Vorschau Woche 8: Matchups, Matchups, Matchups…

Wie heißt das noch in klassischen Dramen? Retardierendes Moment. Der Abschnitt, in dem Handlung und Spannungsbogen ein wenig aufgehalten werden. Alles verzögert sich, der erwartete Clash bleibt (noch) aus. Auf dieser Stufe befinden wir uns momentan im College Football-Spielplan. Diese Woche hält – wie schon die letzte Woche – auf dem Papier wenig Höhepunkte bereit. Das bedeutet natürlich nicht zwangsläufig, dass es zu keinen Überraschungen kommen muss. Man frage dafür nur einmal bei Iowa nach. Aber die ganz große Vorfreude stellt sich eben nicht unbedingt ein. Kein einziges Duell zweier gerankter Teams steht an. Sprich: Kaum ein Team kann wirklich gewinnen, dafür fast alle einiges verlieren – wie jede Woche.

Es trifft sich ganz gut, dass ich diese Woche leider zeitlich ein wenig eingeschränkt bin. Daher wird es nur eine sparsame Version des üblichen Previews geben. Damit das trotzdem für den einen oder die andere einen Mehrwert hat, habe ich mich einerseits auf die Situation der jeweiligen Teams, andererseits auf besondere Matchups konzentriert. Ab kommendem Spieltag werde ich dann wieder die gewohnten Vorschauen in der üblichen Länge und Ausführlichkeit verfassen. Hoffe ich zumindest.

Illinois Fighting Illini (2-5) @ #7 Penn State Nittany Lions (5-1)
(18:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit; bei DAZN und ranCollege)

Das Free TV-Publikum hat dieses Mal nicht ganz so viel Glück mit der Spielauswahl, denn hier ist doch eher ein Blowout zu erwarten. Für Penn State geht es nach der unglücklichen Niederlage bei Iowa und einer Woche Pause nun darum, konzentriert zu bleiben, bevor es ab der nächsten Woche so richtig ans Eingemachte geht. Schließlich warten noch die drei großen Big Ten East-Konkurrenten Ohio State, Michigan und Michigan State, die allesamt im Conference Schedule noch ungeschlagen sind. Immerhin haben die Lions zwischen diesen drei Krachern jeweils eine Woche Pause mit Duellen gegen vermeintlich leichtere Gegner (Maryland, Rutgers).

Illinois ist mit dem neuen HC Bret Bielema im Umbruch. Neues System in Offense und größere Umstellungen in der Defense, das braucht Zeit – gerade für ein Team, das seit Jahren mit wenigen Ausnahmen zu den schlechtesten der Big Ten gehört. Nach dem Überraschungscoup gegen Nebraska in Woche 0 setzte es dann auch die erwarteten Niederlagen – und sogar eine überraschende gegen UTSA. Vielleicht erwartete Bielema, dass sein Team schon in der ersten Saison mehr erreichen könnte als eine 2-5 Bilanz nach sieben Spielen. Dennoch waren seine Aussagen unter der Woche fürchterlich unnötig und dumm.

Mal ehrlich, wer hat Lust für so einen Coach aufzulaufen? Ich nicht. Ja, gerade Illinois Offense ist aktuell schlecht, keine Frage, doch wird sie durch solche Nummern besser? Erinnert an den Klassiker von Fußballtrainern, die bei Antritt des neuen Jobs erstmal die Fitness des Kaders kritisieren. Irgendwie muss man sich ja selbst vor Misserfolgen wappnen. Aber eine gesamte O-Line unter den Bus werfen, in der ein ehemaliger All-Conference-Spieler (RT Alex Palczewski) und ein langjähriger solider C (Doug Kramer) spielt? Cmon. Was Bielema da geritten hat – nunja, er wird es womöglich noch zu spüren bekommen.

