Vorschau Woche 7: Hund oder Katze?

Nach den sensationellen letzten Wochen erwarten uns die nächsten beiden Spieltage voraussichtlich eher wenig Highlights. Meine Motivation zum immer gleichen Preview-Schreiben ist auch noch nicht substanziell besser geworden, so dass ich mir für kommende Woche was anderes überlegen werde. Heute gibt es aber nochmal die wichtigsten Partien im Schnelldurchlauf.

#12 Oklahoma State Cowboys (5-0) @ #25 Texas Longhorns (4-2)
(18:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit)

Texas hat keine Zeit, sich die Wunden des dramatisch verlorenen Red River Shootouts zu lecken. Denn nach dem ungeschlagenen Oklahoma wartet nun ein Duell gegen das ebenfalls noch ungeschlagene Oklahoma State. Können die Longhorns an die erste Halbzeit der vergangenen Woche anknüpfen, als sie die Sooners Defense geradezu überrollten?

Die Offense der Longhorns hat auf jeden Fall die Firepower dazu – zumindest theoretisch. RB Bijan Robinson ist der aktuell vielleicht beste Playmaker im College Football und zauberte gegen Oklahoma wieder einen absoluten Wow-Moment raus. Mix aus Dynamik, Speed, Füßen, der change of direction und der open-field Vision einfach atemberaubend.

Mein nicht übertrieben gemeintes Fazit lautet deshalb:

Nur sollte man nie vergessen ihn zu featuren. Das tat HC Steve Sarkisian in der zweiten Halbzeit schlicht zu wenig. Vielleicht hätte das Spiel ansonsten einen anderen Verlauf genommen? Ich glaube ja immer noch, dass man Bijan öfter als Receiver aufstellen oder in 2-Back-Sets Passrouten laufen lassen sollte. Mit Roschon Johnson hat man eben einen exzellenten Backup, der in Kombination mit Robinson die Offense noch etwas unberechenbarer machen könnte.

Ansonsten sah vieles eigentlich sehr gut aus. True Freshman WR Xavier Worthy meldete sich – wie von mir im Preview gewünscht – mit einem unfassbaren Spiel (trotz Fumble) eindrucksvoll zurück. Er bewies genau das, was ihn in dieser Offense so wertvoll macht: Vertikale Gefahr von einer outside WR-Position. Die 261 Receiving Yards und 2 TDs gegen die Sooners haben mehr als angedeutet, was für ein fantastisches Talent die Longhorns da in ihren Reihen haben. Mit Slot Jordan Whittington und dem wieder entdeckten Joshua Moore hat QB Casey Thompson genug gefährliche Targets zur Auswahl.

Doch aufgepasst: Oklahoma State hat sich etwas unbemerkt zu einer 5-0 Bilanz geschlichen, und das liegt erneut an ihrer starken Defense. Wer geglaubt hatte, dass 2020 eine Ausnahme gewesen ist, hat sich getäuscht. DC Jim Knowles hat eine ungewöhnliche Big 12-Defense erschaffen, die erneut wenig Yards zulässt, nach Punkten knapp außerhalb der Top 20 liegt und nach SP+ sogar in den Top 10. Knowles lässt regulär eine 4-2-5 Big Nickel mit drei Safeties spielen, aber anders als gewohnt, nämlich mit erstaunlich viel Man- und Press-Coverage außen und einigem Druck von der Front. Die Cowboys haben einige Key Player verloren (EDGE Calvin Bundage, LB Amen Ogbongbemiga), andere haben sich verletzt (S Tre Sterling, den ich letzte Saison bockstark fand), doch dafür sind andere in die Bresche gesprungen. Die Line ist sogar noch einmal variabler geworden: auf der einen Seite der kräftige run-stopping DE Tyler Lacy, auf der anderen Seite true Freshman DE Collin Oliver, eher Typ undersized Speedrusher. Dahinter hält wie schon im letzten Jahr der Irrwisch LB Malcolm Rodriguez die Stellung: eher klein, dafür enorm aktiv und mit starken Instinkten ausgestattet. Tacklemaschine. Sein neuer Nebenmann Devin Harper ist kein schlechter, ebenfalls eher auf der leichten Seite, dafür athletisch und variabel einsetzbar, auch als Blitzer. Diese beiden werden die Mammutaufgabe haben, Runs von Robinson hinter der Line bei nur geringem Raumgewinn zu stoppen.

