Passrush, so dass die superbe O-Line der Bulldogs QB Jake Fromm wohl eine Menge Zeit verschaffen wird. Aufpassen muss man allerdings innen auf den superben DT Justin Madubuike, einen enorm disruptive 3-tech mit starkem Getoff, der kaum zu kontrollieren ist. Eine unangenehme Aufgabe für (u.a.) OG Solomon Kindley. Die Secondary der Aggies ist nicht übermäßig prominent besetzt, aber durchaus gut. Sollte Bulldogs WR Lawrence Cager ausfallen, bin ich gespannt, wie das ansonsten junge Receiving Corps sich gegen diese Truppe schlägt.

Auf der anderen Seite ist die Offense der Aggies etwas besser in Schwung gekommen. QB Kellen Mond hat sich von seinem Slump Mitte der Saison ein wenig erholt, und das physische Receiving Corps aus Quartney Davis, Jhamon Ausbon und Kendrick Rogers gehört für mich weiterhin zu den besseren der SEC. Und mit true Fr. TE Jalen Wydermyer kündigt sich ein richtiges Toptalent an.
Noch wichtiger vielleicht: Mit true Fr. RB Isaiah Spiller haben die Aggies auch wieder ein Laufspiel, das Druck von Mond nehmen kann. Spiller hat sich enorm entwickelt in der Saison: großer, sehr kräftiger Bruiser Back mit unterschätztem Speed. Die letzten Spiele waren sehr beeindruckend. Und wenn er mal eine Pause braucht, kann man 240 pounder Cordarrian Richardson aufs Feld schicken und die Defense ein wenig bestrafen. Das Laufspiel ist längst auf einem ganz anderen Niveau als Anfang/Mitte der Saison.

Doch steht da immer noch eine Bulldogs Defense, die gegen den Lauf kaum etwas zugelassen hat. Ich schrieb es am letzten Wochenende bei Twitter: Georgia hat vielleicht nicht die Megastars in der Defense wie andere SEC-Teams, aber einfach eine extrem gut gecoachte, sehr disziplinierte und technisch ausgereifte Unit. Niemand konnte bisher gegen Georgia gut punkten (noch immer hat kein Team 20 Punkte in der regulären Spielzeit aufs Board bringen können). Die CBs sind stark verbessert und nehmen damit den Top Safeties J.R. Reed und Richard LeCounte einiges an Verantwortung ab, die Front ist extrem stout und die beiden ILBs räumen sicher ab. Wenn es einen Punkt gibt, der noch etwas hakt, dann das Finishen des Passrushes. Zwar bekommen die Bulldogs wesentlich mehr Pressure auf den gegnerischen QB als 2018, doch das hat sich noch nicht in entsprechenden Sack-Statistiken niedergeschlagen. Hier ist mit den beiden Freshmen Azeez Ojulari und Nolan Smith enormes Potenzial vorhanden. Irgendwann wirds da explodieren, vielleicht ja noch diese Saison.

Fazit: Glaube an ein engeres Spiel, als viele vermuten. Sollte mal wieder ein low scorer auf hohem Niveau werden. Sehe die Bulldogs letztlich vorn, aber nur knapp. Aufgepasst!

 

#13 Michigan Wolverines (8-2, 5-2 Big Ten) @ Indiana Hoosiers (7-3, 4-3 Big Ten)
(21:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit)

Noch ein Trap Game? Michigan sollte nicht zu sehr auf das große Spiel gegen Ohio State in der kommenden Woche schielen. Indiana ist ein sehr gefährliches Team, was letzte Woche auch Penn State erfahren musste. Hätten sich die Hoosiers nicht in zwei entscheidenden Situationen selbst in den Fuß geschossen, hätte das Spiel einen anderen Verlauf nehmen können.
Dennoch erscheint mir Michigan in der Form der letzten Spiele schlicht zu dominant in der Defense. Was DC Don Brown da nach anfänglichen Schwierigkeiten wieder für eine Truppe auf den Rasen schickt, ist einfach sensationell. Vorne wird wild und kreativ geblitzt, dazu hat man vorne mit den DEs Kwity Paye, Mike Danna und DE/LB Hybrid Josh Uche bereits viel Passrush-Gefahr. Uche spielt eine fantastische zweite Saisonhälfte und ist mit seiner Quickness für O-Liner kaum zu stellen. Dazu werden LBs wie Jordan Glasgow oder der junge Cameron McGrone (ich bleibe dabei, von dem werden wir noch viel hören) immer wieder gen gegnerischer QB geschickt. Indiana hat gerade in der Mitte eine solide Line, doch außen ist man nach dem Ausfall von LT Coy Cronk eventuell etwas schwächer besetzt. Spätestens nach diesem Spiel werden wir das beurteilen können, da bin ich mir sicher.