Matchups:

Die Offense von Illinois gehört zu den schlechtesten Passing Teams des Landes – da wird es ganz egal sein, ob Bielema sich für QB Brandon Peters oder doch QB Art Sitkowski entscheidet. Wer will, kann mal auf die beiden TEs Luke Ford und Daniel Barker schauen. Werden nicht oft eingesetzt, gehören aber zu den talentierteren Offense-Spielern. Sie bekommen es entweder mit einem der herausragenden LBs der Nittany Lions um Brandon Smith oder den sensationell spielenden S Jaquan Brisker zu tun. Im Laufspiel sehe ich ebenfalls schwarz: RB Chase Brown kämpft sich angeschlagen durch die Saison, und auch der bullige Fr. RB Josh McCray sollte kein Problem für die besagten Linebacker um MLB Ellis Brooks und die OLBs Brandon Smith und Curtis Jacobs werden.

Die Defense von Illinois ist nach abgegebenen Punkten immerhin im Mittelfeld der FBS anzutreffen, gibt aber sowohl gegen den Lauf als auch gegen den Pass ziemlich viele Yards ab. Nun fällt dazu noch der wichtigste Spieler, ILB Jake Hansen, für den Rest der Saison aus (und muss damit seine College-Karriere beenden). Vielleicht eine Chance für die Lions, ihr nicht übermäßig explosives Laufspiel ein wenig auf Vordermann zu bringen?
Das wichtigste ist jedoch die Rückkehr von QB Sean Clifford, der diese Woche wieder ins Training zurückgekehrt ist. Er sollte möglichst wenig Bekanntschaft mit dem Passrush der Ilini machen. Wichtigstes Duell hier eindeutig von dem beweglichen LT Rasheed Walker gegen den besten Passrusher, OLB Owen Carney. Qualität versprechen die Duelle zwischen WR und Secondary: WR Jahan Dotson hat sich mit seinem Speed, aber auch seinen Händen und seiner Toughness etwas unter dem Radar zu einem der besten Receiver des Landes entwickelt. Er wird voraussichtlich öfter auf CB Tony Adams treffen, einen konvertierten Safety und den besten Passverteidiger der Illini. Bei tiefen Bällen ist zudem auf S Kerby Joseph zu achten, der in dieser Saison ein wenig aus dem Nichts kam und mit bereits drei Interceptions überrascht hat.

Spannend sollte es trotzdem nicht lange bleiben…

#16 Wake Forest Demon Deacons (6-0) @ Army Black Knights (4-2)
(18:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit)

Interessantes Duell zweier besonderer Offense Schemes: Wake Forests Slow-Mesh-RPO-Offense trifft auf Armys Flexbone. Beide sind gut in die Saison gekommen: Wake Forest ist das letzte ungeschlagene Team der ACC, Army wird sich wohl vor allem über die Niederlage bei Ball State ärgern. Die zweite Niederlage war sicherlich verkraftbarer, ein knappes 14-20 in Madison gegen Wisconsin. Die Black Knights wollen an ihre erfolgreiche 2020er Saison anknüpfen. Für Wake Forest geht es darum, sich ja keine Blöße zu geben, bevor der Rest des ACC-Spielplans auf sie wartet. Schließlich ist für die Deacs ja sogar einer der großen Bowls möglich.

Matchups:

Das Spiel könnte spannender werden, als es auf den ersten Blick scheint. Wake Forest hatte nach dominantem Saisonbeginn in den letzten Wochen gegen Louisville und Syracuse (Overtime) ziemlich kämpfen. Problem der Deacs ist eine löchrige Run Defense, die gerade das lauforientierte Syracuse mit seinem dual-threat QB und RB auszunutzen wusste. Und nun wartet eben die unangenehme Flexbone-Offense. Die große Stärke der Deacs Defense, das Defensive Backfield mit einigen wirklich spannenden jungen Spielern (Fr. CB Caelen Carson, Fr. S Nick Andersen) wird voraussichtlich keine ganz so große Rolle spielen. Es wird vor allem darum gehen, das Laufspiel des Quarterbacks (wahrscheinlich Christian Anderson, der wieder fit sein soll nach zweiwöchentlichem Ausfall) durch die Mitte zu stoppen. Kann sich der beste Liner der Deacs, DT Miles Fox, gegen die undersized, aber bewegliche O-Line durchsetzen und das interior Running eindämmen? Zudem ist Vorsicht geboten vor dem Slotback Tyrell Robinson, der im Run Game für die Big Plays über außen sorgt. Hier muss LB Luke Masterson auf der Hut sein: Er bringt Schnelligkeit und Aggressivität mit, muss gegen diese Offense aber stets diszipliniert sein und seine Keys befolgen.