Herzstück ist die Secondary, in der weiterhin S Kolby Harvell-Peel herausragt. Er kann auf verschiedenen Positionen im deep-end wie in der Box eingesetzt werden. Er hat die Coverage, Range und Ballskills für Centerfielder-Aufgaben, glänzt dazu aber im Tackling und bei der Man Coverage gegen TEs und bei kürzeren Routen. Überraschend stark sind bislang die beiden CBs Jarrick Bernard-Converse und Christian Holmes, der den abgewanderten Rodarius Williams ersetzen muss. Beide sind tendenziell größere, physischere Typen, die bereits an der Line den Receiver stören können und vor allem über exzellentes Tackling verfügen. Doch können sie den Speed von Worthy mitgehen, oder gibt es Hilfe over the top?

Trotz der starken Defense wirkt Oklahoma State wie ein fragiles Gebilde. Das liegt an einer Offense, die bisher nicht überzeugen konnte. Bisher konnte nur in einem Spiel die 30-Punkte-Marke geknackt werden (gegen K-State), und das auch nur mit Hilfe eines Defense-Touchdowns. Selbst gegen FCS-Gegner (Missouri State) und Mid-Majors (Tulsa, Boise State) tat man sich extrem schwer und musste bis zuletzt zittern. Selbst im bislang besten Spiel, dem Sieg gegen ein zuvor ungeschlagenes Baylor letzte Woche, leistete man sich drei Turnover und konnte sich mal wieder bei der Defense bedanken. Gerade das Passspiel ist längst nicht so explosiv, wie man es von HC Mike Gundy und seiner Air Raid-Version (klassisch viel 10- und 11-Personnel) eigentlich erwartet.

QB Spencer Sanders spielt keineswegs schlecht, doch hat er nicht den Sprung gemacht, den ich vor zwei Jahren erwartet hatte. Weiterhin ein gefährlicher dual-threat, aber eben nicht so viel mehr – und mit einem Hang zu Turnovern. Allerdings ist sein Receiving Corps noch sehr unerfahren mit einer Menge true und redshirt Freshmen. Hier läuft bisher fast alles über den erfahrenen Washington State Transfer Tay Martin, der so ein wenig die Rolle von Tylan Wallace eingenommen hat (unterschätzt in contested Catch, guter Jump Ball WR). In den letzten Wochen hat speedy true Freshman Rashod Owens ein paar mehr Plays gemacht. Hier ist dringend Unterstützung für Martin (und Sanders) gesucht, will man noch etwas weiter kommen.

Das Laufspiel hat logischerweise noch kein Chuba Hubbard-Niveau und leidet unter den Verletzungen der beiden Top-Backs LD Brown und Dezmon Jackson, aber der kleine, sehr kräftig gebaute Jaylen Warren bringt ein ganz nettes Skillset (inklusiv unterschätztem Speed) mit.

Doch wird diese Offense den Longhorns wenig Angst einjagen, nachdem letzte Woche der Caleb Williams-Hypetrain über sie rübergefahren ist. Kann OK State mithalten, selbst wenn Bijan und Co. ein paar Big Plays gelingen?

Fazit: So spannend ein weiterer Sieg der Cowboys für die Big 12-Dynamik wäre, sehe ich Texas hier vorne. Die Offense der Longhorns wird gefühlt immer explosiver, und die Defense dürfte genug Plays gegen eine eher mittelmäßige Angriffsreihe machen.

#20 Florida Gators (4-2) @ LSU Tigers (3-3)
(18:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit, bei ranCollege und DAZN)

Natürlich komme ich nicht umhin, mit einem Zitat aus dem letzten Aufeinandertreffen zu beginnen.

Der Schuhwurf von Marco Wilson hat nicht nur aufgrund seiner Sinnlosigkeit Berühmtheit erlangt, er war eben auch eine Schlüsselsituation beim Sieg des klaren Außenseiters LSU. Denn eigentlich hatten die Gators die Tigers Offense gestoppt und hätten den Ball beim Stand von 34-34 für ihre explosive Offense zurückbekommen. So ging der Drive der Tigers weiter und endete letztlich im game winning FG.

Vor einem Jahr hatte LSU unter der Abgangwelle nach der National Championship zu leiden, als auf einmal fast alle Starter in Offense und Defense fehlten. Da war der Sieg gegen die Gators eine faustdicke Überraschung, die Florida letztlich schon vor dem SEC Championship Game seine Playoff-Chancen raubte.