Ich sehe nicht, wie die Hoosiers erfolgreich laufen wollen. RB Stevie Scott ist ein Bulle, aber genau der Typ RB, mit dem die Wolverines Defense gut klarkommen sollte (da er immer eins, zwei Schritte Anlauf braucht, in denen der Blitz bereits in vollem Gange sein wird). Wichtig wäre für die Hoosiers die Rückkehr ihres besten Playmakers, Slot WR Whop Philyor, sein, der jedoch nach einem üblen Sandwich-Tackle letzte Woche gegen Penn State noch im Concussion Protocol steckt. Ausgang unklar. Sein Ersatz, true Fr. Davis Ellis, hat mir durchaus gefallen, doch ist Philyor schlicht nicht zu ersetzen. Die beiden Outside WR werden es gegen Michigans hautenge Press Man Coverage (unter anderem mit dem extrem flinken CB Lavert Hill) voraussichtlich schwer haben. QB Peyton Ramsey wäre gut beraten, den Ball schnell loszuwerden. Man wird es wie einige andere Teams mit Screens und Crossern / Mesh-Konzepten probieren.

Auf der anderen Seite hat Indiana eine unterschätzte Defense, so dass ich nicht annehme, dass die Wolverines massig Punkte scoren werden. HC Tom Allen hat die Verteidigung hervorragend eingestellt, so dass man selbst ohne besondere Stars gut mit den allermeisten Gegnern mithalten kann (zu nennen wären IMO am ehesten DT Demarcus Elliott, LB Micah McFadden und HUSKY Marcelino Ball). Ich bezweifle, dass Michigan noch einmal so passlastig auftreten wird wie gegen die desaströse Passverteidigung von Michigan State, doch sollte das Spiel QB Shea Patterson und seinem starken Receiving Corps ein wenig Mut gemacht haben. Indianas Defense ist gegen den Lauf anfälliger, so dass ich eine Menge Runs von Zach Charbonnet, Hassan Haskins sowie QB Patterson via Zone Reads erwarte. Könnte auch schematisch ein sehr interessantes Spiel werden.

 

#25 SMU Mustangs (9-1, 5-1 AAC) @ Navy Midshipmen (7-2, 5-1 AAC)
(21:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit)

Topspiel in der AAC West! Beide Teams haben zwar bereits gegen Memphis verloren, doch müssen die Tigers am letzten Spieltag ja noch gegen Cincinnati, das Spitzenteam der AAC East, antreten. Stolpert Memphis, winkt dem Sieger dieser Partie der Divisionssieg und damit das AAC Championship Game.
Und hier treffen zwei Welten aufeinander. SMUs HC Sonny Dykes ist ein alter Air Raid-Verfechter (wenngleich er sein System etwas angeglichen hat), Navy spielt unter HC Ken Niumatalolo die bekannte Flexbone Triple Option. Der Kampf der Systeme sozusagen!