Army spielt – wie alle Academies – ein extremes Ball Control-Spiel, daher täuschen die absoluten Zahlen in der Defense etwas über die eigentliche Leistungsstärke hinweg. Dennoch kann man sich auf eine aggressiv eingestellte 3-4 freuen, die nicht abwartend agieren wird. Wie wird sich das mit der Offense von Wake Forest vertragen, die zwischen den Plays zwar durchaus schnell agieren kann, aber in den Plays bis zur letzten Millisekunde wartet? Army stellt keine schlechte Lauf-Defense, die das RB-Trio um Christian Beal-Smith fordern wird. Hier ist insbesondere auf S Cedrick Cunningham zu achten, der mit bei jedem Army-Spiel, das ich in den letzten Jahren gesehen habe (viele warens nicht) ins Auge gesprungen ist. Typ Box Safety mit hartem Tackling.
Die entscheidenden Duelle sollten allerdings woanders ausgetragen werden. Über Slot WR Jaquarii Roberson habe ich euch genug vorgeschwärmt, aber ich bin regelrecht begeistert vom turmhohen outside WR AT Perry, der die Rolle des verletzten Donavon Greene perfekt ausfüllt. Wer so groß, sprungkräftig und fangsicher und zugleich so beweglich ist, ist bei mir schnell auf dem Notizzettel. Zwei Plays gegen Syracuse, die seine Bandbreite illustrieren.

Und der entscheidende Catch in Overtime:

Die Cornerbacks von Army, Julian McDuffie und Jabari Moore, haben wahrscheinlich nicht die Größe und overall Athletik, um mit Perry mitzuhalten. Es wird also erneut darum gehen, die Possessions für den Gegner durch lange Offense-Drives zu minimieren und damit den margin of error zu verringern.

Northwestern Wildcats (3-3) @ #6 Michigan Wolverines (6-0)
(18:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit)

Michigan nach einer Woche Erholungspause gegen ein strugglendes Northwestern? Nein, eigentlich glaube ich nicht an eine Überraschung, wobei die Wolverines in den letzten Jahren immer mal wieder für einen überraschenden Letdown gut waren. Zu sehr sollten sie nicht Richtung nächster Woche schielen, wo gegen Michigan State die Vorherrschaft im Bundesstaat geklärt wird. Zu bedenken ist allerdings, dass die letzten drei Spiele der Wolverines doch etwas knapper als gedacht waren: Gegen Rutgers zitterte man sich in einer punktelosen zweiten Halbzeit zu einem 20-13, bei Wisconsin wurde eine Abwehrschlacht erst im vierten Viertel durch diverse Geschenke von Badgers QB Graham Mertz deutlich, und bei Nebraska hatte man auch ein wenig das Glück auf seiner Seite. Northwestern hat sich nach einigen fürchterlichen Spielen gegen Rutgers immerhin verbessert präsentiert und nicht mehr ganz so große Lücken in der vorher desaströsen Run Defense offenbart (immer noch 208 Rush Yards pro Spiel).

Matchups:

Eigentlich pushe ich das Spiel hier nur aus einem Grund: Northwesterns LT Peter Skoronski gegen Michigans DE Aidan Hutchinson. Skoronski ist noch nicht der bekannteste Name, was allerdings nur daran liegt, dass er als true Sophomore sich noch nicht für die kommende Draft melden kann. Dennoch ist er mit seiner Power und herausragenden Beweglichkeit schlicht eines der größten OT-Talente im College Football. Doch nun geht es gegen den Spieler, den ich persönlich gerade für den besten Defender des Jahres halte: Aidan Hutchinson brilliert und dominiert bei jedem Play, wie man es selten erlebt. Sein Antritt und insbesondere seine Quickness (sowohl mit den Füßen als auch mit seinen ansatzlosen Moves) sind schlicht zu viel für College-OTs, selbst für die richtig guten wie Washingtons Jaxson Kirkland. Kann Skoronski seinen Impact zumindest ein wenig reduzieren? Falls ja, könnte mit diesem Spiel sein Hypetrain für die kommende Saison und die 2023er Draft so richtig Fahrt aufnehmen.