Doch sieht es dieses Jahr für LSU nicht wesentlich besser aus: nicht von der Bilanz und auch nicht von den Mengen an Schlüsselspielern, die man ersetzen muss. Nur sind es dieses Mal die Verletzungen, die so gehäuft auftreten, wie ich es ehrlich gesagt selten erlebt habe. Diese Woche folgten nun drei weitere Tiefschläge: Die drei besten verbliebenen Spieler, WR Kayshon Boutte, CB Eli Ricks und DE Ali Gaye, fallen allesamt für den Rest der Saison aus. Mittlerweile könnte man sich aus dem LSU-Lazarett ein ziemlich konkurrenzfähiges Team basteln: QB Myles Brennan (der eigentliche Starter), RB John Emery (gesperrt, letzte Saison bester Tigers RB), Star-WR Boutte, die Passrush-Zange Gaye und Andre Anthony, der designierte starting LB Jared Small sowie als Krönung das beste CB-Duo des Landes mit Derek Stingley und Ricks. Ja, HC Ed Orgeron ist auf dem hot seat, sicherlich nicht komplett grundlos, aber so ein Pech habe ich lange nicht mehr erlebt. Es ist ja nicht nur die Menge an Verletzten, sondern es sind fast punktgenau die Stars und besten Spieler.

Was kann man von den Tigers also noch erwarten? Das Laufspiel funktioniert schon die ganze Saison nicht übermäßig, obwohl ich RB Ty Davis-Price eigentlich für einen ganz guten Runner halte. Die Hoffnungen werden daher hauptsächlich auf QB Max Johnson und dem Passing Game ruhen. Ohne Boutte, der auf dem besten Wege zum absoluten Superstar war und wirklich von keinem gegnerischen Cornerback gedeckt werden konnte, wird das dennoch eine Mammutaufgabe. Hoffnung macht mir auf jeden Fall true Freshman WR/TE Jack Bech, dahinter erhalten nun weitere Jungspunde wie Brian Thomas und Malik Nabers die Chance. Kann sie einer nutzen?

Floridas Defense sollte auf dem Papier gegenüber dieser Truppe deutlich im Vorteil sein. Das Passrush-Duo aus Zachary Carter und Brenton Cox dürfte sich über eine passlastige Ausrichtung freuen, doch auch der Rest der D-Line (inklusive Depth) spielt auf sehr hohem Niveau. Dazu kommt noch der X-Factor Jeremiah Moon, der in der Front von EDGE bis Off Ball-MLB eigentlich alles spielen kann. In der Secondary wartet mit CB Kaiir Elam einer der besten Cover Guys des Landes, der den #1 WR der Tigers (wer immer das ohne Boutte sein wird) wahrscheinlich gut aus dem Spiel nehmen wird. Die beiden Safeties Trey Dean und Rashad Torrence sind gute Tackler nahe der Box und werden auch TE/Slot-Coverages wahrnehmen. Sieht alles in allem nicht besonders erfolgversprechend für LSU aus.

Auf der anderen Seite ist Floridas HC Dan Mullen die Transition von einer primär RPO/passlastigen Offense 2020 zu einer stärker lauforientierten Offense mit Option-Elementen 2021 geglückt. Mullen brilliert als Game Planner und Play Designer, dennoch nimmt die Kritik an seiner Person in Gainesville merklich zu – was ich aus rein sportlichen Gesichtspunkten nicht ganz nachvollziehen kann. Ohne Kyle Pitts, Kadarius Toney und Kyle Trask ist eben nicht ganz so viel möglich, das sollte niemanden überraschen. Dennoch kann die Offense unter QB Emory Jones den Ball anständig bewegen und ist dabei nicht nur auf den Lauf angewiesen. Mit WR Jacob Copeland hat man zumindest einen echten Big Play-Receiver, von einem Justin Shorter hätte ich mir allerdings etwas mehr erwartet.

Doch wie gesagt, die Identität der Offense ist nun der Run über Jones, seinen explosiven Backup-QB Anthony Richardson und eine Truppe an RBs um Dameon Pierce, die sich gegenüber 2020 sichtlich gesteigert hat. LSU hat in der Laufverteidigung Probleme, gerade die Linebacker machten da auf mich keinen besonders guten Eindruck: nicht immer gute Run Fits und Flows zum Ball, zudem ließen sie sich von Playaction immer wieder überraschen. Doch sollten Mullen und Jones sollten in Abwesenheit der CBs Stingley und Ricks ausgiebig die unerfahrene Secondary testen, bei der der starke Slot-CB Cordale Flott (vielleicht nun outside?) gefühlt der last man standing ist.

Fazit: Ich sehe Florida klar favorisiert. LSU hat die schlimmste Krankenakte der FBS, und die Unruhe um Orgeron wird dem Team sicherlich auch nicht helfen.

Was gibts noch um 18:00 Uhr?