Kaum ein Quarterback in der gesamten FBS nimmt so viele tiefe Pässe wie Shane Buechele. Der Texas Transfer ist nach solidem Beginn richtig heiß gelaufen und erfüllt jede Voraussetzung eines Gunslingers. Leider wird ihm erneut seine hervorragende vertikale Waffe WR Reggie Roberson mit seinem fantastischen deep Speed fehlen, so dass sich viel auf den anderen WR James Proche verlagern wird. Eher Typ Slot WR mit exzellenten Händen, guter Quickness, aber nicht die große Gefahr für die tiefen Dinger. In den letzten Spielen ist mir der TE Kylen Granson sehr positiv aufgefallen. Granson hat guten Speed für einen TE und ist downfield eine Gefahr (Seam Routes, wird auch mal als Receiver aufgestellt). Gute Hände, habe einige Highlight Catches von ihm gesehen. Muss mich noch etwas näher mit ihm beschäftigen, aber wirkt für mich wie ein ziemlich attraktiver Sleeper-Kandidat. Granson und Proche werden die aggressive Defense von Navy vor einige Probleme stellen. Könnte mir nach dem Erfolg des großen Notre Dame-Receivers Chase Claypool gegen die Midshipmen letzte Woche gut vorstellen, dass man Granson mehr umherbewegen wird. Und im Notfall hat man mit RB Xavier Jones einen kräftigen Back, der fleißig Touchdowns sammelt (schon 20 diese Saison).

Das Spiel gegen Notre Dame war eine Enttäuschung für Navy – weniger die Niederlage als das Zustandekommen derselben. So chancenlos hatte man die Midshipmen nicht erwartet. Doch muss das für dieses Match nicht unbedingt viel heißen: Flexbone-Teams spielen in der Offense ihren Stiefel runter ohne die ganz großen Adjustments im Game Plan (wenn dann eher in-game). Wichtig wird sein, nicht zu früh zu stark in Rückstand zu geraten, um das Running von QB Malcolm Perry und B-Back Nelson Smith in Ruhe aufziehen zu können. Doch müssen die Fumbles bei jedweden Ballübergaben dringend vermieden werden, sonst läuft es schnell so wie gegen die Irish.

Ich erwarte ein spannendes Spiel auf Augenhöhe.

 

Temple Owls (7-3, 4-2 AAC) @ #19 Cincinnati Bearcats (9-1, 6-0 AAC)
(01:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit)

Nachts ist die Auswahl doch ziemlich mau. Meine erste Anlaufstelle wird wohl ein weiteres AAC-Duell sein. Die Owls haben noch eine Chance auf den Divisionssieg, wenn sie beide ausstehenden Spiele gewinnen und die Bearcats beide verlieren. Da Cincinnati wie erwähnt auch noch auf Memphis trifft, kein total unrealistisches Szenario. Die Bearcats sind in einem kleinen Tief und tun sich gegen eigentlich deutlich schlechtere Gegner ziemlich schwer. Gegen East Carolina versagte die zuvor so starke Defense, gegen USF brachte die Offense nichts zustande. Immerhin konnten beide Spiele knapp und ein wenig glücklich gewonnen werden, so dass sich die Bearcats weiterhin im Kampf um den begehrten Platz in einem der New Year’s Six Bowls befinden.

Die Offense der Bearcats jagt momentan den wenigsten Angst ein. QB Desmond Ridder sich nicht so weiterentwickelt, wie ich das nach der starken Freshman-Saison erwartet hatte. Daher baut die Bearcats Offense auf viel Lauf mit Ridder und dem physischen und dennoch vielseitigen RB Michael Warren (starker Receiver). Im Passspiel läuft das meiste über den von mir schon öfter gelobten TE Josiah Deguara, den man sich im Hinblick auf die Draft einmal näher anschauen könnte. Im Normalfall ist die Defense, das Spezialgebiet von HC Luke Fickell, die Säule des Teams. Er spielt weiterhin das alte Buckeyes-System (4 man front, Press Man außen), kann aber auch variabel auf die Stärken des Gegners reagieren (wie gegen UCF). Die Bearcats forcieren mehr als zwei Turnover pro Spiel und haben gerade in der Pass Defense einige interessante Spieler. Keiner hat mich mehr beeindruckt als der lange true Fr. CB Ahmad „Sauce“ Gardner. Zwar nur teilweise Starter (neben den beiden anderen guten CBs Coby Bryant und Cam Jefferies), verdammt großes Talent. Setzt seine Größe bei Press gut ein, aus Off sehr instinktiv mit tollem Break und hervorragenden Ball Skills. Einer fürs Notizbuch. Mit den S Darrick Forrest und Ja’Von Hicks (ein extremer Gambler, Big Play für ihn oder für den Gegner) ist man ganz hinten ebenfalls olide aufgestellt, obwohl ja seit Beginn der beste Defender, S James Wiggins, mit Kreuzbandriss fehlt.