Weiterhin auf dieser Seite des Balles zu beachten: LB Josh Ross und S Dax Hill gegen die Runner der Wildcats: Evan Hull ist eher der Big Play Guy, shifty Andrew Clair hat offenbar einiges an Power zugelegt, was ich aus seiner BGSU-Zeit nicht unbedingt kannte. In den letzten Wochen ist speedy Kansas Transfer WR Stephon Robinson immer besser in Fahrt gekommen, gleiches gilt aber auch für die letztes Jahr noch so gescholtenen Wolverines CBs Gemon Green und Vincent Gray.

Michigans Offense wird weiterhin primär über die beiden Runner Hassan Haskins und Blake Corum laufen – bei den bisherigen Schwächen der Wildcats Run D sehr nachvollziehbar. Solche Auftritte (gerade von den LBs)  ist man von HC Pat Fitzgeralds Teams eigentlich nicht gewohnt, trotz der vorhandenen Qualitätsdifferenz. Ich möchte den Blick aber auf ein Fern-Matchup lenken: QB Cade McNamara ist es bisher mit ganz wenigen Ausnahmen gelungen, Fehler zu vermeiden. Er verwaltet extrem sicher und gibt auf den Ball Acht. Devise lautet: Kein Play erzwingen. Nun wartet mit S Brandon Joseph einer der besten Safeties des Landes – und ein veritabler Ballhawk – in der Secondary. Kann Joseph ihn zu einem oder zwei schlechten Würfen verleiten? Selbst wenn das wenig am Spielausgang ändern dürfte, ein spannendes Duell.

Wisconsin Badgers (3-3) @ #25 Purdue Boilermakers (4-2)
(21:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit)

Nach dem Coup gegen Iowa war es endlich mal wieder soweit: Purdue ist gerankt! Und zwar zum ersten Mal seit 2007. Damals war noch Erfolgscoach Joe Tiller am Ruder und stellte eine nette Offense um QB Curtis Painter (später Colts), RB Kory Sheets (später Dolphins), meinen damaligen Mancrush TE Dustin Keller (später 1st rounder der Jets) und WR Dorien Bryant. Die aktuellen Boilermakers müssen sich aber nicht verstecken: Sie befinden sich mitten im Rennen um den Divisionssieg der Big Ten West.

Doch irgendwie riecht dieses Spiel geradezu nach Trap Game. Purdue im Höhenflug, Wisconsin bisher mit einer enttäuschenden Saison, vor allem dank einer fürchterlichen Offense. QB Graham Mertz ist völlig außer Form und nur auf dem Platz mangels sinnvoller Alternativen. Immerhin hat das zu Beginn der Saison ebenfalls kränkelnde Laufspiel in den letzten Wochen besser funktioniert. Die Defense hat sich nach ein paar schlechteren (sprich: mittelmäßigen) Spielen kürzlich auch wieder konsolidiert. Und man sollte nicht vergessen: Wisconsin ist mit einer 1-2 Bilanz in der Big Ten nur ein Spiel hinter Purdue, Iowa und Minnesota zurück. Aaaaalso…

Matchups:

Das Matchup zwischen Purdues Offense und Wisconsins Defense sieht auf den ersten Blick günstig für die Boilermakers aus. Die Badgers verfügen über eine exzellente Run Defense, die bisher wirklich jedem Gegner Probleme bereitete (selbst Michigan), aber die Boilermakers haben ein so maues Run Game, dass sie meist freiwillig darauf verzichten und voll auf den Pass setzen. Und warum nicht? Mit David Bell haben sie einen der besten Receiver des Landes in ihren Reihen, über den IMMER NOCH zu wenig geredet wird. Sein sensationelles Spiel gegen Iowa und dessen Top-CB Matt Hankins sollte das eigentlich ändern. Bell ist nicht nur ein contested Catch-Monster dank unglaublicher Körperkontrolle und starker Hände, sondern hat sich im Route Running extrem gesteigert. Gegen die Hawkeyes zeigte er komplexteste Routes beinahe spielerisch (mein Höhepunkt war ein Out&up&out). Weder CB Faion Hicks noch CB Caesar Williams haben die individuelle Klasse, um Bell im direkten Duell herauszufordern. DC Jim Leonhard wird sich auf seine (Off) Zone-Defense und sicheres Tackling verlassen müssen. In den ersten Wochen gab es hier ungewohnte Abstimmungsprobleme, die sich allerdings peu a peu gelegt haben.