#10 Michigan State (6-0) @ Indiana (2-3): Können die Hoosiers ihre verpatzte Saison retten, indem sie den Spartans ihre erste Niederlage beibringen? Fraglich, da die Offense riesige Probleme hat, den Ball zu bewegen (egal, ob QB Michael Penix wieder auflaufen kann oder nicht) und die Defense bislang ein Schatten der 2020er Version ist. Insbesondere von der Secondary um CB Tiawan Mullen hatte ich mir deutlich mehr versprochen. Und nun kommen die Big Play-Spartans mit einer Offense, bei der vor allem RB Kenneth Walker und die beiden WRs Jalen Nailor und Jayden Reed jedes Play für einen langen Raumgewinn nutzen können.

Yale Bulldogs (2-2) @ UConn Huskies (0-7): Ihr habt nicht genug vom Toilet Bowl gesehen? Schaut euch UConns nächsten Versuch an, endlich einen Sieg zu landen. Gegner ist Ivy League-Programm Yale, wo die Spieler ja wirklich studieren müssen. Die Bulldogs scheinen ein solides Passing Game zu haben, zudem lassen sie bislang wenig Punkte zu. UConn müsste sich selbst gegen ein FCS-Team gewaltig strecken.

UCF Knights (3-2) @ #3 Cincinnati Bearcats (5-0): Dieses Spiel hatte ich mir vor Saisonbeginn im Kalender notiert: Gus Malzahn in seinem neuen Job mit einer aufregenden Offense um QB Dillon Gabriel gegen die Top-Defense der Bearcats – gibt es da etwa die Chance auf eine Überraschung? Nur haben sich die Vorzeichen radikal geändert: Gabriel fällt aus, ebenso wie RB Isaiah Bowser, WR Jaylon Robinson und dazu in der Defense unter anderem DT Kalia Davis und LB Eriq Gilyard (Transfer Portal). Ohne Dillon und seinen Lieblings-WR Robinson wird es mit der Offense wenig zu holen geben, und die Ausfälle in der Run Defense erschweren die Aufgabe gegen die Zone Reads von QB Desmond Ridder und RB Jerome Ford. Sollte nicht mal knapp werden.

Ich werde übrigens keines dieser angepriesenen Spiele schauen, sondern muss mich mit meinen zwei Screens mal wieder auf zeitgleiche Spiele von Buffalo (vs. Ohio) und Nebraska (@ Minnesota) konzentrieren. Der Spielplan meint es erneut nicht gut mit mir. Beides sind must-win games, ansonsten können die jeweiligen Saisons so gut wie abgehakt werden.

#11 Kentucky Wildcats (6-0) @ #1 Georgia Bulldogs (6-0)
(21:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit)

Heyyyy, Katze gegen Hund, ein Duell zweier ungeschlagener SEC-Teams, und keiner redet drüber? Das hat vor allem zwei Gründe: Erstens scheint noch niemand Kentucky wirklich ernst zu nehmen, zweitens wirkt dieses Spiel wie eine Wiederholung von Georgia vs. Arkansas: Auch da hatten die Bulldogs eine Überraschungsmannschaft zu Gast, die primär über den Lauf gekommen ist. Das Ergebnis von 37-0 und insbesondere die Dominanz der Bulldogs Run Defense trüben die Hoffnungen auf ein spannendes Match gegen Kentucky schon erheblich, ob das nun ungerecht erscheint oder nicht.

Über Georgia und ihre historische Defense habe ich die vergangenen Wochen genug geschrieben, und ich wette, euch hängen meine Lobeshymnen zu NT Jordan Davis, EDGE Adam Anderson, S Lewis Cine und meine Liebesbekundungen zu ILB Nakobe Dean bereits zum Hals hinaus. Weitere Protagonisten wie DE Travon Walker, OLB Nolan Smith, die beiden ILBs Quay Walker und Channing Tindall sowie CB Derion Kendrick und S Christopher Smith sind hier bereits ebenfalls öfter erwähnt worden. Also im Prinzip die gesamte Defense. Daher schauen wir heute lieber mal, was Kentucky so auszeichnet und womit die Wildcats womöglich eine Chance haben, das Spiel eng zu halten.

Seit Jahren versteht es HC Mark Stoops, aus einem – gerade für die SEC nicht übertalentierten Team – extrem viel rauszuholen: mit einer klaren Identität und einem Fokus auf solider Execution. Allerdings müssen die Wildcats dringend ihre Turnover reduzieren: Zwei pro Spiel sind schlicht zu viele.

Die Offense der Wildcats ist seit Jahren für ihre Lauflastigkeit bekannt. Das ist auch in diesem Jahr nicht anders, allerdings hat das Passing Game ein deutliches Upgrade bekommen durch Penn State Transfer QB Will Levis. Levis ist ein großer kräftiger QB mit einem starken Arm und unterschätzter Mobilität. Mit ihm ist diese Offense gefährlicher und explosiver geworden.