Temple hat die kleine Schwächephase vor einigen Wochen mittlerweile überstanden. In der Offense gibts ein paar Parallelen zu den Bearcats. QB Anthony Russo stagniert ebenfalls ein wenig, allerdings setzt HC Rod Carey ein wenig mehr Kurzpassspiel dagegen ein. Insbesondere WR Jadan Blue erwies sich in den letzten Wochen als verlässliche Waffe. Mit dem riesigen outside Target Branden Mack hat man darüber hinaus ein potenzielles Mismatch für die Seitenlinie und die Redzone.
Doch auch bei den Owls dreht sich alles um die Defense, die nach einigen kleineren Verletzungssorgen mittlerweile wieder halbwegs auf dem Damm ist. Insbesondere das Fehlen vom herausragenden DT Ifeanyi Maijeh (hatte ich hier mal genauer vorstellt) merkte man zuvor doch sehr. Ganz stark kam in den letzten Wochen der outside Speedrusher DE Quincy Roche auf. Roche ist ein undersized Edge Terror mit einem Monster Getoff (insbesondere sein 1st step ist heausragend) und einer enormen Menge Pressures, die sich im Laufe der Saison mehr und mehr in Sacks niedergeschlagen haben. Roche sollte man definitiv auf dem Zettel haben. Auch weiter hinten verfügen die Owls über einige spannende Playmaker (OLB Shaun Bradley, CB Harrison Hand, S Benny Walls, wobei der wegen Verletzung noch fraglich ist).

Fazit: Ein ganz knackiges Spiel für die Bearcats. Gibt es keine erhebliche Formsteigerung gegenüber den letzten Wochen, werden sie dieses Spiel verlieren. Die Owls Defense ist absolut heiß und sehr opportunistisch.

 

Wer nachts lieber ein Power 5-Spiel sehen will, kann schauen, ob Arizona State (5-5) mit HC Herm Edwards irgendwie die Sensation gegen #6 Oregon (9-1) gelingt, auch wenn die Chancen zugegebenermaßen extrem gering sind (Kickoff um 01:30 Uhr). Vielleicht könnte etwas mehr Spannung bei einem weiteren Duell zwischen einem 9-1 Team und einem 5-5 Team, #9 Oklahoma gegen TCU, entstehen (Kickoff um 02:00 Uhr). Schließlich schwächeln die Sooners ein wenig und wirken insgesamt verwundbar, wenngleich das Comeback gegen Baylor einiges an Selbstbewusstsein gebracht haben sollte. TCU ist ein unangenehmer Gegner (vier der fünf Niederlagen waren one-score games). Vielleicht nutze ich einfach die Gelegenheit, mir ein paar Frogs-Spieler näher anzuschauen. Fr. QB Max Duggan ist alles andere als fehlerfrei, aber macht einfach Spaß. Ein Gamer, über den wir in den kommenden Jahren wohl noch häufiger reden werden. Jalen Reagor ist einer der schnellsten Receiver und top after the catch, geht in der Diskussion um die Top-WR im College Football manchmal aufgrund der Stats ein wenig unter. Die Defense hat ein paar Sleeper, bei denen sich näheres Hinschauen lohnt. Neben dem bekannteren CB Jeff Gladney (extrem schneller CB mit starken Füßen) tummeln sich da ein paar noch unentdeckte Rohdiamanten: etwa OLB Garret Wallow, einer dieser typischen TCU-Linebacker (deutlich undersized, enorm athletisch, gut in Pursuit und Coverage) im Stile von Travin Howard, Arico Evans oder Jawuan Johnson. Wer mir letztens außerordentlich gut gefallen hat, war ihr deep S Trevon Moehrig. Starke Instinkte und herausragende Ball Skills, sah auch in dem einen oder anderen Rep in Man Coverage ganz okay aus. Diese Truppe gegen die Offense um Jalen Hurts, Kennedy Brooks und hoffentlich wieder CeeDee Lamb (allerdings noch fraglich) könnte ein paar nette Matchups geben. Dennoch: Stolpern werden die Sooners hier nicht.