Aus diesem Grund erwarte ich auch jede Menge Pressure gegen QB Aidan O’Connell. Der Lauf ist relativ zu vernachlässigen, daher könnten die ILBs Jack Sanborn und Leo Chenal noch häufiger als üblich auf inside Blitzes geschickt werden. Die O-Line der Boilermakers überzeugt grundsätzlich im Passblock, aber wenn, dann sollen innen größere Probleme bestehen.

Auf der anderen Seite ist allein wegen Mertz‘ Schwäche das Matchup klar: Die verbesserte O-Line der Badgers gegen eine unterschätzte D-Line der Boilermakers, die nicht nur aus Star-DE George Karlaftis besteht. Dennoch ist Karlaftis der Schlüssel: Mit seiner Power und Technik kann er sich quer über die Line bewegen und spielt nicht nur links und recht als DE, sondern kann aus einer DT-Position inside einen der OGs attackieren. Die meiste Zeit wird es aber wohl gegen LT Tyler Beach oder RT Logan Bruss gehen. Doch die interior Line wird gegen den quicken, disruptive DT Branson Deen eh gefragt sein, und der Defensive Coaching Staff der Boilermakers (mit gleich drei Co-DCs) scheut sich nicht, Linebacker gen Line of Scrimmage zu schicken – insbesondere Jaylan Alexander ist extrem gefährlich. Sein Duell gegen die verbesserten RBs Chez Mellusi und true Fr. Braelon Allen dürfte ein weiterer Schlüssel sein.

Also, Trap Game? Wenn etwas dagegenspricht, dann David Bell. Daher mal abwarten…

#8 Oklahoma State Cowboys (6-0) @ Iowa State Cyclones (4-2)
(21:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit)

Das nächste Trap Game? Bei Oklahoma State ist nach dem Comeback gegen Texas endgültig zu den heißen Anwärtern auf das Big 12-Championship Game avanciert. Und doch wirkt es für mich ein wenig so, als sei der Erfolg der Cowboys auf tönernen Füßen gebaut. Die Offense spielt nicht nur unspektakulär, sondern teils sehr fehlerbehaftet, und es brauchte mehrfach Big Plays der superben Defense, um den Status als ungeschlagenes Team zu behalten.

Auf der anderen Seite fliegt Iowa State ein wenig unter dem Radar. Vor der Saison als größter Herausforderer von Oklahoma gehandelt, verliefen die ersten Wochen enttäuschend: nicht rein von den Ergebnissen, sondern das Zustandekommen und die Probleme in der Offense gaben Anlass zur Sorge. Mittlerweile wirken die Cyclones allerdings stabilisiert. Und: Sie sind eben nur ein einziges Spiel von der Big 12-Spitze entfernt. Alles noch sehr dicht beisammen…

Matchups:

Vor der Saison erwarteten alle eine Riesensaison von RB Breece Hall: Schließlich konnte er als erster Clones-RB seit einigen Jahren auf eine sehr gute O-Line bauen. Doch die ersten Wochen verliefen ernüchternd, das Run Game wirkte nicht aufeinander eingespielt. Mittlerweile sieht das anders aus. Die gefürchteten Outside Zone Big Plays funktionieren so langsam wieder. Oklahoma State spielt eine aggressive 4-2-5 Big Nickel Defense, bei der die beiden LBs Malcolm Rodriguez und Devin Harper so ein wenig als aktive Staubsauger hinter der D-Line fungieren. Können die beiden den climbenden O-Linern entgehen und Hall sicher tacklen?