Der neue OC Liam Coen – aus dem beliebten Sean McVay-Coaching Tree – hat die Basis der Offense beibehalten, aber doch einige kreative Wrinkles zugefügt. Seine McVay-Vergangenheit merkt man am meisten in den Formations: viele Tight- und Bunch-Aufstellungen (mit einigen Motions), also eine massierte Feldmitte, von der aus in jede Richtung agiert wird und die klare Zuteilungen in Coverage erschwert. Die Wildcats spielen mit vielen 20-, 21- und 12-Personnel, bei dem die Tight Ends eher als H-Backs agieren und ins Backfield gestellt werden. Aus diesen Formationen wird eine Reihe unterschiedlicher Run Plays gecallt: von Power und Gap über Zone bis hin zu diversen Option-Looks.

Motor dieser Offense ist die fantastische und sehr physische O-Line um die NFL-Prospects RT Darian Kinnard und C Luke Fortner. Diese Truppe zwingt anderen ihren Willen auf und sorgt gerade im Inside Running regelmäßig für riesige Löcher. Mit RB Chris Rodriguez hat man dahinter den wohl unterschätztesten Runner des Landes. Rodriguez ist ein enorm kräftiger, 230 Pounds no-nonsense north-south Runner mit unterschätztem Speed. Kann den einen oder anderen Verteidiger Huckepack nehmen. Sein Backup Kavosiey Smoke sorgt fürs Lightning zum Thunder, also eher der Slasher. Und dann kann eben auch QB Levis via Zone Read o.ä. mit seinem kräftigen Body für die nötigen Yards sorgen.

Nur: Georgia hat jedes Laufspiel bisher gnadenlos abgewürgt. C Fortner gegen NT Davis und RT Kinnard gegen DE Walker oder einen der beiden OLBs Anderson und Smith werden absolute Schlüsselduelle sein.

Voraussichtlich wird Kentucky also etwas mehr passen müssen als in den letzten beiden Partien, als Levis jeweils nur 17 Passversuche nahm. Immerhin hat man endlich einen echten Gamebreaker auf WR in Nebraska Transfer Wan’Dale Robinson. Es tut mir immer noch in der Seele weh, wenn ich sehe, zu was Robinson in der Lage ist, wenn man ihn denn gescheit einsetzt. Aber so, wie er sich für die maue Huskers-Offense aufgerieben hat, gönne ich ihm jedes Play. Robinson kann mit seinem Speed tief gehen und mit seiner Shiftiness als YAC-WR eingesetzt werden. Siehe hier:

Aufgrund von Robinsons Anwesenheit hat der langjährig beste WR der Wildcats, Josh Ali, aktuell eine kleinere Rolle. Besondere Aufmerksamkeit sollte Georgia auch den diversen Run Fake Passes entgegenbringen. Kentucky lässt gerne mal einen TE aus einer Run Formation leaken.

Aber: Ich befürchte es braucht gegen die Bulldogs eine ausgeglichenere Offense mit stärkerem Passing.

Kann vielleicht Kentuckys Defense das Spiel eng halten? Die Truppe ist gut in Form, wie nur 17.5 im Durchschnitt abgegebene Punkte nahelegen. Die Wildcats spielen seit Jahren eine ziemlich spannende hybride Defense, die von 4-3 über 4-2-5 zu 3-3-5 switchen kann, mitunter trotz gleichem Personal auf dem Platz. Der Passrush wirkt gegenüber letzter Saison fast verbessert mit dem kräftigen DE Josh Paschal und dem hybriden EDGE/LB Jordan Wright (der quasi die alte Position von Josh Allen bekleidet). Auf Off-Ball LB fehlt Jamin Davis, allerdings ist Ole Miss Transfer Jacquez Jones ein recht guter Ersatz. Der größere Playmaker ist allerdings sein Nebenmann OLB DeAndre Square, der gelegentlich zum Blitzen geschickt wird. Diese Front ist sehr aktiv, ist allerdings gerade auf LB eher leicht besetzt. Könnte gegen die mächtige O-Line der Bulldogs um LT Jamaree Salyer plus einem physischen Runner wie Zamir White problematisch werden. Immerhin hat man einen geeigneten Ersatz für Monster-NT Quinton Bohanna (nun Dallas Cowboys) gefunden: So. NT Justin Rogers toppt die 330 Pounds ebenfalls locker. Ohne gehts bei Kentucky nicht.

Das Bulldogs Run Game gegen die Wildcats Front dürfte das entscheidende Duell auf dieser Seite des Balles sein. Es ist immer noch nicht sicher, ob QB JT Daniels zurückkehrt oder Stetson Bennett ihn weiterhin ersetzen muss. Mit Bennett werden die Bulldogs wesentlich weniger werfen. Dennoch ist diesem Bereich durchaus ein wenig Aufmerksamkeit zu widmen. Die Wildcats haben zwei starke Safeties mit Tyrell Ajian und vor allem Yusuf Corker, der gerade in tiefer Coverage mit guter Range, Instinkten und Ball Skills überzeugt. Gut möglich, dass einer der beiden sich regelmäßig um die extrem talentierten Bulldogs-TEs Brock Bowers und Darnell Washington kümmern muss. Washington könnte allerdings aufgrund seiner Länge auch von einem der Linebacker übernommen werden (was bei seiner Athletik ebenfalls ein krasses Mismatch wäre).

Fazit: Ich sehe nicht, wie Kentucky dieses Spiel knapp gestalten könnte. Aber vielleicht unterschätzen wir die Wildcats ja alle immer noch? Ich mein, in der Frage Katze oder Hund lautet meine Antwort eindeutig ersteres.

Pitt Panthers (4-1) @ Virginia Tech Hokies (3-2)
(21:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit)

Ich orientiere mich in den Previews viel zu oft an den Polls und stelle vor allem die vermeintlichen Spitzenspiele zwischen zwei gerankten Teams vor. Hier mache ich mal eine Ausnahme, die vor allem im Chaos der ACC begründet ist. Lange Jahre ging es in dieser Conference nur darum, wer die Coastal Division gewinnt und sich zur Belohnung von Atlantic-Champion Clemson verprügeln lassen darf. Dank Clemsons Schwächephase eröffnen sich nun auf einmal ganz neue Chancen…

… unter anderem für Virginia Tech und Pitt, die mit einer Conference-Bilanz von jeweils 1-0 zwar erst am Anfang ihres Spielplans stehen. Allerdings haben alle anderen Teams der Coastal (mit Ausnahme von Miami, die allerdings zur Zeit ganz andere Probleme haben) bereits zwei Conference-Niederlagen auf dem Konto. Der Sieger dieses Duells kann also fürs Erste einen kleinen Vorsprung für sich verbuchen.

Pitt hat aktuell eine der explosivsten Offenses des Landes und führt die FBS mit etwas über 52 Punkten pro Spiel an. Dies liegt vor allem an QB Kenny Pickett, der einen großen Entwicklungsschritt gemacht hat (aktuell 72% Completions, 10.3 Yards/Attempt, 19 TDs, nur 1 INT – also nix mit „Pick it“, höhö). Ich gebe gerne zu, dass ich lange nicht der größte Pickett-Fan war, aber momentan muss ich da Abbitte leisten. Ganz stark, gerade im deep Passing.

Mit Jordan Addison hat er einen der aufregendsten jungen Receiver im Team. Addison richtet meist aus dem Slot mit seiner Dynamik, seinen Routes und YAC-Skills jede Menge Schaden an.

Außen hat Pickett mit Taysir Mack noch einen klassischen vertikalen Receiver im Angebot, und auch darüber hinaus wird der Ball gut verteilt. Aufzupassen gilt es zudem auf den jungen RB Israel Abanikanda, nette Power-Speed-Kombo mit unterschätzter Elusiveness. Doch die Offense lebt ganz klar von Picketts Passing.

Diese Offense trifft auf eine ziemlich unterschätzte Defense (oft in 4-2-5 Nickel), die mir unter dem jungen DC Justin Hamilton bisher recht gut gefällt. Die Hokies agieren mit variablen Passrush-Konzepten und aggressiver Coverage (erstaunlich viel Press Man, war man hier ja nicht unbedingt gewohnt). Könnte mir allerdings vorstellen, dass man gegen Pitts deep Passing ein wenig vorsichtiger callen wird – warten wirs ab. Jedenfalls liegen die Stärken der Defense genau richtig: im Passrush und den Cornerbacks. Vorne gewinnt speedy EDGE Amaré Barno vor allem über außen und mit seinem Antritt, wird aber auch gerne über die Formation bewegt. Die Entdeckung der Saison ist der andere DE TyJuan Garbutt, der den Hokies eine veritable Passrush-Zange gibt. Zudem wird LB Dax Hollifield sehr effizient zum Blitzen geschickt, doch der fehlt den Hokies wegen eines Targeting-Calls aus dem Spiel gegen Notre Dame für die erste Halbzeit. Bitterer Verlust, der eventuell für zwei, drei mehr Runs der Panthers sorgen könnte, um den Backup mal zu testen.