Auch das Pass Game um einen wieder verbesserten QB Brock Purdy ist gefährlicher als noch zu Saisonbeginn. Ich erwarte erneut viele 2-TE-Sets mit den Hünen Charlie Kolar und Chase Allen. Wer übernimmt diese beiden? LB Harper wäre größentechnisch die naheliegendste Option, aber Slot-S Tanner McCallister und der beste Defender, Cover-S Kolby Harvell-Peel, wären ebenfalls denkbar.

Auf der anderen Seite wird es für die Cowboys Offense darum gehen, Fehler zu vermeiden. QB Spencer Sanders spielt nicht wirklich schlecht, ist aber leider immer für einen Bolzen gut. Der kleine Bowling Ball RB Jaylen Warren wird voraussichtlich wieder ordentlich gefüttert werden. Er wird neben einer gefährlichen D-Line um DT Eyioma Uwazurike (nettes Duell gegen OG Josh Sills) vor allem auf LB Mike Rose und den schnell downhill kommenden, hart hittenden S Isheem Young treffen.

Mein Gefühl sagt, dass Oklahoma State diese Woche fällig ist. Aber die opportunistische Cowboys Defense hat mich da schon mehrfach eines Besseren belehrt.

#10 Oregon Duck (5-1) @ UCLA Bruins (5-2)
(21:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit, bei DAZN)

Vielleicht das Spitzenspiel dieses Spieltags. Oregon ist die wohl einzige Chance der Pac-12, mal wieder ein Team in die Playoffs zu schicken. Doch die Ducks dürfen sich nach dem Ausrutscher gegen Stanford keine Niederlage mehr leisten – zumal sie in der Pac-12 North mit 2-1 gemeinsam mit Oregon State an der Spitze stehen. Die letzten Spiele wirkten allesamt nicht souverän, eigentlich würgen sich die Ducks aktuell gegen jeden Gegner einen ab.

Während Oregon sich beständig dem Niveau des Gegners anpasst, leidet UCLA unter krassen Formschwankungen. Hervorragende Auftritte wie gegen LSU wechseln sich mit bizarren Leistungen wie gegen Fresno State oder in der zweiten Halbzeit gegen Arizona State ab. Welche Bruins werden wir in diesem Spiel zu Gesicht bekommen. UCLA kämpft mit einer 3-1 Conference-Bilanz in der Pac-12 South um den Anschluss an das noch ungeschlagene Utah. Eine weitere Niederlage, und es würde ganz eng werden.

Matchups:

Hier muss ich zunächst mit dem Duell der Bruins Offense gegen die Ducks Defense beginnen, da uns hier zwei echte Hochkaräter erwarten. UCLA läuft den Ball bisher außerordentlich gut mit den RBs Zach Charbonnet und Brittain Brown. Gerade Charbonnet ist gegenüber dem enttäuschenden 2020 bei Michigan kaum wiederzuerkennen und besticht durch Decisiveness, Explosivität und Contact Balance. Hinzu kommt, dass HC Chip Kelly seine Rush Attacke deutlich variabler ausgerichtet hat und nicht immer dieselben drei Lauf-Plays callt. Oregon hat eine vernünftige, wenngleich keine erstklassige Run Defense, aber einen absolut herausragenden Run Defender in der Mitte mit LB Noah Sewell. Sein Mix aus Masse, Power, exzellenter Athletik, Burst und Toughness sucht seinesgleichen. Charbonnet gegen Sewell – da wirds einige Male krachen.

Das andere Top-Duell wird vor allem im Passspiel entscheidend sein. QB Dorian Thompson-Robinson ist extrem mobil, aber wird er wirklich dauerhaft den Fängen von DE Kayvon Thibodeaux entkommen? Thibodeaux zeigte selbst für seine Verhältnisse in der zweiten Hälfte gegen Cal eine unglaubliche Leistung und war mit seinem Wahnsinns-Getoff (#1 des Landes für mich) andauernd sofort beim bedauernswerten QB Garbers. Nun hat er mit dem großen und massigen LT Sean Rhyan womöglich seinen besten Gegenspieler diese Saison. Auch hier trifft Extraklasse auf Extraklasse.

Vielleicht erwartet uns ja noch ein drittes Topduell, sollte sich Oregons variabel einsetzbarer Ballhawk-Safety Verone McKinley in dem einen oder anderen Play um UCLAs gefährlichen Receiving TE Greg Dulcich kümmern, der gerne mal bei tieferen Bällen über die Mitte glänzt?

Im Matchup der anderen beiden Units wird Oregon vermutlich weiter vor allem auf den Lauf um QB Anthony Brown und RB Travis Dye setzen. Ich vermute, dass die Bruins etwas von ihrer zeitweiligen 2-4-5 Defense abrücken werden. Wie viele O-Liner können die D-Liner der Bruins um den mächtigen NT Otito Ogbonnia beschäftigen? Wichtig wäre, den besten LB Caleb Johnson freizuhalten, der in dieser Defense verschiedene Rollen übernehmen kann, am Samstag aber wohl vor allem die Kreise von RB Dye einengen soll. Und im Passrush: Kann der beste Passrusher OLB Mitchell Agude sich gegen OT George Moore durchsetzen?

Unterschätztes Matchup: S Qwuantrezz Knight, ein aggressiver Nickel-DB, den ich bei Kent State schätzen lernte und der aktuell der beste Tackler der Bruins ist, gegen einen der Slot-WR der Ducks (wohl Jaylon Redd oder Mycah Pittman).

Ein extrem schwer einzuschätzendes Spiel, da man nie weiß, welches UCLA aufläuft, und da Oregon fast jedes Spiel spannend hält, ob nötig oder nicht. Könnte aber Spaß machen…

Clemson Tigers (4-2) @ #23 Pitt Panthers (5-1)
(21:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit)

Ein must-win für Clemson! Die Tigers mühen sich aktuell in jedem Spiel ab, sind aber mit einer 3-1 Conference-Bilanz noch in Reichweite des ACC Atlantic-Titels. Allerdings haben Wake Forest und NC State noch kein ACC-Duell verloren, so dass Clemson dringend gewinnen muss, um an diesen beiden Programmen dranzubleiben.

Pitt hat sich dagegen durch den Sieg gegen Virginia Tech vorerst die Pole Position in der ACC Coastal gesichert. Die Panthers stehen im Conference Play 2-0, alle anderen Teams haben zwei Niederlagen oder – im Falle von Virginia Tech – das direkte Duell verloren. Sieht also gut aus für die Panthers, zum zweiten Mal nach 2018 ins ACC Championship Game einzuziehen. Gerade die Passing Offense um QB Kenny Pickett, der gerade gehörig die Draft Boards hochschießt, und ein gefährliches Receiving Corps um Star-WR Jordan Addison im Slot, die großen Targets Taysir Mack und Jared Wayne außen sowie TE Lucas Krull als X-Factor macht Spaß und Hoffnung. Ist damit die erste ACC-Meisterschaft drin?

Matchups:

Nein, ich will nicht schon wieder über Clemsons fürchterliche Offense reden. Dieses Thema wird im heutigen Preview mal komplett ausgespart. Was in Anbetracht dieser großen Krise untergeht, ist die sensationelle Leistung der Defense – und das ohne zwei ihrer besten Spieler, den DTs Tyler Davis und Bryan Bresee. Die Tigers haben in der regulären Spielzeit ihrer sechs Partien bisher ganze fünf Touchdowns abgegeben. Nach zugelassenen Punkten stellen sie die zweitbeste Defense nach Georgia, nach SP+ Metriken die drittbeste. Wir haben es also mit einer elitären Defense trotz Verletzungspech zu tun. Und noch mehr als das: Bei keiner anderen Top-Defense ist der margin for error in jedem einzelnen Spiel so gering. Jedes abgegebene Play könnte bei dieser unterirdischen Offense entscheidend sein.