Die Cornerbacks sind das andere Prunkstück der Defense. Mir gefällt allen voran Jermaine Waller, der einige Receiver aussschalten und einige Big Plays besorgen konnte. Lanky Corner mit guter Fluidität und starkem Footwork, dass ihm sehr enge Man Coverage erlaubt. Für mich ist Waller aktuell ein netter Riser-Kandidat für die Draft. Achtet mal auf ihn.

Sein Gegenüber Fr. Dorian Strong ist ein ähnlicher Typ. Und dann wäre da noch Chamarri Conner, ein aggressiver Slot-DB mit Physis, sicherem Tackling und einer Nase fürs Play. Mag den seit einigen Jahren sehr, aber kann er es wirklich allein mit Addisons Quickness aufnehmen? Schwer vorstellbar.

Virginia Techs Defense wird Pitt einige Male stoppen oder im Idealfall für Turnover sorgen müssen, da die eigene Offense nicht zu den besten gehört. Das Run Game funktioniert abseits von einigen designed Runs und Scrambles von QB Braxton Burmeister nicht wirklich. Ich hatte einige Hoffnungen für dem ehemaligen Rutgers RB Raheem Blackshear, doch da ist zu konstatieren, dass er wohl nie wesentlich mehr sein wird als ein gefährlicher Receiving Back. Burmeister ist ein solider Passer, der allerdings kaum den Unterschied ausmachen wird. Die Hokies haben gefährliche Receiver mit Tre Turner (Highlight Catches gelore!) und Slot Tayvion Robinson, doch das Passspiel als Ganzes ist leider zu limitiert. Zudem wird der verletzte TE James Mitchell schmerzlich vermisst.

Pitts Defense ist durchaus etwas anfällig, besticht aber gerade in der D-Line. Gerade die interior Line mit Keyshon Camp und meiner 2020er Entdeckung Calijah Kancey ist sehr disruptiv und wird die Hokies vor Probleme stellen. Dazu kommt außen All-Name-Kandidat DE Habbakuk Baldonado als Passrusher. Hinzu schießen die beiden athletischen Linebacker SirVocea Dennis und Phil Campbell gerne mal aus allen möglichen Positionen ins Backfield.

Die Panthers spielen unter HC Pat Narduzzi weiterhin ihre aggressive Cover 4-basierte Defense mit einigen kleineren Abwandlungen. Das beinhaltet einiges Risiko und immer mal wieder die Gefahr, durch die Luft viel abzugeben. So kam dann auch die einzige Niederlage der Saison gegen Mid-Major Western Michigan zustande. Doch können die Hokies das mit ihrer Offense wirklich ausnutzen? Ich bin etwas skeptisch.

Fazit: In Blacksburg ist es für keine Auswärtsmannschaft leicht, aber Pitt sollte am Ende aufgrund der deutlich besseren Offense die Oberhand behalten.

Weitere Spiele um 21:30 Uhr:

#19 BYU Cougars (5-1) @ Baylor Bears (5-1): Unterschätztes Duell zweier 5-1 Teams, die jeweils am vergangenen Wochenende ihre erste Niederlage einstecken mussten. Baylor hat seine Offense unter dem neuen OC Jeff Grimes runderneuert und deutlich explosiver angelegt. In der vergangenen Saison begeisterte Grimes noch als kreativer Playcaller von – richtig – BYU. Wer wird also den Grimes Bowl gewinnen? Die Bears wirken aktuell wie das rundere Team, während BYU zwar eine gute Defense stellt, aber in der Offense noch nicht das Niveau des letzten Jahres erreicht hat – was natürlich eine hohe Latte ist, denn es fehlt ja nicht nur Grimes, sondern auch QB Zach Wilson plus Teile der fantastischen O-Line. Die Cougars müssen auf ihr Run Game um den unterschätzten Tyler Allgeier hoffen. Doch insgesamt sehe ich hier Baylor vorne.