Daher fallen die Prognosen für das Spiel gegen Pitt düster aus. Wie soll man eine derart explosive Passing Offense dauerhaft stoppen können? Die wichtigste Frage wird sein, wie DC Brent Venables WR Addison verteidigen will? Zieht man einen der beiden outside CBs nach innen? Andrew Booth spielt eine exzellente Saison und positioniert sich meiner Ansicht nach gerade für einen kommenden Erstrundenpick. Und auch Mario Goodrich hat einen enormen Sprung gemacht. Da er im vergangenen Jahr Erfahrung als Slot gesammelt hat, wäre er wohl die naheliegende Option. True Fr. S Andrew Mukuba spielt eine herausragende Saison, aber diese Aufgabe würde ich ihm nicht übertragen. So oder so: Mack oder Wayne außen gegen Booth, Addison eventuell gegen Goodrich und TE Krull gegen Mukuba oder S R.J. Mickens? Könnte spektakulär werden. Dennoch könnten die Clemson DBs ein wenig Hilfe von ihrem Passrush um DE Myles Murphy gebrauchen. Pitts Offense klickt momentan auf allen Zylindern.

Könnte das vorläufige Ende von Clemsons ACC-Vorherrschaft sein.

USC Trojans (3-3) @ #13 Notre Dame Fighting Irish (5-1)
(01:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit)

Bei den späten Spielen halte ich mich heute kurz, aber die USC-Notre Dame-Rivalität um den Jeweled Shillelagh muss zumindest kurz erwähnt werden. Die Irish sind zuhause recht deutlich mit 7 Punkten favorisiert, und dafür gibt es gute Gründe. USC ist unter Interims-HC Donte Williams bisher eine ziemliche Wundertüte. Doch ein Spieler liefert Woche für Woche beinahe außerirdische Leistungen ab. Die Rede ist natürlich von WR Drake London, dessen Statistiken nach sechs Spielen grandios aussehen: 64 Catches (also über 10 pro Spiel), 832 Yards, 5 TDs. Die Zahlen geben allerdings nicht einmal ganz wieder, wie dominant London agiert. Der turmhohe ehemalige Basketballer dominiert gerade alle Pac-12 Cornerbacks geradezu spielend. Kein Ball kann zu hoch geworfen werden, er pflückt sie mit seiner enormen Reichweite und Sprungkraft alle aus der Luft. 50-50ist bei ihm nicht 80-20, sondern 95-5. Mal den Catch Radius checken? Bittesehr:

Doch das ist nicht alles. Obwohl er schlaksig und etwas staksig wirkt, ist London ein echtes Tier nach dem Catch. Ich schrieb das vor einiger Zeit mal. Sein Bewegungsablauf ist wirklich ungewöhnlich, dabei aber sehr efffektiv. Starke Balance und hat ein natürliches Gefühl für Angles. Nicht nur beim Aufposten am Catch Point, sondern auch danach. Really unique.

Jeder Gegner von USC weiß, dass man die Connection von QB Kedon Slovis auf Drake London stoppen muss. Notre Dame hat eine starke Secondary (und einen echten Coverage-Experten mit DC Marcus Freeman). Allerdings hatte die 2020er Entdeckung CB Clarence Lewis zuletzt ein paar schwächere Partien. Wird Freeman daher eher den größeren CB Cam Hart beauftragen, der einige gute Leistungen zeigte? So oder so, London kann kein Cornerback allen übernehmen. Wird spannend zu sehen sein, ob all-world S Kyle Hamilton konstant auf seine Seite rotiert wird, um ihm die tiefen Jump Balls und Backshoulders so gut wie möglich zu nehmen. Er könnte eben auch in Sachen Größe ansatzweise mithalten.

Oder es braucht halt jede Menge Druck, damit das vertikale Game von London eingeschränkt wird. Wenn ihr Muße habt, achtet mal auf EDGE Isaiah Foskey, den fand ich in den letzten Spielen bockstark. Richtig guter Athlet mit Bend und starkem closing Burst. Könnte sich zum Difference Maker entwickeln.

Normalerweise sollte Notre Dame gegen USCs Defense allerdings genügend scoren können. Aber es ist halt eine Rivalität, da weiß man nie…

Irgendwie ists jetzt doch wieder länger geworden, als ich mir das ursprünglich vorgestellt habe. Nungut, vielleicht gefallen die kleineren Häppchen ja.

4 Gedanken zu „Vorschau Woche 8: Matchups, Matchups, Matchups…

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