Purdue Boilermakers (3-2) @ #2 Iowa Hawkeyes (6-0): Trap Game nach dem Sieg im Topduell gegen Penn State? Wenn es nicht im heimischen Kinnick Stadium wäre, würde ich daran durchaus einen oder zwei Gedanken verschwenden. Ich bin gespannt, für welchen Quarterback sich Purdues HC Jeff Brohm entscheidet. Aidan O’Connell startete das letzte Spiel (und bekam nun die Bestätigung, dass er der Starter bleiben soll), Jack Plummer war zuvor vielleicht unspektakulär, machte aber eben auch keinen einzigen Fehler im Passing (0 Interceptions). Das ist ja eigentlich der entscheidende Faktor gegen Iowas Ballhawk-Defense. Besonderes Augenmerk: Top-WR David Bell mit seinen spektakulären contested Catch- und Downfield-Skills gegen Iowas Top-Zone Corner Matt Hankins. Oder gelingt es Purdue, Bell auf die Seite zu schemen, wo der andere Top-Corner Riley Moss verletzt fehlt? Auf der anderen Seite könnte das Duell der O-Line von Iowa gegen Purdues Top-DE George Karlaftis ein echtes Highlight werden. Schade, dass Karlaftis selten innen spielt, sonst kämen wir in den Genuss von Matchups gegen C Tyler Linderbaum, der für mich aktuell gute Gründe mitbringt, der beste O-Liner des Landes zu sein.

Kent State Golden Flashes (3-3) @ Western Michigan Broncos (4-2): Ein wenig Werbung für die MAC muss sein. In diesem Spiel treffen die meiner Ansicht nach bisher besten beiden Teams der MAC mit den besten beiden Quarterbacks aufeinander. Kent States Dustin Crum besticht als Passer und Runner in HC Sean Lewis‘ ultraschneller FlashFast-Offense, die gegnerischen Defenses zwischen den Snaps kaum Zeit zum Atmen lässt. Auf der anderen Seite wartet mit QB Kaleb Eleby der wohl stärkste Arm der MAC in einer etwas ausgeglicheneren Offense, die meist aus der Pistol agiert, mit herausragenden Skill Playern auf RB und WR. Offense -Liebhaber werden hier auf ihre Kosten kommen, versprochen!

Und was gibts für die Nachteulen?

#5 Alabama Crimson Tide (5-1) @ Mississippi State Bulldogs (3-2) (01:00 Uhr): Niemand spielt gerne gegen Alabama, wenn die Tide in der Wochen zuvor ausnahmsweise mal ein Spiel verloren hat. Das dürfte auch Bulldogs HC Mike Leach zu spüren bekommen. Oder nicht? Schließlich hat Mississippi State sein Spiel vor zwei Wochen gegen Texas A&M gewonnen und konnte sich nun in Ruhe auf die Tide vorbereiten. Leach wird seinen Quarterback Will Rogers im Idealfall wieder 50-60 Mal werfen lassen (insbesondere auf Cal WR Makai Polk underneath). Und die Defense der Bulldogs sieht 2021 gar nicht mal so übel aus. Dennoch, kann sich jemand ernsthaft vorstellen, dass Bama zweimal in Folge verliert? Ich definitiv nicht.

#22 NC State Wolfpack (4-1) @ Boston College Eagles (4-1) (01:30 Uhr): Verfolgerduell in der ACC Atlantic – und ja, verfolgt wird Wake Forest, nicht Clemson. Ich mag NC States Offense um QB Devin Leary, die beiden RBs Zonovan Knight und Ricky Person sowie die beiden physischen WR Emeka Emezie und Devin Carter. Carter hatte ich vor der Saison kaum auf dem Schirm, hat mir nun aber exzellent gefallen. Keeper. Und wer auf echte Mauler in der O-Line steht, sollte sich genauer mit LT Ikem Ekwonu auseinandersetzen. Leider läuft es meiner Ansicht nach noch nicht so ganz rund, denn eigentlich müsste mit dieser Offense besserer Output drin sein. Platzt nun etwa der Knoten?
Auf der anderen Seite kann man HC Jeff Hafley nicht genügend loben: Er verliert seinen NFL-Caliber QB Phil Jurkovec für die Saison und bleibt auch mit dem eher inakkuraten Backup Dennis Grosel zumindest competitive. Das Receiving Corps um WR Zay Flowers hilft nach Kräften. Doch vor allem holt nun die Defense (und hier insbesondere die Pass Defense) die Kohlen aus dem Feuer. Gelingt den Eagles ein weiterer Clou? Ich sehe es nicht ganz, wenngleich dieses Team selbst ohne seinen Top-QB sehr unangenehm zu spielen ist.

Army Black Knights (4-1) @ Wisconsin Badgers (2-3) (02:00 Uhr): Wer nachts Football schauen will, aber nicht zu lange, der ist hier gut aufgehoben. Zwei sehr lauflastige Teams, die in langen Drives übers Feld marschieren wollen, das verkürzt so ein Spiel schon enorm. Army wird dazu jede Menge 4th and shorts ausspielen, um die Badgers nicht in Ballbesitz zu bringen. Flexbone Option gegen Power Running: Oldschool Football vom Feinsten.

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